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Mein Partner hat sich durch seine Behinderung sehr verändert

G

grauerKater

Gast
Das kommt drauf an, wie man normal definiert. Kennst du Paralympics? Das ist vielleicht ein Extrembeispiel, wobei mein Mann auch jetzt noch viel Sport macht, aber mit etwas Glück und Initiative lebt man heute als Beinamputierter nicht mehr wie ein Invalide aus dem 1. Weltkrieg. 😉
Dein Mann lebt aber wie ein Invalide aus dem 1. Weltkrieg.
Krieg ist überhaupt ein guter Vergleich. Dein Mann war wie im Krieg.
Er hatte eine aggressive Form, die nur durch Glück und Zufall entdeckt worden ist. Ich kann es nachempfinden, weil es mir auch so ging. Dabei habe ich nur Organe verloren, er aber eine sehr wichtige Extremität. Für Dich war es wichtig, daß Dein Mann überlebt und Deiner Meinung nach sollte er mit dem Status Quo zufrieden sein, denn einbeinig ist immer noch besser als tot, worin er Dir auch zustimmen wird. Das hört sich erst mal hart an, ich glaube Dir, daß Du ihn von Herzen liebst und ihm helfen willst und unter seiner momentanen Art leidest.

Aber er hat ein Trauma wie ein Soldat, der an der Front gekämpft hat. Weißt Du, was das heißt?
Kannst Du Dir vorstellen, was in Deinem Mann vorgegangen sein muß?
Frontsoldat (er) und Zivilist (Du). Zivilisten meinten auch gerne, sich in die Frontsoldaten hineinversetzen zu können, sie haben gerne Schlachten kommentiert, an denen sie nur sekundär teilgenommen haben etc.
Das ist aus Deinem EP:
Leider kann er keine Prothese tragen und ist auf Krücken angewiesen, aber er kommt im Alltag sehr gut zurecht und wir leben ein ganz normales Leben.

Für ihn ist gar nichts normal.
Gar nichts.

Hast Du Dir schon einmal verdeutlicht, daß er nur im Rucksack oder mittels anderer Dinge etwas transportieren kann? Rollstuhl ist noch besser als Krücken. Da kann man dann wenigstens etwas auf dem Schoß oder in diesem Netz transportieren.
Dein Mann geht auf Krücken.
Was denkst Du, wie es ihm damit geht? Auch bezüglich des Sohnes.

Für einen Veteranen ist ein Krieg vorbei.
Für einen Krebskranken nicht.
Denn der Krebs kann ja auch wieder zurückkommen. Er kann zurückkommen.
Versuche, Dich einmal in seine Gedankenwelt einzudenken.
 

Geißblatt67

Sehr aktives Mitglied
Besonders unser Sohn meidet ihn, weil er ihn nur noch "komisch" findet. Mein Mann ist nicht streng mit ihm oder geht ihn irgendwie an, das läuft eher subtil ab, so dass er zum Beispiel Versprechungen nicht einhält und unserem Sohn dann sagt, er hatte anderes zu tun. Er behandelt uns alle mehr oder weniger so, als ob wir nicht besonders wichtig seien. Vielleicht kann er einfach keine echte Nähe mehr ertragen, aber das kann einfach nicht so bleiben.
Ja, das war bei uns auch ein Punkt. Ich denke jetzt oft, ich habe zu lange gewartet mit der Trennung. Gerade mein Sohn, jetzt 17, hat eine starke männliche Vorbildfigur sehr vermisst. Ich habe immer alles mit beiden Kindern unternommen, aber das ist nicht dasselbe. Mein Mann hatte sich die letzten 10 Jahre schon fast aus allem rausgenommen.

Bei uns ist es auch so, dass mein Mann das bessere Verhältnis zur Tochter hat. Sie ist bei ihm in der Wohnung geblieben, mein Sohn ist mit mir ausgezogen.

