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Das ewige Laster nichts erreicht zu haben und der tödliche Vergleich. Alles oder nix?

G

Gast

Gast
Hallo lieber Themen-Ersteller,

ohne jetzt alle Antworten gelesen zu haben... deine Gedanken kommen mir sehr bekannt vor. Ich habe studiert und einen sehr guten Bachelorabschluss. Ich habe danach keinen Master angehängt, auch weil ich ein duales Studium absolviert habe und ich sonst Ausbildungskosten in Höhe von 20.000 € hätte zurückzahlen müssen. Ich habe nun einen anspruchsvollen Job, der mich auch größtenteils ausfüllt und fordert. In meinem Freundeskreis sind aber einige Personen, die gerade ihren Master machen oder sogar schon ihren Doktor, nur über die Uni reden und raushängen lassen, dass sie was besseres sind. Dabei hat von denen noch kaum einer "richtig gearbeitet". Die haben bisher null Berufserfahrung.
Mich zieht das auch immer sehr runter. Nach Treffen mit diesen Personen bin ich immer völlig durch den Wind, muss weinen oder werde wütend. Mit einer Freundin aus dieser Gruppe habe ich schon mal darüber gesprochen. Sie hat Verständnis gezeigt und zugegeben, dass sie auch manchmal genervt von den anderen ist. Sie hat mir auch gesagt, dass sie - auch wenn sie nur für sich sprechen kann - weiß und sieht, dass ich viel arbeite. (Die anderen stellen mich immer so hin, als wäre ich dumm und würde nichts Qualifiziertes für mein Geld tun)

Die anderen melden sich sowieso nicht von sich aus bei mir, um etwas zu unternehmen. Auch unsere Interessen gehen immer mehr auseinander. Wenn ich - weil ich schon Geld verdiene - z.B. mal eine Woche in Urlaub gehe und eben nicht nur zelten gehe, werde ich von den anderen gleich dumm angemacht.

Ich habe für mich folgendes beschlossen, um mit dem Ganzen umzugehen:

- Ich halte Kontakt zu den Menschen, die mich so nehmen wie ich bin, die mich schätzen als Mensch. Die anderen, die in anderen Sphären schweben, suche ich nur noch auf, wenn man dem nicht entgehen kann (Geburtstagseinladungen, Hochzeiten usw) oder wenn sie von selbst das Gespräch suchen (im letzten halben Jahr nicht vorgekommen, vermutlich, weil sie sich für was besseres halten).

- Ich gehe wenn möglich nicht allein zu Treffen mit diesen Personen. Zu zweit oder zu dritt kann man diese Treffen besser aushalten, sich zur Not über das überhebliche Gerede amüsieren oder ein parallel laufendes Gespräch aufbauen. (Beispiel: Wir saßen alle am Tisch, ich bin die einzige, die nach dem Bachelor nicht weiter studiert hat, wir haben alle unterschiedliche Dinge studiert, weshalb fachspezifische Dinge nicht leicht von anderen verstanden werden. Die anderen reden über ihre Fächer, sagen dann unisono, dass Bachelor nichts wert sind und man mit denen nichts anfangen kann. Statt mich zu wehren (gut würde eh nichts bringen) habe ich nur auf den Tisch geguckt und gedacht, lass sie labern. Dann hat mein Freund gemeint: - was sollen sie dann zu mir sagen, ich habe ein Diplom, das die gar nicht mehr kennen, ich würde sie vor große Herausforderungen bei ihrer Einschätzung stellen :) - das hat mir dann schnell wieder gezeigt, wie dämlich diese Denke ist.

- Ich versuche zu sehen, was ich alles schon erreicht habe. Wenn man darüber nachdenkt ist es deutlich mehr als im ersten Moment ersichtlich. Ich lerne aber nach wie vor gerne und mache auch privat Fortbildungen. Dadurch kann ich mir auch selbst sagen, dass ich was drauf habe und auch mehr Berufserfahrung habe als die anderen.

