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Sinnkrise

Hallo Biddi,

schau mal hier: Sinnkrise. Hier findest du vielleicht was du suchst.

Zu Enjoy97:"Dann hattest du aber nie echte Freunde. Es ist schade dass dir so etwas widerfahren ist, letzendlich liegt das aber nicht an Freundschaft selbst, sondern an den Leuten mit denen du befreundet warst. "

Es ist auch schwer für mich richtige Freunde zu finden, da ich ein sehr zurückhaltender Mensch bin und ich nicht weiß was ich erzählen soll. Dadurch, dass ich halt den ganzen Tag nur rumliege, kann ich auch nicht erzählen was ich so den Tagen erlebt habe. Andere Menschen würden mich, wahrscheinlich zurecht, als Langweiler bezeichnen.
 
Hey
Danke, dass Du diese Frage stellst !!
Ich selbst gehe ständig Höhen und Tiefen durch, meist dauern sie nur ein paar Minuten an. Und dennoch versteht man nie, was man auf der Erde macht. Man geht täglich zur Arbeit, sieht die Leute in der Bahn sitzen, morgens zur Arbeit fahrend und abends wieder zurück. Besteht unser Leben nur aus Arbeit? Sollten wir unser Leben lieber nicht leben, als unser Leben zu arbeiten.
Leider ist es aber so.

Der Kapitalismus, in welchem wir lebe, hat uns dazu veranlasst, ein Leben zu führen, das absurd geworden ist. Jedoch erkennt niemand diese Absurdität, weil jeder schon seit Beginn ein Teil dieser Absurdität ist und diese nicht von außen betrachten kann. Man ist beschränkt, kann und darf nicht das tun, was man will, weil man dadurch evtl. seine Existenz gefährden könnte. So gibt uns die Arbeit einen festen Tagesplan, den wir einhalten müssen und unsere Wünsche und Verlangen hinten anstellen müssen. Wir sind zu Sklaven der Gesellschaft, zu Sklaven des Kapitalismus geworden.

Man könnte jetzt meinen, meine Auffassung hätte einen politischen Hintergrund. Dem ist jedoch nicht so, jeder kann - egal, wie er oder sie gesinnt ist - das bestätigen, was ich oben gesagt habe.

Jeder kann ich Dir raten, Dich an etwas zu binden, sei es materiell oder vielleicht spirituell. Einen guten Freund zu haben, der Dich in jeglichen Lebensumständen zur Seite steht, ist gut und du kannst durch ihn eine Aufgabe für dich entdecken, eine persönliche Aufgabe, die jedoch auf dich und dein Umfeld beschränkt, also keinen höheren Sinn verfolgt. Ich sage nicht, dass diese Bindung nachteilig wäre, vielmehr bin ich der Meinung, dass diese Bindung die Gefahr in sich birgt, kaputt zu gehen.

Bei der Bindung zu etwas Übernatürlichem, Gott etwa, ist die Gefahr klein, dass du jemals Deine Aufgabe, deine Mission verlieren könntest. Dafür brauchst Du aber die Kraft zur Gotteserkennung, bzw. musst Du dir einen Gott definieren. Fällt es Dir schwer - und das ist in den meisten Fällen so - da du ausgiebig die Welt betrachten musst, nachsinnen musst, wie die Welt funktioniert, wird es Dir möglich sein, Dir einen Gott zu definieren.
Aber ich rate Dir es ist einfacher, einen Gott zu akzeptieren, den eine Religion vorschreibt, nicht weil du keinen eigenen kriieren kannst, sondern du wirst feststellen, dass ein Gott der Religion, etwa des Islam, plausibel klingt. Nicht nur das, sondern du wirst Anzeichen von ihm in der Religion finden, in der Lage sein ihn in Büchern zu erkennen. und oft siehst du dich bestätigt. Im Koran wird sogar von vielen Dingen berichtet, die erst in unserer Zeit zur Existenz gekommen sind, so etwa Fortbewegungsmittel, Entdeckungen in der Wissenschaft und sogar vom Bau der Panama- und Suez-Kanäle wurde vor 1400 Jahren im Koran berichtet. Diese Dinge zähle ich nur auf, damit man sich letztendlich vergewissern kann, dass es sich beim Gott des Islam tatsächlich um einen wahren Gott handelt,um DEN Gott handelt, auf dessen Suche Du ja bist.

