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Verlassene Eltern

Cucaracha, das glaube ich auch, kenne ich aus eigener Erfahrung.

Ich interessiere mich seit vielen Jahren für den 1. und 2. Weltkrieg, auch in Bezug auf meine Eltern und Großeltern. Leider hat mir von den beiden auf meine Nachfragen hin keiner viel was dazu erzählt (warum auch immer.....). Stichwort: Das haben wir nicht gewusst.

Das sind natürlich absolute Extremsituationen, die ich natürlich nicht im Mindesten verstehen kann, ich versuche es. Auch unter Einbeziehung dieser versuchten Verständnisse bleibt mir mein (fast) ständiges Gedankenkarussell. Und kein Kontakt ist für mich im Moment das Beste.

Ein "Telefonat" mit meiner Mutter hat mich noch für 2 Tage psychisch und physisch extrem aus der Bahn geworfen.

Ob sich unsere Eltern wohl nur annähernd solche Gedanken wir wir hier machen....?....Sie können es wahrscheinlich schlicht und einfach nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaube, das mit dem Krieg, das ist noch mal ein Thema für sich, das für uns nicht so einfach zu verstehen ist. Zum Glück! Und ich kann nur hoffen, daß das so bleibt. Denn verstehen kann das wahrscheinlich nur der, der selbst einen Krieg erlebt hat.

Aber unabhängig davon, ob es nun am Krieg liegt oder an der Erziehung oder ob es einfach so in ihrer Natur liegt: Daß meine Mutter nicht feinfühlig ist, war mir schon immer klar. Bei dem dritten Link von Cucaracha heißt es:

"Konzept der Feinfühligkeit
Als Mitarbeiterin von John Bowlby untersuchte Mary Ainsworth die Bedeutung des feinfühligen Pflegeverhaltens der Bindungsperson (Ainsworth, 1977). Sie fand heraus, dass Säuglinge sich an diejenige Pflegeperson binden, die ihre Bedürfnisse in einer feinfühligen Weise beantworten. Dies bedeutet, dass die Pflegeperson die Signale des Säuglings richtig wahrnimmt und sie ohne Verzerrungen durch eigene Bedürfnisse und Wünsche auch richtig interpretiert. Weiterhin muss die Pflegeperson die Bedürfnisse angemessen und prompt - entsprechend dem jeweiligen Alter des Säuglings - beantworten."

Demnach wären feinfühlige Menschen die besseren Eltern. Das klingt völlig simpel, ist es aber nicht. Meine Mutter ist nach außen hin ein sehr netter Mensch. Sich in andere Menschen reinversetzen; zu erspüren, was ein anderer fühlt; zu merken, wenn sie jemanden verletzt, das kann sie nicht. Und das war mir eigentlich schon immer klar. Bloß, daß wir das eher als Stärke betrachtet haben denn als Schwäche. Dadurch daß sie nicht so sensibel ist, kann sie andere Dinge besser. Äußerlichkeiten, also zum Beispiel wie ein Mensch gekleidet ist, das nimmt sie leichter wahr als ich. Gefühle zu haben bedeutet für meine Mutter nicht in sich hineinzuhorchen, was sie empfindet, sondern es bedeutet für sie, zu allen Menschen nett und höflich zu sein. Das ist ein Menschentyp, den ich bislang eigentlich als extravertiert bezeichnet hätte. Ich bin mir aber nicht sicher.

In "Am Anfang war Erziehung" von Alice Miller habe ich auf Seite 293 eine sehr interessante Passage gefunden:

