Wenn überkommende und überholte Ansprüche an Bedeutung und Gültigkeit verlieren, dann beschwören ihre Anhänger gerne die wachsende Intoleranz mit markigen Worten und vorbelasteten Begriffen, um ihren Argumenten ein Gewicht zu verleihen, das sie offenbar nicht mehr haben.
Wenn Du für Dich einen Anspruch als nicht mehr gültig und als bedeutungslos bezeichnest, dann ist das Deine Dir zustehende Meinung. Sobald Du jedoch Deine Empfindung generalisierst, wirst Du intolerant und überheblich.
Vergangeheitsbewältigung verläuft nicht immer gesittet und ruhig, vor allem wenn so manche Vertreter des Gestrigen mit dem Wiederholen von leeren Worthülsen nicht mehr auf die Unterstützung stoßen, deren sie sich vor 50 Jahren noch zu sicher sein konnten.
Auch hier: Es steht Dir frei, die Ansichten anderer Menschen als "gestrig" zu empfinden und zu bezeichnen. Und wenn Du eine andere Meinung als leere Worthülse empfindest und bezeichnest, so ist das durch Meinungsfreiheit abgedeckt. Sobald Du aber Deine Empfindung und Meinung pauschalierst, wirst Du intolerant und überheblich.
So oft hast Du, Nordrheiner, in Frage gestellt, ob ein Mensch ohne Glauben moralisch und gut sein kann, hast für Dich eine Moralität aufgrund göttlichen "Rückhalts" reklamiert und damit anderen sowohl die Fähigkeit als auch die Absicht "durch die Blume" abgesprochen und nun bemühst Du den Holocaust mit mahnendem Zeigefinger, dass den christlichen Gedanken in Deinen Augen zu wenig Beachtung geschenkt wird?
Das ist sachlich falsch. Ich habe immer deutlich gemacht, dass "moralisch und gut" im christlichen Sinne ungleich ist mit "moralisch und gut" im säkularen Bereich. Und ich lege Wert darauf, dass diese Unterscheidung akzeptiert wird. Ich kann Dich nur nicht zwingen, diese meine Unterscheidung wahrzunehmen und zu akzeptieren.
Dein Hinweis auf unsere OT-Regel soll dann auch noch hier im Forum veranschaulichen, dass mit Totschlagargumenten gegen Beiträge vorgegangen wird, die ganz offensichtlich am Thema des Threads vorbei gehen? Wenn hier jemand versucht mit seinem eigenen Thema einen anderen Thread zu kapern, dann ist nicht Toleranz für dieses Tun gefragt, sondern Einsicht und Respekt dem Thema eines anderen gegenüber.
Wenn alle Bemerkungen / Beiträge, die nicht genau mit dem ursprünglichen Thema zu tun haben, gelöscht würden, hätten wir einen Diskussionspunkt weniger. Es ist die Ungleichbehandlung, die mich stört.
Wenn jemand in einem Hilferuf seitenlang Beiträge nutzt, Falschdarstellungen aus irgendwelchen Pamphleten veröffentlicht, dann nenne ich das Mißbrauch oder Kapern des Forums. Das hat mit Hilfe nichts zu tun. Es ist im übrigen eine Kränkung von Gläubigen.
Und sicherlich ist Dir aufgefallen, dass auf einen Beitrag von mir mehrere Fragen gestellt werden. Dann finde ich es unfair, wenn ich darauf nicht antworten darf, weil mir ansonsten "Kapern" unterstellt wird. Ich verstehe gut, dass es einfacher ist, den einen Antwortgeber zu sanktionieren als die vielen Frager. Aber das ist dann eher der Bequemlichkeit geschuldet als der Fairness.
Der Versuch, diese beiden völlig unterschiedlichen Sachverhalte zu verbinden, ist dann was? Demagogen haben schon zu allen Zeiten diese Taktik angewendet, um ihre Argumente mit der Überzeugungskraft ganz anderer Zusammenhänge zu stärken.
Wenn Du gegen Volksaufhetzung, besonders im politischen Bereich, bist (=Demagogie), dann verstehe ich nicht, warum Du gegen seitenlange Hetze Dich im jeweiligen thread nie aussprichst. Als Form der Meinungsfreiheit kannst Du sie ja gerne akzeptieren... wenn es Dir beliebt. Deine Anti-Demagogische Meinung vermisse ich regelmässig.
Es gehört zu den Aufgaben von Demokraten, in solchen Fällen dagegen zu argumentieren und dem zu widerstehen. [
/QUOTE]
Ich kann jetzt nicht erkennen, ob Du Dich aus sachlichen Gründen zu den Demokraten zählen darfst. Rein von Deiner guten Meinung über Dich selbst wäre das natürlich zulässig.
Demokratie lebt von der Meinungsvielfalt. Ich verstehe schon den Konflikt, der immer und immer wieder entsteht, weil eben gegensätzliche Meinungen mit breitem Interesse dazu führen, dass Nebenaspekte einbezogen werden und dadurch das ursprüngliche Thema aus der Sicht gerät.
Demokratie lässt das Ausufern zu, ja fordert sie geradezu ein. Das Ausufern ist lediglich auch manchmal unproduktiv.
Zum Zweck der Diskussion ist dem Ausufern schon Grenzen zu setzen. Das starre Festhalten, das auf-keinen-Fall-Zulassen von abweichenden Diskussionen sorgt dafür, dass die Diskussion den Regeln dient und nicht die Regeln der Diskussion.
Von einem guten Moderator erwarte ich, dass er moderiert. Damit meine ich Zurückführung zum Thema. Ein guter Moderator schafft Vertrauen. Motivation ist eine weitere Aufgabe eines guten Moderators, nicht Sanktionierung. Sanktionierung kann ich als "letztes Mittel" gut nachvollziehen, wenn es sich um Beleidigungen handelt.
Schon bei "persönlicher Angriff" wird es schwierig. Deine obige Äusserung "Demagogen haben schon zu allen Zeiten diese Taktik angewendet, um
.." ist als indirekter persönlicher Angriff zu verstehen.
Im Prinzip sollte ein guter Moderator seine Befindlichkeit zurücknehmen können.
Ja, viele Menschen suchen heute nach neuen Leit- und Vorbildern, weil ihnen die Widersprüche der vorhandenen zu offensichtlich sind. Dies zu bewerkstelligen ist nicht einfach und impliziert viel "try and error". Aber ist es dann besser, die Suche aufzugeben? Ich finde nicht.
Diesen Beitrag zu besprechen führt uns vom Thema zu weit weg und ist jetzt OT. Moderierend mache ich den Vorschlag: Der Gedanke ist gut - möchtest Du dazu nicht einen eigenen Faden aufmachen?
Um mehr Toleranz im Umgang miteinander zu verwirklichen, könntest Du damit anfangen, Deine persönlichen Befindlichkeiten von den großen "Weltthemen" zu trennen. Das eine hat mit dem anderen nicht viel gemeinsam.
Wie darf ich das verstehen?
Wenn z.B. ein Bischoff den Homosexuellen die Menschenrechte abspricht, bin ich doppelt betroffen, mal als Mensch und dann noch als Christ. Ich bin nicht nur Kopf, sondern habe auch Gefühle. Wenn umgekehrt die kath. Kirche heute für Verbrechen im Mittelalter verantwortlich gemacht oder in einen Topf geworfen wird, fühle ich mit den heutigen kath. Christen, deren heutige geistige Heimat verunglimpft wird. Ich bin nicht nur Kopf, sondern auch Gefühl.