Als nächsten Schritt wirst Du Dich darüber schlau machen müssen, was dieser Gott überhaupt von Dir will, welche Aufgabe er dir gegeben hat, welche Mission Du erfüllen musst, also in anderen Worten, welchen Sinn Dein Leben überhaupt hat.

Tatsächlich beantwortet der Koran letztere Fragen, und teilt Dir mit, dass es in Deinem Leben nicht nur um Dich geht, sondern vielmehr um Dich und Deine Beziehungen bzw. Dein Verhalten gegenüber den Mitmenschen. Der Koran lehrt, dass wahre Freude in der Freude liegt, die man mit Mitmenschen teilt, die Mitmenschen durch Dich erfahren. Ganz schön ist das im Koran mehrere Male illustriert dargestellt.
Aber um diese Freude mit anderen zu teilen, gibt es eine weitere Bedingung, die Du unbedingt einhalten musst. Du musst es schaffen, Gott zu erreichen, zu erfühlen und ihn zu sehen - spirituell versteht Dich. Denn dann erst durch Gottes Segen und Einverständnis wird es Dir doch erst möglich sein, Deinen Mitmenschen erfolgreich zu helfen, und im Endeffekt selbst Seelenfrieden zu erlangen.

Zusammengefasst stellt der Islam diesen Sinn des Lebens vor: Es handelt sich um einen Kreislauf, in welchem Du Gott erfahren musst, um Menschen zu helfen, oder aber auch Menschen entgegenkommen musst, um Gott zu erleben. Leg es aus wie Du möchtest. Der Kreislauf ist aber kein Kreis in klassischen Sinne, sondern es handelt sich hier eher um eine Spirale, die sich kreisförmig zu einem einzigen wahren großen Ziel hinbewegt: ZUM EIGENEN SEELENFRIEDEN, den man durch den Dreizack Ich, Mitmensch und Gott erlangt.

Ich hoffe, ich konnte Dir und einigen anderen damit helfen!
Hat mich gefreut! 🙂
 
Zu Gast:"Ich habe das Thema etwas durchgelesen und komme zum Schluss, dass ihr aneinander vorbei schreibt. Der TE will keine Verpflichtungen, keinen Gott und sieht Menschen als Belästigung. Du siehst Gott als Sinn, die Menschen als Gottesdiener, verbunden mit Schmerzen und Entbehrungen.
Also mir ist die Sicht des TE sympathischer, da sie die menschlichere und auch plausiblere ist. Er will negativen Dingen ausweichen, das ist keine Lebensverweigerung sondern eine Reaktion auf Schlechtes im Leben, mit welchem er nichts zu tun haben will."

Das trifft es richtig, ich möchte Unglück aus dem Weg gehen. Genauso möchte ich Glück aus dem Weg gehen, da es zu Leid führt. Zum Beispiel Freundschaft: Wenn wer was braucht, wird sich bei mir gemeldet. Hinterrücks wird über mich gelästert und wenn ich mal jemanden brauche, dann ist keiner verfügbar. Oder Partnerschaft: Jederzeit kann man betrogen werden, oder sie lässt sich scheiden. Dann verzichte ich lieber gleich darauf als mich ins Unglück zu stürzen. Die einzige Möglichkeit Unglück aus dem Weg zu gehen sehe ich darin, mich von andern Menschen abzukapseln und allein für mich zu sein.

Zu Nordrheiner: "Ich versuche es bildhaft zu beschreiben. Wenn ein Mensch Drogen nimmt, dann empfindet er kurzfristig hohes Glück und Zufriedenheit. Jedoch wissen wir, dass Drogen in eine gefährliche Abhängigkeit führen und letztendlich zum Tod. Eine Person, die einen Drogensüchtigen liebt, wird auf Entzug plädieren. Entzug aber führt i.d.R. zu Leiden. Diese Leiden sind nicht willkommen, aber unumgänglich. Leiden sind ein Reinigungsprozess"

Das trifft es gut. Gar nicht erst Drogen nehmen, um kein Leid zu erfahren. Immer auf dem Normallevel leben halte ich für optimal.