Auch das macht mir ein schlechtes Gewissen, obwohl wir viel darüber gesprochen haben und ich natürlich auch meiner Tochter angeboten habe, dass sie mit uns ausziehen kann. Sie fühlt sich für den gehandicapten Vater verantwortlich und übernimmt jetzt vieles, was ich früher gemacht habe. Das wollte ich so nicht für sie, aber jetzt ist es so.

Wie gesagt, ich habe auch mit chronischen Erkrankungen zu kämpfen, war aber trotzdem immer für meine Kinder da. Ich habe mich mit einer akuten Schilddrüsenentzündung zur Abizeugnisverleihung und zum Abiball meiner Tochter geschleppt, weil mein Mann nicht hin wollte.

Ich verstehe, dass man ernsthafte Probleme mit sich selbst haben kann, aus verschiedenen Gründen. Aber, wenn Kinder vorhanden sind, ist man als Elternteil in der Pflicht, alles zu tun, um für seine Kinder bestmöglich da zu sein. Das ist meine Meinung. Das habe ich meinem Mann sehr vorgeworfen, dass er nicht mal für die Kinder versucht hat, seine eigenen Situation zu verbessern.
 

°°°abendtau°°°

Sehr aktives Mitglied
wow... da ist viel passiert. bei Euch, Elisabeth.
Ich hoffe ihr könnt das erstmal sacken lassen und zieht keine übereillten Schlüsse.

Was ich deutlich sehe, ist der verständnisvolle Mensch Elisabeth, sie macht und tut und kämpft, aber genau das kann einem, paradoxerweise, zum Verhängnis werden.
Denn Du hast für gefühlt alles Verständnis, aber genau darin liegt der Fehler für mich, denn dabei ging der Respekt Dir gegenüber nach und nach verloren. Schleichend. Denn Du verstehst alles und kümmerst Dich weiterhin unbeirrt, bist immer da usw.
- Damit verschwimmt aber auch (D)eine Persönlichkeit, die geht den Bach runter. Damit gehst Du irgendwann unter und bist dann auch noch Schuld, wenn Du nicht mehr kannst, nicht mehr funktionierst.
Da Du nun ungewohnt reagierst und argumentierst, macht er dicht. Klar, er kennt das verständnilose Verhalten von Dir nicht (mehr). Deswegen schien es ihm relativ leicht zum Freund zu ziehen(?). Und Dir auch noch diesen Seitenhieb gegenüber seiner Prinzessin zu verpassen? Das läst tief blicken. So als hätte er nur darauf gewartet.

Unsere Tochter hat das irgendwie mitbekommen und ihn nachher gefragt, warum er weggeht und er meinte "weil Mama mich nicht mehr mag, aber vielleicht mag sie mich ja irgendwann wieder". Das fand ich ehrlich gesagt nicht schön von ihm, obwohl er mir auch leid tat, wenn er es so sieht.
... ehrlich, mir wird schlecht, wenn ich so etwas lese. So einfach macht er sich das also.
Das sagt mir auch, dass er gar nicht mehr mitbekommt, wenn er da mit Dir an seiner Seite hat und wie sehr Du zu ihm stehst.
- Es gibt bestimmt eine Menge Menschen die ihn darum beneiden würden. Ich hoffe sein Freund wäscht ihm auch diesbezüglich mal ordentlich den Kopf.

Jetzt würde ich mich zurück nehmen und schaun was passsiert. Er braucht scheinbar immer etwas länger. Was ansich kein Problem ist.
Das man Dir den Vorwurf macht, so als wüstest Du nicht wissen wie schwer er es mit nur einem Bein hat (Du erlebst es doch täglich). Ist Unsinn. Wenn sich einer als Opfer betrachtet, dann er. Das ist bitter und absolut unnötig.
Vorwürfe bringen niemanden weiter. Genau das machst Du doch nicht. Im Gegenteil, Du suchst (auch hier) nach einer Lösung.

