Ein paar grundsätzliche Anmerkungen zur Frage des Vorgehens.
Deine Beschwerden haben einen Grund. Dieser muss gefunden, dort muss angesetzt werden. Ob es nun eine psychische oder somatische Ursache ist. Es ist klar, dass du scheitern musst, wenn du dabei den völlig falschen Weg einschlägst.
Im Endeffekt ist es so: Wenn du nach einer körperlichen Ursache suchen möchtest und erst anschließend eine psychische Ursache in Betracht ziehen willst wirst du niemals fertig werden, sofern doch eine Depression dahintersteckt.
Stimmt, wenn hier mit Depression eine psychische Ursache gemeint ist (eine Depression kann auch durch z.B. Vitamin-Mängel entstehen). Ich stimme zu: Wenn die Ursache psychisch ist und man ewig nach einer körperlichen Ursache sucht, dann wird man nicht zum Ziel kommen. Umgekehrt gilt aber dasselbe: Du kannst auch ewig an deiner Psyche rumtherapieren, ohne weiterzukommen, wenn die Ursache eine rein körperliche ist.
Was also ist die die richtige Vorgehensweise? Sich für eins von beiden festlegen? Also sich auf das konzentrieren, das man für das Wahrscheinlichere hält? Das Schnellere ausprobieren und abhaken, wenn man damit nicht weiterkommt? Oder beides parallel verfolgen?
Das hier stimmt zwar:
Die Liste mit möglichen körperlichen Ursachen ist schlicht endlos.
Das ändert aber nichts daran, dass der relevante Punkt nur auf der richtigen der beiden Listen gefunden werden kann, egal, wie groß die beiden Listen jeweils sind. Nun glaube ich, dass jeder Mensch ein Gespür dafür hat, welche der beiden Listen, die psychische oder die körperliche, die richtige ist. Es mag sein, dass man sich dabei irren kann, @Johnny_B. Aber wenn ich deinen Beitrag richtig verstanden habe, dann weisst du ja selbst nicht, welche bei dir die richtige ist. Wissen kann man es eigentlich erst, wenn man wieder gesund oder gesünder wurde. Wer heilt, hat recht. Und selbst dann kann irgendein Klugscheißer immer noch sagen: Alles Placebo, Zufall usw. Aber der/die Betroffene weiß meist einzuschätzen, was half.
Psychische Beschwerden.
Wichtig weil: Besonders häufig, grauenhaft zu diagnostizieren. In diesem Fall aber weniger wegen den Medizinern, sondern meist wegen den Patienten. Diagnosen werden unentwegt als "zu schnell" abgetan, weil der Betroffene meint sich nicht depressiv (o.Ä.) zu fühlen. Exakt das zeichnet psychische Beschwerden, die sich rein körperlich äußern aus. Fakt ist: Man kann selbst nicht ausschließen, dass kein psychisches Problem vorliegt. Obwohl man meint sich selbst am besten zu kennen. Dass man traurig sein muss, oder in einer unglücklichen Lebenssituation sein muss um psychisch krank zu sein ist ebenso schlicht ein Irrtum.
@Johnny_B:
Sorry, aber ich halte das für ziemlichen Quatsch. Du bist mit dir völlig im Reinen, hast keinen großen Stress und wirst plötzlich krank. Und nur weil die Ärzte nichts finden, soll die Psyche schuld sein, soll man psychisch krank sein, auch ohne dass man selber das Geringste davon bemerkte? Wie soll das denn gehen? Wie soll man denn einen psychischen Stress haben, ohne es zu merken? Das mysteriöse Unbewusste? Das erscheint mir alles viel zu nebulös und an den Haaren herbeigezogen, vor allem aber viel zu unwahrscheinlich. Dass die Ärzte die Psyche als Ausrede nehmen, wenn sie die Ursache nicht finden, ist bekannt. Aber als Patient würde ich mir das nicht zu eigen machen, wenn es keinen besseren Grund dazu gibt.
Und wo du psychisch krank sagst: Eine psychische Krankheit kann auch eine körperliche Krankheit sein, eine Erkrankung des Gehirns.
Dabei trifft man auf unzählige Menschen, die seit Jahren, teils Jahrzehnten, nach Ursachen suchen. Allesamt sind sich sicher: Psychisch ist es nicht. "Ich war damals zufrieden, glücklich, lache heute immer noch etc" und allesamt versinken im Morast von immer obskurer werdenden Krankheiten, die "nur wenige Ärzte diagnostizieren können" und so weiter.
