Ich war bisher nur stiller Mitleser dieses Threads und möchte nun doch noch was dazu schreiben.
Erstmal großes Lob an Kolya für deine rationalen und sehr verständnisvollen Beiträge (was mir auch schon in anderen Threads aufgefallen ist). Ich denke, das ist genau das, was man in der Situation von Helplessoul braucht. Einige der vorherigen Beiträge fand ich da wenig hilfreich und in einer leicht bissigen Art geschrieben. Nicht gerade gut, wenn man Hilfe benötigt. Helplessoul weiß selbst, dass sie essgestörte Gedanken hat. Da bringt es nichts, 7 Kilo Gewichtszunahme wegzureden und immer wieder auf die Essstörung hinzuweisen.
Helplessoul
Ich kann dir vielleicht nicht helfen, aber ich verstehe dich sehr gut. War/bin in einer ähnlichen Lage wie du. Ich leide seit Jahren an einer Essstörung und habe vor ungefähr 13 Jahren durch viel (am Ende auch zwanghaften) Sport und sehr gesteuertes Essverhalten sehr stark abgenommen. Ich denke schon, dass ich damals nahe an der Magersucht war. Zusätzlich leide ich an einer schweren chronischen Depression und einer Angststörung.
Als die Angststörung sehr schlimm war, habe ich vor 5 Jahren auch Antidepressiva verschrieben bekommen. Habe mindestens 6 verschiedene ausprobiert und ich habe von allen zugenommen. Die krasseste Wirkung diesbezüglich hatte jedoch Mirtazapin, auch wenn es insgesamt sehr gut geholfen hat. Ich konnte wochenweise zusehen, wie das Gewicht nach oben ging. Am Anfang konnte ich das noch tolerieren, aber ab einem bestimmten Gewicht war das einfach nur noch schlimm für mich! Ich habe unter Mirtazapin auch 7 Kilo zugenommen. Dann habe ich die Notbremse gezogen. Ein anderes Medikament führte nochmal zur Gewichtszunahme. Dieses schlechte Körpergefühl war bei mir so schlimm, dass ich beide Medikamente jeweils sogar eigenmächtig von einem auf den anderen Tag trotz starker Nebenwirkungen abgesetzt habe, weil ich es nicht ertragen konnte. Was nützt es einem, wenn man zwar gedanklich ruhiger ist, sich aber durch das Medikament im Ganzen schlechter fühlt? Man muss sich doch in seinem Körper wohlfühlen können!
Wie sieht es heute bei mir aus? Ich habe die Kilos nicht mehr abnehmen können, bin allerdings schon 53 und treibe auch aus gesundheitlichen Gründen (Fuß-OP) keinen Sport mehr. Ich habe mich mit meinem Gewicht abgefunden. 2-3 Kilo weniger wären schön. Auf keinen Fall will ich zu den ganz dünnen Zeiten zurück. Wenn ich jetzt Fotos von damals betrachte, war ich doch schon extrem dünn. Ich achte allerdings sehr darauf, dass ich nicht weiter zunehme. Trotzdem esse ich weitgehend normal und nasche auch, was früher nicht ging. Insofern bin ich durch die erzwungene Gewichtszunahme sogar ziemlich von der Essstörung weggekommen, auch wenn sich nach wie vor täglich die Gedanken um das Essen drehen. Ich glaube, so richtig kommt man von den essgestörten Gedanken sein Leben lang nicht mehr weg.
Ich habe für mich beschlossen, keine Antidepressiva mehr zu nehmen und versuche jetzt auf andere Weise mit den Depressionen und der Angst klarzukommen, eben auch durch Therapie.
Wenn dich die Gewichtszunahme durch das Mirtazapin so sehr belastet, setze es ab. Probiere gegebenfalls ein anderes Medikament.
Ich finde übrigens auch, dass du vorher ein normales Gewicht für eine junge Frau hattest, auf keinen Fall zu dünn. Du bist jetzt laut BMI Rechner auch nicht zu dick, aber jeder Mensch empfindet sich anders. Auch das mit den gewachsenen Brüsten kann ich verstehen. War bei mir genauso und irgendwie bin das nicht ich. Punkt. Aus. Lass dir da nicht irgendein Problem mit deiner Weiblichkeit einreden.
Übrigens zum Vergleich: ich wog damals bei 1,64 m zwischen 50 und 52 kg und heute 62 kg.