"Jedes Leben und jede Kindheit sind reich an Frustrationen, das ist gar nicht anders denkbar, denn auch die beste Mutter kann nicht alle Wünsche und Bedürfnisse ihres Kindes befriedigen. Aber nicht das Leiden an Frustrationen führt zur psychischen Krankheit, sondern das Verbot, dieses Leiden, den Schmerz über die erlittenen Frustrationen zu erleben und zu artikulieren, das von den Eltern ausgeht und das meistens zum Ziel hat, die Abwehr der Eltern zu schönen. Der Erwachsene darf mit Gott, mit dem Schicksal, mit den Behörden, mit der Gesellschaft hadern, wenn man ihn betrügt, übergeht, ungerecht bestraft, überfordert, anlügt, aber das Kind darf mit seinen Göttern, den Eltern und Erziehern, nicht hadern. Es darf seine Frustrationen auf keinen Fall zum Ausdruck bringen, muß die Gefühlsreaktionen verdrängen oder verleugnen, die in ihm bis ins erwachsene Alter wuchern, um dort eine bereits transformierte Abfuhr zu erfahren. Die Formen dieser Abfuhr reichen von der Verfolgung der eigenen Kinder mit Hilfe der Erziehung über alle möglichen Grade psychischer Erkrankungen, über Sucht, Kriminalität bis zum Selbstmord."


Hier möchte ich noch mal auf die Geschichte zurückkommen, die ich in Post 276 erzählt habe. Ich bin der Meinung, daß in einer intakten Mutter-Kind-Beziehung die Mutter es ihrer Tochter hätte an der Nasenspitze ansehen müssen, daß etwas nicht stimmt. Die Tatsache, daß die Tochter dies alles über sich ergehen läßt, zeigt, daß diese zu diesem Zeitpunkt bereits gelernt hatte, ihre eigenen Gefühle zugunsten der Gefühle der Mutter zu unterdrücken. In einer intakten Mutter-Kind-Beziehung wäre die Tochter womöglich in Tränen ausgebrochen oder hätte sonst irgendwie auf sich aufmerksam gemacht. Nicht weil die Mutter aufgrund einer Verwechslung das eigene Kind beleidigt, entwickelt dieses Kind Verhaltensstörungen und Depressionen. Sondern weil es weiß, daß es der Mutter zuliebe die Wahrheit nicht ans Licht bringen darf.
 
Hallo Böse Tochter, wie wunderschön beschrieben..so wahr...

die narzistische Bedürftigkeit der Eltern, die wirkliche Gefühlsausdrücke des Kindes unmöglich macht, da durch Anpassung Liebe gesichert wird, bzw für ein Kind bei Ausleben der Gefühle eine grosse Gefahr droht..

Das Kind zeigt das was die Eltern wollen und übergeht alles andere...
Perfekt dressiert...

Habe jetzt nur eines nicht kapiert..

Du gibst doch der These recht... Feinfühlige wären die besseren Eltern..

Warum denn dann nicht?
 
Rascas, sie sagt doch nicht dass die These falsch sei. Sie sagt bloß dass es nicht so simpel ist wie es klingt.

Das dressierte Kind, ja das kommt hin. Vielleicht gibt es auch so viele Paare die sich einen Hund zulegen als ein Kind zu zeugen? In dem Fall sicher die bessere Wahl.

Böse Tochter, ich glaube aber nicht, dass die Menschen, die von deiner Mutter nett behandelt werden, diese als feinfühlig wahrnehmen. Zumindest nicht wenn sie mit dem Begriff das selbe verbinden wie ich.

Warum sollte es denn nicht so einfach sein, dass feinfühlige Menschen die besseren Eltern wären? Wenn deine Mutter nett und höflich ist macht sie das ja nicht zu einer besseren Mutter. Ich finde die Aussage erstaunlich schlüssig, vor allem in ihrer Prägnanz.

Nach einigem Nachdenken komme ich zu dem Schluss, dass die feinfühligen Menschen in der Gesellschaft aber wohl in der Unterzahl sein müssen. Viele Menschen sind zu egozentrisch um sich in andere hineinzuversetzen finde ich. Das scheint mir in diesem Forum aber anders zu sein, geradezu eine Anhäufung der Minderheit, kommt mir zumindest so vor.
 
Ich glaube auch dass einfühlsame feinfühlige Leute bessere Eltern sind...
Mag ja alles sein, aber grundsätzlich finde ich es so langsam müßig, in einer durchwegs kranken Gesellschaft mit so gut wie einer durchwegs kranken Jugend drüber zu diskutieren, welchen Anteil die Eltern jetzt daran haben bzw. hatten.