Ich denke, dass nicht alle Menschen rumlästern. Bei vielen ist das Problem, dass sie egoistisch handeln, weil das ein Handlungsziel in dieser Welt ist. Durch Kindererziehung, Werbung usw. werden die Leute darauf getrimmt, dass es am besten ist nur für sich zu schauen, weshalb ihnen das Wohlergehen anderer Menschen egal ist.
Das ist wirklich ein grösseres Problem in dieser Welt und es betrifft vor allem viele Frauen, welche ihr Leben ganz den Statussymbolen wie Heirat, Kinder und Eigenheim verschreiben, statt in Freude und sexueller Zufriedenheit zu leben.
Natürlich ist es richtig und auch nötig, sich von solchen Menschen zu distanzieren, aber nicht alle sind so.
 
Lieber Nordrheiner,

dass der Glaube eine tiefe Quelle an Kraft und an Ressourcen für die Lebensbewältigung und ein gelingendes Leben bereithält, muss ich nicht sagen. Diese Überzeugung teile ich auch mit anderen Menschen.
Ich denke eher, dass Gott dort Kraft gibt bzw. geben kann, wo menschliche Kraft endet.

Daneben aber gibt es immer wieder Lebenskrisen, Schicksale, die sich nicht in einen religiösen Zusammenhang einordnen lassen und auf die sich auch nicht ursächlich in Verbindung bringen lassen mit einem schuldhaften Fehlverhalten eines Menschen, weder gegenüber Gott, noch den Mitmenschen.
Ich respektiere, dass Menschen keine Antwort auf jede Frage "warum ist es so?" haben.

Es gibt unverdientes Leid, nicht selbst erzeugte menschliche Not. Der Respekt vor den davon betroffenen Menschen gebietet es deshalb, auch nicht immer sofort und mit dem scheinbar passenden Bibelvers zu antworten. Die Bibel nicht und auch nicht die komplexe biblische Botschaft sind das Universalpflaster für die Nöte und die Leiden der Welt. Wenn dem so wäre, gäbe es keine Not und kein Elend.

Ich stimme Dir zu. Es wäre auch aus meiner Sicht nicht zutreffend, die Bibel als Universalpflaster für die Nöte und Leiden dieser Welt zu nehmen. Was als biblische Botschaft verstanden wird, da mag es auch von Mensch zu Mensch Unterschiede geben. Es ist wie in der Schule. Nicht jeder versteht die Aussage des Lehrers.

Wir nehmen zudem Menschen nicht ernst, wenn wir ihnen Motive und Verhaltensweisen unterstellen, die ihnen gar nicht zukommen.
Ich hoffe, dass ich niemandem etwas unterstelle, was nicht auch zutreffend ist. Andernfalls muß ich meine Unterstellung zurücknehmen. In der Regel stelle ich Vermutungen an und formuliere ggf. Fragen. Dies in der Absicht einen Dialog mit dem Themenersteller herzustellen, aus dem sich dann das Zutreffende ergibt.
Zudem gibt es auch Menschen, die im Glauben und ihrer Religiosität tief und ähnlich verwurzelt sind wie Du, und die dennoch nicht von massiven Krisen jeglicher Art verschont bleiben.
Da gebe ich Dir völlig Recht.

Ich sehe in deinen Beiträgen immer wieder diese seltsame Zuspitzung und Verengung auf die religiöse Sichtweise, die schlussendlich weder hilfreich, noch sachlich begründet ist.
Hierzu schreibe ich auch Dir - siehe weiter unten.

Tut mir leid.
Deine Meinung mag - wie meine - nicht immer richtig sein. Aber warum tut Dir Deine Meinung leid? Solange Du Deine Meinung ehrlich vertrittst (und so verstehe ich Deine Meinungsäusserung) und keine Nebenabsichten verfolgst, brauch Dir Deine Meinungsäusserung nur leid tun, wenn Du Dich irrst. Oder irre ich da?
Burbacher

Lieber Gast und lieber Burbacher,

wir Menschen haben oft keine Antwort auf wichtige Fragen, die sich im Leben eines anderen Menschen stellen.
Um eine Antwort zu finden, treten wir in einen Dialog mit dem Themenersteller ein und stellen Fragen, wo uns Informationen fehlen. So machen es andere Leser, so mache ich es. Und ich halte es gerne so wie in diesem Faden, dass ich den Themenersteller frage, ob ich ihm meine christliche Perspektive erläutern darf.