- Ich setze Prioritäten. Bei einer STelle im Beruf, die mir nicht so gefallen hat, habe ich bemerkt, dass der Job nicht alles ist. Familie, Partner und Freunde sind viel wichtiger. Was bringt einem außerdem ein Abschluss, wenn man nachher nirgendwo unterkommt (Beispiel: eine Freundin aus dem Freundeskreis hat schon dreimal ihr Studienfach gewechselt, schreibt seit über einem Jahr ihren Master, will noch ihren Doktor dranhängen, hat bisher nur ein Praktikum über 4 Wochen vorzuweisen und studiert noch dazu Kunstgeschichte). Dann doch lieber mein bodenständiges duales Studium, ab und an mal eine kleinere Reise, den kleinen VW Polo in der Garage und eine einfache, kleine Einliegerwohnung. Und dann kann ich immer noch nachdenken, ob ich mal Familie will. - und wenn ja: Fortbilden kann man sich auch weiterhin in Elternzeit. Macht eine Bekannte von mir auch erfolgreich.

Ich weiß, wie schwer so eine Situation ist und drücke ganz fest die Daumen, dass es dir gelingt, über diese Minderwertigkeitsgefühle hinwegzukommen. Ich versuche mich auch erst gerade darin und habe auch schon manche Rückschläge gehabt. Aber es geht bergauf :)

Liebe Grüße
 

Nikolaus Myra

Aktives Mitglied
Mensch, ihr beiden Nachdenkenden,

ihr habt wirklich ein Talent, euch das Leben aber sowas komplett zu vermiesen.
Nenn mir einen, nur einen einzigen Menschen, der mir ähnlich auf "fast alles" verzichtet.:D Und ich frage dich, weshalb das so "einfach" sein soll. Du kannst Mutter Theresa nicht mit Rolf Zacher vergleichen. Theresa ist fast unbekannt, denn alles Bekannte ist kirchliche Fassade. Hätte Theresa getan, was Zacher tat, gäbe es bei Erfolg ne zweite Mathilde von Canossa.
 
D

Die Nachdenkenden

Gast
Hallo Gast. Danke für den langen Beitrag. Allerdings ist er leider auch er so ein ungewollter Auslöser. Du hast deinen Bachelor, gehst deinen Weg, bildest dich weiter.

Ich z.B. gehe morgen wieder zur Arbeit und buche meine Kontoauszüge herunter. Nichts mit Bachelor, nichts mit Master. Also ergibt sich als Fazit für mich dass meine Arbeit im Vergleich zu deiner primitiv und einfältig ist. Zumindest sagt mir das mein Kopf. Das was ich mache kann ich jedem in ein paar Wochen anlernen, das was du machst benötigt offensichtlich einen akademischen Abschluss. Und hier setzt dann Druck und Enttäuschung über mich selbst sein - warum habe ich nicht mehr gemacht, warum bin ich so "einfach" geblieben. Gleichzeitig hat man dabei wie so eine Art Ehrfurcht gegenüber Akademikern, denn die bewegen ja was und stellen etwas dar. Und wenn dann die meisten in deinem Umfeld noch solche Menschen sind, ist es ja nicht verwunderlich dass man sich irgendwann wie im falschen Film fühlt. Es ist eigentlich schon fast eine Angst in einer gesellschaftlichen Situation wieder damit konfrontiert zu werden wie einfach man ist.
 

ResistanceD

Mitglied
Hallo Gast. Danke für den langen Beitrag. Allerdings ist er leider auch er so ein ungewollter Auslöser. Du hast deinen Bachelor, gehst deinen Weg, bildest dich weiter.

Ich z.B. gehe morgen wieder zur Arbeit und buche meine Kontoauszüge herunter. Nichts mit Bachelor, nichts mit Master. Also ergibt sich als Fazit für mich dass meine Arbeit im Vergleich zu deiner primitiv und einfältig ist. Zumindest sagt mir das mein Kopf. Das was ich mache kann ich jedem in ein paar Wochen anlernen, das was du machst benötigt offensichtlich einen akademischen Abschluss. Und hier setzt dann Druck und Enttäuschung über mich selbst sein - warum habe ich nicht mehr gemacht, warum bin ich so "einfach" geblieben. Gleichzeitig hat man dabei wie so eine Art Ehrfurcht gegenüber Akademikern, denn die bewegen ja was und stellen etwas dar. Und wenn dann die meisten in deinem Umfeld noch solche Menschen sind, ist es ja nicht verwunderlich dass man sich irgendwann wie im falschen Film fühlt. Es ist eigentlich schon fast eine Angst in einer gesellschaftlichen Situation wieder damit konfrontiert zu werden wie einfach man ist.
Und wieder vergällst Du Dir Dein Selbstbildnis. Es liegt einzig und alleine an Euch, dass ihr unglücklich seid. Der Grund liegt darin, dass ihr von Haus aus denkt, ihr seid nutzlos. Ihr habt die Wahl ...
 
