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Eure liebsten Bücher

_vogelfrei

Aktives Mitglied
Ergänzend zum "Was lest ihr gerade?" Thread hier ein Thread für Bücher, die euch sehr doll bewegt haben.

Ich weiß, das können super viele sein und vermutlich geht es vielen wie mir, am einen Tag fallen einem diese Bücher ein, am anderen andere, es gibt keinen Anspruch auf Absolutheit. :) Aber wenn ihr Lust habt, teilt mal ein paar tolle Bucherfahrungen mit mir und dem Forum. Gerne nicht nur den Titel, sondern noch ein paar Sätze dazu.
 
Zuletzt bearbeitet:

_vogelfrei

Aktives Mitglied
Ich fange mal an, die Bücher, die mir direkt in den Sinn kamen:

"Der Vorleser" von Bernhard Schlink

War damals Schullektüre und ich habe mich sehr schnell in das Buch und die Figuren verliebt. Ich mag den Schreibstil von Schlink unglaublich gerne, ich würde ihn als nüchtern und doch auch irgendwie gefühlsvoll beschreiben, eine Mischung, die es mir angetan hat. Ich erinnere mich vor allem an die letzten Seiten, das Wiedersehen, puh, das ging mir sehr nahe, die Distanz, das Entfremden, ich musste beim Lesen öfter weinen.

"Paint in Black" & "Weißer Oleander" von Janet Fitch.

Die Bücher habe ich auch noch während der Schulzeit gelesen, beides zu lange her, um noch so richtig tief in den Inhalt einzusteigen, aber beide Bücher hatten es mir angetan. Das erste Buch startet mit einem Suizid & mir ist die bildreiche Beschreibung sehr im Kopf hängen geblieben.
Aus dem zweiten begleiten mich vor allem noch einige Zitate, die ich jetzt im wortlaut noch in alten Tagebüchern finden würde, würde ich danach suchen.

"Vielen Dank für das Leben" von Sibylle Berg

Ein einerseits krass furchtbares und dunkles Buch, das mir aber durch den Kontrast doch auch immer wieder gut aufzeigen konnte, wie schön das Leben tatsächlich ist. Indem ich in diese sehr dunkle Version von Gesellschaft & Zwischenmenschlichkeit eingetaucht bin, konnte ich in meinem Leben viel stärker das liebende, schöne sehen.
Zudem mag ich Sibylle Bergs Schreibstil sehr gerne und auch das, was sie sonst noch so fabriziert. Interessante Persönlichkeit.
 

Splitterbunt

Aktives Mitglied
Alles von Terézia Mora, vor allem "Alle Tage." und "Die Liebe unter Aliens."

Die Schönheit, Klarheit und Unaufgeregtheit ihrer Sprache ist beispiellos und ich mag, dass sie vor allem sehr leise, schlichte Geschichten von sehr gewöhnlichen Menschen erzählt, die nichts besonderes an sich haben, meist sehr verloren im Leben sind und nirgendwohin gehören. Wenig Geschriebenes konnte mich bislang so sehr bewegen, berühren, treffen, wie ihres, vielleicht weil ich die Einsamkeit und Heimatlosigkeit, die sie in ihren Büchern thematisiert, gut kenne. Und ich finde es cool, dass jemand, dessen Muttersprache nicht Deutsch ist, so schreiben kann .
"Alle Tage" handelt von so einem Menschen, der nirgendwo zu Hause ist, Dutzende Sprachen gelernt hat und verstehen kann, aber dem die Worte zum Sprechen fehlen und der nicht verbalisieren kann, was er denkt und fühlt . "Die Liebe unter Aliens" ist eine Sammlung von Kurzgeschichten.
Bekannt ist vor allem die Darius Kopp-Trilogie, wovon v. a. der zweite Band - "Das Ungeheuer" - sehr besonders ist, denn die Seiten des Buches sind in der Mitte horizontal durch eine Linie geteilt. In der oberen Hälfte folgt man der Gegenwart der Geschichte, nämlich Darius, der den Tod seiner Frau versucht zu verstehen und zu verarbeiten. In der unteren Hälfte liest man im Tagebuch seiner (verstorbenen) Frau. Man kann parallel oder nacheinander lesen, sehr klug und besonders gemacht.

Ruth Klügers autobiographischen Bücher "weiter leben" und "unterwegs verloren", in denen sie über ihre Kindheit als Jüdin, die Zeit im KZ, ihr Leben im Exil in Amerika und den Umgang ihres Umfelds mit ihrem Überleben erzählt. Diese Frau war unfassbar klug, scharfsinnig, zynisch, feinfühlig und geht mit allen, vor allem mit sich selbst, sehr hart ins Gericht. Jeder sollte ihre Bücher lesen.

Später schreibe ich bestimmt noch mal, aber diese beiden Frauen und ihr Werk bedeuten mir ganz besonders viel.
 

dreampudelchen

Aktives Mitglied
Wo fange ich da an und wo höre ich auf???