Und selbst bei wichtigen Fragen, die unser eigenes Leben betreffen, finden wir nicht immer die richtige Antwort. Letztendlich ist die christliche Perspektive (in meinem Verständnis) bzw. die Bibel ein Finger, der den Menschen an Gott verweist. Warum ich das tue, versuche ich im nächsten Absatz aufzuzeigen.

Gott muß uns nicht alle unsere Fragen beantworten und tut es auch nicht. Aber je näher wir IHM sind bzw. ER uns, um so mehr erfahren wir Kraft, die uns auch durch schwere Situationen und Leid hindurchträgt. Es ist also nach meiner Auffassung der Glaube, der ggf. letzte menschliche Kraftreserven mobilisiert, aber wenn auch diese Restkräfte zu Ende gehen, trägt Gott den Menschen, dem ER nahe ist. Und weil ich diese Kraft erfahren habe, verweise ich ebenfalls auf Jesus Christus, durch den uns Gott nahe kam und kommt.

Ein Atheist hat ggf. eine philosophische "Brille", durch die er die Welt und das Leiden betrachtet. Ob diese Sichtweise immer richtig ist, bezweifel ich. Als Christ betrachte ich die Welt und ihr Leiden durch meine christlich geprägte Brille und verweise auf Gott bzw. auf Jesus Christus. Ich wiederhole mich: Dabei ist mir bewusst, dass Gott auch Christen nicht alle Fragen beantwortet. Jedoch wenn ER auch nicht alle Fragen beantwortet und Christen an manchen Stellen nur Vermutungen anstellen können, so gibt ER doch Kraft zum Durchleben. Es kommt eben auf die Nähe an, wie ich meine.
Insofern ist die Antwort - die im zitierten Text religiöse Sichtweise genannt wird - eine Zuspitzung in Form des Fingerzeiges - aber keine Verengung, die die hilfreiche und sachlich zutreffende Antwort ausschliesst.

Ob eine Antwort - auch wenn sie noch so richtig ist - hilfreich ist, liegt nicht nur an dem Antwortgeber, sondern auch ganz besonders an dem Antwortempfänger bzw. an jedem Leser, inwieweit dieser sich für eine hilfreiche Antwort öffnet.

Und wenn jemand den sachlichen Zusammenhang nicht versteht... so bitte ich um Fragen.

LG; Nordrheiner
 
Zu Enjoy97:"Dann hattest du aber nie echte Freunde. Es ist schade dass dir so etwas widerfahren ist, letzendlich liegt das aber nicht an Freundschaft selbst, sondern an den Leuten mit denen du befreundet warst. "

Es ist auch schwer für mich richtige Freunde zu finden, da ich ein sehr zurückhaltender Mensch bin und ich nicht weiß was ich erzählen soll. Dadurch, dass ich halt den ganzen Tag nur rumliege, kann ich auch nicht erzählen was ich so den Tagen erlebt habe. Andere Menschen würden mich, wahrscheinlich zurecht, als Langweiler bezeichnen.

Lieber Gast Tim,
die Frage, die sich mir stellt, lautet: Möchtest Du denn gerne "richtige" Freunde haben?
Könnte es sein, dass Deine Sinnkrise etwas mit Einsamkeit zu tun hat, weil Du eben keine guten Freunde hast?

Wäre Deine Sinnkrise gelöst, sobald Du richtig gute Freunde gefunden hast - oder bliebe noch etwas von Deiner Sinnkrise übrig?

LG, Nordrheiner
 
Im Koran wird sogar von vielen Dingen berichtet, die erst in unserer Zeit zur Existenz gekommen sind, so etwa Fortbewegungsmittel, Entdeckungen in der Wissenschaft und sogar vom Bau der Panama- und Suez-Kanäle wurde vor 1400 Jahren im Koran berichtet. Diese Dinge zähle ich nur auf, damit man sich letztendlich vergewissern kann, dass es sich beim Gott des Islam tatsächlich um einen wahren Gott handelt,um DEN Gott handelt, auf dessen Suche Du ja bist.


