Guten Abend und wow ! Danke für die mentale Unterstützung. Ich versuche mal auf alle Beiträge zusammenfassend einzugehen.
Also zunächst einmal sorry an alle die hier wirkliche Geldsorgen haben und denen es weitaus schlechter geht. Da habe ich volles Verständnis wenn jemand schreibt wir jammern auf hohem Niveau. Aber es ist eigentlich weniger so dass wir anderen Erfolge und Statussymbole neiden, sondern wir fühlen uns eher wie im falschen Film. Uns beeindrucken diese Leute teilweise so, dass wir uns schon unwohl fühlen. Und scheinbar geraten wir nur an solche besondere Personen. Wenn ich halt darüber nachdenke, dass da jemand sauwichtige Dinge entwickelt und mit Begriffen um sich wirft, die ich noch nie gehört habe - da frage ich mich halt, was mache ich denn schon besonderes? Das könnte jeder Gelernte machen. Warum hatte ich keine Vision im Leben, warum bin ich nur "Durchschnitt" geblieben. Und glaubt mir, diese Gedanken kommen ganz automatisch wenn man ständig im Umfeld damit konfrontiert wird.
Wenn ich in mich gehe würde ich sagen: nein ich habe keine Lust für die Arbeit zu leben, ständig eine enorme Verantwortung zu haben. Dennoch fühlt man sich - wie schon genannt wurde - nicht vollkommen, als hätte man sein Potential nicht ausgeschöpft, als wäre man stehen geblieben. Heutzutage ist es ja schon normal dass man im Ausland studiert, 2-3 Fremdsprachen beherrscht und immer mehr leisten muss. Ich wüsste gar nicht wie schwer heute bereits die Realschulprüfung wäre. Das was man so hört stimmt einen schon nachdenklich. Und vor solchen Leuten die teilweise 5-10 Jahre jünger sind entwickeln wir einen unheimlichen Respekt, denn die können ja mehr als wir und und sind schon viel weiter.
Ich habe jetzt auch mal nachgehakt, also der BMW ist in der Tat noch abzubezahlen, ebenso wie die Eigentumswohnung. Letztere ist angeblich mit 45 abbezahlt. Aber könnt ihr euch vorstellen, dass man irgendwann nachdenklich wird, wenn es von überall her schon Normalität ist dass man ein Diplom an der Wand hat und immer straight nach Vorne geht? Wir fühlen uns da wie in einen Wettlauf hineingedrängt. Und es stimmt, die Medien tragen ihren Teil irgendwo dazu bei. Meine Partnerin ist z.B. Bürokauffrau. In den Augen eines Wirtschaftsingenieurs ist das aber natürlich überhaupt nichts. Ihr Cousin hat mit 25 bereits seinen Master und war 6 Monate in Shanghai bei irgendeiner großen Firma. Ihr könnt euch vorstellen die die Gespräche bei Familientreffen ablaufen? Richtig, es wird geschwärmt vom Sohnemann der so richtig was reißt. Kein Wunder fängt man an sich selbst zu hinterfragen und sich vielleicht sogar einzureden man hätte auch so sein sollen.
Meine Mutter z.B. hat nach der Scheidung einen Unternehmer geheiratet, und kam dort natürlich in den Genuss aller Annehmlichkeiten. Im dortigen Bekanntenkreis trifft man sich aber eben mit Steuerberatern, Rechtsanwälten, Ärzten wo auch die Frauen beruflich eine Steilkarriere hingelegt haben. Da sagt sie selbst auch sie fühle sich unwohl, hat manchmal Angst ob sie mitreden kann, denn sie ist ja eigentlich nichts. Eine Bekannte von uns suchte einen neuen Partner. Sie wählte im Vorfeld bewusst nach Auto und Berufstand aus. Gut es ist nicht allzuschwer als gutaussehende Frau Interessenten zu finden. Jetzt posed sie täglich in sozialen Netzwerken vor seinem Porsche und hält die teure Handtasche in die Kamera. Wieder das Beispiel - Erfolg ist alles. Umzug in sein Haus folgt nächsten Monat.
Und so fing es halt an dass das Selbstbewusstsein in den Keller ging. Natürlich komme ich mir auch irgendwie blöd vor, wenn wir uns mit besagtem Pärchen treffen, er mit seinem Porsche und ich eben mit unserem Citroen vorfahre. Dann rede ich mir schnell ein, dass meine Partnerin sowas auch haben könnte, wenn sie sich von mir trennt. Denn ich kann nunmal nur kleinere Brötchen backen. Ihr merkt es steckt also auch unheimlicher Druck dahinter, mehr machen zu "müssen". Es entsteht der Eindruck alle anderen haben es besser gemacht. Nicht umsonst lauten beim Kennenlernen von Menschen die Fragen oft : "Und, was hast du studiert?" Sorry, gar nix.
In einem stimme ich aber zu: manchmal denke ich mir das Wichtigste das man im Leben braucht, hat man doch eigentlich. Alles andere ist doch mehr oder weniger nur Luxus? Aber heutzutage ist solche eine Einstellung doch irgendwo verpönt. Es geht ja nur um Leistung, Vorankommen und wer das größere Haus und den anspruchsvolleren Job hat? Deshalb denke ich mir manchmal auch: kommen wir womöglich mit der heutigen Gesellschaft bzw. dem "System" nicht richtig zurecht und begehen deshalb einen sinnlosen Spießrutenlauf?
Ich bin zumindest deswegen oft launisch und habe manchmal gar keine Lust mit bestimmten Leuten etwas zu unternehmen, manchmal auch schon direkt Angst wieder mit beruflichen Themen konfrontiert zu werden. Und das belastet leider auch unsere Beziehung.