"Und du bist nicht zurückgekommen" von Marceline Loridan-Ivens

In der Frankfurter Allgemeinen stand dazu: "Im KZ Birkenau hörte sie auf zu wachsen, als ihr Vater in Auschwitz ermordet wurde. Mit 87 Jahren schrieb Marceline Loridan-Ivens darüber ein Buch. Frankreich war erschüttert, Deutschland wird es auch sein."
Nur etwas mehr als 100 Seiten, aber ein Buch, das ich nie vergessen werde.

"Die verborgene Sprache der Blumen" von Vanessa Diffenbaugh hat mir meine Lieblingsbuchhändlerin in die Hand gedrückt mit den Worten "ich hab da was, das müssen Sie lesen!"
Sie hatte recht :).

"Kleine Feuer überall" von Celeste Ng.
Eine Geschichte von Geheimnissen und Regeln, vom Aufeinandertreffen der Oberschicht mit der Unterschicht, von Lügen, Wünschen und Hoffnungen.

"Firmin - Ein Rattenleben" von Sam Savage.
Rattenjunge Firmin wächst im Keller einer Buchhandlung auf. Er liest die Bücher, die es dort gibt, beobachtet die Menschen und ist fasziniert von ihnen. Er möchte unbedingt mit einem Mensch befreundet sein - für eine Ratte ist das nicht unbedingt einfach.
Ich habe dieses Buch von der kleinen Ratte die um nichts in der Welt aufgibt einfach geliebt :).
 

Santino

Moderator
Teammitglied
Okay. Da gibt es doch einige Bücher, die mich in meiner Weltsicht und meinem Denken stark gesprägt haben. Berührt haben sie mich insofern, als dass sie mir gezeigt haben, dass mein unterschwelliges Gefühl, die Welt sei komplexer als man auf den ersten Blick annehmen mag, bestätigt haben. Weil sie Selbstverständlichkeiten hinterfragen und dieses Hinterfragen nicht abwerten, sondern so wollen.

Die Gesellschaft der Gesellschaft - Niklas Luhmann
Geschichte der Kindheit - Philippe Ariès
Mit dem Taxi durch die Gesellschaft - Armin Nassehi
Tractatus Logico-Philosophicus - Ludwig Wittgenstein
Decamerone - Boccaccio (fällt hier etwas aus der Reihe, hat aber im Endeffekt die gesamte europäische Weltliteratur beeinflusst, auch Dante im Folgenden)
Divina Commedia (Die göttliche Komödie) - Dante Alighieri
Somnium Scipionis (Scipios Traum) - aus De re publica von Cicero
Politeia - Platon
Überwachen und Strafen: Die Geburt des Gefängnisses - Michel Foucault

Es gibt bestimmt noch einige mehr, aber diese fallen mir auf Anhieb ein. Drei Zitate, die mich stark geprägt haben, ich lass die einfach mal da:

„Und schon bei einer geringen Aufmerksamkeit auf das, was wir selber sagen, wird uns bewusst, wie unscharf wir auswählen müssen, um sagen zu können, was man sagen kann; wie sehr das herausgelassene Wort schon nicht mehr das ist, was gedacht und gemeint war, und wie sehr das eigene Bewusstsein wie ein Irrlicht auf den Worten herumtanzt: sie benutzt und verspottet, sie zugleich meint und nicht meint, sie auftauchen und abtauchen lässt, sie im Moment nicht parat hat, sie eigentlich sagen will, und es dann ohne stichhaltigen Grund doch nicht tut.
Würden wir uns anstrengen, das eigene Bewusstsein wirklich in seinen Operationen von Gedanken zu Gedanken zu beobachten, würden wir zwar eine eigentümliche Faszination durch Sprache entdecken, aber zugleich auch den nichtkommunikativen, rein internen Gebrauch der Sprachsymbole und eine eigentümlich-hintergründige Tiefe der Bewusstseinsaktualität, auf der die Worte wie Schiffchen schwimmen, aneinandergekettet, aber ohne selbst das Bewusstsein zu sein; irgendwie beleuchtet, aber nicht das Licht selbst“

Niklas Luhmann (1995). Soziologische Aufklärung 6. Die Soziologie und der Mensch. Wiesbaden: Springer VS. S. 119


Ist jetzt keins der o.g. Werke, aber entspringt derselben Feder von Luhmann und beleuchtet den Zusammenhang zwischen Denken und Kommunikation. Fand ich sehr aufschlussreich für mein Verständnis von der Welt und sozialer Dynamik.

***

Als ich die Brauen hob ein wenig höher,
sah ich den Meister derer, die da wissen, in einem Kreis von Philosophen sitzen.
Alle bewundern ihn, es ehrt ihn ein jeder,
Dort konnt' ich Sokrates und Plato sehen, wie sie ihm vor allen anderen nahestanden.
Demokritus, für den die Welt ein Zufall,
Diogenes, Anaxagoras und Thales,
Empedokles und Heraklit und Zeno.
Ich sah den, der die Eigenschaften kennt,
Ich meine Dioskurides und Orpheus
Tullius, Linus, Seneca, den Weisen,
Euklid, den Geometer, Ptolemäus, Hippokrates,
Galen und Avicenna, Averroes, den grossen Kommentator.

