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Das ewige Laster nichts erreicht zu haben und der tödliche Vergleich. Alles oder nix?

G

Gast

Gast
Nun zu uns: beide kaufmännische Angestellte, kein Studium, keine Auslandsaufenthalte, keine Diplome, eher zurückhaltend und hinterfragend, nicht so sehr wortgewandt, keine besonderen Erfolge, keine täglichen Glanzleistungen im Beruf.

Und jetzt fragen wir uns: sind wir im falschen Film? Haben wir alles falsch gemacht? Warum haben wir keinen "Anstandsberuf" wie Architekt, Rechtsanwalt, Arzt usw.. angestrebt bzw. erreicht? Warum arbeiten wir in dem Job und nicht in einem "Besseren"? Sind wir nicht fähig genug gewesen, haben wir uns zu wenig Gedanken gemacht, warum warum warum...

Sprich: in unseren Köpfen haben sich Minderwertigkeitsgedanken manifestiert. Alle anderen sind besser, schlauer, gebildeter, hatten das richtige Händchen, verdienen U30 schon 2/3 mehr als wir mit Mitte 30. Den Rest geben uns dann immer Kommentare als wäre es heute selbstverständlich mit 30 schon das eigene Haus zu planen. Handtasche für 1000 EUR? Kein problem ! Halt, für uns schon... wir sind eben auf der Verliererseite...

Und den Tipp mit "wenn du mehr Geld verdienen WILLST, qualifiziere dich.", der Dir hier von einem Gast geschrieben wurde - vergiss' lieber gleich. Bringt nix...
Oh, ich verstehe Dich so gut.

Meinem Partner und mir geht es genauso. Wir sind beide sehr hoch qualifiziert. Beide mehrmals studiert mit sehr gutem Abschluss, drei Sprachen sprechen wir fließend und wir können uns auch nichts leisten. Beruflich total gescheitert - immer nur augenscheinlich Pech gehabt.
Bekannte und Freunde, die z.T. in der Produktion arbeiten, lachen uns aus, weil wir unsere Arbeitskraft und unser Leben in totalen beschissenen (aber anspruchsvollen und schwierigen) Jobs verheizen. Aufgaben, die normalerweise hoch bezahlt werden, müssen wir notgedrungen zum Dumpingpreis machen. Mein Auto fällt bald auseinander. In 10 Jahren haben wir insgesamt sieben Tage Urlaub in Deutschland gemacht - mehr konnten wir uns nicht leisten.
Um uns herum steigen alle beruflich auf, allen geht es gut - so als würde uns das Leben die Zunge herausstrecken. Ich meine inzwischen die Gründe für unser Versagen zu kennen. Ich möchte aber in dieser öffentlichen Runde nicht darauf eingehen.
Nur soviel: Meist gibt es sehr gute Gründe, auf die Du nur durch Zufall kommst. Dann siehst Du, warum es allen gut geht, nur Dir nicht. Mach' die Augen ein wenig auf... Vielleicht verstehst Du es dann auch.
Und vor allem, lass' den Kopf nicht hängen. Ihr könnt immer noch weg aus Deutschland und einen Neuanfang planen.
 
P

Pierre-Adrian

Gast
Nicht umsonst lauten beim Kennenlernen von Menschen die Fragen oft : "Und, was hast du studiert?" Sorry, gar nix.
Das Leben ist ein hervorragender Lehrer. Offener Sinne darin wandeln, Es "weben",
stellt jedes Herumtheoretisieren / Studium in den Schatten.


deshalb einen sinnlosen Spießrutenlauf?
[...] manchmal gar keine Lust mit bestimmten Leuten etwas zu unternehmen, [...]
Und warum unternimmst Du dennoch immer wieder was mit genau solchen "bestimmten" Leuten?

[...] Uns beeindrucken diese Leute teilweise so, dass wir uns schon unwohl fühlen.
Warum beeindruckt euch fremder (!) Leuts statusorientiertes Handeln dermaßen?
Hoert auf, Euch zu vergleichen, zumal mit Leuten, die bedauernswuerdigerweise
voellig abgeschnitten sein duerften von geistigem Tiefgang.

Die wahren Werte im Leben zeigen sich einem oft und sehr deutlich in
einer echten
Notsituation bzw., manchem leider erst, im Sterbebett.
Und scheinbar geraten wir nur an solche besondere Personen. [...]
Bleibt doch mal laengere Zeit fuer und unter Euch, ohne den "Anhang", deren Verhalten Euch offensichtlich nicht gut tut.

