Was nennst Du da erfüllt? Dem Gras beim Wachsen zusehen? Was anderes gab es auf der Pampa nämlich nicht. Bauerndorf (Kühe und Schweine alle lebenslänglich in Ställen eingepfercht, keine Pferde oder was anderes cooles), rundherum kilometerweit Äcker, dann Wald. Kein Kino, kein Schwimmbad, keine Fahrten woandershin (kostet Geld und an Sonntagen fuhren keine Busse), die Eltern (bzw. Mutter und Stiefvater) hatten auch nie Lust irgendwohinzufahren, Ruhetag Sonntag hieß für die auch Ruhetag, jede Arbeitswoche war stressig genug, und das Fernsehprogramm bestand damals aus sage und schreibe drei Kanälen, die werktags von 16 -24 Uhr sendeten, am Wochenende gab es immerhin schon Vormittagsprogramme. An Sport in irgendeiner Form hatte ich nie Interesse, und die gefühlt 3 Bücher aus der winzigen Dorfbücherei hatte man ziemlich schnell hundertmal gelesen.Angeben?
Wenn du meinst, dass das nötig ist^^
Nur weil du früher nichts mit dir anzufangen wusstest musst du das nicht anderen überstülpen.
Mann konnte auch vor 30 Jahren ein erfüllt es Leben haben.
Sogar auf dem Land.
Ohne Internet, ohne 'Volksbildungsstätten", ohne Fernreisen....
Klar definieren Kinder sich übers "angeben". Mit dem was man hat bzw. natürlich nach dem was die Eltern haben, denn von nix kommt nix, auch in Aufsätzen, weil die zuweilen vor der Klasse dann vorgelesen wurden.
Aufsatzthemen waren generell ein Problem weil es Themen sein mußten wo allen Kindern auch was dazu einfiel, und da waren Vorgaben der Lehranstalten wie "Mein Ausflug ans Meer " natürlich voll für die Katz in der bayrischen Pampa, wo die meisten Kinder irgendein Meer nur als blaue Fläche im Atlas kannten.
Oder "meine letzte Geburtstagsfeier", und ich, hä, welche Feier? Geburtstage wurden nämlich bei uns nicht gefeiert, da gab es einen Glückwunsch nach dem Aufstehen, vielleicht eine Tafel Schokolade oder ein Stück Kuchen, und das wars. Aufwendige Feiern machten nur die Kids der reicheren Familien, die konnten es sich leisten ihre ganzen Freundeskreise dazu einzuladen.
Oder das lästige Kastaniensammeln für die herbsttypischen Bastelarbeiten, wenn es im ganzen Dorf nur zwei Kastanienbäume gab, die natürlich längst von den umwohnenden Kindern abgesammelt worden waren, woher nehmen und nicht stehlen?
Oder die Sache mit den Oliven im Hauswirtschaftsunterricht, woher sollte ich wissen daß man die Dinger entkernen muß, wenn bei uns nie Oliven auf den Tisch kamen außer mal als Öl? Das war mir ein völlig unbekanntes Gemüse.
Ungefähr so lief es ständig, irgendwelche Sachen die von der Schule her als "selbstverständlich" vorausgesetzt wurden aber dummerweise mit meiner Lebensrealität nicht das geringste zu tun hatten. Ständig dieses Gefühl, daß man vom Leben verar***t wird, weil die dämliche (sorry) Mutter nicht gerade bildungsnah war und dann auch noch zu einem Bauern in die Pampa ziehen mußte, statt sich in einer Stadt eine bezahlte Arbeit zu suchen, mit Urlaubsmöglichkeit und allem.
Sorry für den langen Beitrag, aber bei derartig viel Unverständnis geht mir der Hut hoch.
Was Eltern oder alleinerziehende Mütter für sich selber für toll halten, muß es für ihre Kinder keineswegs automatisch auch sein.