Ich glaube wirklich, da kann man es machen, wie man will - kommt immer aufs selbe raus: gegenseitige Schuldzuweisungen: Eltern - Kinder, Kinder - Eltern, Eltern - Staat, Staat - Eltern...🙄

Dass Minderjährige für die ganze Scheiße (noch) nicht verantwortlich sind, ist wohl jedem klar.
 
Wir haben jetzt doch nur über die ...lieben... Eltern geschrieben...
Sie prägen in erster Linie ihre abhängige Brut.
Solche Begrifflichkeiten wie "Brut", na ja, da bleibe ich lieber bei ver****ter Sch...e. 😛😀

Alice-Miller-Quatsch, anno dazumal, antiquiert - Relikt bestenfalls aus Helmut Schmidts Zeiten -, und das Thema heißt ja: "Verlassene Eltern" - dort steht nirgends in welchem Jahrhundert. 🙄

Alice Miller war als Mutter eine Katastrophe. Sie war kalt, herrisch, kontrollsüchtig und schritt nicht ein gegen ihren Mann, der zu Prügelstrafen und sexueller Misshandlung neigte. Das sagt der Sohn.

http://www.welt.de/debatte/k
ommentare/article120254243/Es-war-nicht-schoen-Alice-Millers-Sohn-zu-sein.html

Aktuell siehts eher so aus und Eltern sind womöglich mitschuldig, weil sie demselben unterworfen sind und keine Gegenwehr leisten:

Absolut erschütternd! Nichtmal mehr die Kindheit ist dem Staat heilig. Kinder sollten mit Spaß lernen und nicht unter Leistungsdruck Wissen reingedrückt bekommen. Aber man braucht ja für die Zukunft gute, fleissige Roboter um noch mehr "wertloses" Geld in die Wirtschaftssysteme zu holen. Auf Kosten von Lebenwesen aller Art.

http://www.hilferuf.de/forum/gesellschaft/189606-wenn-nichtmal-mehr-die-kindheit-erlaubt-ist.html


 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe Alice Miller zuerst aus den Negativschlagzeilen kennengelernt und wollte ihre Bücher deshalb gar nicht lesen. Erst als ich durch Rascas und andere "Kinder" in diesem Faden erfahren habe, wie sehr ihnen die Lektüre dieser Bücher geholfen hat, habe ich mich dazu durchgerungen, auch mal ein Buch dieser schlechten Mutter zu lesen. Als ich dann auf oben zitierte Textstelle traf, war ich überrascht festzustellen, daß sie den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Was Alice Miller selber für ein Mensch gewesen ist und wie sie zu ihren Erkenntnissen gekommen ist, da kann ich nichts zu sagen. Aber das weiß ich: Hätte ich ihre Bücher früher gelesen, dann wäre mir vieles im Leben leichter gefallen.
 
Das Konzept der Feinfühligkeit erklärt nicht, warum dann von mehreren Geschwistern, die die gleichen Eltern haben und in der gleichen Umgebung aufwachsen, eines sich normal entwickelt, das andere nicht. Ich kann mir zwar schon vorstellen, daß Feinfühligkeit der Entwicklung eines jeden Kindes guttut, aber das allein kann es nicht sein. Da spielt noch eine andere Komponente mit rein: die Veranlagung des Kindes. Ein Kind ist kein unbeschriebenes Blatt. Wäre es ein unbeschriebenes Blatt, dann wäre die Erziehung einfach: Dann könnten Eltern ihr Kind nach ihren eigenen Wünschen formen, ohne daß es dem Kind schaden würde. Die Erziehung ist aber gerade deshalb so schwierig, weil jedes Kind anders veranlagt ist. Und ich möchte durchaus behaupten, daß es Kinder gibt, die sich auch dann normal entwickeln, wenn sie keine feinfühligen Eltern haben. So jedenfalls habe ich das beobachtet. Und das ist auch in diesem Faden schon mehrmals zur Sprache gekommen.
 

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