Das Du auch nicht alles richtig machst, sei Dir verziehen. Denke mehr an Dich, auch wenn sich das für Dich egoistisch erscheint. Das ist gesunder Egoismus. Fühlt sich nur ungewohnt an.
- Du bist nicht dafür da, Dich (für ihn) aufzugeben! Für niemanden.
Liebe ist keine Meterware, dessen darf auch er sich bei Dir bewußt werden. Das wäre doch mal was. Nicht wahr? Es geht doch schließlich auch um seine Liebe.
Das ist Euer "Bindemittel", Liebe. Noch?
Sollte er an seiner Liebe zu Dir zweifeln, dann wäre es doch nur fair und angemessen, wenn er das auch sagt. Ich finde das würde sehr vieles erklären.

Das er die Kinder mit reinzieht, ist einfach nur unfair. Besonders ihnen gegenüber. Mehr sage ich dazu lieber nicht. Da bin ich ziemlich empfindlich. Bin auch ein Scheidungskind.
 

Elisabeth

Mitglied
Dein Mann lebt aber wie ein Invalide aus dem 1. Weltkrieg.
Krieg ist überhaupt ein guter Vergleich. Dein Mann war wie im Krieg.
Er hatte eine aggressive Form, die nur durch Glück und Zufall entdeckt worden ist. Ich kann es nachempfinden, weil es mir auch so ging. Dabei habe ich nur Organe verloren, er aber eine sehr wichtige Extremität. Für Dich war es wichtig, daß Dein Mann überlebt und Deiner Meinung nach sollte er mit dem Status Quo zufrieden sein, denn einbeinig ist immer noch besser als tot, worin er Dir auch zustimmen wird. Das hört sich erst mal hart an, ich glaube Dir, daß Du ihn von Herzen liebst und ihm helfen willst und unter seiner momentanen Art leidest.

Aber er hat ein Trauma wie ein Soldat, der an der Front gekämpft hat. Weißt Du, was das heißt?
Kannst Du Dir vorstellen, was in Deinem Mann vorgegangen sein muß?
Frontsoldat (er) und Zivilist (Du). Zivilisten meinten auch gerne, sich in die Frontsoldaten hineinversetzen zu können, sie haben gerne Schlachten kommentiert, an denen sie nur sekundär teilgenommen haben etc.
Das ist aus Deinem EP:
Leider kann er keine Prothese tragen und ist auf Krücken angewiesen, aber er kommt im Alltag sehr gut zurecht und wir leben ein ganz normales Leben.

Für ihn ist gar nichts normal.
Gar nichts.

Hast Du Dir schon einmal verdeutlicht, daß er nur im Rucksack oder mittels anderer Dinge etwas transportieren kann? Rollstuhl ist noch besser als Krücken. Da kann man dann wenigstens etwas auf dem Schoß oder in diesem Netz transportieren.
Dein Mann geht auf Krücken.
Was denkst Du, wie es ihm damit geht? Auch bezüglich des Sohnes.

Für einen Veteranen ist ein Krieg vorbei.
Für einen Krebskranken nicht.
Denn der Krebs kann ja auch wieder zurückkommen. Er kann zurückkommen.
Versuche, Dich einmal in seine Gedankenwelt einzudenken.
Vielen Dank für diesen Beitrag. Ich wusste schon, als ich es schrieb, dass man diese Aussage von mir falsch verstehen könnte. Es ist schwer, das alles hier oder überhaupt so richtig in Worte zu fassen.

Meine Aussage war nicht so gemeint, dass ich denke "hey, du hast das überlebt, jetzt sei glücklich und dankbar und leb gefälligst normal und vergiss einfach alles, was war", sondern es war eher darauf bezogen, dass einige - auch in unserem Umfeld - ihn nur noch als Behinderten und nicht mehr als vollwertigen Menschen sehen und das tut ihm ja auch weh. Es gibt sogar ein paar wenige, die mir offen gesagt haben "ich würde mich trennen, mit dem kannst du doch nichts mehr anfangen jetzt". Das ist doch sehr daneben.