Dante Alighieri, Die göttliche Komödie, Hölle, Vierter Gesang

Dante trifft den Kreis der hier genannten Philsophen vor dem Eingang zur Hölle, in der s.g. "Vorhölle" ("der Meister derer, die da wissen" ist Aristoteles), weil sie vor Christi Geburt lebten und entsprechend nicht getauft werden konnten, sie haben ihre "Gottlosigkeit" also nicht verschuldet. Derlei Personen kamen nach der Vorstellung der Kirche zu Dantes Lebzeiten in den s.g. "Limbus Patrum", eben eine Art Vorhölle, in der die Seelen allerhöchstens nur geistig litten, weil sie nicht bei Gott sein konnten.

Das Faszinierende an diesem Textausschnitt ist, dass er im Endeffekt die gesamte Philosophiegeschichte des Mittelalters und der Renaissance zusammenfassen lässt. Das Gemälde "Die Schule von Athen" von Raffael soll auch auf dem Textausschnitt beruhen.


***

"Wenn nicht die Philosophen in den Staaten Könige werden oder die Könige, wie sie heute heissen, echte und gute Philosophen, und wenn nicht in eine Hand zusammenfallen politische Macht und Philosophie, und wenn nicht die Vielzahl derer, die sich heute auf Grund ihrer Anlage nur der einen der zwei Aufgaben widmen, mit Gewalt davon ferngehalten wird, gibt es, mein Glaukon, kein Ende des Unglücks in den Staaten, ja nicht einmal im ganzen Menschengeschlecht, und unsere Verfassung, die wir nun in Gedanken entworfen haben, wird nicht früher, soweit überhaupt möglich, verwirklicht und das LIcht der Sonne erblicken."
Platon, Politeia, V, 473c-d

In der Politeia entwickelt Platon seine Staatstheorie des "gerechten" Staates und entfaltet in dem Kontext auch seine Erkenntnistheorie und den Begriff der Gerechtigkeit.

Ja, das lass ich so mal da.
 
G

Gelöscht 125338

Gast
Antonio Damasio --- 'Im Anfang war das Gefühl - Der biologische Ursprung menschlicher Kultur'
Joseph Ledoux --- 'Das Netz der Gefühle - Wie Emotionen entstehen'
Anne Wilson-Schaef --- 'Die Flucht vor der Nähe - Warum Liebe die süchtig macht keine Liebe ist'
Douw Drraaisma --- 'Warum das Leben schneller vergeht, wenn man älter wird - von den Rätseln unserer Erinnerung'

(Die Untertitel besagen, weshalb mich diese Bücher besonders interessiert haben.)


***
Hinderk M. Emrich --- 'Welche Farbe hat der Montag - Ein Buch über Synaesthesie: das Leben mit verknüpften Sinnen'
(Anmerkung hierzu: Ich bin ein "Synni". Es ist eine Lebensbereicherung.)

***

Gedichte von Rainer-Maria Rilke und Hermann Hesse
... und noch viele andere Bücher.
Hierzu in den nächsten Tagen mehr.
 
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_vogelfrei

Aktives Mitglied
@Santino Niklas Luhmann verbinde ich immer mit einem Typen, mit dem ich ne Weile einTechtelmechtel hatte. In seinem Dating Profil stand sinngemäß "Gäbs ein Poster von Niklas Luhmann, ich würd's mir sofort aufhängen." Er war in der damaligen Phasen sehr fasziniert von seiner Systemtheorie.

Ganze Werke von Foucault habe ich nie gelesen, aber die Schnipsel, Bezüge, Texte, die ich von ihm kenne & gelesen habe, haben mich auch oft auch tief berührt.

___

Vor ca. 5 Jahren habe ich angefangen mich intensiver mit Feminismus zu beschäftigen. In der Zeit habe ich die beiden Bücher von Margarete Stokowski gelesen ("Untenrum frei" & "Die letzten Tage des Patriachats"). Die mochte ich auch sehr und sind sehr eingängig, finde ich. Da fällt mir grade ein, dass meine Cousine noch ein paar Bücher von mir hat, eins davon ist auch dabei.

Nochmal ein ganz anderes Genre, aber auch mit vielen Bezügen zu soziologischen & philosophischen Klassikern sind die feministischen Comics von Liv Strömquist. Ich finde ihre Comics so super witzig und dabei gleichzeitig auch informativ und einladend zum hinterfragen. Ich hab mir nach und nach alle gekauft und könnte gar nicht sagen, welchen ich davon am liebsten mag.

Ein paar Ausschnitte aus den Comics "Ich fühl's nicht" und "I'm every woman":

IMG20230219020426.jpgIMG_20230219_020552.jpgIMG_20230219_020604.jpgIMG20230219021124.jpg
 
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