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Chronik einer sterbenden Seele

Nachtwolf

Aktives Mitglied
Tag 38 meines Lebens nach dem Tode, die 16. Stunde nach Mitternacht.

Irgendetwas zerbrach gerade in mir, zersprang ein viele Teile, nicht mehr zu finden, zerflossen im unendlichen Nichts. Schon gestern zog sich ein Riss hindurch, unbedeutend, ignoriert, nun ist es fort. Ich weiß nicht was es war. Es trug Hoffnung in sich, Hoffnung, leben zu dürfen, etwas zu finden, eine Hand, die ich nicht zu greifen vermag, ein Ast, zu dünn um mich zu tragen.

Alles wird überdeckt von einem dunklen Tuch, durch das ich die Welt wahrzunehmen scheine, es warf sich über mich, läßt mich nicht los, umschließt mich, vernebelt meine Sinne. Meine Maske der Freude wurde mit dem zerbrechlichen Etwas, in dem ich meine Hoffnungen und Träume verborgen hielt, zerstört, einfach weggefegt, wie ein sterbendes Blatt im Herbst von einem Baum gerissen wird.

Ich lebe noch, jeden Tag aufs Neue lebe ich, Kämpfe um meine Existenz, ringe um jede Minute, jeden Gedanken, jeden Tag merke ich, wie mehr von mir aus meiner Seele fließt, sie auslaugt, sie verbrennt, wie unter eine Säure, die mich von innen heraus zerfrisst, schmerzhaft, grausam, so wie es mir bestimmt bleibt.
 

Nachtwolf

Aktives Mitglied
Tag 40 meines Lebens nach dem Tode, die 17. Stunde nach Mitternacht.

Dunkelheit. Gefühle. Langsam setzten meine Gedanken wieder ein. Wo war ich? Die Realität setzte nahm wieder Besitz von mir. Freitagnacht. Eine Autobahn, auf der ich mich befand. Schmerzerfülltes Grollen drang an meine Ohren, der Blick nach vorne verriet mir den Grund, auf eine 220 zeigte ein Zeiger vor mir, erschrocken erhob sich mein Fuß, das schmerzvolle Dröhnen verstummte, machte einem beruhigenden Schnurren platz. Ich spürte die unerträglichen Schmerzen, in meinem Kopf, Gedanken, die in mir rasten, Wo war ich? Warum? Ein vorbeifliegendes Schild verriet mir mein Ziel.

Vor neun Jahren war ich an diesem Ziel. Meine Gedanken reisten dort hin zurück. An den Ort an dem ich glücklich war. Ein Steg. Morgengrauen, die Förde in rote Glut getaucht, an diesem wunderschönen Morgen im Juli. Langsam schritt ich über den Steg. Immer weiter hin auf das rot schimmernde, erlösende Nass am Ende des Weges.

Ein Ton riss mich damals aus dem Gefühl, aus dem Schmerz, ein Ton, der aus dem kleinen Gerät kam, das an meinem Gürtel hing. Ich wollte das Gerät nehmen und es in die Fluten schleudern, es einfach niemals wieder hören. Doch ich las den einen Namen, der einzige Name, dem ich noch Worte schuldete. IHR Name.

Sie kannte mich kaum, damals an diesem Morgen im Juli. Wir redeten lange, so lange, bis das kleine Gerät in meiner Hand den Dienst versagte. Sie wußte nicht, was ich tat. Sie wußte nicht, was passiert war. Sie wußte nicht, was sie gerade getan hatte. Das Gerät glitt aus meiner Hand, fiel in das Gras, erschöpft, tot. Auch ich sank zurück in das Gras. Lebendig. Ein weiterer Tag begann, das glühende Rot des Morgens war lange dem Hell des Tages gewichen. Ich sah über die Förde, sah den Möwen zu, die langsam erwachten, sah zu dem nahen Hügel, dahinter war das Meer, das ich so liebte. Unendliches Wasser, hunderte Kilometer weit, bis über den Horizont. Still lag es vor mir an diesem Morgen, vor langer Zeit im Juli

Wieder erwachte ich aus meinen Gedanken, wieder zog ich den Fuß zurück, gönnte meinem Weggefähren etwas Ruhe, der mich in seinem Inneren treu meinem Ziel entgegen trug. Langsam übernahm die Realität wieder Besitz von meinen Gedanken. Weswegen war ich auf dem Weg? Ein Schild verriet mir, dass mein Ziel erneut viele Kilometer näher gerückt war. Noch eine Stunde. Noch eine Stunde trennte mich von meinem Steg, von meiner Förde, von meinem Platz, an dem ich einst glücklich war.