Das ist auch der schmale innere Grad, den ich schon gestern erwähnte. Ich sehe es genauso wie du schreibst und wenn ich er wäre, wäre ich überfordert und verzweifelt. Und ja, ich bin mir ebenfalls sicher, dass er ein Trauma hat und genau deshalb Hilfe bräuchte, die ich ihm offenbar nicht vollkommen geben kann. Eine neutrale Person, wo er über all seine Ängste und Belastungen reden könnte, wäre sicher besser.

Mir ist klar, dass eine gewisse Art der "Normalität" nur äußerlich stattfinden kann, und du hast es auf den Punkt gebracht, dass über allem auch noch dieses Damoklesschwert schwebt, dass der Krebs zurück kommen könnte. Ja, Krebs ist wirklich wie Krieg. Daneben zu stehen und nichts tun zu können, war für mich wirklich schlimm, aber die Hölle hat er durchgemacht, nicht ich.

Mir als Außenstehender fällt es wirklich zunehmend schwer zu wissen, wie ich mich am besten verhalten soll. Ich fühle mich heute gar nicht gut dabei, dass er zu seinem Freund geht, weil ich mir Vorwürfe mache, ihm damit psychisch noch mehr geschadet zu haben und ich mich auch frage, ob er dort gut zurecht kommt (bei uns Zuhause ist alles recht eingespielt für ihn nach diesen zwei Jahren, aber dort warten wahrscheinlich viele Kleinigkeiten, die ihm den Alltag wieder erschweren).

Das sind eben so die Fragen - wann gibt man das nötige Mitgefühl, wann agiert man mit einem Mitleid, das mein Mann ja auch nicht will. Er will verstanden werden (auch, wenn er das nicht so kommuniziert, ist das ja klar), aber er will ja auch als "normaler" Mensch genommen werden.

Ich erwarte absolut keinen Motivationsredner in ihm, im Gegenteil. Ich sehe ja, dass etwas in ihm immer mehr kaputt gegangen ist und würde gern irgendetwas für ihn tun, damit er mit sich und dem Leben wieder einigermaßen zurecht kommt und verarbeiten kann. Auch ohne mich/uns, weshalb ich ihm ja auch oft angeboten habe, dass er allein irgendwo hin geht, auch mal von den Kindern weg, wenn ihm das einfach alles emotional zu viel ist (körperlich ist er damit defintiv überfordert). Ich hätte manchmal einfach gern eine klare Ansage, denke ich. Ich hoffe, das kommt nicht wieder falsch rüber.
 
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Elisabeth

Mitglied
wow... da ist viel passiert. bei Euch, Elisabeth.
Ich hoffe ihr könnt das erstmal sacken lassen und zieht keine übereillten Schlüsse.

Was ich deutlich sehe, ist der verständnisvolle Mensch Elisabeth, sie macht und tut und kämpft, aber genau das kann einem, paradoxerweise, zum Verhängnis werden.
Denn Du hast für gefühlt alles Verständnis, aber genau darin liegt der Fehler für mich, denn dabei ging der Respekt Dir gegenüber nach und nach verloren. Schleichend. Denn Du verstehst alles und kümmerst Dich weiterhin unbeirrt, bist immer da usw.
- Damit verschwimmt aber auch (D)eine Persönlichkeit, die geht den Bach runter. Damit gehst Du irgendwann unter und bist dann auch noch Schuld, wenn Du nicht mehr kannst, nicht mehr funktionierst.
Da Du nun ungewohnt reagierst und argumentierst, macht er dicht. Klar, er kennt das verständnilose Verhalten von Dir nicht (mehr). Deswegen schien es ihm relativ leicht zum Freund zu ziehen(?). Und Dir auch noch diesen Seitenhieb gegenüber seiner Prinzessin zu verpassen? Das läst tief blicken. So als hätte er nur darauf gewartet.


