Ich denke, dass es da unterschiedliche Ansichten gibt, ob Kunst unbedingt "schön" sein muss. Für mich haben Kunst und Schönheit nicht zwangsläufig etwas miteinander zu tun. Es gibt auch sehr interessante Kunst, die nicht im engeren Sinne schön ist, aber interessant und bemerkenswert. Andererseits gibt es vieles, was schön ist, aber letztlich kommerzielle Serienproduktion. Abgesehen davon ist Schönheit ebenfalls nicht definiert und entsteht wie Kunst allgemein im Auge des Betrachters.
Das alles, was du schreibst, steht ja nicht im Widerspruch zu dem, was ich sage. Manche Leute finden auch Häßliches schön. Ich schrieb nicht, daß Kunst schön sein muß. Aber sie gefällt eben - oder nicht. Ich schrieb auch nirgendwo, daß Schönheit objektiv sei.
Es gibt auch sehr interessante Kunst, die nicht im engeren Sinne schön ist, aber interessant und bemerkenswert.
Nenn' mal ein paar Beispiele.
Ein klassischer Fall von Psycho-"Kunst" ist wohl Marina Abramowitsch. Da funktioniert Kunst gewissermaßen wie Gender-Sprache. Man muß dran glauben. Da wird die narzißtische Dimension von vieler moderner Kunst, insbesondere Performance-Kunst, sehr sichtbar. Die Tante setzt sich 12 Stunden oder so an einen Tisch in einem Museum und guckt irgendwelchen wildfremden Leuten, die dieser "Künstlerin" auf den Leim gehen, starr in die Augen.
Das Ganze nennt sich dann "The artist is present". So etwas ist heute "Kunst".
Kunst dient in vielen Fällen der narzißtischen Selbstaufwertung von Akademikern. Man kann sich und anderen zeigen, was für ein bildungsnaher Mensch man doch ist. Daß man en vogue ist usw.
Diesen dekadenten Aspekt von Kunst sollte man durchaus kritisieren und ihn wie Hans Christian Andersen möglichst brutal und respektlos entlarven.