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Depressionen - darf ich mich so anstellen?

weidebirke

Urgestein
Hm...Du bist sehr ehrlich.

Die Therapie ist nicht dazu da, Dir Aufmerksamkeit zu schenken, auch wenn das unweigerlich dabei mit rumkommt. Im Idealfall lernst Du dort, Dich selbst zu bestätigen und Deinen Wert aus Dir selbst zu schöpfen, ihn zu finden, unabhängig von der Bestätigung anderer. Damit könntest Du für wirkliche Begegnungen frei werden.

Auch Deine Leistungen bekommen dann realistische Beurteilung durch Dich selbst.

All das wärs doch Wert oder nicht?
 
F

fritzie

Gast
Weißt du, Amicellini, in deinen Beiträgen entdecke und verstehe ich gerade sehr viel auch über mich. Dafür erstmal Danke (falls du diesen Dank weiterwinken möchtest: abgelehnt! Den wirst du jetzt erstmal aushalten müssen :D)

Das einzige, was während meiner Kindheit je positiv an mir kommentiert worden ist, war meine Intelligenz. Logisch, daß man das, was man kann und anerkannt sieht, zu verstärken versucht. Ergebnis: ich war sehr früh als "Klugscheißer" verschrien: die Erwachsenen nannten mich altklug, die anderen Kinder und Jugendlichen nannten mich neben "Dicke" auch "Frau Professor" - beides war nicht nett gemeint. Und trotzdem war es das, wo mir so leicht keiner Konkurrenz machen konnte - also bemühte ich mich immer weiter, noch besser, noch durchdachter, noch schneller im Denken zu sein als die anderen. :)

Es ist gut, seine Begabungen zu kennen und auszubilden. Es kann aber auch eine Falle darin stecken: die Dosierung macht's. Sprich: es ist nicht leicht, sich in dem Bereich zurückzunehmen, in dem man sich sicher fühlt. Was du beschreibst: die Ängste, sobald jemand eine halbe Note besser bekommt, sobald jemand vielleicht eine andere Sichtweise äußert, die mehr Beifall findet als die eigene usw. - die sind gar nicht so schlecht im Grunde. Sie helfen einem, eine gewisse gesunde Relation zur Außenwelt wahrzunehmen. Schlecht wird's, wenn die Ängste diesbezüglich einen so sehr beeinträchtigen, daß man sich selbst damit zu stark in Frage stellt, denn worauf kann man zurückgreifen, wenn die eigenen Stärken plötzlich nicht mehr auszureichen scheinen?

Mein "Trick" (richtiger: Training, ich muß das bis heute immer wieder neu üben) besteht darin, daß ich nicht mehr versuche, in meinen "Disziplinen" NOCH besser, NOCH trainierter, NOCH schneller zu werden, sondern ganz bewußt manches an meinen Fähigkeiten zurückzuhalten, um anderen den Raum zu lassen, den SIE brauchen, um mit ihren Begabungen und Besonderheiten hervorzutreten. Darin steckt eine besondere Qualität, auch für einen selbst. Und daneben auch herauszufinden, in welchen Bereichen man außerdem Interessen und Fähigkeiten hat, die man bisher vielleicht nicht so besonders geübt hat. Das trainiert einerseits eine gewisse Demut vor dem, was andere zu leisten imstande sind, wo man selbst so viel Mühe reinstecken muß - und es verleiht einem das gute Gefühl, nicht überall konkurrieren zu müssen. Es lebt sich entspannter, wenn man sieht, daß man nicht "besser" sein muß als andere.

Weiß nicht, ob dir das weiterhilft - mehr Klugschiß will ich dir von meiner Seite aus nicht zumuten, zumal ich davon überzeugt bin, daß es vieles gibt, was du in deiner nächsten Therapie über dich und deine Fähigkeiten lernen wirst.
 

Amicellini

Mitglied
Hallo Fritzie,
es freut mich, dass ich dir durch meine gnadenlose Zerpflückung meiner Selbst auch etwas klarwerden lassen konnte - und das meine ich so =)

Das mit dem zurücknehmen. Naja. Es ist nicht so, dass ich darum kämpfe NOCH besser zu werden. Dadurch, dass ich nen relativ gescheiten Kopf habe, fallen mir die meisten Noten einfach zu. Ich arbeite quasi nur dafür indem ich im Unterricht wirklich aufpasse. Ich mache beinahe nie meine Hausaufgaben und lerne nur minimal.
Diese Panikattacke war in dem Fach Darstellung.

