Hallo Seefahrer,
ich verfolge deinen Thread jetzt schon seit einer Weile. Ich habe zwar nicht explizit jeden Beitrag gelesen, aber dennoch viele.
Welches Problem du hast, habe ich auch noch nicht so richtig verstanden. In deinen letzten Beiträgen hat sich für mich herauskristalisiert. dass du deinen Körper nicht so richtig wahr- und annimmst. Das war bei mir noch vor gar nicht so langer Zeit ähnlich. Darum schreibe ich dir.
Ich bekomme immer wieder gesagt, dass ich eine schöne Frau bin. Das ist das Erste, was ich höre, wenn mich jemand das erste Mal sieht. Wenn ich einen Raum betrete, schauen mich sofort alle Menschen an, manche starren regelrecht.
Früher wurde ich auch oft (sexuell) belästigt. Das führte dazu, dass ich mich zu einem Sexobjekt reduziert fühlte und sowohl die Komplimente als auch meinen Körper an sich nicht annehmen konnte. Hinzu kommt noch, dass ich als Kind sexuell missbraucht wurde. In der Pubertät bis ins Erwachsenenalter hinein war ich magersüchtig. Ich mochte meinen Körper nicht. Ich konnte auch nicht glauben, dass mich die Umwelt schön findet. Generell war mir das Äussere nicht wichtig.
Daher war das Thema Sexobjekt und auch Abgrenzung sehr lange Thema. Ich habe viele Therapien hinter mir. Aber so richtig haben sie nicht geholfen. Wobei ich da einige gute Tippes zur Abgrenzung bekomme habe und wenigstes darüber reden konnte, ohne mir Feinde zu machen.
Viel besser wurde es erst als ich mit meinem jetzigen Partner zusammenkam. Da legte sich langsam das Problem. Ich wurde plötzlich nicht mehr sexuell belästigt, Das Angaffen auf der Straße hatte auch aufgehört. Das hat enorm viel ausgemacht. Ich fühle mich heute als Mensch, als Individuum, als Persönlichkeit wahrgenommen und nicht mehr nur als bloßer Körper. Langsam sehe ich auch das, was andere sehen. Ich habe izwischen auch gelernt, mich abzugrenzen.
Anfangs wenn ich zufällig mein Spiegelbild erblickte, war ich etwas perplex über die Erkenntnis, dass es ja mein Spiegelbild ist. Langsam konnte ich dann auch dieses Wissen annehmen und bestimmte Reaktionen meiner Mitmenschen verstehen. Ich halte es nach wie vor für äusserst unhöflich fremden Menschen seine "Bewunderung" aufs Auge zu drücken, aber es ärgert mich nicht mehr so, weil ich mich eben nicht mehr zu einem Sexobjekt degradiert fühle.
Gleichzeitig hat sich auch mein Verhältnis zur Sexualität geändert. Mein Partner ist zwar ein kleiner Mann, hat aber einen schönen, durchtrainierten Körper mit Sixpack. Ich finde ihn heiß und dazu kann ich mittlerweile stehen. Er ist kein Sexobjekt in meinen Augen. Und das ist mehr seine Art, die mich anmacht als sein Körper.
Wir leben eine schöne Sexualität. Er akzeptiert meine Grenzen. Das scheint mir ebenfalls ausschlaggebend für meine Entwicklung zu sein.
Eine Frage stellt sich mir, ob du schon Mal mit einem Therapeuten über das, was du hier schreibst, geredet hast? Es hat immer seine Gründe, wenn ein Mensch sich selbst nicht annehmen kann. Die würde ich an deiner Stelle suchen, was du ja auch schon tust. Sonst hättest du ja diesen Thread nicht gestartet. Ich denke nur, dass du in Foren keine Antworten findet. Bei anderen Menschen wirst du vermutlich immer auf Unverständnis stoßen und dein Pronlem wird höchstwahrscheinlich immer als "Luxuspeoblem" wahrgenommen werden. Ist ja eigentlich auch klar. Alle wollen schön sein und da beklagt jemand, salop ausgedrückt, dass er "zu schön" ist. Erfahrungsgemäß machst du dir damit nur Feinde. Darum würde ich an deiner Stelle wenigstens mit Fachmenschen wie Therapeuten darüber reden.
Ich weiß nicht, ob dir meine Zeilen irgendwie weiterhelfen, hoffe es aber!
Ich drücke dir die Daumen, dass du für dich da einen Ausgang findest!
LG