[...]wenn es von überall her schon Normalität ist dass man ein Diplom an der Wand hat [...]
:D Und? Dann haengt es dort. Und der dies hingehaengt habende "Besitzer" schaut es jeden Tag an, und bildet sich was drauf ein.


[...]
hat nach der Scheidung einen Unternehmer geheiratet, und kam dort natürlich in den Genuss aller Annehmlichkeiten. Im dortigen Bekanntenkreis trifft man sich aber eben mit Steuerberatern, Rechtsanwälten, Ärzten wo auch die Frauen beruflich eine Steilkarriere hingelegt haben. [...]

[...]

[...]


[...]

Eine Bekannte von uns suchte einen neuen Partner. Sie wählte im Vorfeld bewusst nach Auto und Berufstand aus. Gut es ist nicht allzuschwer als gutaussehende Frau Interessenten zu finden. Jetzt posed sie täglich in sozialen Netzwerken vor seinem Porsche und hält die teure Handtasche in die Kamera. Wieder das Beispiel - Erfolg ist alles. Umzug in sein Haus folgt nächsten Monat.
[...]
[...]
Hunderte Geschichten von Leuten, die Storys ueber sich erzaehlen. Was willst Du, was wollt Ihr, damit?
Sie haben eine ganz andere Lebens-"Geschichte", sie haben (vom Leben) anderes zu lernen als Du/Ihr. Deshalb stehen sie vor anderen Aufgaben.

Die nicht unbedingt schoener sind als die Euren. Gerade unter ganz "Reichen" und Promis,
ist verfruehtes Ableben ueberproportional haeufig zu verzeichnen!



Natürlich komme ich mir auch irgendwie blöd vor, wenn wir uns mit besagtem Pärchen treffen, er mit seinem Porsche und ich eben mit unserem Citroen vorfahre.
[...]
Und die 1001. Statusgeschichte ...
 
Zuletzt bearbeitet:
V

Versager & Versagerlein

Gast
Hallo Pierre, ich könnte dir noch etliche Vergleichsstories erzählen, aber genau da liegt ja auch das Problem. Irgendwie fängt man schon an dies aufzusaugen bzw. ist schon erfreut darüber wenn man sich einfach mal mit jemandem "Normalem" unterhält, den noch andere Dinge im Leben berühren als nur das ewige Thema Haus, Geld, Karriere...

Ich wurde vor kurzem zu einem Klassentreffen eingeladen. Nach reichlicher Überlegung haben wir beschlossen nicht hinzugehen. Auf der einen Seite laufe ich davor weg weil ich Angst habe dass es mir hinterher nur wieder schlechter geht, denn ich weiß dass ich mit Sicherheit von allen einer derjenigen bin die am Wenigsten erreicht haben. Und gerade auf solchen Festen prasselt das Reizthema ja geballt auf mich ein. Es scheint mich ja sogar zu verfolgen. Meine Partnerin hat sich bei so einem speziellen Sportkurs angemeldet und dort eine Gleichaltrige kennengelernt. Jetzt haben sie sich mal getroffen und wieder stellt man fest, dass man scheinbar aus zwei verschiedenen Welten kommt was den beruflichen Stand anbelangt. Und alle scheinen sie immer befriedigt zu sein wenn sie einen Mindeststandard bedienen können.

Wo ist denn da Patentrezept sich nicht (automatisch) zu vergleichen? Da kann man ja fast nicht anders als seinen eigenen Werdegang zu hinterfragen. Oder wir haben das Pech und lernen scheinbar nur Akademiker und Großverdiener kennen. Schade ist, dass wir beide uns einig sind viel Zeit damit kaputtzumachen die eigene Unzulänglichkeit zu beleuchten. Warum haben unsere Eltern uns nicht aufs Gymnasium geschickt, warum hatten wir nicht als Teenager schon genaue Vorstellungen was man werden will... warum wieso weshalb... bringt eigentlich auch nichts.

Ich denke wichtig wäre diese Versagergedanken aus dem Kopf zu bekommen. Nur ob der richtige Weg dahin Abkapselung von den Leuten ist? Im Prinzip betreibe ich das ja schon: ich vermeide Zusammenkünfte weil irgendjemand ja wieder alles richtig gemacht haben könnte, dazu das Quentchen Glück hatte und alles wie am Schnürchen läuft. Dann ist die Stimmung wieder im Eimer und ich setze mich unter Druck. ich weiß gar nicht so recht wie ich das passend beschreiben könnte: eigentlich bin ein zufriedener Mensch, aber meine Umwelt suggeriert mir dass ich nicht darf und erst sein könnte wenn ich bin, wenn ich habe... wenn ich dafür nochmals das Beispiel eines Bekannten nehme: in der Zeitung abgebildet, im Hintergrund irgendwelche hochkomplexen Maschinen, Industrie 4.0, usw.... und ich buche halt morgen wieder die Kontoauszüge. Und dann frage ich mich bei dem ganzen Höher schneller weiter: wie geht es eigentlich anderen Leuten die nicht studiert haben? Kann überhaupt jeder so sein, muss jeder so sein? Ich persönlich glaube ich wäre gerne so, bin aber eigentlich nicht der Typ dazu?
 
