Hilfesuche hat aber doch
miterlebt, wie ihre Tochter sich vor Erhebung der Vorwürfe, währenddessen und danach verhalten hat, wie es zur Erstaussage kam, wie sie log und sich "verbesserte", um ihre Aussage wieder stimmig zu machen...
und wie ihre Tochter ihr selbst sagte, sie habe sich die Geschichte ausgedacht!!!
Also - ich bin wirklich dafür, dass man Missbrauchsvorwürfe nicht einfach ungläubig beiseite schiebt, sondern ihnen gründlich nachgeht. Und ich glaube auch, dass es Mütter gibt, die ihre Kinder in so einer Situation nicht genügend ernst nehmen. Die Frage ist aber doch - was hat das mit diesem Thread zu tun? Wenn man sich hier an der Diskussion beteiligt, muss man in der Lage sein, eventuelle eigene Erfahrungen zurückzustellen, von anderen Fällen Abstand zu nehmen, seine "allgemeinen" Informationen über "solche Fälle" nicht auf diesen zu übertragen, und sich konkret und ausschließlich mit der von Hilfesuche geschilderten Situation zu befassen.
Wenn
ich das tue, dann komme ich zu dem Schluss: Unter den von Hilfesuche genannten Umständen würde ich an ihrer Stelle die Angaben des Mädchens allerhöchstwahrscheinlich auch nicht glauben. Und ich denke, das ginge sehr vielen hier so, wenn sie mal ernsthaft annehmen würden, sie wären tatsächlich in derselben Lage gewesen und hätten dasselbe erlebt wie Hilfesuche.
Es ist mir unbegreiflich, wie man ihr stattdessen immer und immer wieder reindrücken kann, sie solle doch mal überlegen, ob nicht doch... undsoweiterundsofort.
Als vollkommen unsäglich in dieser Hinsicht empfinde ich
diesen Beitrag von Tränenarm. Dort spricht sie zunächst von "blindem Vertrauen", was an der von Hilfesuche geschilderten Sachlage schon mal völlig vorbeigeht. Dann schwenkt sie um auf die Beschreibung anderer Fälle, in denen die Mütter wegschauen. Und als Krönung kommt sie dann auch noch mit
"Ach ja stimmt ja, ein Kind will ja auch das der Vater/Stiefvater schlimme schmerzhafte Dinge mit ihm macht..." und kommentiert das mit
"Mir wird übel".
Ganz ehrlich,
mir wird übel, wenn ich sowas lese. Denn einem ganz normalen, nicht kriminell, pervers, pädophil, antisozial oder sonstwie abnormal veranlagten Mann, der zu Unrecht wegen eines solchen Tatvorwurfs verurteilt wurde und in Haft sitzt, kann man wohl getrost unterstellen, dass er das von Tränenarm Beschriebene ebenfalls zutiefst widerlich und abstoßend findet. Und einer ganz normalen, nicht kriminell, pervers, pädophil, antisozial oder sonstwie abnormal veranlagten Frau, die erlebt hat, dass ihre Tochter eine falsche Beschuldigung erhob, kann man ebenfalls getrost unterstellen, dass sie das von Tränenarm Beschriebene zutiefst widerlich und abstoßend findet. Also -
was soll so ein Beitrag? Zu allem Furchtbaren, was diesen Menschen schon widerfahren ist, ihnen sowas reinzudrücken, was NICHTS mit ihnen zu tun hat, was sie aber zweifellos (und das ist ja auch ersichtlich die Intention des Beitrags) auf sich persönlich beziehen müssen... das ist schon mehr als unsensibel, finde ich.
Und noch mal - es geht nicht darum, dass andere hier
sicher wissen könnten, was geschehen ist. Das geht natürlich nicht. Es geht darum, es für
möglich zu halten, es annehmen zu können. Allein die
Möglichkeit, Menschen mit einer solchen ungeheuerlichen Unterstellung wie der von Tränenarm vorgebrachten zutiefst zu verletzen, sollte einen doch eigentlich schon davon Abstand nehmen lassen, so etwas zu schreiben.
