Ich finde den Thread ganz interessant, vor allem auch wegen der von Maximilian zitierten Quellen, die ich mir - trotz nicht mal vorhandener Grundkenntnisse der Teilchenphysik - auch durchgelesen habe.
Also erstmal danke dafür.
Obwohl ich also wegen meines mangelnden Sachverstandes eigentlich nicht dazu berufen bin, habe ich mir untenstehende Anmerkungen erlaubt.
Um keinen falschen Eindruck zu erwecken, ich bin nicht unbedingt ein Verfechter der Nuklearfusionstechnologie, erkenne aber an, dass möglicherweise die Forschung auf dem Gebiet in vllt. 50-100 Jahren durchaus zu einer technisch beherrschbaren Energiequelle werden kann.
Allerdings bin ich, was die kurz- bis mittelfristig auf die Menschheit wahrscheinlich zukommenden Verteilungskonflikte um die leichter nutzbaren Energieträger anbelangt, auch eher pessimistisch wie Maximilian und andere.
Ist doch ganz einfach: die Wissenschaftler sichern sich Arbeitsplätze und Forschungsgelder in Milliardenhöhe. Würden sie sagen: ok, das ist ne schöne spielerei, wird aber unsere Energieprobleme nicht lösen, denkst du dann würden noch diese Mrd. in die Forschung fliessen?! So wissen es alle, sagen es aber nicht laut. Da sagen sie lieber: vllt., evtl. können wir die Probleme lösen, vllt. irgendwann mal klappt es. Dieses "vllt." sichert ihre Forscherkarriere, ihren Lebensunterhalt.
Warum lassen sich die Regierungen nicht ordentlich beraten? MMn sind die 1. unter dem Einfluss der Mehrheit der Kernphysiker, die durch die Projekte profitieren, während die Physiker die sich mit Fusion auskennen, aber nicht von diesen Forschungsgeldern profitieren, extrem wenig sind. Ausserdem hacken dann halt nur wenige Physikerkollegen ihren Kollegen ein Auge aus, und denkt sich halt: ok, die haben ihr großes Spielzeug, wir haben unser großes Spielzeug, wir reden denen nicht rein, sie uns nicht, und keiner sagt den Politikern, dass man dieses Geld woanders sinnvoller einsetzen könnte.
Ist doch menschlich verständlich. Warum sollten die die Hand beissen, die sie füttert.
Das betrifft aber wohl fast jede wissenschaftliche Karriere oder Forschungsvorhaben, das ja irgendwie finanziert sein will.
Mich deucht, dass die weltweit gerade mit besonderer Aufmerksamkeit sowie Mitteln bedachten Klimafolgenforscher bzw. diversen IPCC Affiliates auch nicht unbedingt die Grenzen ihrer (numerisch simulierten) Klimamodelle bei Antragstellung oder konsultierender Tätigkeit in den Vordergrund rücken werden.
maximilian meinte:
EDIT: Wer auf einer Tagung von Physikern, als Dr. der Physik der ETH Zürich, eine Verschwörungstheorie verbreiten würde, wäre ja die längste Zeit seines Lebens anerkannter Wissenschaftler gewesen. Google einfach mal den Autor des Vortrags.
Habe ich mal getan.
Dittmar scheint mit ähnlichen Vorträgen auf einer Reihe von Veranstaltungen (z.B.
ASPO Konferenzen), die sich kritisch mit der künftigen Energienutzung der Menschheit bei knapper werdenden Ressourcen auseinandersetzen, bereits aufgetreten zu sein.
Grosse Teile der Slides seines Vortrags vor der Schweizer Physikalischen Gesellschaft, auf den Maximilian verlinkt hatte, habe ich also auch woanders wiederentdeckt (das scheint aber lediglich der sinnvolle
Code Reuse, wie ihn offenbar nicht nur Programmierer pflegen, von Wissenschaftlern zu sein.
)
maximilian meinte:
Also schon zu der Aussage 10-20% des weltweiten Energieangebots am Ende des Jahrhunderts, sagt ein ITER-Mitarbeiter dass es Unsinn ist.
BBC_Interview_Spears meinte:
“Fusion reactor work gets go-ahead (BBC news 24 May 2006)
“Officials project that 10% to 20% of the worlds energy could come from fusion by the
end of the century”
(todays 370 GWatt(electric) nuclear fission power make only 2.5% of todays energy mix!)
Bill Spears (ITER physicist) in reply to my e-mail question: “I don’t know which official
stuck his neck out.. but to my knowledge there are no such studies...”
Also dass solch ein Statement
Unsinn wäre, hat der Quelle nach Spears ja nie behauptet, sondern lediglich zu bedenken gegeben, dass er selbst nicht wüsste, welcher (ITER?) Offizielle, sich zu einer solchen öffentlich gemachten Aussage hätte hinreissen lassen, sondern er vielmehr von derartigen Untersuchungen (gemeint waren wohl eher, die daraus evtl. resultierenden Prognosen) überhaupt nicht wüsste.
Ich konzediere allerdings, berücksichtigt man den anglo-amerikanischen Hang zum ironischen Understatement, dass dies durchaus knapp mit
Unsinn übersetzt werden kann.
maximilian meinte:
Wäre die Energie aus Öl und Gas nicht knapp, wäre der Preis nicht soweit angestiegen, dass schon heute sich Menschen zwischen Nahrung und Heizung entscheiden müssen.
...
Hätte es genügend Effizienssteigerungen gegeben, hätten wir diesen Mangel nicht. Und der Mangel ist offensichtlich, ohne Mangel liegen die Preise für ein Produkt, was sofort verkauft werden muss, weil Lagerkapazitäten kaum vorhanden sind, nur knapp über den Produktionskosten. Preise weit über den Produktionskosten sind immer ein Zeichen für Mangel!
Ich meine, so uneingeschränkt kann man das - zumindest für das Rohöl - nicht behaupten, denn gerade dessen Preis ist ein höchst politischer, der von einer Reihe von, nicht allein der Verfügbarkeit geschuldeten,
künstlichen Einflussfaktoren abhängt.
Das fängt ja schon bei den Fördermengen an, die von einem Kartell durch schwer durchschaubare Quoten festgelegt werden, um auf dem Weltmarkt einen gewünschten Preis zu erzielen und endet noch nicht mal bei der Besteuerung der daraus raffinierten Produkte durch fast alle Staaten.
Zusätzlich bieten erzielbare oder imaginierte Weltmarktpreise noch einen ganz erheblichen spekulativen Anreiz, wie wir ja schmerzvoll erst vor kurzem erfahren mussten.