Etwas spanisch kommt es mir vor, weil deine Mutter an jedem Typ was auszusetzen hatte. Die dauerhaft gebundene Tochter mit eigener Familie kann die Eltern dann natürlich nicht mehr so sehr unterstützen..
Genauso ist es.
Auch bei meiner Mutter wurde das Thema Freund und Heirat einfach tabuisiert. Ihr war es auch wichtiger, dass meine Schwester und ich für sie da waren, als dass wir eine eigene Familie gegründet hätten. Andere (ihre Nichten, meine Schul- und Studienfreundinnen etc.) durften natürlich heiraten, da war es selbstverständlich und wurde auch von meiner Mutter in keiner Weise in Frage gestellt. Ihre Großneffen wurden großzügig von ihr mit Geldgeschenken bedacht; als ein Großneffe in der Grundschule mal einen Lesewettbewerb gewonnen hatte, erzählte meine Mutter es noch Monate später stolz in ihrer Nachbarschaft, als ob es ihr eigenes Enkelkind gewesen wäre (by the way: Der Junge hat sich später trotzdem zum Schulversager entwickelt und nicht mal den Realschulabschluss geschafft). Nur bei ihren eigenen Töchtern wurde das Thema Partnerschaft und Heirat komplett ausgeblendet und verdrängt, so, als ob es geradezu absurd und völlig undenkbar gewesen wäre. Ob das normal ist, ob wir damit glücklich waren, stand in keiner Weise zur Debatte. Hätte man es angesprochen, wären einem Schuldgefühle gemacht worden nach dem Motto, man würde sie "aufregen" und ihr Arzt hätte gesagt, Aufregung sei für einen Diabetiker schlimmer als ein Diätfehler... Tja, letztlich ist dadurch alles den Bach runter gegangen, mitsamt ihrem Haus.
Ein mir sehr wohlgesonnener Vorgesetzter sagte vor ca. 20 Jahren mal zu mir: "Alte Leute sind egoistisch." Er konnte sich vermutlich zusammenreimen, warum ich nicht verheiratet war.
Ohne eine gewisse Rücksichtslosigkeit kann man Heirat und Familiengründung vergessen. Das ist mir inzwischen klar. Ich kenne keine verheiratete Frau, bei der Papa und Mama immer an erster Stelle gestanden haben. Das heißt nicht, dass man in der Hinsicht alle Brücken hinter sich abbrechen soll, aber wenn man es nicht schafft, die Fürsorge für die Eltern auf ein gesundes Maß zurückzufahren, wird man keine Partnerschaft haben können, geschweige denn heiraten und eigene Kinder bekommen. Auch darf man nicht allzu viel Rücksicht auf "Vorgängerinnen" nehmen und muss im Zweifel auch bereit sein, die Leinen zu Schulfreudinnen etc. zu kappen. Die meisten Frauen kennen keine Skrupel, solange sie in punkto Heirat und Familiengründung ihre Schäfchen noch nicht im Trockenen haben. Ohne ein Mindestmaß an (scheinbarem?) Egoismus geht es nicht.
Wenn man Eltern hat, die es ganz natürlich und wünschenswert finden und es fördern, dass ihre erwachsenen Kinder eigene Familien gründen, statt sie mit Schuldgefühlen und schlechtem Gewissen zu manipulieren, kann man sich glücklich schätzen. Können die Eltern ihre erwachsenen Kinder aber nicht loslassen, ist es selbst mit psychotherapeutischer Unterstützung sehr schwer, sich von anerzogenen übertriebenen Schuldgefühlen und übertriebener Loyalität zu den eigenen Eltern zu lösen. Erst recht, wenn diese tatsächlich krank sind und das ganze sonstige Umfeld bei jedem Besuch oder Telefonanruf besorgt tut und die Eltern ständig nach ihrem Ergehen fragt (selber aber in punkto Heirat und Kinder auf nichts verzichten muss).