Die Frage, ob für dich im Leben der Spaß am Job oder die Freiheit durch den besseren Verdienst die wichtigere Rolle spielt, kannst nur du selbst beantworten; das empfindet jeder anders. Und es hängt in meinen Augen auch stark davon ab, an welchem Zeitpunkt im Leben man steht.
Ich habe seinerzeit mein Studium nach dem 1. Semester abgebrochen und habe eine Ausbildung in einem Bereich gemacht, der einer der schlechtbezahltesten in Deutschland ist. Mir war das damals vollkommen bewusst; meinen Kollegen ebenso. Das hatte zur Folge, dass wir samt und sonders alle da waren, weil wir Bock auf den Job hatten, nicht aufs Geld. Ich hab es geliebt, wir waren unter Gleichgesinnten und hatten die Zeit unseres Lebens. Trotzdem sind wir alle, die wir da waren, irgendwann aus dem Bereich rausgegangen, weil man da eben finanziell keinen Fuß auf den Boden kriegte und man das Thema Altersvorsorge ja nun nicht völlig vernachlässigen kann bei der Karriereplanung.
Mein Mann wiederum: studiert, promoviert, geradlinig Karriere gemacht bis in die Vice President Ebene eines großen Unternehmens. Gehalt entsprechend. Mit knapp 50 dort das Handtuch geworfen, weil er absolut keinen Bock mehr auf den Job hatte und nur noch unglücklich war. Er ist dann in einen völlig anderen Bereich gewechselt, wurde auch verbeamtet. Finanziell eine ziemliche Zäsur für uns, aber da wir vorgesorgt hatten, das Haus trotzdem abbezahlen konnten und die Kinder fast groß waren, ok.
Der Witz war am Ende, dass er dort genauso unglücklich war, aus anderen Gründen. Einer davon übrigens einer, den ich dir auch ans Herz legen würde, darüber nachzudenken: das Beamtentum. Super in puncto Sicherheit und Pension. Gruselig für jemanden, der es gewohnt und dem es wichtig ist, Dinge bewegen zu können. Einfluss auf Vorgänge und Prozesse nehmen zu können. Sich nicht in einem vorgegebenen, starren Gerüst bewegen zu müssen ohne jeglichen Gestaltungsspielraum.
Er ist nach zwei Jahren zurück in die freie Wirtschaft gegangen, hat jetzt einen Job mit dem er happy ist. Das Geld war aber nicht der ausschlaggebende Grund.
Ich kann dir keinen Rat geben, dir nur von meinen Erfahrungen berichten. Bei mir ganz persönlich war das Geld nie der entscheidende Faktor, auch wenn man ihn nicht außen vor lassen kann, das ist klar. Ich habe Jobs gekündigt, die finanziell ordentlich und inhaltlich interessant waren, weil die Kollegen ein Graus waren und ich jeden Tag mit Bauchweh hingegangen bin. Das war mir nichts auf der Welt wert, weder Geld noch Job selbst. Es gibt eben auch noch Faktoren, die man vorher gar nicht in seine Planung einbeziehen kann. Daher gibt es hier kein richtig oder falsch, das weiß man erst hinterher.
Ich bin gespannt wie du entscheidest und wünsche dir alles Gute!