P

Pierre-Adrian

Gast
Hallo Pierre, ich könnte dir noch etliche Vergleichsstories erzählen, aber genau da liegt ja auch das Problem. Irgendwie fängt man schon an dies aufzusaugen bzw. ist schon erfreut darüber wenn man sich einfach mal mit jemandem "Normalem" unterhält, den noch andere Dinge im Leben berühren als nur das ewige Thema Haus, Geld, Karriere...
[...] zu einem Klassentreffen eingeladen. [...] Und gerade auf solchen Festen prasselt das Reizthema ja geballt auf mich ein. Es scheint mich ja sogar zu verfolgen.
Das ist nicht ungewoehnlich.
Das Leben wird Euch solch ungenehmen Kram vermutlich so lange und so oft
- quasi bis zum "erbrechen" / erb-rechen -
"servieren", bis Ihr (aus) diese(r) Lektion gelernt habt.
Als erster, kleiner, Sofortschritt auf dem Weg aus der Misere
faellt mir ein: Tilgt Euren Nicknamen,
tauscht ihn aus, ueberlegt Euch was positives, mit dem Ihr Euch identifizieren koennt.

Meine Partnerin hat sich bei so einem speziellen Sportkurs angemeldet und dort eine Gleichaltrige kennengelernt. Jetzt haben sie sich mal getroffen und wieder stellt man fest, dass man scheinbar aus zwei verschiedenen Welten kommt was den beruflichen Stand anbelangt. Und alle scheinen sie immer befriedigt zu sein wenn sie einen Mindeststandard bedienen können.

Wo ist denn da Patentrezept sich nicht (automatisch) zu vergleichen? Da kann man ja fast nicht anders als seinen eigenen Werdegang zu hinterfragen.
Was ist so geil daran, den eigenen Werdegang (hauptsaechlich deshalb) zu hinterfragen (weil Andere einen anderen haben)?

Als zweiten Schritt aus Eurem krampfhaften Klammern an Statussymbolen saehe ich, wie in meinem vorigen Beitrag angedeutet, darin, dass Ihr Euch ab gleich fernhaltet von Leuten, die Euch nicht guttun. Was spricht dagegen, mal ein viertel oder halbes Jahr ganz fuer Euch zu sein? Ueberlegt / Erspuert Euch, was Ihr gerne tut, was Ihr schon lange mal haettet machen wollen, und tut das dann auch - und, wie.dargelegt, ohne Eure ganzen oberflaechlichen Statuskoenige.


[...]

Warum haben unsere Eltern uns nicht aufs Gymnasium geschickt, warum hatten wir nicht als Teenager schon genaue Vorstellungen was man werden will... warum wieso weshalb... bringt eigentlich auch nichts.
[...]
Genau, bringt nichts. Weil Du ja auch mit diesen Gedanken weiterhin festgefahren im selben Gleis verharrst mit dem Du jetzt haderst.
Schau, bei mir war's umgekehrt. Lehrer und Eltern wollten, dass ich aufs Gymnasium gehe, und ich habe mich geweigert, weil ich nicht 13 Jahre in Schulen abhaengen wollte. Ich bin froh, dass man mich dann, nach gewissem weiteren Draengen, damit in Ruhe liess, und ich also nicht aufs Gymnasium "musste".

Ich denke wichtig wäre diese Versagergedanken aus dem Kopf zu bekommen. Nur ob der richtige Weg dahin Abkapselung von den Leuten ist? Im Prinzip betreibe ich das ja schon: ich vermeide Zusammenkünfte weil irgendjemand ja wieder alles richtig gemacht haben könnte, [...]
Was waere schlimm fuer Dich, wenn Jemand "alles richtig gemacht" haette?