P

primavera7

Gast
Hallo Gast. Danke für den langen Beitrag. Allerdings ist er leider auch er so ein ungewollter Auslöser. Du hast deinen Bachelor, gehst deinen Weg, bildest dich weiter.

Ich z.B. gehe morgen wieder zur Arbeit und buche meine Kontoauszüge herunter. Nichts mit Bachelor, nichts mit Master. Also ergibt sich als Fazit für mich dass meine Arbeit im Vergleich zu deiner primitiv und einfältig ist. Zumindest sagt mir das mein Kopf. Das was ich mache kann ich jedem in ein paar Wochen anlernen, das was du machst benötigt offensichtlich einen akademischen Abschluss. Und hier setzt dann Druck und Enttäuschung über mich selbst sein - warum habe ich nicht mehr gemacht, warum bin ich so "einfach" geblieben. Gleichzeitig hat man dabei wie so eine Art Ehrfurcht gegenüber Akademikern, denn die bewegen ja was und stellen etwas dar. Und wenn dann die meisten in deinem Umfeld noch solche Menschen sind, ist es ja nicht verwunderlich dass man sich irgendwann wie im falschen Film fühlt. Es ist eigentlich schon fast eine Angst in einer gesellschaftlichen Situation wieder damit konfrontiert zu werden wie einfach man ist.
Das ganze Lamento wird euch nicht weiterhelfen.

Entweder ihr qualifiziert euch weiter, wenn ihr mit dem, was ihr erreicht habt, so unzufrieden seid (und dann werdet ihr hinterher feststellen, dass es trotzdem immer noch Leute gibt, die noch mehr erreicht haben). Oder, falls ihr euch nicht weiterqualifizieren wollt oder könnt, ihr findet euch damit ab und umgebt euch nur noch mit Leuten, die auch nicht mehr erreicht haben als ihr, und meidet alle Leute mit Bachelor, Master & Co. Oder aber ihr legt euch eine andere Einstellung zu, sodass ihr euch gegenüber Leuten, die mehr erreicht haben und mehr verdienen, nicht mehr minderwertig fühlt, sondern erkennt, dass alles im Leben seinen Preis hat (und ihr diesen vielleicht gar nicht zahlen wollt). Dann könntet ihr auch weiter Umgang mit Akademikern pflegen.

Etwas anderes als eine dieser drei Möglichkeiten wird euch nicht übrig bleiben.
 
P

Pierre-Adrian

Gast
@ Die Nachdenkenden:

Wie sieht es mit Eurem "Innenleben"
eigentlich (und uneigentlich) im umgekehrten Falle aus, also, wenn Ihr jemandem begegnet, der n o c h :unschuldig: schlechter gebildet ist als Ihr, der statusmaessig gar nichts zu bieten hat, arbeitslos in einem winzigen Zimmer vor sich hinhadert?

Was wuerdet Ihr dem Manne raten?
 

ResistanceD

Mitglied
Und hier nun noch ein Link, den ich dem Thread-Ersteller ans Herz legen möchte:

5 Dinge, die Sterbende bedauern | newslichter - Gute Nachrichten online

Werdet gelassener. Es spielt keine Rolle, wie mächtig, wie erfolgreich und wie reich man im Leben wird.

Soll ich was sagen? Bei mir ist es so, dass ich quasi das schwarze Schaf der Familie bin. Ich bin eher faul und tu mich im Leben schwer. Ganz einfach, weil ich sehr viele verschiedene Interessen habe. Zugleich habe ich einen prominenten Bruder, den ich immer mal wieder im Fernsehen sehe. Auch ich war am Anfang neidisch und wurde fast zerfressen davon. Nun ist das aber anders. Ich gönne ihm seinen Weg und bin auch zugleich zufriedener mit mir.
 
Zuletzt bearbeitet:

Metallworker

Aktives Mitglied
Selbstzufriedenheit ist das Zauberwort. Selbstzufriedenheit kann einem niemand geben, die muss und darf man selbst finden und ergründen.

Hat man sie nicht, tut was dafür.
 

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