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Was tun, wenn die Last zu groß wird?

G

Gelöscht 115368

Gast
Geissblatt. Schau erst mal auf dich und ziehe wenn möglich dich etwas zurück. Bringt ja niemandem was wenn du dann auch am Boden liegst.
 

Zebaothling

Sehr aktives Mitglied
Als ich meine Großmutter gepflegt habe, war ich auch berufstätig , als sie langsam nicht mehr alleine zurecht kam habe ich ne Pflegekraft besorgt , die in der Zeit da ist, in der ich arbeite. Das ging mal richtig ins Geld ...das waren aber nur die letzten 3 Jahre.

Damals sprach ich mit jemandem der sich mit dem ganzen Behördenzeugs wohl gut auskennt, er sagte, wenn ihr arm wärt, dann würde es die Möglichkeit einer Haushaltshilfe geben, was ich aber schon gehört habe, ist, das hier der eine oder andere Ehrenamtler auch gerne mal einspringt, vielleicht ist das ja bei Euch ähnlich - einfach mal den Pfarrer oder die Caritas fragen....

Was für Dich gut wäre , wäre der Austausch mit anderen Menschen ich habe die Erfahrung gemacht, ich dachte ich wäre mit meinen Zweifeln , mit meiner Unsicherheit mit meiner Überforderung alleine, als ich dann mitbkommen habe, das die Leute sagten " Es ist schwerer einen Anngehörigen zu pflegen als einen Fremden "- oder - ich war völlig überfordert....oder ich dachte ich gehe auf dem Zahnfleisch....Pflichtbewußtsein, bei mir aber auch Liebe zu dem Menschen, meine Großmutter zog mich auf , hat mir das Heim erspart, da war auch von meiner Seite sowas wie eine Hand wäscht die andere....


Das Gefühl kenne ich, heute würde ich nicht mehr so bekloppt machen , also innerlich, damals war es für mich Neuland, aber hat alles gut hingehauen.

Versuche Dich mit Leuten auszutauschen die auch Pflegen, ich hab welche ( Gruppe ) über die Pflegekasse gefunden, war sehr interessant.
 

Splitterbunt

Aktives Mitglied
@Geißblatt67 , kannst du auseinanderklamüsern, was für dich die größte Belastung ist? Die emotionale Verantwortung, der Erwartungsdruck, die Zeit und Kraft, die du brauchst, um das alles stemmen zu können, bestimmte Aufgaben und Tätigkeiten, das alleine auf deinen Schultern zu tragen oder alles zusammen?
Es geht um Pflichtgefühl, um das Funktionieren-Müssen. Das ist so tief in mir verwurzelt.
Wenn beides so tief in dir verankert ist und auch die Beziehung zu deinen Eltern schon immer davon geprägt ist, dass du dich verpflichtet fühlst zu funktionieren, ist es sicher schwer, das zu durchbrechen. Aus eigener Erfahrung kann ich nicht sprechen, aber ich kann mir vorstellen, dass es in dieser Situation mit pflegebedürftigen Eltern und vor dem Hintergrund, dass sie nicht für immer leben werden, noch schwieriger bis unmöglich wird.

Zugleich ist niemandem damit geholfen, wenn du daran kaputt gehst. Kannst du Gedankenexperimente zulassen und dir vorstellen, was wäre, wenn du an der ein oder anderen Stelle abgibst oder weniger machst?
Und zwar nicht nur den Moment vorstellen, in dem du diese Entscheidung triffst und den Eltern mitteilst, sondern langfristig? Würde die Aufregung der Eltern und dein schlechtes Gewissen, das am Anfang vielleicht groß und schmerzhaft wäre, vielleicht nach ein paar Tagen abebben und ein Gewöhnungseffekt eintreten, somit auch Akzeptanz und Frieden?
Es geht nicht darum, dein Pflichtgefühl vollkommen abzustreifen (- ehrlich gesagt halte ich das auch für kaum schaffbar), sondern darum Rettungsanker und Inseln für dich zu finden, dank derer du weiterhin für deine Eltern da sein kannst, aber vielleicht nicht in diesem großen, allumfassenden Umfang.

