Sie [...] halten sich selbst für die tüchtigeren, begabteren und vor allem besseren, wertvolleren Menschen. Wieviel glückliche Fügungen es in ihrem Leben gab [...] blenden sie geflissentlich aus. Für diese arrogante, unempathische Haltung werden sie eines Tages die Quittung bekommen - falls nicht mehr im Diesseits, dann eben im Jensseits. Davon bin ich überzeugt.
Interessante Einstellung/Vorstellung. Meine Meinung hierzu: Niemand wird irgendwann die Quittung im Jenseits bekommen, denn das Jenseits ist eine Erfindung, um die Menschen hier bei Laune zu halten. Es legitimiert jedes Machtgefälle, jegliche Hierarchien und Ungerechtigkeiten, denn es verspricht denjenigen, die darunter leiden, dass sie im Jenseits dafür belohnt werden. Alle anderen können sich vorher noch von ihren Sünden befreien, indem sie Buße tun. Da kann man alle Ungerechtigkeiten gleich ausblenden, weil alleine das Jenseits wichtig erscheint. Was für ein schrecklicher Glaube, wenn man mal bedenkt, dass das einzige, was wir wirklich beweisen können, das Diesseits ist. Gibt es ein Leben nach dem Tod? Keine Ahnung, aber es gibt ein Leben vor dem Tod.
Ich finde es wirklich lustig Sarnade, dass du von einer arroganten Haltung schreibst, denn vor kurzen habe ich erst darüber nachgedacht, welch arrogante Haltung doch der Gottesglaube ist. Gehen wir mal vom christlichen Gott aus, der die Menschen nach seinen Abbild/Ebenbild erschaffen hat und sie über alle anderen Lebewesen auf dieser Erde gestellt hat. Was für eine arrogante Haltung zu glauben, dass der Mensch (eine Primatenart) ein göttliches Abbild sein soll. Wir sind definitiv kein göttliches Abbild, sondern einfach ein Produkt der Evolution. Setzt man sich mal mit anderen Menschenaffen auseinander, kann man zwar feststellen, dass wir intelligenter sind, uns aber doch gar nicht so sehr von ihnen unterscheiden, wie wir gerne glauben würden. Warum sollten wir höher gestellt sein als sie? Warum sollten wir das Recht dazu haben, andere Lebewesen insbesondere andere Tiere derart abzuwerten und uns Menschen derart aufzuwerten? Ist das etwa keine arrogante Haltung?
Jetzt mal zu einer anderen Sache, die meiner Meinung nach absolut gegen die Existenz Gottes oder mehrere Götter spricht: Das Theodizee Problem.
Vor wenigen Tagen habe ich noch mal das Bild des kleinen Jungen gesehen, der im Mittelmeer auf der Flucht mit seiner Familie ertrunken ist. Das Bild wurde 2015 ziemlich bekannt und kommt mir öfter mal in den Sinn, wenn ich gefragt werde, ob ich an einen Gott glaube. Ein liebender, allmächtiger Gott hätte das vorhindern können und vielmehr noch
verhindern müssen! Sowas würde doch kein liebender "Vater" zulassen. Der kleine Junge, ein unschuldiges Kind, soll leiden und auf diese Art und Weise sterben müssen? Das macht absolut kein Sinn und keine Religion bietet darauf eine glaubwürdige Antwort.
Wenn mir also jemand erzählt, dass es trotz des ganzen Leides einen allmächtigen Gott gibt, dann kann ich nur eine Antwort darauf geben: Dann muss er aber ganz schön sadistisch sein - ein liebender Gott wird das dann wohl kaum sein.