... ehrlich, mir wird schlecht, wenn ich so etwas lese. So einfach macht er sich das also.
Das sagt mir auch, dass er gar nicht mehr mitbekommt, wenn er da mit Dir an seiner Seite hat und wie sehr Du zu ihm stehst.
- Es gibt bestimmt eine Menge Menschen die ihn darum beneiden würden. Ich hoffe sein Freund wäscht ihm auch diesbezüglich mal ordentlich den Kopf.

Jetzt würde ich mich zurück nehmen und schaun was passsiert. Er braucht scheinbar immer etwas länger. Was ansich kein Problem ist.
Das man Dir den Vorwurf macht, so als wüstest Du nicht wissen wie schwer er es mit nur einem Bein hat (Du erlebst es doch täglich). Ist Unsinn. Wenn sich einer als Opfer betrachtet, dann er. Das ist bitter und absolut unnötig.
Vorwürfe bringen niemanden weiter. Genau das machst Du doch nicht. Im Gegenteil, Du suchst (auch hier) nach einer Lösung.

Das Du auch nicht alles richtig machst, sei Dir verziehen. Denke mehr an Dich, auch wenn sich das für Dich egoistisch erscheint. Das ist gesunder Egoismus. Fühlt sich nur ungewohnt an.
- Du bist nicht dafür da, Dich (für ihn) aufzugeben! Für niemanden.
Liebe ist keine Meterware, dessen darf auch er sich bei Dir bewußt werden. Das wäre doch mal was. Nicht wahr? Es geht doch schließlich auch um seine Liebe.
Das ist Euer "Bindemittel", Liebe. Noch?
Sollte er an seiner Liebe zu Dir zweifeln, dann wäre es doch nur fair und angemessen, wenn er das auch sagt. Ich finde das würde sehr vieles erklären.

Das er die Kinder mit reinzieht, ist einfach nur unfair. Besonders ihnen gegenüber. Mehr sage ich dazu lieber nicht. Da bin ich ziemlich empfindlich. Bin auch ein Scheidungskind.
Vielen Dank für deine Worte. Ich will hier wirklich nicht selbstsüchtig erscheinen, es ist ja nicht so, dass ich jetzt einfach keinen Bock mehr hätte und fände "jetzt ist mal genug mit Leiden, lass uns uns wieder lieben auf Knopfdruck, sonst gehe ich". Ich will ja gar nicht gehen und dass er jetzt geht (ja, er möchte dann für diese Zeit zu dem Freund ziehen) fühlt sich auch nicht gut an. Es ist sicher gut, wenn wir mal Abstand haben, aber an sich will ich diese Ehe "retten" (mir klar, dass ich das aber auch nicht alleine kann).

Ich habe wirklich auch Verständnis dafür, dass es ihm um die großen Themen geht, dass in seinem Kopf, wie er sagte, kein Platz ist für viele der Dinge, die sein Leben vor der Erkrankung ausgemacht haben.

Es ist schwierig das alles hier zu schildern, es ist eine fast 13-jährige Beziehung und die jetzige Thematik zieht sich ja auch schon länger hin, da passiert so viel Komplexes, so viele Kleinigkeiten und ich selbst bin irgendwie auch nicht mehr so konzentriert wie ich es mal war.

Ich stelle mich zurück so gut es geht, aber ich bin, wie du schreibst, ja auch noch irgendwo. Ich habe ja heute Nacht hier einiges über unser Intimleben geschrieben. Das ist mir auf der einen Seite unangenehm gewesen, musste aber auch raus. So weiß er zum Beispiel, dass ich einen Missbrauchhintergrund habe und da war es auch keine schöne Erfahrung für mich, wenn da in seinem Hormonüberschuss - der sicher irgendwie auch eine Reaktion auf ein Trauma war/ist, ein sich selbst wieder spüren wollen oder was auch immer - eine Bedrängung stattfindet und kein Nein akzeptiert wird, obwohl ich es öfters angesprochen habe.