Was belastet und stresst dich denn praktisch sehr dolle? Emotionaler Ballast kann einem von anderen Menschen erfahrungsgemäß kaum genommen werden, aber praktische Arbeiten und Tätigkeiten kann man weitergeben. Vielleicht würde das deine Situation um wenigstens ein paar klitzekleine Prozentpünktchen entschärfen?
 

Holunderzweig

Aktives Mitglied
Wie kann ich es durchstehen?
Ich wurde gerügt, weil ich dir sagte, denke über diese Problematik andersrum, es könnte dir helfen, alles besser zu schaffen, wenn du Affirmationen anwendest, dir suggerierst, ach, das schaffe ich schon.. irgendwie gehts.
Mit einem anderen Blick auf diese Fülle von To-do´s ( mir gelingts, statt, boah, ich bin am Ende) könnte sein, dass weniger Verzweiflung in dir ist.

Ich habe heute einen guten Tag gehabt, war in der Lage, extremes Chaos zu sehen, ohne dabei die Nerven zu verlieren. Meine Sammlung auf dem Dachboden wurde ausgekippt (wieder mal) und neu angeschaut, viel kritischer als sonst. Mit dem Ergebnis, da verschwand nun einiges wieder Richtung Müllkippe. Das war ein kurzes Entscheiden, ich kanns, ich schaffs, irgendwie gehts..wenn man immer nur diese eine Sache macht, die gerade ansteht ( Winterjacke aufheben, umdrehen, auf den Kleiderbügel legen, wieder abnehmen, in den Caritassack stecken..hunderte solcher Schritte waren zu tun, ich tat nur immer den einen. Immer nur den einen, der jetzt dran war. So buddelte ich mich durch durch den Berg. Morgen gehts weiter. Umstellen zum Roboter, nie zulassen, angewiedert zu sein, es einfach tun..
Ohne solche Tricks wäre ich nie in der Lage, alles beisammen zu halten können. Es wäre alles andere wichtiger, als mich diesen Aufgaben zu stellen. Die nimmt mir keiner ab.
Liebe Goldrute, entweder holst du Unterstützung, oder unterstütze dich eben mit solchen "Selbstüberlisten". Durchhalten, statt niedergehen. Das ist bei dir eine Phase, die ist irgendwann von Natur aus zu Ende. Ich wünsche dir viel Kraft. Wo kriegt man die her? In der Ruhe liegt sie. Ruhig bleiben, statt emotional, das kostet extra Energie, wenn man das, was man macht, mit Gegenwehr macht.
 

Zebaothling

Sehr aktives Mitglied
Belastend ist meist die Gesamtsituation, dazu zählen halt auch die Gefühlswelt, die sich um die Angehörigen dreht, tausendmal fragt man sich , ob man etwas besser hätte machen können, bis man feststellt, dass man im Grunde viel zu viel tut, was aber aufgrund der Situation und da geht es erstmal garnicht um die akuten Sachen, garnicht möglich ist - ja und dann fragst Du Dich,

weil dann kommt erstmal ganz lange nix , wie Du Dich für Dich selbst so einordnest und stellst fest - da ist Null privates, sondern nur Kümmern.

Das musst Du entschärfen.

Gönne Dir den Austausch mit der Gruppe - da gibts bestimmt was, dann schlägst Du zwei Fliegen mit einer Klappe - Du hast was für Dich und erfährst das Du mit all den Ängsten und Nöten , dem Gefühl der Ausweglosigkeit gar nicht so alleine bist , wie Du denkst.
 
