Gauck erfüllt die Anforderungen an das Amt des Bundespräsidenten auf hervorragende Weise. Er steht auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, was an seiner Biographie besonders authentisch rüberkommt.
Gauck macht nicht nur den Eindruck eines dekorativen Palmkübels wie einige seiner Vorgänger. Er beschränkt sich nicht auf gelegentliche bedeutungslose Sonntagsreden - wie jeder seiner Vorgänger!
Gauck ist auch unbequem.
Als Beispiel sei seine jüngste Merkel-Kritik im Zusammenhang mit der Schuldenkrise erwähnt:
Merkel habe "nun die Verpflichtung, sehr detailliert zu beschreiben, was das bedeutet, auch fiskalisch bedeutet", sagte er im ZDF-Sommerinterview. Die Politik würde ihre Inhalte nicht in ausreichendem Maß vermitteln: "Manchmal ist es mühsam zu erklären, worum es geht. Und manchmal fehlt die Energie, der Bevölkerung sehr offen zu sagen, was eigentlich passiert."
Auch unterstützt Gauck die Klagen beim Bundesverfassungsgericht gegen ESM und den Fiskalpakt: "Ich bin froh, dass dieser Weg beschritten wird". Die Kläger hätten jedes Recht, ihre Sorge zum Ausdruck zu bringen. Und er gibt auch eigene Fehler zu, zB dass er im April erklärt hatte, er habe keine Bedenken wegen der Verfassungsmäßigkeit des deutschen Euro-Kurses. Das sieht er jetzt anders:: "Da hätte mehr Zurückhaltung mir gut gestanden."
Der unsägliche CDU-Wulff hätte sich wohl nie getraut, etwas gegen die Kanzlerin zu sagen.