ich weiß nicht, ob die Leute, die hier geantwortet haben überhaupt in ähnlicher Situation sind, also auch feste Beziehung oder sogar monogame Ehe + 2 kleine Kinder haben und beide Elternteile berufstätig sind?
Hier. Vier Kinder zwischen 16 und 6 Jahren, seit vier Jahren beide berufstätig. Nach den Geburten etwa 6 bis 12 Monate nur selten und v. a. unregelmäßig Sex, weil wenig Zeit, wenig Energie, wenig Lust. Aber danach hat sich das wieder eingependelt, es war nicht sofort wie vorher, aber wurde mit der Zeit immer besser. Weil es sowohl meinem Mann, als auch mir immer wichtig war und wir es dementsprechend priorisiert haben.
Daher fällt es mir echt schwer, nachzuvollziehen, dass sich gar keine Zeit dafür finden lässt und auch die Aussage, dass die Kinder bei euch an 1. Stelle stehen, wirkt so, als wäre das bei allen Eltern, die regelmäßig miteinander schlafen, nicht so.
Übervolle und stressige Tage, an denen man abends einfach nur wie ein Stein ins Bett fällt, kenne ich gut, auch das Gefühl viel zu müde zu sein, um auch nur einen Hauch von Lust aufkommen zu lassen. Oder die Situation, wenn man selbst mal total Bock auf Sex hat, der andere aber einen total stressigen Tag hatte und gar nicht will. Kenne ich alles.
Aber nicht täglich und nicht jahrelang. Als die Kinder noch klein waren, hatten wir tatsächlich oft abends unter der Dusche Sex und in der kleinen Zeitnische, nachdem alle ins Bett gebracht wurden, und etwas später, als alle mehr oder weniger auch in den eigenen Betten schliefen, oft nachts oder morgens, bevor sie wach wurden. Man weiß ja in etwa, wann sie morgens den ersten Piep machen. Unsere innere Uhr war darauf eingestellt und tatsächlich waren wir oft zwanzig, fünfzehn Minuten eher wach. Voila, das perfekte Zeitfenster. Manchmal war auch kein Sex drin, sondern einer hat es dem anderen nur oral oder manuell gemacht. Klar, dann immer mit dem Risiko unterbrochen zu werden und das ein oder andere Kind kommt auch heute manchmal noch nachts zu uns ins Bett, dann geht das eben nicht. Aber das ist nicht immer so, schon lange nicht mehr.
Natürlich waren das im Alltag dann keine abendfüllenden, hochqualitativen Stunden zu zweit, sondern eher pragmatische, schnelle Viertelstünder oder manchmal auch nur Fünfminüter. Was auf Dauer sicher nicht ersetzen kann, sich länger und intensiver miteinander zu beschäftigen, aber zwischendurch war uns das immer lieber, als gar keinen Sex zu haben und ich persönlich finde bis heute, dass an einem kurzen Quickie nichts auszusetzen ist.
Wir hatten und haben aber auch ein großes, stabiles soziales Netzwerk, d. h. mit guter Organisation, kann man gelegentlich alle vier gleichzeitig "auslagern." Die kleinen Kinder verbringen das Wochenende bei den Großeltern, ein Kind ist bei ihrer Freundin, das andere ohnehin schon so selbstständig, dass es uns kaum braucht, zack, Abend freigeschaufelt.
Du schreibst von Verwandten, Freunden und Bekannten. Eure Kinder sind keine Babys mehr. Warum nicht mal einen Nachmittag oder Abend oder gar ein Wochenende von Großeltern, Tanten, etc. betreuen lassen? Grade am Wochenende kann man das doch gut planen, dann werden die Kinder von Freunden oder wem auch immer abgeholt und haben drei lustige Stunden auf dem Spielplatz und ihr Zeit für euch. Win-Win für alle Beteiligten.
Ich fand es immer total wichtig, für die Kinder gute, vertrauensvolle Beziehungen zu anderen Erwachsenen als uns Eltern zu haben und so haben wir früh damit begonnen, dass uns nahestehenden Verwandten und Freunde stundenweise alleine Zeit mit ihnen verbringen. Später dann auch ganze Tage oder Wochenenden, dieses Jahr an Ostern hatten wir es bei den jüngsten Kindern zum ersten Mal, dass sie für eine Woche ohne uns mit Oma und Opa verreist sind, die Großen waren bei Freunden und wir konnten als Paar einige Tage nur zu zweit wegfahren. Das hat total gut getan, man kann sich als Paar mal nur um die Beziehung und umeinander kümmern, seine Akkus aufladen und im Alltag dann wieder voll und ganz für die Kinder da sein. Die bei uns übrigens auch an 1. Stelle kommen. Was aber nicht gleichbedeutend damit ist, dass wir unser Beziehungsleben in die Tonne treten.
Naja jedenfalls so sieht unser Familienalltag aus und ich würde fast behaupten, dass es bei den meisten Familien mit kleinen Kindern ähnlich läuft.
Wo sollen wir da auch noch die Zeit finden, überhaupt einmal vernünftig miteinander zu reden?
Ohne an eurem Alltag zu schrauben und etwas zu ändern, wird alles so bleiben, wie es ist. Wenn man sich Veränderungen wünscht, muss man etwas dafür tun (wollen), das fällt niemandem einfach so in den Schoß. Die Frage ist, ob man dazu bereit ist oder nicht.
Derzeit klingen deine Beiträge eher danach, als würdest du dich auskotzen wollen und Bestätigung dafür suchen, dass man in eurer Situation wirklich gar keine Chance auf Sex hat. (Was auch okay ist! Manchmal braucht und will man genau das!)
Kann hier aber natürlich kein Mensch objektiv beurteilen, wir kennen euch und euren Alltag nicht. Daher kann ich dir nur von meinen Erfahrungen berichten und die sind: wenn man will, klappt es auch - wenn auch mit Abstrichen und Einschränkungen.