Zuletzt bearbeitet:

Northern Light

Sehr aktives Mitglied
kannst du auseinanderklamüsern, was für dich die größte Belastung ist? Die emotionale Verantwortung, der Erwartungsdruck, die Zeit und Kraft, die du brauchst, um das alles stemmen zu können, bestimmte Aufgaben und Tätigkeiten, das alleine auf deinen Schultern zu tragen oder alles zusammen?
Das finde ich auch eine wichtige Frage.
meine Eltern haben immer schon erwartet, dass ich ihr Leben für sie organisiere
Und darüber hinaus aber bitte möglichst genau so, wie sie sich das vorstellen, richtig?

Vielleicht kannst du hier ansetzen. Dich Kümmern und deinen "Pflichten" nachkommen - ok. Aber eben so, wie es für dich leist- und machbar und auch mit deinen Bedürfnissen vereinbar ist. Sie können es gern anders machen, wenn sie es sich anders vorstellen; es sind ja erwachsene Menschen. Aber dann an der Stelle ohne dich.

Meine Kinder will ich nicht noch mehr belasten, als sie ohnehin schon belastet sind.
Ohnehin belastet durch eigene Baustellen meinst du? Oder sind sie in irgendeiner Weise in das Thema mit deinen Eltern involviert?

Ich kann gut verstehen, dass es dir sehr am Herzen liegt, den Fehler, den deine Eltern bei dir gemacht haben, nicht bei deinen Kindern zu wiederholen. Dennoch denke ich, dass es zwischen Null und Hundert auch noch Spielraum gibt; es sind ja keine kleinen Kinder mehr. Zumindest ein offenes Ohr für dich, den ein oder anderen Gedanken zu Überlegungen beisteuern, wäre das im Bereich des Möglichen? Oft hilft es ja schon, wenn man nicht alles alles mit sich ganz allein ausmachen muss.

In dieser Rolle würde ich übrigens deinen Partner ganz eindeutig sehen. Ist er für dich da, kannst du mit ihm beratschlagen? Kann er dich in anderen Bereichen entlasten, und wenn es nur ist, dass du zB am Wochenende nicht noch kochen musst?

Vielleicht kannst du auch mit der Überlegung etwas anfangen, pro Woche einen oder zwei konkrete Tage festzulegen, an denen du "elternfrei" hast. Wo du weißt, an diesen Tagen brauchst du nichts für sie machen, kannst dir Gutes tun, kannst versuchen, abzuschalten. Ohne schlechtes Gewissen. Und wo auch an dein Umfeld (insbesondere deine Eltern) klar kommuniziert ist, dass an diesen Tagen, wenn nicht gerade die Bude brennt, das Thema Mama und Papa tabu ist.
Du schreibst in deinem EP ja ganz richtig, wenn du tot wärst, würde es auch irgendwie gehen. Also sollte das doch an einem (besser zwei) Tagen die Woche auch machbar sein.

Bitte achte gut auf dich, Geißblatt. Mir ist klar, dass du alles, was wir hier schreiben, im Grunde selbst weißt. Vielleicht helfen dir unsere Gedanken trotzdem, irgendwie die Kurve zu kriegen. Steter Tropfen höhlt den Stein :)

Ich hoffe, dass du zumindest gesundheitlich zurzeit stabil bist; auch, dass du schlafen kannst.
Fühl dich mal in den Arm genommen.
 

Geißblatt67

Sehr aktives Mitglied
Ich danke euch nochmal für eure ausführlichen Beiträge. Ich kann gerade nicht jedem einzeln antworten.

Es ist die emotionale Belastung, die mich so fertig macht. Das Gefühl, ganz alleine verantwortlich zu sein. Meine Eltern haben nie wirklich vorgesorgt oder etwas geplant für das Alter. Außer eben, mir die Vorsorgevollmacht zu geben und darauf zu vertrauen, dass ich alles regle. Ich bin wütend, dass das so ist. Die Wut gibt mir immerhin noch Kraft.

Beide sind inzwischen zu krank, als dass ich noch irgendwelche Ansprüche an sie zurückgeben könnte.

Meine Kinder erledigen schon einiges, Einkäufe, Botengänge etc. Sie sind selbst durch den kranken Vater belastet.