Das war für mich insofern sehr wichtig, als das dies der Grund war, weshalb ich die Schule gewechselt habe. Ich bin gut in Kunst gewesen, habe schon immer gerne gemalt und mich dennoch in der Realschule gegen den Kunstzweig entschieden. Als ich dann auf dem Gymnasium eine wirklich miese Kunstlehrerin hatte und Angelika mit ihrer Idee kam. War ich Feuer und Flamme. Es würde endlich etwas sein, was mir Spaß machen würde, so dachte ich. Da würde ich besser sein, weil ich bei der Sache wäre.
Und so war es auch, ich war mit allen meinen Bildern WEIT vorne. Die Lehrer meinten sogar, dass ich vom Niveau her schon in der 12. hätte sein können.
Das tat mir gut, denn es bestätigte mir, dass es wert gewesen war, dass ich so um den Schulwechsel gekämpft habe. Ich will auch irgendwie auf der Schiene weitermachen. Ich will die 13. Klasse durchziehen und eventuell auch etwas in Kunst studieren.
Als ich dann plötzlich schlechter war, und das auch noch mit einem Bild, was ich für gut befunden hatte, bekam ich Angst, dass ich abrutschen würde, dass ich den Notenschnitt für die 13. nicht schaffen würde. Dass meine Entscheidung, KunstFOS, was ja in der Wertigkeit schlechter ist als das Gymnasium, falsch war.
Jetzt rückblickend weiß ich, dass es eine übertriebene Handlung war, aber sie hat mir für den Augenblick den Atem genommen.

Normalerweise gönne ich es den anderen, besser zu sein. Auch in Schulfächern. Ich habe schon einmal null Punkte geschrieben und habe mich für die anderen gefreut. Ich habe nie mit meinen Noten in der Klasse geprotzt. Ich habe mich für meine Schwester gefreut, wenn sie auch gute NOten hatte und war stolz darauf, wenn sie eine Maltechnik besser konnte als ich (Aquarell).
Ich nehme mich durchaus zurück.

Die Frage nach den eigenen Stärken stellt sich mir jedoch immer, nicht nur in Abhängigkeit solcher Sachen. Denn in meinen Augen habe ich tatsächlich nicht viel zu bieten und sehe meine 'Erfüllung' nur darin, anderen zu helfen. Und wenn ich das nicht schaffe, sinke ich in ein Loch. Hilfsbereitschaft und Fürsorge, das sind meine augenscheinlichen Stärken. Und wenn ich sie nicht anwenden kann, fühle ich mich als Nichtsnutz, als Schmarotzer.
Daher kam vermutlich die Panik.

Und ich empfinde deine Antworten sicherlich nicht als Klugschiß! Im Gegenteil, sie geben mir neue Denkanstöße und ich finde sie wertvoll =)
(Außerdem, Hey ich habe dir helfen können. Ich fühle mich schon besser ;))

An Weidebirke:
Ich hoffe wirklich, dass bei der Therapie das herauskommt. In der letzten passierte das nämlich leider gar nicht :(
 

Lissa Jou

Mitglied
Die Entscheidung, gesund werden zu wollen, hat m.E. wenig mit einer Ambivalenz des Willens zu tun. Es ist eine Entscheidung, die man treffen muss. Sich Hilfe zu holen und dann Schrittchen für Schrittchen für sich selbst kämpfen.

So ein "sink nicht noch tiefer rein" klingt nicht so, als wüsstest Du, wovon Du schreibst.

Weidebirke, ich glaube nicht dass du dazu bevollmächtigt bist, über mich zu urteilen, echt nicht.
Gesund werden zu wollen ist keine einmalige Entscheidung, da spielt die Ambivalenz durchaus mit rein. Man verliert auch, indem man gesund wird.
Und dieses "sink nicht noch tiefer rein" war kein Vorwurf, es war maximal ein Appell. Man sollte sich einfach nicht an die positiven Seiten der Depression gewöhnen, dann wirds nämlich echt hart.
 
C

ClausFDieterle

Gast
Hallo Amicellini,

je es gibt Leute, die haben viel ernsthaftere Probleme als Du. Aber wollen sie alle auch eine Therapie machen? Du bist jetzt an der Reihe! Sprich doch mit der Therapeutin auch über diese, Deine Sorge!

Ich möchte Dir aber noch ein Wort aus der Bibel von Jesus Christus sagen:

Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt.
Ich will euch erquicken.
Matthäus 11,28

Der HERR richtet auf, die niedergeschlagen sind.
Psalm 146,8

Ich bin übrigens Mitglied der Ev. Landeskirche und wünsche Dir Gottes Segen!

Timotheus
 

Amicellini

Mitglied
Hallo Timotheus.

Ich werde sicherlich mit ihr auch darüber reden, wenn ich sie dann fest habe.

was die Bibelsprüche angeht. Ich gebe zu, auch die Religion ist ein hartes Thema für mich, was ich aber ausnahmsweise hier nicht weiter erläutern möchte.

