Für mich war immer klar, dass ich Familie gründen wollte. Hatte dann auch gedacht, 25 sei doch ein tolles Alter dafür. Als ich dann 25 war fand ich meine Situation völlig unpassend. Freunde hatte ich zwar immer, aber keinen, den ich mir als Vater meines Kindes hätte vorstellen können. Ein Vater, der mit mir/uns zusammenlebt, das Kind miterzieht, die Familie zur Familie macht, gehörte in meinen Gedanken unabdingbar dazu. Ich wollte einen Mann, der mich liebt, aber auch einen Vater für mein Kind, da ich diesen Part einfach auch wichtig für ein Kind finde. Und ja, natürlich wusste ich auch, dass es ohne keine Katastrophe ist. Aber warum auf etwas verzichten, was meiner Idealvorstellung entspricht?! Viel wesentlicher war aber, dass ich dann feststellte, dass ich mit 25 doch noch andere Erwartungen an mein Leben hatte, etwas erleben wollte. Also neues Ziel: 30.
Mit kurz vor 30 war ich dann zwar schon ausgetobter und grundsätzlich bereit für ein Kind. Aber auch da fehlte noch immer der passendd Partner. Beruflich begann ich mich unzuorientieren, da mir klar wurde, dass ich meinen damaligen Beruf nicht ein Leben lang ausüben wollen würde.
Es folgte dann eine sehr unerfreuliche Partnerschaft mit einem Psychopathen, die mich mehr als 5 Jahre meines Lebens kostete. Als ich mich daraus befreit hatte, folgte eine weitere Phase des Herumprobierens. Anders als zuvor habe ich in dieser Zeit viel deutlicher darauf geschaut, was die Männer für eine Lebensplanung hatten. Wer nicht passte fiel für mich kategorisch weg. Ich hatte z.B. einen sehr netten Mann aussortiert, der seinerseits schon 2 kleine Kinder hatte, da ich meinen Partner nicht mit einer alten Ex-Familie teilen wollte. Außerdem hatte er immer Sorge, dass mein Hund seine Kinder fressen würde. :-( Ich wollte von Beginn an harmonische und optimale Ausgangsvoraussetzungen. Mit knapp 37 traf ich dann meinen heutigen Mann. Es passte von Anfang an... wir waren direkt sehr intensiv zusammen und kaum noch ohne den anderen. Es fühlte sich richtig an für uns beide. Schnell waren wir uns einig, dass wir es darauf ankommen lassen, ich die Pille weglasse. Schwanger wurde ich erst mal trotzdem nicht. Ich war zu der Zeit dann aber auch soweit, dass ich mir ein glückliches und erfülltes Leben ohne Kinder hätte vorstellen können. Nicht mein Plan A, aber ein guter Plan B.
Habe mich dann beruflich verändert, weil mir klar war, dass ich dann einen Job brauche, der mich erfüllt. Im Nov bekam ich die Zusage für einen Wechsel zum Jahresanfang verbunden mit einem Umzug in eine andere Stadt. 4 Wochen später, Mitte Dezember, ich war fast 39 - zeigte mein Schwangerschaftstest 2 blaue Linien. Mein Partner (übrigens 3 Jahre junger als ich) war zunächst geschockt.. und dann superglücklich.
Es hat sich alles gefügt, fühlte sich für uns beide goldrichtig an. Eine späte Mama zwar, aber absolut überzeugt, ausgeglichen und happy. Schwangerschaftsdiabetes hatte ich auch. Ansonsten verlief die Schwangerschaft aber völlig unauffällig. Musste nur häufiger zum Ultraschall und habe auch eine Fruchtwasseruntersuchung machen lassen. Ich war dann lediglich 8 Monate zu Hause, bin dann wieder voll arbeiten gegangen. Unser Kind hat unser Leben ungemein bereichert und ihm zusätzlichen Sinn gegeben. Klar war es auch mal anstrengend, aber alles machbar.
Mittlerweile ist unser Kind volljährig, hat die Schule hinter sich und ist aktuell im Ausland. Ich bin nun froh, einen Job zu haben, der mich fordert, auch wenn ich ihn nicht mehr ganz so gern mache (das hat aber firmeninterne Gründe).
Was ich mit alledem sagen will und was mich meine Lebensgeschichte gelehrt hat:
1. 30 Jahre sind kein Alter, um eine Familienplanung als gescheitert anzusehen.
2. Einen Job zu haben, der nicht überfordert, der einen aber auch inhaltlich zufriedenstellt, wirtschaftlich autark macht und absichert ist nicht zu vernachlässigen. Erziehung dauert nicht lebenslang und der Mensch braucht sinnstiftende Aufgaben.
3. Den Vater des Kindes an seiner Seite zu haben, idealerweise in harmonischer Partnerschaft, ist unendlich wertvoll und rechtfertigt auch eine längere Suche.
4. Ein Kind zu haben sollte nicht zum einzigen Lebensinhalt werden. Dennoch kann Mutterschaft unglaublich sinnstiftend und erfülllend sein.
5. Erziehung ist anspruchsvoll und dauert um die 18 Jahre. Danach muss man loslassen können und sollte etwas haben, auf das man seine frei gewordene Aufmerksamkeit lenken kann.
6. Als Mutter lernt man eine ganz neue Seite von sich kennen: Man wird verletzbarer und wenn das Kind leidet, leidet man mit. Wenn das Kind dann aus dem Haus ist sind es Sorgen und Ängste (leider) nicht gleichermaßen auch.
Bestimmt fällt mir noch viel mehr ein, ich beende aber hier mal, ergänze vielleicht noch im Nachgang.
Mein Rat wäre: Versuch deinen Druck zu reduzieren. Du hast noch gut 10 Jahre Zeit, um deinen Kinderwunsch zu verwirklichen. 10 Jahre klingen kurz, sind aber tatsächlich eine sehr lange Zeit. Verwende sie darauf, einen passenden Partner zu finden.
Falls du tatsächlich Panik haben solltest, dass es mit deiner Fruchtbarkeit bergab geht, würde ich maximal darüber nachdenken, Eizellen einfrieren zu lassen. Alle anderen Vorschläge finde ich verfrüht - sehe hierfür keine Not.
Ach ja, eines noch: Geheiratet haben wir übrigens erst in diesem Jahr. 😀 Wir hatten aber all die Jahre gemeinsames Sorgerecht und unsere Tochter von Geburt an den Nachnamen ihres Papas. Heiratswilligkeit war mir als Kriterium nie wichtig.