Ich denke, da mangelt es entscheidend an Einfühlungsvermögen und an der Bereitschaft, sich gedanklich in Hilfesuches Lage zu versetzen, und dabei die von ihr genannten Umstände als wahr anzunehmen.
Vielleicht wird es deutlich, wenn man mal den umgekehrten Fall annähme. Würde hier eine Mutter über Missbrauchshandlungen ihres Lebensgefährten an ihrer Tochter berichten, und mehrere ziemlich klare Argumente nennen, warum sie von der Richtigkeit der Angaben ihrer Tochter absolut überzeugt ist - würden dann wohl auch wiederholte, insistierende Aufforderungen, doch noch mal drüber nachzudenken, ob das auch
wirklich stimmt, für richtig gehalten? Würde es für richtig gehalten, all ihre Erklärungen, warum sie ihrer Tochter glaubt, zu ignorieren, oder sie anzuzweifeln, für unglaubwürdig oder gar erlogen hinzustellen? Würden Bemerkungen für richtig gehalten, der Mann könne einem ja wirklich leid tun? Würden vielfache, böse Vorwürfe für richtig gehalten, sie schaue nicht genau genug hin, habe sich nicht genug Gedanken gemacht, vertraue ihrer Tochter blind? Und würde ein Beitrag für akzeptabel gehalten, der z.B. ausführt, es gebe schließlich viele Mädchen, die solche Beschuldigungen einfach so erheben, aus Spaß oder um Aufmerksamkeit zu bekommen, und die sich an der Katastrophe, die sie hervorrufen, dann noch ergötzen... und Mütter, die bei einer solchen Verleumdung auch noch bereitwillig mitmachen und sich ganz unkritisch auf die Seite ihrer Tochter stellen, denen das Leid des Mannes völlig egal ist...???
Ich glaube, die Antwort ist ziemlich eindeutig. Und ich finde es sehr bedauerlich, dass man sich hier so schwer tut, einen gleichen und gerechten Umgang mit verschiedenen, auch gegensätzlichen Thematiken zu etablieren.
Natürlich macht es einen Unterschied, ob zu Recht oder zu Unrecht. Ehrlich, Gast... auch du argumentierst doch unterschwellig aus der Annahme heraus, der Mann sei schuldig...
Wenn der Mann zu Recht verurteilt wurde - dann wäre es ja wohl das Beste, den Mann von Hilfesuche und ihren Kindern in jeder Hinsicht so fern wie möglich zu halten.
Wenn aber zu Unrecht - und das ist der Fall, von dem hier ausgegangen werden sollte
🙂 - dann ist der Weg, den Hilfesuche gehen will, doch eine gute Sache... und ich sehe auch reelle Chancen, die Zukunft positiv zu gestalten. Die Beziehung besteht immerhin schon lange - ca. 10 Jahre, wenn ich das jetzt richtig überschlage - sie hat enormen Belastungen standgehalten, die Partner halten trotz aller Widrigkeiten unverbrüchlich zusammen und stehen die schwere Zeit gemeinsam durch - das ist doch das Beste, was man seinen Kindern vorleben kann.
Was dagegen würde den Kindern vermittelt, wenn Hilfesuche sich aus "pragmatischen" Gründen, weil der Mann nun mal vorbestraft ist und es dadurch möglicherweise zu Schwierigkeiten im weiteren Zusammenleben, zu Diffamierungen etc., kommen könnte, distanzieren würde???
Es ist vollkommen unrealistisch, die Problematik als zwei unabhängig voneinander bestehende Baustellen anzugehen. Der Mann ist der Vater der Kinder, und Hilfesuches Umgang mit ihm hat in jedem Fall auch Auswirkungen auf sie. Und gerade weil die Kinder schon genug Trennungen und Umbrüche erlebt haben, ist es doch um so positiver, dass ihnen nicht auch noch der Vater gänzlich abhanden kommt - sondern es im Gegenteil inzwischen in greifbare Nähe gerückt ist, dass ihr Papa wieder viel mehr und für sie da sein kann, und sie schon bald wieder eine richtige, vollständige Familie sein können.