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Zwiegespalten...

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Ja, mir tut der Austausch mit dir auch gut 🙂

Wie habe ich loslassen können - das ist schwierig zu beantworten. Eine kurze Zeit lang habe ich den Kontakt unterbrochen, damit ich für mich selbst herausfinden konnte, was genau dieser Mann in mir ausgelöst hat. Das war die Zeit, in der ich mich mit meiner Hilflosigkeit hier an dieses Forum gewendet habe. Die Antworten haben mir wirklich weiter geholfen - nicht unbedingt, weil ich sie als besonders "zutreffend" empfand, sondern weil ich so auch in der Zurückweisung bestimmter Gedankengänge mich selbst besser erkennen konnte. Alle Antworten waren besonders und hilfreich für mich, aber ein User hat mir das besondere Gefühl des Verstandenwerdens vermittelt - falls er hier hereinlesen sollte, hoffe ich, daß er weiß, daß ich ihn meine. Das hat mir geholfen, zur Ruhe zu kommen.

Mantra, loslassen... ich weiß nicht. Es fühlt ja jeder irgendwie anders und einzigartig. Für dich war es vielleicht die körperliche Liebe, das Begehrtwerden, die Übereinstimmung im Humor und der Leichtigkeit mit deinem Kollegen? Meine Empfindungen gingen und gehen in eine andere Richtung, sie hätten sich durch geteilten Sex nicht stillen lassen. Und doch denke ich, daß auch Sex ja "nur" Ausdruck ist, Kommunikation. Wäre es der Sex alleine - ich bin sicher, daß sich das mit der Hinwendung zu dem Menschen, mit dem man lebt und für den man sich entschieden hat, wieder beleben und neu entdecken ließe - vorausgesetzt, das Innere sagt "Ja" dazu.

Wie gesagt: für mich war dieser Kontaktabbruch eine Hilfe, um die Entscheidung zum Loslassen treffen zu können. Klingt so abstrakt, wenn ich das in Worten versuche auszudrücken, weil ich Liebe nicht aus Bedürftigkeit empfinden will, meine Vorstellung von Liebe basiert auf Freiwilligkeit, auf Akzeptanz, auch auf der Freiheit des anderen, meine Gefühle nicht in derselben Weise zu erwidern. Nun ja - also ich habe die Entscheidung getroffen, habe großen Kummer empfunden, konnte nach einer Weile erkennen, wo meine eigentliche Sehnsucht liegt - den Kontakt haben wir inzwischen, wenig, nicht mehr so locker-vertraut und selten und das ist gut so. Wie's mir damit geht: meistens ruhig und gut. Ich nehme meinen Mann wieder stärker wahr: darin, was er mir geben kann und was nicht. Ein weiteres Stück Vertrauen ist dazu gekommen, er war verletzt, aber hat mich trotzdem aufgefangen, das bedeutet mir viel. Und gelegentlich, besonders nachts, empfinde ich Trauer, manchmal so sehr, daß sich der Boden auftut. Vielleicht muß das so sein, es ist nicht so daß ich darüber verzweifle. Vielleicht ist das so, wenn man sich von etwas verabschiedet und akzeptieren muß, daß man im Leben nicht alle Bedürfnisse stillen kann.

Was das Sprechen mit Freunden angeht: ich verstehe das gut. Ich konnte mit meinem Mann sprechen, ich konnte mit meinem besten Freund darüber sprechen, verurteilt haben mich beide nicht. Aber meine Beschämung konnte ich eigentlich erst loslassen, als ich in diesem Forum diese freundlichen, nachfragenden und akzeptierenden Antworten bekommen habe - sie waren nicht so "dicht" an mir dran, ich fühlte mich nicht bedrängt. Ob mir das mit Freunden, die mich "direkt im Leben" kennen, so gelungen wäre? Freunde haben ein Bild von einem - so, wie sie einen eben wahrnehmen. Ich denke, da wären die Antworten vielleicht anders ausgefallen als hier, wo mich niemand kennt.
 
Und gelegentlich, besonders nachts, empfinde ich Trauer, manchmal so sehr, daß sich der Boden auftut. Vielleicht muß das so sein, es ist nicht so daß ich darüber verzweifle. Vielleicht ist das so, wenn man sich von etwas verabschiedet und akzeptieren muß, daß man im Leben nicht alle Bedürfnisse stillen kann.