Versuche, Neidgedanken, Neidgefuehle gar nicht erst sich ausbreiten zu lassen, sie haben tatsaechlich die Eigenschaft, negativ "zurueckzuwirken".
Goenne stattdessen denen, denen es gut geht. Oeffne Deine Sinne, so wird sich auch Dir ein breiteres Spektrum des Lebens auftun. Je weniger Du an Status denkst, umso kleiner wird die Rolle des Euch Marternden sein.
Schaut doch mal raus, bei dem schoenen Wetter, Ausflug in die Natur, tankt ganz neue Eindruecke (und damit Kraft) - Ihr braucht Euch nur unvoreingenommen (auf sie) einlassen.
 

Nikolaus Myra

Aktives Mitglied
Ich denke wichtig wäre diese Versagergedanken aus dem Kopf zu bekommen.
Ich bin unter einem Mann aufgewachsen, für den alles falsch war, was ich tat, und wenn es tausend mal richtig war, es war verkehrt, weil ich es nicht so konnte, wie er es selbst tat. (Du bist nichts, du kannst nichts, du wirst nie etwas sein - In der gesellschaftlichen Sichtweise bin ich genau das heute, was er mir 10 Jahre lang immer wieder vordonnerte)

Ja, auch ich durfte nicht auf die Schule gehen, wo die Lehrer mich hin berieten, darum hab ich 5x versucht, die Abendschule zu schaffen, und doch konnte ich es "trotz sehr guter Zensuren" nicht erzielen, meinen Abschluss zu erreichen.

Es ist klar, dass ich "dann" ein Versager bin, wenn ich nicht schaffe, was "andere" mir befehlen, zu tun.

Doch in den Dingen, wo ich wesentlich gut bin, hab ich selten versagt. Auch, wenn ich damit keine Brötchen verdienen kann, weil wir ein verkehrtes System haben.

Mit wem sollte ich mich vergleichen? Es könnte nur jemand sein, der einen ähnlichen Weg hinter sich hat wie ich. Und einen solchen zu finden, wäre schwieriger als ein Strohhalm im Heuhaufen zu entdecken.
 
Zuletzt bearbeitet:
K

kasiopaja

Gast
Was soll daran verkehrt sein einen normalen Beruf zu haben? Immerhin habt ihr einen.

Und man muss auch mal sehen, dass die meisten, die sich in Chefpositionen befinden, auch dafür einen Preis bezahlen.

Sie verdienen zwar gut, machen aber meistens einen Haufen Überstunden und haben gar keine Zeit ihr Leben zu genießen und ihr Geld auch in der Freizeit auszugeben.

Das ist ein Preis, den ich nicht bezahlen möchte.

Man muss wissen, was man will.

Nicht jeder will die meiste Zeit seines Lebens im Büro verbringen und ständig alles entscheiden müssen.
 
P

primavera7

Gast
Sie verdienen zwar gut, machen aber meistens einen Haufen Überstunden und haben gar keine Zeit ihr Leben zu genießen und ihr Geld auch in der Freizeit auszugeben.
Ganz so ist es nicht. Ich kenne einige in gut bezahlten Positionen, die es sich erlauben können, zumindest einmal im Jahr vier Wochen Urlaub am Stück zu machen, in denen sie dann z.B. durch die USA oder Australien, durch Südamerika oder Namibia/Südafrika reisen. Und nach ihrer Rückkehr wieder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, ganz im Gegensatz zu dem Kollegen, bei dem es nur für Langeoog oder Oberbayern gereicht hat.
Zwischendurch wird mal ein verlängertes Wochenende an der Cote d'Azur oder eine Woche Skiurlaub in Lech eingelegt.
Aber abgesehen von diesen Zeiten wird natürlich hart gearbeitet. An den Wochenenden oder abends werden häufig auch noch "Gäste" empfangen - kein "Besuch", wie man in meiner Herkunftsfamilie gesagt hätte, sondern "Gäste" = für mich der Inbegriff der Renommierbekanntschaften zwecks Vernetzung. Oder man ist selbst bei gewissen Leuten zu Gast und die Selbstdarstellung geht weiter. Insgesamt also ein sehr anstrengendes Leben; denn man muss ja immer etwas ganz "Besonderes" sein und etwas Besonderes zu erzählen haben. Mir liegt so etwas auch nicht. Es gibt auch schon zu viele Menschen, die so besonders sind, dass es schon nichts Besonderes mehr ist. :p :D

Du kannst nicht mehr reisen, wohin du willst, nicht mehr treffen, wen du willst, im Grunde nicht mal mehr kochen, was du willst, weil alles zuvor danach gecheckt werden muss, ob es auch exklusiv genug ist, sprich: genügend Angeberpotential bietet.