Diesmal würde nichts meinen Weg unterbrechen. Keine Geräte. Keine Menschen um mich herum. Gedanken an die Zukunft, die Dämonen der Finsternis, die mich jagen, mich rufen, meine Seele blutet ihren Namen.

NEIN!

Ich verlasse den Weg. Mache mich zurück auf den Weg dorthin wo meine Seele starb. Es ist kein Platz mehr für mich auf diesem Steg. Kein Platz mehr für mich dort. Nicht heute. Nicht in dieser Nacht.

Der neue Morgen begrüßte mich auf meinem Weg, geleitete mich zu diesem Ort an dem ich mich befinde. Genau wie damals, in der Nacht im Juli, als ich den Ort verließ, den ich liebte, niemals mehr dorthin zurückkehrte.

Nun bin ich zurück, schriebe, warum? Die Menschen zu belustigen? Ihnen das zu geben, was sie möchten? Star einer Arena, unter vielen anderen Galdiatoren, kämpfe um mein Leben beobachtet von Menschen, die mich begleiten, einige in der Lage zu fühlen, was in mir tobt, meine Dankbarkeit und Liebe sende ich ihnen in jeder Sekunde, doch viele nur vor dem Schirm, begeistert ob der Ereignisse ihrer Gladiatoren, 30 Minuten Spaß, unterbrochen von einer Werbeunterbrechung. Protagonisten und Antagonisten in einer Welt, in der Gefühle den Schwachen gehören die es zu bekämpfen gilt. Eingesperrt in der Arena des Lebens.

Lange sann ich an diesem regnerischen Morgen, ob ich mich für immer dieser Arena entziehe, aber dann würde den treuen Zuschauern auf den Rängen eine Attraktion genommen, der Antagonist des Lebens, auf dessen Tod in der Arena so viele erwarten, kurz und Spektakulär. Aber ich schreie ihnen ins Gesicht, dass ich noch lebe, mit all den Schmerzen, die in mir toben, mit all den Dämonen der Finsternis, die nach mir zu greifen drohen, sie bekamen mich nicht, nicht in dieser Nacht, ich beraube Euch des sensationellen Finales....
 

Nachtwolf

Aktives Mitglied
Tag 45 meines Lebens nach dem Tode, die 17. Stunde nach Mitternacht.

Endlose Gedanken kreisen durch meinen Kopf, kreisen immer wieder um den selben Pol, drehen sich, wie an einer Schnur aufgehängt, aufgehängt an einem einzigen Gedanken.... Leben.

Immer wieder rasen die finsteren Dämonen durch meinen Geist, jagen mich, treiben mich vor sich her, dunkle Verfolger, immer da, manchmal unsichtbar, manchmal verdrängt, nicht heute, betäuben mich, rauben mir die Kraft.

Gedanken an die Vergangenheit, freudige Erinnerungen fliegen durch mein Bewußtsein, Splitter einer vergangenen Welt, Schmerzen bitter in der Erkenntnis des Verlorenen.

Gedanken an die Zukunft treiben auf mich zu, ängstigen mich, nehmen mir den Atem, rauben mir den Verstand.

All die Finsternis läßt sich am heutigen Tag nicht vertreiben, lähmt mich, die Geister der Zukunft und Vergangeheit lassen mich nicht los, ziehen mich in einen Strudel, ich ertrinke darin, doch auch das Ende bleibt mir verwehrt, dass ich mir in solchen Sekunden so sehnsüchtig wünsche....
 

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