Schön ausgedrückt, ich kann es nachempfinden! Ja, das Leben ist kein Wunschkonzert und man kann leider nicht alles haben...

Was das Sprechen mit Freunden angeht: ich verstehe das gut. ... Freunde haben ein Bild von einem - so, wie sie einen eben wahrnehmen. Ich denke, da wären die Antworten vielleicht anders ausgefallen als hier, wo mich niemand kennt.

:blume: Es tut gut, verstanden zu werden!

Nach Deinem Post merke schon, dass ich viel an mir und mit mir arbeiten muss 😉

Grundsätzlich habe ich mit meinem Mann über meine Sehnsüchte gesprochen, nur eben den Kollegen dabei nicht erwähnt, weil ich weiß, dass mein Mann sich dann in sein Schneckenhaus zurückziehen und nicht an unserer Beziehung arbeiten würde.

Ein Kontaktabbruch zum Kollegen ist insoweit schon eingetreten, dass wir nicht mehr so häufig und vertraut schreiben wie früher, keine regelmäßigen gemeinsamen Mittagspausen mehr machen und nach der Arbeit nichts mehr unternehmen. Mehr Kontaktabbruch möchte ich irgendwie nicht, das bisschen soll mir irgendwie noch bleiben, auch wenn es momentan weh tut und mehr Kummer als Freude bereitet.

So blöd es klingen mag, auch bevor wir einen Schritt weiter gegangen sind, kam ich mir als jemand wichtiges und besonderes für meinen Kollegen vor, als seine Bezugsperson, obwohl er viele Freunde hat. Ob das stimmt, weiß ich nicht, er hat mir jedenfalls das Gefühl gegeben. Das ist jetzt weg. Zu weilen kommt er mir kalt und fremd vor und seine Aussagen widersprechen sich zu denen von früher. Vermutlich lässt die Rosabrille langsam nach und man erkennt, dass man sich in der Person getäuscht hat bzw. sich täuschen lassen wollte. Er ist wie bereits öfters erwähnt, der totale Gegensatz zu meinem Mann... dennoch möchte ich den Kontakt zu ihm nicht missen! Das, was wir uns seit fast einem Jahr alles anvertraut haben, kann ja nicht alles erstunken und erlogen bzw. von mir falsch interpretiert worden sein? Von daher will ich es gern glauben, dass eine Freundschaft zu ihm möglich ist oder zumindest ihn als guten Kollegen sehen. Nur diese Sehnsucht ist dabei ein Hinderniss, das ich in den Griff bekommen muss!

Mein Mann bemerkt meine Gefühlsschwankungen natürlich, aber er bezieht sie auf den Umstand, weil es eben seit fast zwei Jahren mit dem Kinderwunsch nicht klappt. Ich weiß nicht, ob ich daran festhalten soll, oder aufgrund der jetzigen Umstände, lieber eine Pause mache. Mein Mann würde mich in beidem unterstützen, ohne meine eigentlichen Beweggründe zu kennen... andererseits denke ich, ist es das, was wir seit zwei Jahren wollten, eine Familie gründen! Und vielleicht würde ein Kind mir den nötigen Halt geben, weil ich es bedingungslos lieben kann und für ihn Verantwortung übernehmen muss? Dann hab ich keine Zeit für Flausen!

Als mein Vater starb hatte ich gerade meine Ausbildung beendet und wollte ein eigenes Leben beginnen. Stattdessen habe ich die Aufgaben und die Rolle meines Vaters im Haushalt meiner Mutter übernommen und noch weitere fünf Jahre mit ihr zusammen gewohnt bis wir uns gegenseitig nur noch auf die Nerven gegangen sind. Dann bin ich mit meinem Mann zusammen gezogen und hab mich um den Umzug und den Haushalt gekümmert. Nach zwei Jahren haben wir geheiratet und ich habe mich ein halbes Jahr in die Hochzeitsvorbereitungen gestürzt. Ich habe das Gefühl, ich will gebraucht werden, einen Sinn und Zweck erfüllen, wenn ich das nicht kann, fühle ich mich irgendwie leer 🙁

Irgendwie ist das thematisch gerade umgeschlagen, oder habe nur ich das Gefühl?
 