Ich kann verstehen, dass er Grenzen überschreitet. Er wird kaum über alles nachdenken, was er sagt und tut. Kann er vielleicht auch nicht mehr. Aber hin und wieder vielleicht auch meine Grenzen sehen, das wäre schon was.

Ja, das mit den Kindern. Er macht jetzt im Endeffekt genau das, was er seinem Vater immer vorgeworfen hat. Ist wohl sowas wie eine Übertragung, das kommt vor, aber ich muss ja doch auch die Kinder schützen.

Natürlich ist auch mir aufgefallen, dass er vielleicht besonders mit unserem Sohn Probleme hat, weil der ihn unter anderem vielleicht daran erinnert, dass er körperlich eingeschränkt ist. Aber Gott, unser Sohn ist einfach nur ein Junge, der auch Liebe braucht und nichts dafür kann, dass sein Vater Krebs hatte.

Tut mir leid, wenn ich heute noch wirrer schreibe als die letzten Tage, aber um ehrlich zu sein, komme ich heute kaum aus dem Heulen raus.

Ich werde nichts überstürzen, das wird alles erst mal versucht sacken zu lassen und ich denke, ich lasse ihn seine Ruhe, bis er von selbst auf mich zukommt. Zumindest mal für die nächsten Tage.
 

°°°abendtau°°°

Sehr aktives Mitglied
Tut mir leid, wenn ich heute noch wieder schreibe als die letzten Tage, aber um ehrlich zu sein, komme ich heute kaum aus dem Heulen raus.

Ich werde nichts überstürzen, das wird alles erst mal versucht sacken zu lassen und ich denke, ich lasse ihn seine Ruhe, bis er von selbst auf mich zukommt. Zumindest mal für die nächsten Tage.
Das ist doch verständlich. Find auch, das das alles ziemlich aufwühlend wirkt. Aber das dürfte doch völlig normal sein. Deswegen nur kurz.

Der Abstand tut bestimmt ganz gut. Auch wenn das nicht schön ist. Aber immernoch besser, als wenn man sich immer tiefer und fruchtlos reingräbt. Dabei wird es gerne mal sehr unschön.

Vielleicht sollte er sich mal an einem Boxsack austoben. Im Ernst. Oder am besten ihr beide zusammen. Vielleicht lockert das die gewisse Festgefahrenheit, so das das unausgesprochen "Monster" endlich mal ausgespochen wird. Darin liegt für mich das Kernproblem.
So viel zu meiner Ferndiagnose. ;)

Wichtig ist, dass man sich noch in die Augen schauen kann. Fehlerlos ist doch einer.

Ich habe heute meinen: Warum-ausgerechnet-ich Tag. Was machst Du an so einem Tag? Falls es den gibt.
 

Blaumeise

Aktives Mitglied
Okay, jetzt habe ich erst mal alles gelesen... Was ich mich die ganze Zeit frage, warum dein Mann Therapien so ablehnt. Hast du ihn das mal gefragt?

Er möchte weiterhin keine psychologische Hilfe und eine Paartherapie kann er sich auch nicht vorstellen. Wenigstens im Moment nicht. Er bräuchte Zeit zum "Denken und Atmen". Er fühle sich da von mir unter Druck gesetzt und damit könne er einfach nicht umgehen.
Er weicht aus. Es spricht im Grunde NICHTS und zwar rein garnichts dagen, JETZT eine Therapie zu beginnen. Er sagt, er bräuchte noch Zeit - damit will er dich nur hinhalten in der Hoffnung, dass du ihn mit dem Thema irgendwann in Ruhe lässt. Würdest du ihn in zwei Jahren nochmal darauf ansprechen, würde er dir wahrscheinlich wieder sagen, dass er noch Zeit bräuchte.
Du warst schon sehr geduldig mit ihm, wie viel Zeit willst du ihm noch geben? Wieviel Zeit hätte er denn gerne? 2 Jahre? 5 Jahre? Oder doch lieber 10?
Ja, du machst Druck. Aber das ist auch wichtig und richtig! Ohne Druck von deiner Seite würde dein Mann womöglich NIE etwas ändern. Warum auch?
 

