Jeder Handwerksbetrieb verlangt heute Fähigkeiten, von seinen Angestellten, die auch für eine akademische Tätigkeit Voraussetzung sind. Die Kassiererin muss den Lieferschein lesen und verstehen, vor Ort und sofort Fehler in der Leiferung protokollieren. Und dann selbständig 3 andere Zettel ausfüllen, damit der Marktleiter das Problem dann beheben kann. Und der Postbote muss wissen, dass er eine Postzustellungsurkunde rechtlich gesehen als Beamter zustellt und da Haftungsfragen zu beachten sind. Und der muss natürlich auch gut lesen und schreiben können, und Auto fahren und sich selbst die beste und kürzeste Tour zusammenstellen.
So, und ein Handwerker muss technische Zeichnungen und Schaltpläne lesen und verstehen. Da gibt es längst keinen Aufpasser mehr, der aus so einem Plan die Arbeitsaufgaben ableitet.
Wer das Anforderungsprofil eines guten Handwerkers erfüllt, kann im Prinzip wählen, ob er nicht lieber studieren oder das miteinander kombinieren will.
Sorry aber das stimmt nicht. Du meinst also, dass ein Akademiker nicht mehr können muss als Lieferscheine zu lesen und Autofahren?
Was ist mit folgenden Aspekten:
- Interesse für tiefgreifendes Verständis für einen Fachbereich und die Bereitschaft, Jahre seines Lebens damit zu verbringen, sich diese Kenntnisse ohne Einkommen anzueignen
- Die Fähigkeit, sich selbst über Jahre hinweg jeden Tag selbst dazu zu motivieren, weil es kein anderer tut. Es gibt keinen Arbeitgeber und keine Aufgaben, die täglich zu erfüllen sind. Sondern man muss sich selbst peitschen. Kann nicht jeder.
- Je nach Studiengang 100 Seiten am Tag lesen. In der Bibliothek selbst nach Quellen und Ansätzen suchen.
- Selbst entscheiden können, was relevant ist und was nicht so sehr, was man wann lernt, was für die Klausur relevant sein könnte. Sagt einem niemand.
- Fähigkeit zu abstraktem Denken und überdurchschnittliche Intelligenz. Die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu erschließen.
- Die Fähigkeit, schnell neue Dinge zu lernen und diese sich lange zu merken. Auch ein Merkmal von Intelligenz.
- Resilienz und psychische Stabilität. Man muss jahrelang schwere Prüfungen schreiben. ZT hohe Durchfallquoten und schlechter Notendurchschnitt. Man weiß 5-7 Jahre zum Teil nicht mal, ob man am Ende nicht ohne Abschluss dasteht. Ständige Konkurrenz mit anderen Studenten, dann man muss besser sein, um wirklich gute Berufaussichten zu haben.
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Es kann nicht jeder studieren. Nicht jeder gute Postbote oder Handwerker könnte auch studieren. Aber das ist doch auch gar nicht nötig. Jeder soll tun, wofür er talentiert ist und woran er interessiert ist.
Und ein Handwerk ist doch eine tolle Sache. Man kann etwas mit eigenen Händen erschaffen, gestalten. Menschen helfen, die etwas brauchen oder ein technisches Problem haben. Die Verdienstaussichten sind so schlecht auch nicht.