Hallo, lieber Deilaw,
danke für Deinen interessanten Beitrag. Du hast mich neugierig gemacht. In welchem Koranvers berichtet der Koran vom Bau des Panama- bzw. Suez-Kanal?

LG; Nordrheiner
 
Lieber Nordrheiner,

da Du nicht nachlässt, und ich selbst die Frage nach dem Sinn für existenziell wichtig halte, nochmals eine Antwort.
Ich beginne ganz banal. Wenn es denn stimmt, dass Depressionen nicht selten eine Ursache darin haben, dass der Hirnstoffwechsel nicht funktioniert, dann lässt sich dies wohl kaum durch emsiges Bibellesen oder fleißiges Beten beheben.
Wenn es denn stimmt, dass Depressionen ebenso ausgelöst werden können durch eine selbst empfundene Isolation, wie auch durch allerlei Schicksalsschläge, dann kann der Glaube allein nicht oder gar die einzige Antwort sein.
Ich konstatiere jederzeit, dass ein Mensch, der etwa in einer kirchlichen Gemeinschaft eingebunden ist, der von sich aus Zugang zu religiösen Fragestellungen hat, in der Praxis von Glaube und Gemeinschaft Halt findet und Trost.

Allerdings rate ich da zur Vorsicht, darf ein Betroffener nämlich seine Erwartungen nicht zu hoch ansetzen. Auch gläubige Menschen sind nur Menschen, und nicht selten übernehmen sich gerade solche Zeitgenossen. Ich lernte immer wieder solche kennen, die in ihren religiösen Gruppierungen stark engagiert waren, und die sich angesichts der Erwartungen einzelner dann schnell an ihrer Grenze sahen. Das aber können die wenigsten eingestehen.

Mein wichtigster Einwand jedoch bezieht sich auf einen anderen Aspekt. Wenn jemand ganz unten ist, sich einsam fühlt und allein, dann greift er schnell zu jedem Strohhalm, der sich ihm bietet, ganz gleich, wer diesen Strohhalm reicht.

Die "andere Seite" aber hat ein ganz anderes Ziel, nämlich das Ziel, einen nach Orientierung suchenden Menschen in die eigene religiöse Gemeinschaft einzubinden, ihn - wie heißt es so schön?- zum Glauben zu führen oder - wie Du vielleicht sagen würdest- "ihn zu Jesus Christus zu bringen."

Gelingt das aber nicht, oder nicht so, wie man sich das in "frommen Kreisen" denkt, dann wird der Suchende manchmal sehr schnell mit dem gutgemeinten Hinweis bedient, man werde für ihn beten und wenn er bereit sei, könne er sich wieder melden.

Ein Ratsuchender fühlt sich im Stich gelassen und diejenigen, die ihn zu sich herüber holen wollten, mutmaßen schnell, er sei noch nicht bereit. (Sag mir bitte jetzt nicht, dass Du genau und bestens solche Szenarien nicht kennst.)
Darin aber liegt die Krux, entfaltet sich das Dilemma. Jemand, der sich auf diese Weise abgehängt fühlt und zwar von Menschen, kehrt dann nicht selten der Sache, um denen es den frustrierten Helfern geht, den Rücken.

Ich kenne sie die Sprüche aus Kirchengemeinden, wie aus anderen religiösen Gemeinschaften auch. "Man habe sich ja so bemüht", "man könne ja nicht alles liegen lassen und sich nur um einen Einzelnen kümmern..."

Immer sind solche gescheiterten Bemühungen problematisch, für beide Seiten wohlgemerkt, wobei allerdings für Betroffene, wirklich depressive, suizidale Zeitgenossen eine solche Erfahrung durchaus einmal die letzte sein kann.
Diese Verantwortung kann niemand ernsthaft tragen wollen.

Dann ist es allemal besser, ein frommer Zeitgenosse packt einen so bedrängten Menschen ins Auto und bringt ihn in eine Klinik. Ich selbst, und mich hat das durchaus überrascht, hatte nach meinem mehrmonatigen Aufenthalt in der Psychiatrie einen ganz anderen Zugang zu Fragen des Glaubens als vorher, weil mein Kopf frei war und meine Psyche leicht.