Elisabeth

Mitglied
Das ist doch verständlich. Find auch, das das alles ziemlich aufwühlend wirkt. Aber das dürfte doch völlig normal sein. Deswegen nur kurz.

Der Abstand tut bestimmt ganz gut. Auch wenn das nicht schön ist. Aber immernoch besser, als wenn man sich immer tiefer und fruchtlos reingräbt. Dabei wird es gerne mal sehr unschön.

Vielleicht sollte er sich mal an einem Boxsack austoben. Im Ernst. Oder am besten ihr beide zusammen. Vielleicht lockert das die gewisse Festgefahrenheit, so das das unausgesprochen "Monster" endlich mal ausgespochen wird. Darin liegt für mich das Kernproblem.
So viel zu meiner Ferndiagnose. ;)

Wichtig ist, dass man sich noch in die Augen schauen kann. Fehlerlos ist doch einer.

Ich habe heute meinen: Warum-ausgerechnet-ich Tag. Was machst Du an so einem Tag? Falls es den gibt.
Das ist witzig, denn ich habe mir im April während dem Shutdown tatsächlich einen Boxsack gekauft. Ich dachte immer, ich sei hauptsächlich traurig, aber es hat wirklich gut getan, gegen manches drauf zu hauen. Gegen den Krebs auch (ich habe schon auch Angst, dass der zurück kommt), gegen das "Schicksal", Trigger aus meiner Vergangenheit usw. Ich habe es ihm auch angeboten, aber er fand es doof.

Das tut mir leid zu hören. Die gibt es schon, weil ich auch eine chronische Krankheit habe (die aber im Moment positiv stagniert). Ich lasse es dann erstmal irgendwie zu, wenn ich eine Nische finde und für mich sein kann, weil dagegen arbeiten erstmal nach hinten los geht meistens. Dann, das mag dumm klingen, lese ich oder sehe mir etwas von Menschen an, die in einer ähnlichen Situation waren (und schlimmer, das geht ja leider immer) und versuche mir zu sagen, dass sich ja niemand diese Dinge aussucht und theoretisch in meinem Leben noch Sachen passieren können, die besser sind, als ich sie mir jetzt gerade vorstellen kann.

Wenn ich die Ruhe habe, schreibe ich manchmal auch einfach meine drastischsten Gedanken auf, tue mir dabei gewaltig selbst leid und versuche dabei zu sehen, dass viele meiner "Glauben" über mich und das Leben Ansichtssache sind.

Was wirst du heute dagegen machen? Ich wünsche dir jedenfalls, dass du dich besser fühlen wirst.
 

Elisabeth

Mitglied
"Eine Scheidung wird es nur über meine Leiche geben. Aber vielleicht willst du das ja auch, dann kannst du so weiter machen." - das hat er mir übrigens gerade eben per Textnachricht zugesendet. Das schockt mich jetzt schon.
 

Geißblatt67

Sehr aktives Mitglied
Liebe Elisabeth,

dein Mann schlägt jetzt wild um sich. Natürlich ist er jetzt von dir aus seiner Komfortzone gestoßen worden, in der er es sich trotz aller Probleme halbwegs gemütlich gemacht hatte.

Mein Mann hat mal geschrien "Dann bringe ich mich halt um, dann habt Ihr eure Ruhe!"

Ich finde auch, er hätte Therapie dringend nötig, jetzt.
 

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