Ja, es gibt eine Menge Menschen, die nach Ursachen suchen. Und ja, wenige davon haben Erfolg. Aber was beweist das? Dass die Ärzte recht haben mit ihrer billigen Ausrede "Psyche"? Oder dass es schwierig ist, eine Krankheit zu behandeln, wenn die Schulmedizin einen völlig im Stich lässt und man selbst suchen muss?
Ich kann nur sagen, es gibt tatsächlich Krankheiten, die "nur wenige Ärzte diagnostizieren können", sogar schulmedizinisch anerkannte Krankheiten, aber hauptsächlich welche, die die Schulmedizin links liegen lässt oder gar leugnet.
Mag sein, es gibt die Menschen, die den falschen Weg eingeschlagen haben und jahrelang nach einer körperlichen Ursache suchen, obwohl es eine psychische ist. Aber nach meinen persönlichen Erfahrungen habe ich den Eindruck, dass die Regel der umgekehrte Fall ist. Schaden kann es ja nichts, sich um beides zu kümmern, den Körper und die Seele. Nur fände ich es müßig, mit einem Therapeuten über mögliche Ursachen in meiner Seele zu diskutieren, wenn ich die gar nicht sehe. Wäre eine ziemlich absurde Veranstaltung. Deshalb denke ich, dass man gar nicht anders kann, als für sich selbst sich für einen der beiden Wege zu entscheiden.
@TE:
Wenn du selbst den Eindruck hast, dass es nicht von der Psyche kommt, und außerdem schon Schilddrüsen-Probleme hast, dann würde ich an der Stelle weitermachen. Und zwar, indem ich mich umhören würde, wo eine gute Endokrinologie an einer Uni-Klinik ist, wo man die Leute ggf. auch dann ernst nimmt, wenn sie ein wenig aus dem schulmedizinischen Rahmen fallen. Da würde ich hingehen, auch wenn es weit entfernt sein sollte.
Und wenn das nicht hilft, würde ich versuchen, aus den Indizien Erkenntnisse zu gewinnen. Du hast ein paar Dinge geschildert, die deinen Zustand gebessert haben: Antibiotikum, Vitamin D, Antidepressivum etc. - Die Frage ist, warum. Auch, warum der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer schneller wirkte als normal, und warum dann nicht mehr. Serotonin hängt mit Melatonin (Schlafhormon) zusammen, ist Vorstufe. Vitamin D hat da auch mit zu tun. Wie die Schilddrüse da reinspielt, weiss ich nicht. Aber irgendjemand weiss es.
Womit ich beim nächsten Punkt wäre. Ich finde es falsch, völlig auf Ärzte zu verzichten. Ich weiss, wie frustrierend es ist, wenn man von etlichen Ärzten abgewimmelt und nicht ernst genommen wird. Viele Leute, die ich kenne, haben einen regelrechten Ärzte-Hass. Und ich gebe dir recht, dass viele Ärzte zu einem bestimmten Thema oft die einfachsten Sachen nicht wissen, die man sich selber schnell anlesen kann, und nur oberflächliche Analysen machen. Aber du musst die Ärzte finden, die sich mit dem Thema auskennen. Alles, was du liest und was an Wissen da ist, hat ja mal jemand erforscht und geschrieben, und andere haben es gelesen und studiert. Vor allem Mediziner (Ärztinnen und Ärzte), und ein paar Heilpraktiker. Theoretisch kannst du dir das alles selbst anlesen, ja. Aber praktisch hast du nicht die Zeit dazu und nicht die Vorkenntnisse.
Ich wünsch dir, dass du die Lösung bald findest.
Viel Glück.
P.S.: Hier schrieb übrigens neulich jemand zur Schilddrüse:
Hast Du Deinen TSH-Wert zur Hand? Früher galt der bis 4,5 noch als problemlos, nach neuen Erkenntnissen liegt bei 2,5 aber schon eine behandlungsbedürftige Unterfunktion vor. Das scheint vielen Ärzten aber nicht bekannt zu sein. Schilddrüsenprobleme können auch im ersten Moment recht unauffällig sein. Ich würde tatsächlich nochmal bei hormonellen Erkrankungen ansetzen und mal einen Endokrinologen konsultieren.
http://www.hilferuf.de/forum/gesund...rzt-findet-was-brauche-hilfe.html#post3108627