Es ist nicht leicht. Das begreife ich.
Aber die Hoffnung auf eine Rückkehr des Vaters darfst Du nicht nähren. Das Warten und die Enttäuschung sind grausam. Und spätestens wenn sie von ihren Freundinnen erfährt, daß es kein Christkind gibt und das schon gar keine Väter bringt, ist das Leid groß.
Aber wahrscheinlich weiß sie das schon. Es ist vielleicht nur ihre Form, ihre Sehnsucht auszudrücken.
Sag ihr, daß er nicht zurückkommt. Auch nicht für ein Wochenende oder Weihnachten.
Trotzdem darfst Du sie den Kontakt zum verstorbenen Vater weiterhin spüren lassen. Dieses Gefühl, daß er sich - wo immer seine Seele jetzt auch ist - für das Wohlergehen seiner Tochter interessiert. Das ist für viele Menschen, die früh einen engen Angehörigen verloren haben, ein tröstlicher Gedanke. Und auch die Kirchgänge und Friedhofsbesuche finde ich nicht schlimm. So lange, sie auch sagen kann, sie hat heute mal keine Lust mitzugehen.
Was ich ungewöhnlich finde, ist die Tatsache, daß sie als einzige so wenig Familie hat. Es gibt doch viele Alleinerziehende. Bei Euch nicht? Wohnst Du vielleicht sehr ländlich?
Schade finde ich den Satz, "da war noch so viel weiß auf dem Blatt". Ja, ich meine auch, daß Du dringend schauen mußt, damit sich Eure "Familie" wieder vergrößert. Kinder brauchen mehrere Bezugspersonen. Familie muß ja nicht unbedingt Blutsverwandschaft sein oder ein neuer Partner heißen. Ersatzgroßeltern wurde hier ja schon genannt. Aber auch befreundete alleinerziehende Mütter und Väter oder sonstige Familienfreunde/innen sind wichtig. Und was ist mit Haustieren? Ein Hund kann oft Wunder wirken, wenn sich ein Kind ein bißchen verloren fühlt. Was ist denn mit den Paten? Die gehören doch auch im weitesten Sinn zur Familie?
Ich habe selbst das Glück einige Kinder als Patin und Familienfreundin begleiten zu dürfen. Ich erlebe, wie wichtig es für sie ist, mit mir eine zusätzliche erwachsene Ansprechpartnerin zu haben, an die sie sich wenden können. Und Weihnachten bin ich ganz selbstverständlich dabei.
Versuch einfach, Euren Kreis zu vergrößern. Das Weiße auf dem Papier zu füllen. Weihnachten in größerem Kreis zu verbringen. Lade Leute ein. Mußt ja nicht für alle kochen und Geschenke besorgen, wenn das Geld nicht reicht. Jeder kann ja was mitbringen. So viele Menschen freuen sich über ein gemeinsames Weihnachtsfest.
Viel Kreativität beim Füllen des Weißen auf dem Blatt wünsche ich Dir.
Und viel Kraft und Mut für Dich, damit Du aus Deiner Trauer findest und Dich wieder öffnen kannst.