Meine Mutter ist übrigens auch in der evangelischen Landeskirche.
Gottes Segen und Gottes Gnade trage ich bereits im Namen: Janina
ich muss nur sagen, dass ich daran mittlerweile eher zweifele als glaube, aber danke dennoch =)
 
C

ClausFDieterle

Gast
Hallo Amicellini,
ich möchte mich nicht aufdrängen, aber wenn Du willst können wir uns bei Gelegenheit über die Themen Glaubensprüfungen und wirkungsvolles Beten auseinandersetzen.
Ich schließe Dich in meine Gebete ein, daß unser HERR Dir den Weg weisen möge.
Herzliche Grüße von Timotheus
 

Amicellini

Mitglied
Hallo Timotheus,
Danke für das liebe Angebot. Aber das ist über Jahre ein großer Streitpunkt zwischen mir und meiner Mutter gewesen, der sich jetzt nur langsam entspannt und bei dem ich noch zu empfindlich bin.
Sei mir nicht böse, wenn ich dein Angebot nicht annehme.
Danke dennoch =)

Übrigens als Update:
Ich hatte gestern (Donnerstag) das erste Gespräch mit ihr. Es lief soweit ganz gut, ich denke es könnte etwas werden...
Aber ich habe trotz allem das Gefühl, dass meine Depression immer schlimmer wird. Ich hatte gestern dreimal völlig grundlos nen fetten Heulanfall. Einfach des Heulens wegen. Ich bin immer fertiger. Alleine der kleine ausflug zur Therapeutin, der Besuch einer Freundin und der Einkauf hat mich so geschwächt, dass ich mich zuhause ersteinmal hingesetzt habe und eine dreiviertelstunde erschöpft ins Nichts gestarrt habe.

Was sie übrigens noch erwähnt hat, was ich sehr interessant fand: Sie meinte, wenn ich von mir selbst erzähle, wirkt es, als ob ich von einer anderen Person erzähle. Ich rede zwar noch in Ich-Form aber trotzdem beschreibe ich das alles von außen. Sie könne MICH in den Erzählungen von mir gar nicht spüren...
Kam das bei euch jetzt hier im Thread auch so rüber? Eure Meinung würde mich wirklich interessieren...

BTW: damit ihr mich vielleicht noch ein bisschen mehr verstehen könnt: ich habe in meinen Blog mein längstes und irgendwie auch persönlichstes Gedicht online gestellt. Wer es lesen möchte, gerne. Ich freue mich auch über jeden Kommentar und eure Gedankengänge zu dem Gedicht...

Liebe Grüße,
eine Schlaf nicht findende Amicellini
 
F

fritzie

Gast
Alleine der kleine ausflug zur Therapeutin, der Besuch einer Freundin und der Einkauf hat mich so geschwächt, dass ich mich zuhause ersteinmal hingesetzt habe und eine dreiviertelstunde erschöpft ins Nichts gestarrt habe.

Klar. So wie du schreibst, wirkst du sehr kontrolliert auf mich. Das spürt man selbst vielleicht nicht so - das eigene Befinden rational zu erfassen und sich auf diese Weise sozusagen "aufrecht" zu halten kostet irrsinnig viel Kraft. Ging mir früher immer, heute nur noch manchmal so in Gegenwart anderer Leute: hab's zwar in der Situation nicht bemerkt, aber hinterher bin ich oft buchstäblich in mich zusammengesackt.

Schlaf erstmal, wenn's geht, ja? Du hast heute (eigentlich gestern) einen anstrengenden Tag gehabt. :)
 

Amicellini

Mitglied
Gott, und wie ich mich kontrolliert hab. Ich hatte keine Lust schon beim ersten Gespräch die gesamten 45 Minuten oder wieviele es waren einfach nur zu heulen. Ich hab mich echt zusammengerissen. War vielleicht im Nachhinein nicht so gut, aber in dem Augenblick habe ich nicht anders gekonnt. Ich glaube nicht, dass es daran lag dass ich vor ihr nicht meine sChwäche darlegen wollte, sondern dass ich das erste GEspräch noch so 'sachlich' wie möglich zu halten um schonmal alle Grundinformationen geben zu können und das formale zu klären. Jedesmal wenn mir die Stimme gezittert hab, hab ich ein paar Sekunden gewartet, bis ich mir sicher sien konnte, dass ich nicht gleich losheulen würde. Und es war oft seeehr kurz vor knapp x_x

Ich würde gerne schlafen können, aber im Augenblick bin ich viel zu aufgewühlt. Noch sowas doofes. Seit ich wieder den fetten Depressionsanfall hab, schlaf ich kaum noch oder nur schlecht und selten lang und manchmal ne ganze Nacht lang garnicht, obwohl ich es doch so dringend brauchen könnte und eigentlich auch könnte, weil ja eigentlich Ferien sind und alles...

Ich glaube, dieses distanzierte ist einfach, um mich selbst zu schützen, obwohl ich hier ja extra hingegangen bin, um mich zu öffnen. Ich habe auch während des Eingangspostes kein einziges Mal geweint, wohingegen ich hier und jetzt grade echt am TRänen zurückhalten bin und richtig schnell tippe um das alles schnell hinter mir zu haben, obwohl das alles ja eigentlich nicht eilt...
 

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