Das mit dem elternfreien Tag versuche ich. Oft ruft mein Vater halt dann trotzdem an. Verständlich, er ist jetzt die meiste Zeit alleine daheim und langweilt sich.

Mein Partner ist die meiste Zeit selbst sehr belastet. Er hat gerade ein Dienstwochenende hinter sich, arbeitet also 12 Tage durch inklusive nächtlicher Einsätze. Wir sprechen schon über das Thema, er gibt mir auch (ärztliche) Tipps. Aber mehr geht nicht und erwarte ich auch nicht.

Ich weiß, mir fehlt derzeit die Leichtigkeit. Alles fühlt sich schwer und mühsam an. Kleine Ablenkungen versuche ich mir einzubauen. Aber selbst da kann ich nicht mehr komplett abschalten. Schlafen kann ich natürlich auch nicht.
 

Splitterbunt

Aktives Mitglied
Das ist eine extreme Situation, es tut mir so leid, dass du darin so gefangen bist.

Aus eigener Erfahrung kenne ich das nicht, deswegen kann ich mir das Ausmaß deiner Belastung sicher auch nur sehr entfernt ausmalen.

Meine beste Freundin ist in einer ähnlichen Situation, sie ist Einzelkind und ihre Mutter ist nach einem schweren Unfall vor ein paar Jahren auf Pflege, Betreuung und Hilfe angewiesen. Die emotionale und psychische Belastung für meine Freundin ist enorm, vor allem das alleine tragen zu müssen, für ihre Mutter, aber auch alle Seiten und Stellen, Behörde, Ärzt*innen, Fachpersonal, einzige Ansprechperson zu sein, diverse schwierige und wichtige Entscheidungen treffen und in der Folge verantworten zu müssen (oft welche, bei der es keine gute Lösung gibt und es eher die Wahl zwischen Pest und Cholera ist) und all die emotionalen Mechanismen (schlechtes Gewissen, Frust, Hoffnungslosigkeit), die mitspielen. Als Außenstehende ist es schwer, das mitzuerleben, phasenweise mache ich mir große Sorgen um meine Freundin und habe das Gefühl, dass sie ihr eigenes Leben geparkt hat und ihre Bedürfnisse, Wünsche, Träume gänzlich von dieser großen Aufgabe, für die Mutter zu sorgen, verschluckt werden, sogar Beziehungen und Freundschaften sind über die Jahre kaputt gegangen.

Das ist schlimm und ich frage mich, ob Eltern das wirklich so für ihre Kinder wollen.

Deine Eltern sind zu krank (und vermutlich auch zu alt), um das noch zu hinterfragen und ändern lässt sich an vor langer Zeit verpassten Chancen, entsprechende Vorkehrungen zu treffen, auch nichts mehr.

Ich glaube, dass man sich allein durch Abgrenzung (und professionelle Hilfe, die den Abgrenzungsprozess unterstützt und begleitet) ein wenig selbst helfen kann. Das Problem ist, dass das unfassbar schwierig ist und das Thema so emotional. Eine Eltern-Kind-Beziehung ist noch dazu superkomplex und oft supertief. Das macht das alles noch komplizierter.

Bitte entschuldige, das ist alles nicht hilfreich. Es ist aber gut, finde ich, dass du hier geschrieben und dir dadurch einen kleinen Raum geschaffen hast, in dem du darüber schreiben kannst.

Kannst du dich manchmal eigentlich so richtig über die Situation und auch deine Eltern auskotzen oder hast du Hemmungen, weil sie auf Grund ihrer Erkrankungen und des Alters natürlich arm dran sind und einem leid tun können? Sich ungefiltert auszukotzen ändert leider nichts an all den Problemen und Schwierigkeiten, aber kann der Seele ab und zu sehr gut tun. Wenn du in deinem Umfeld nicht den geeigneten Raum dafür hast, ist ja vielleicht hier Platz dafür.
 

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