Den Leuten hier in Deutschland geht es seit Jahrzehnten viel zu gut. Im Grunde ist es doch ein degeneriertes, empörendes Verhalten: Woanders kämpfen die Menschen ums nackte Überleben, um jede Handvoll Reis, und hierzulande gilt es schon als zu popelig, wenn man zugibt, dass man auch mal gern Pizza und Döner isst statt ständig irgendwelche außergewöhnlichen Gerichte mit erlesenen Gewürzen, die man erst im Versandhandel bestellen muss, weil man sie nicht mal mehr im türkischen Lebensmittelmarkt bekommt.
 
Zuletzt bearbeitet:

ResistanceD

Mitglied
Ganz so ist es nicht. Ich kenne einige in gut bezahlten Positionen, die es sich erlauben können, zumindest einmal im Jahr vier Wochen Urlaub am Stück zu machen, in denen sie dann z.B. durch die USA oder Australien, durch Südamerika oder Namibia/Südafrika reisen. Und nach ihrer Rückkehr wieder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, ganz im Gegensatz zu dem Kollegen, bei dem es nur für Langeoog oder Oberbayern gereicht hat.
Zwischendurch wird mal ein verlängertes Wochenende an der Cote d'Azur oder eine Woche Skiurlaub in Lech eingelegt.
Aber abgesehen von diesen Zeiten wird natürlich hart gearbeitet. An den Wochenenden oder abends werden häufig auch noch "Gäste" empfangen - kein "Besuch", wie man in meiner Herkunftsfamilie gesagt hätte, sondern "Gäste" = für mich der Inbegriff der Renommierbekanntschaften zwecks Vernetzung. Oder man ist selbst bei gewissen Leuten zu Gast und die Selbstdarstellung geht weiter. Insgesamt also ein sehr anstrengendes Leben; denn man muss ja immer etwas ganz "Besonderes" sein und etwas Besonderes zu erzählen haben. Mir liegt so etwas auch nicht. Es gibt auch schon zu viele Menschen, die so besonders sind, dass es schon nichts Besonderes mehr ist. :p :D

Du kannst nicht mehr reisen, wohin du willst, nicht mehr treffen, wen du willst, im Grunde nicht mal mehr kochen, was du willst, weil alles zuvor danach gecheckt werden muss, ob es auch exklusiv genug ist, sprich: genügend Angeberpotential bietet.

Den Leuten hier in Deutschland geht es seit Jahrzehnten viel zu gut. Im Grunde ist es doch ein degeneriertes, empörendes Verhalten: Woanders kämpfen die Menschen ums nackte Überleben, um jede Handvoll Reis, und hierzulande gilt es schon als zu popelig, wenn man zugibt, dass man auch mal gern Pizza und Döner isst statt ständig irgendwelche außergewöhnlichen Gerichte mit erlesenen Gewürzen, die man erst im Versandhandel bestellen muss, weil man sie nicht mal mehr im türkischen Lebensmittelmarkt bekommt.
Ein wahrhaft passender Beitrag, der schöner nicht hätte geschrieben werden können! Wir verwöhnten Deutschen haben es total verlernt zu leben, weil es scheinbar unsere Pflicht ist, höher schneller und weiter zu springen. Wir springen in der Hoffnung, die fette Wurst zu erreichen, die uns ständig vor die Nase gehalten wird. Erklärt mich für paranoid, aber ich finde, das ist so gewollt!
 

Krips

Mitglied
Den Leuten hier in Deutschland geht es seit Jahrzehnten viel zu gut. Im Grunde ist es doch ein degeneriertes, empörendes Verhalten: Woanders kämpfen die Menschen ums nackte Überleben, um jede Handvoll Reis, und hierzulande gilt es schon als zu popelig, wenn man zugibt, dass man auch mal gern Pizza und Döner isst statt ständig irgendwelche außergewöhnlichen Gerichte mit erlesenen Gewürzen, die man erst im Versandhandel bestellen muss, weil man sie nicht mal mehr im türkischen Lebensmittelmarkt bekommt.
Das trifft in Deutschland vielleicht auf die "oberen" 5% der Menschen zu, mit der Realität hat es nichts zu tun. Diese 5% findest du übrigens in jedem Land.
 

ResistanceD

Mitglied
Das trifft in Deutschland vielleicht auf die "oberen" 5% der Menschen zu, mit der Realität hat es nichts zu tun. Diese 5% findest du übrigens in jedem Land.
Was aber bei uns immer noch zutrifft: keiner muss verhungern. Da gibt es Länder, wo das anders ist. Wir haben zum Glück (immer noch) ein Sozialsystem. Wir laufen allerdings Gefahr, selbiges in unserer Profitgeilheit zu verlieren.
 

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