Nordrheiner
Sehr aktives Mitglied
Hallo, Gast,Wie schon vorher gesagt wurde, machen Eltern oft einen entscheidenden Fehler und zwar, dass sie die Person, nicht die Handlung, missbilligen. "Du gehst mir auf die Nerven", "Ich ertrage dich nicht" oder "Du bist ein undankbarer Mensch". Das sind alles negative Aspekte.
Generell stehen Strafen schon lange in Diskussion als "kontraproduktiv" zu gelten was die Erziehung anbetrifft. An sich ein spannendes Thema worüber es sich zu lesen lohnt. Woher stammt das eigentlich? Warum denken wir, dass es förderlich ist? Was bezwecken wir eigentlich damit?
Aber das resultierte aus diesen "Strafen" und dem Leistungsdruck ein unauffälliger und unkomplizierter Mensch zu sein. Das wollte ich nicht, also wurde ich immer rebellischer. Was zu weiteren Strafen führte. Das einzige, wie ich dagegen ankämpfen konnte war auch so zu handeln. Ich habe mich von meiner Familie abgekapselt um mich selbst zu schützen, weil ich halt auch sehr verletzt war und ich kein Ventil für diese Gefühle hatte.
Von Seiten meiner Mutter kamen dann irgendwann Nichtbeachtung, weil ich ihr zu anstrengend wurde. Das war das schlimmste in meinem Leben, und es tut mir auch heute, viele Jahre später, immernoch sehr weh und hat die Beziehung zwischen mir und meiner Mutter irreparabel geschädigt. Sie hat zwar ihren Fehler eingesehen, sich entschuldigt, aber das Gefühl kann sie mir damit nicht nehmen. Es ist in meinem Gehirn, und ich bin auf Medikamente angewiesen um diese Brücke in meinem Gehirn zu überwinden. Also es wird mit der Zeit immer besser, aber die Beziehung zu meiner Mutter bleibt halt trotzdem geschädigt. Da kann man tun was man will.
Aber das ist oft der Fall, und der ultimative Auslöser für diese "Krankheitsbilder" sind die Strafen der Mutter und die Erziehung in der pubartären Phase, weswegen man heute das Thema der Erziehung kritisch betrachten muss. Strafen sind meistens Auslöser der elterlichen Gefühle und Konsequenzberatungen. Strafen wenden sich aber nicht gegen die Handlung, sondern gegen die Person. Die Person wird bestraft, zum Beispiel mit Sanktionen, die nicht zwangsläufig etwas mit der Handlung zutun haben.
Ich hatte halt nie gelernt wie man mit negativen Gefühlen richtig umgeht, eher, dass sie nicht okay sind und man sie unterdrücken MUSS, weil ich mein Umfeld sonst belasten würde. Ingnoration und Ablehnung war also mein Ventil diese Gefühle dennoch irgendwie auszudrücken. Bis heute habe ich Schwierigkeiten damit meine Gefühle richtig auszudrücken und lasse sie eher in mir ausbrüten, bis ich nichtmehr kann.
ich bin wie Du dafür, Strafen kritisch zu betrachten. Ich denke, Du wirst mir zustimmen können, wenn ich sage:
Solange die Verbindung zwischen falscher Handlung und Strafe gesehen wird, wird nicht die Person sondern das Tun sanktioniert. Das Kind sollte immer wissen und erfahren: Ich bin geliebt - auch wenn meine Handlung missbilligt wird.
Wie Du empfinde ich Nichtbeachtung und Gleichgültigkeit als das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann. Wenn bei Deiner Mutter ihre Schwäche der Grund für ihre Nichtbeachtung war, dann besteht doch die Möglichkeit, dass Du sie dann heute verstehen und ihr verzeihen kannst, oder?
Im übrigen finde ich es sehr wichtig zu lernen "wie gehe ich mit negativen Gefühlen um?"
Wir gewöhnen uns als Kinder Verhaltensweisen an, die uns auch im Erwachsenenleben verfolgen. Aber "jetzt" haben wir die Möglichkeit, diese abgespeicherten Verhaltensweisen zu überdenken und durch ggf. neue und bessere zu ersetzen. Es ist ein Lernprozess, der mit Einsicht in das Erfordernis neu zu lernen startet.
LG, Nordrheiner