Ich hoffe, Du verstehst.

Burbacher
 
Lieber Nordrheiner,

da Du nicht nachlässt, und ich selbst die Frage nach dem Sinn für existenziell wichtig halte, nochmals eine Antwort.
Ich beginne ganz banal. Wenn es denn stimmt, dass Depressionen nicht selten eine Ursache darin haben, dass der Hirnstoffwechsel nicht funktioniert, dann lässt sich dies wohl kaum durch emsiges Bibellesen oder fleißiges Beten beheben.
Wenn es denn stimmt, dass Depressionen ebenso ausgelöst werden können durch eine selbst empfundene Isolation, wie auch durch allerlei Schicksalsschläge, dann kann der Glaube allein nicht oder gar die einzige Antwort sein.
Ich konstatiere jederzeit, dass ein Mensch, der etwa in einer kirchlichen Gemeinschaft eingebunden ist, der von sich aus Zugang zu religiösen Fragestellungen hat, in der Praxis von Glaube und Gemeinschaft Halt findet und Trost.

Allerdings rate ich da zur Vorsicht, darf ein Betroffener nämlich seine Erwartungen nicht zu hoch ansetzen. Auch gläubige Menschen sind nur Menschen, und nicht selten übernehmen sich gerade solche Zeitgenossen. Ich lernte immer wieder solche kennen, die in ihren religiösen Gruppierungen stark engagiert waren, und die sich angesichts der Erwartungen einzelner dann schnell an ihrer Grenze sahen. Das aber können die wenigsten eingestehen.

Mein wichtigster Einwand jedoch bezieht sich auf einen anderen Aspekt. Wenn jemand ganz unten ist, sich einsam fühlt und allein, dann greift er schnell zu jedem Strohhalm, der sich ihm bietet, ganz gleich, wer diesen Strohhalm reicht.

Die "andere Seite" aber hat ein ganz anderes Ziel, nämlich das Ziel, einen nach Orientierung suchenden Menschen in die eigene religiöse Gemeinschaft einzubinden, ihn - wie heißt es so schön?- zum Glauben zu führen oder - wie Du vielleicht sagen würdest- "ihn zu Jesus Christus zu bringen."

Gelingt das aber nicht, oder nicht so, wie man sich das in "frommen Kreisen" denkt, dann wird der Suchende manchmal sehr schnell mit dem gutgemeinten Hinweis bedient, man werde für ihn beten und wenn er bereit sei, könne er sich wieder melden.

Ein Ratsuchender fühlt sich im Stich gelassen und diejenigen, die ihn zu sich herüber holen wollten, mutmaßen schnell, er sei noch nicht bereit. (Sag mir bitte jetzt nicht, dass Du genau und bestens solche Szenarien nicht kennst.)
Darin aber liegt die Krux, entfaltet sich das Dilemma. Jemand, der sich auf diese Weise abgehängt fühlt und zwar von Menschen, kehrt dann nicht selten der Sache, um denen es den frustrierten Helfern geht, den Rücken.

Ich kenne sie die Sprüche aus Kirchengemeinden, wie aus anderen religiösen Gemeinschaften auch. "Man habe sich ja so bemüht", "man könne ja nicht alles liegen lassen und sich nur um einen Einzelnen kümmern..."

Immer sind solche gescheiterten Bemühungen problematisch, für beide Seiten wohlgemerkt, wobei allerdings für Betroffene, wirklich depressive, suizidale Zeitgenossen eine solche Erfahrung durchaus einmal die letzte sein kann.
Diese Verantwortung kann niemand ernsthaft tragen wollen.

Dann ist es allemal besser, ein frommer Zeitgenosse packt einen so bedrängten Menschen ins Auto und bringt ihn in eine Klinik. Ich selbst, und mich hat das durchaus überrascht, hatte nach meinem mehrmonatigen Aufenthalt in der Psychiatrie einen ganz anderen Zugang zu Fragen des Glaubens als vorher, weil mein Kopf frei war und meine Psyche leicht.

Ich hoffe, Du verstehst.

