Nein, natürlich gibt es sehr qualifizierte Frauen vor allem in unserer heutigen Zeit. Ich kann mich arbeitstechnisch auch nicht über meine Chefin beschweren. Sie ist sehr gut in dem was sie tut. Sie hat auch studiert und ist allgemein sehr kompetent. Aber dieser eine Teil von mir lehnt das ganze weiterhin ab. Wieso ich ein Problem habe mit jüngeren und weiblichen Vorgesetzten? Fühlt sich für mich einfach irgendwie falsch an. Vor allem wenn sie einen schlechten Tag hat und mir ihn einem doch sehr herrischem Ton Anweisungen erteilt. Fühlt sich einfach demütigend an und macht mich sauer.
Vielleicht weil es einfach ungewohnt ist? Weil Du es einer Frau insgeheim doch nicjt zutraust? Oder was ist es, das Dich so sauer macht? Versuche das Gefühl „das fühlt sich einfach falsch an“ vielleicht etwas mehr auszudifferenzieren. Vielleicht verstehst Du Dich selbst dann besser und kannst besser damit umgehen.
Könntest Du Dir in solchen Situationen kurz vorstellen, wie es wäre, wenn ein Mann Dir genauso herrisch begegnen würde und wieso das dann weniger demütigend wäre? Männer untereinander haben doch häufig auch ein Konkurrenzgehabe. Da sind herrische Anweisungen ggf. auch demütigend. Wieso denn so besonders bei einer Frau?
Ihre Kompetenz erkennst Du ja an. Das ist schon nicht selbstverständlich, also rechne ich Dir das an! Bist Du aber nicht auch der Meinung, dass in einem Unternehmen der Kompetenteste leitende Anweisungen geben sollte und nicht der Älteste oder der mit den meisten Muskeln?
Könnte es sein, dass Du mit Deinen eigenen Ansprüchen an Dich selbst und Deinem Selbstwertgefühl in Konflikt gerätst? Weil nun eine jüngere Person eine Ebene höher sitzt und noch dazu eine Frau, die es doch eigentlich seltener im Führungspositionen schaffen (wegen Kinderwunsch usw)? Zweifelst Du deshalb an Dir selbst oder hast den Eindruck, dass das doch eigentlich Dir zustünde, wo Du doch schon so lange ackerst und eigentlich eine gute Ausgangsposition hattest? Haderst Du mit Deinem eigenen Schicksal?
Das wären plausible Empfindungen. Nur solltest Du dann erkennen, dass sie irrational und ungerecht sind und sie nicht an ihr auslassen….
Zudem: Hier wird häufig davon ausgegangen, dass der Chef ja automatisch besser ist, weil er ja eine Ebene darüber ist. Ist der FHler, der eine Führungsposition hat besser als der Physiker mit einem tollen Master, den er einstellt? Obwohl der Physiker hoch spezialisiert arbeitet und Aufgaben erledigt, die die Führungskraft selbst nicht bewältigen könnte? Die nur den Überblick behält und überall ein bisschen drüberschaut? Auf welcher Ebene man sich befindet und wie viel man alleine dadurch verdient hat ja erst einmal nichts mit der Komplexität der Arbeitsleistung zu tun. Du solltest doch stolz auf Dich und Deine Leistung sein können, egal wer gerade den Überblick behält….Falls Du das nicht bist, könntest Du Dich selbst vielleicht noch etwas weiterentwickeln und dadurch insgesamt zufriedener werden?