Guten Morgen, Specialgästin!
Wenn ich dich in deinem Eingangsbeitrag richtig gelesen und verstanden habe, geht es dir weniger um den Konflikt mit deinen Schwägerinnen, sondern mehr darum, dass dein Mann und du einen Umgang damit finden, der eure Beziehung nicht belastet?
Mein Mann ist darüber sehr verärgert. Ich brächte ihn und seine Schwiegereltern damit in einen Gewissenskonflikt.
Vorab: ich finde, dass es deine Entscheidung sein sollte, wen du einlädst und wen nicht. Unabhängig vom Thema eures Konflikts hätte ich auch keine Lust, jemanden einzuladen, der mich respektlos und verletzend behandelt hat und zu dem seither auch kein Kontakt bestand. Dann ausgerechnet für den eigenen Geburtstag eine Einladung auszusprechen, fände ich auch widersinnig, nachdem monatelang beidseitig nichts Wesentliches passiert ist, was in Richtung Klärung oder zumindest Konfrontation geht. Deine Entscheidung kann ich daher gut verstehen.
Aber: ich habe gelernt, dass Familie und Zwischenmenschliches generell kompliziert ist oder kompliziert sein kann und da ganz, ganz viel Beziehungsdynamikszeug mitspielt, viel ausgesprochene und sogar unausgesprochene, aber trotzdem angenommene Erwartungen und damit verbundener Druck, viel eingeprägte Glaubenssätze, die mal mehr, mal weniger echten Realitätsbezug haben, etc. pp. Wenn es Probleme gibt, ist es selten unemotional und deswegen sehr schwierig, pragmatisch zu betrachten. Noch schwieriger wird es, wenn Menschen mit drin hängen, die sich zwischen den Stühlen sehen und fühlen.
Vielleicht gelingt es deinem Mann und dir, eure jeweiligen Positionen ("Ich will und werde die Schwestern nicht einladen." <--> "Wenn du sie nicht einlädst, bringt das meine Eltern und mich in einen Gewissenskonflikt") mal zur Seite stellen und mal darüber reden, welche Gefühle und Bedürfnisse dahinter stehen und diesen einen Realitätscheck unterziehen.
Was befürchtet dein Mann zum Beispiel, wenn die Schwestern nicht eingeladen werden? Noch weniger als keinen Kontakt kannst du mit ihnen ohnehin nicht haben, oder? Dass sich seine Beziehung zu ihnen verschlechtert? Aber wollen sie überhaupt eingeladen werden, wenn seit Monaten und beinahe schon Jahren, kein Kontakt mehr besteht? Warum darf deine Beziehung zu seinen Schwestern nicht unabhängig von seiner sein?
Genauso könnt ihr besprechen, was du dir in dieser Zeit seit Konfliktbeginn von ihm gewünscht hättest, warum in dem Fall eine Positionierung wichtig für dich gewesen wäre (- also kein neutraler/unabhängiger Standpunkt, den du dir jetzt wiederum aber doch irgendwie wünscht), wie du dich seither im Familiengefüge fühlst, etc. pp. Seid offen und schonungslos miteinander, auch wenn es weh tut. Legt eure eigenen inneren Wiedersprüche offen, auch wenn das mitunter total unangenehm sein kann, aber so könnt ihr für euch als Paar diesen Problemkomplex auseinanderklamüsern und hoffentlich einen Weg finden, damit umzugehen, der nicht auf Kosten eurer Beziehung geht.
Das sind nur Beispiele für Gesprächsansätze, für euch sind vielleicht ganz andere Aspekte wichtig. Aber mir persönlich wäre es einfach wichtig, Gespräche führen zu können, in denen man den jeweiligen Standpunkt mal außen vor lässt und er nicht als unverrückbar über allem steht. Das nimmt einem oft die Chance, auch mal den Blickwinkel des anderen einzunehmen und zu versuchen, dessen Sichtweise zu verstehen.
Im Allgemeinen ist mein Eindruck, dass in der Familie sehr wenig miteinander kommuniziert wird. Der Ursprungskonflikt liegt schon eine ganze Weile zurück, aber seither scheint nicht viel passiert zu sein. Weder eine Konfrontation, noch der Versuch einer Annäherung.
Ich finde es legitim, wenn man beides nicht möchte, aus welchen Gründen auch immer, aber dann ist das in meinen Augen tatsächlich auch eine klare Entscheidung, was die zukünftige Richtung dieser Beziehungen oder Nichtbeziehungen betrifft. (Wie fand dein Mann das eigentlich? Hat er in all der Zeit nie gesagt, was er über den Kontaktabbruch denkt, was er sich wünscht, was er fühlt?) Warum diese Entscheidung von einer anstehenden Geburtstagsfeier untergraben werden soll, sehe ich persönlich nicht.