Burbacher

Lieber Burbacher,

Deinen gesamten Beitrag finde ich gut und stimme dem Inhalt uneingeschränkt zu.

In einem Punkt möchte ich Deinen guten Beitrag ergänzen: Gerade bei Depressionen, die ihre Ursache in einem fehlerhaften Hirnstoffwechsel haben (genetische Ursache), werden die Grenzen menschlicher Fähigkeiten heilen zu können deutlich. Und auf die Grenzen menschlicher Heilungsfähigkeiten stoßen wir auch in vielen anderen Zusammenhängen sehr häufig oder sogar täglich.

Aus meiner Sicht kann auch eine christliche Gemeinschaft gerade bei genetisch bedingten Krankheiten nicht helfen im Sinne von Heilung. Christliche Gemeinschaft kann doch wenn nur dort heilend wirken, wo das Fehlen von Gemeinschaft Ursache einer (ggf. selbst zu verantwortenden) Depression ist. Jedoch auch bei Krankheitsursachen, die sich menschlicher Heilkunst entziehen, ist doch Gottes Heilungskraft nicht ebenso begrenzt. Daher - wenn ich meine Begrenzung als Helfer erkenne - ist doch gerade dann wichtig auf Gott hinzuweisen, der eben keiner Begrenzung unterliegt und daher von jeder Krankheit heilen kann. Damit können wir Gott nicht verpflichten. Jedoch kennen wir beide Beispiele, in denen Menschen (z.B. die Jünger Jesu) Heil bedürftige Menschen zu Jesus brachten. So, denke ich, sollen Christen auch heute handeln.

Wir Christen sind selbst oft antwortlos, warum Gott nicht in diesem oder in jenem Fall heilt, obwohl wir doch so sehr darum gebeten haben. Aber Gott heilt auch in aussichtslosen Situationen - was bereits im AT und im NT und auch in der Gegenwart durch Christen immer wieder bezeugt wurde und wird. Als Christ sehe ich meine Aufgabe daher darin, Menschen auf diesen Gott bzw. auf Jesus Christus aufmerksam zu machen - ohne dabei Versprechungen zu machen, die Gott einlösen "muß". Das Näherbringen ist meine Aufgabe, die Entscheidung wie es weiter geht, liegt bei Gott.
Hierbei ist nach meiner Auffassung sensibel vorzugehen. Man darf Heil bedürftigen Menschen keine Versprechungen machen, die Gott dann einlösen "muß".

Manchmal laden sich Christen im Sinne der Nächstenliebe eine Verantwortung auf, die sie überfordert. Es handelt sich dann um eine Aufgabenübernahme, die hinterfragt werden darf. Aus der Übernahme von Aufgaben, die gut gemeint aber falsch verstanden wird, entstehen schnell auch neue Probleme, unter denen z.B. auch ein Hilfsbedürftiger leiden kann. Über solche Probleme und wie man sie am besten vermeidet oder bei Eintritt löst, gilt es nachzudenken.

Manchmal kann es hilfreich sein, etwas Abstand zu gewinnen und nachzudenken, wie die jeweilige Beziehung oder die jeweilige Aufgabe sinnvoller als bisher angefasst werden kann.

LG, Nordrheiner
 
Zu Nordrheiner:"die Frage, die sich mir stellt, lautet: Möchtest Du denn gerne "richtige" Freunde haben?
Könnte es sein, dass Deine Sinnkrise etwas mit Einsamkeit zu tun hat, weil Du eben keine guten Freunde hast?

Wäre Deine Sinnkrise gelöst, sobald Du richtig gute Freunde gefunden hast - oder bliebe noch etwas von Deiner Sinnkrise übrig?"

Im Prinzip möchte ich Freunde und Partnerschaft. Aber in beiden Punkten bin ich nur enttäuscht worden. Und auf Partys und saufen habe ich keine Lust. Ich habe keine Gesprächsthemen über die ich reden kann, mir fällt einfach nichts ein. Kurz: Wer mit mir zusammen ist, der langweilt sich. Und bei oberflächlichen Gesprächen langweil ich mich auch. Ich hasse Smalltalk. Ich finde ihn langweilig, sinnlos und er überfordert mich. Nur ist das eben bei Beziehungen sehr wichtig.
 

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