Irgendwie ist das thematisch gerade umgeschlagen, oder habe nur ich das Gefühl?


Ja und nein 🙂

Ich zögere hier mit meiner Antwort, weil mein eigenes 'Kapitel' diesbezüglich für mich noch nicht ausreichend genug abgeschlossen ist, als daß ich unbefangen antworten könnte. Ich weiß nicht, wo du dich in deinem Leben befindest und ob du es gewohnt bist, dich und deine Gefühlswelt zu analysieren.

Du machst auf mich den Eindruck einer Frau, die bisher sehr gerade ihren Weg gegangen ist, das, was sie wollte, erreicht hat und die es gewohnt ist, Verantwortung für sich, aber auch für andere zu übernehmen. Liege ich damit richtig? In so einem Leben ist vielleicht bisher nicht so viel Platz für "Nabelschauen" gewesen?

Ich frage deshalb, weil ich durch meine Biografie notgedrungen schon sehr früh angenfangen habe, mich, meine Motive, die Zusammenhänge von Gefühlen in Beziehung zu meinen Lebenssituationen sehr zu hinterfragen, das mag für 'Ungeübte' gelegentlich zu geballt und aufwühlend wirken.

Meiner Erfahrung nach ist es oft so, daß es so eine Art zyklisch wiederkehrende "Knotenpunkte" im Leben geht - je nach Lebenseinstellung, Erfahrungen, Temperament mal in Form einer erschütternden Krise oder einfach als Zeiträume, in denen wir Umbrüche erleben, Beziehungen beenden, uns neu verlieben oder was auch immer. Für mich finden solche Umbrüche oder auch Rückblicke ungefähr alle 8 - 10 Jahre statt - früher hielt ich solche Zeiten für bloße "Rückfälle" in überwunden geglaubte psychische Extremsituationen. Heute sehe ich das gelassener, die Zyklen werden länger, die "Rückfälle" immer milder - und ich denke immer mehr, daß darin vielleicht so eine Art Naturgesetz liegt. Weil ich solche Umbruchphasen bei so vielen anderen Menschen - egal ob mit oder ohne seelische Blessuren - ebenfalls wahrnehme.

So, das war Prolog 🙂

In Bezug auf deine Bemerkung, daß es nun thematisch umgeschlagen sei - von deinem Zwiespalt zwischen Geliebtem und Ehemann und dem, was ihr gemeinsam an Familie wünscht - und dann die Erwähnung deines Vaters, seines frühen Todes und die Rolle, in die du dadurch geschlüpft bist, schlüpfen mußtest. Ich sehe das nicht unbedingt als "Themenwechsel", es wirkt auf mich eher wie das fehlende Glied in der Kette, das vorher nicht wahrnehmbar war. Kann das sein?

Wenn ich nicht irre, bist du jetzt ungefähr 30 oder leicht darüber. Ihr wünscht euch ein Kind, es klappt nicht. So zwischen Ende 20 bis Anfang 30 ist in etwa das Alter, in dem die meisten Menschen sozusagen den richtigen Schritt ins Erwachsenenleben tun, ihren Platz finden, "Bodenhaftung" finden. Eine Zeit, in der nochmal Rückschau gehalten wird, vielleicht gelächelt über die eigenen Kapriolen in den 'Twenties', vielleicht auch abgeschlossen mit dem Loslösen aus Studium - Ortswechseln - Elternloslösung - was-auch-immer. Wo man vielleicht auch empfänglicher ist für das, was man wollte und nicht konnte, wo man auch stärker wahrnimmt, was man - zu früh vielleicht? - mußte.

Und in so eine Zeit taucht also dieser Kollege auf und du verliebst dich in ihn. Er hat mehr erschüttert als nur dein sexuelles Begehren, nicht?

Ich weiß nicht, ob ich zu weit gehe, wenn ich dich frage (falls ja, dann stoppe hier, ok?) - wo in allem steht dein Vater? Was war er für ein Mensch? Wo in allem stehst du - und was bedeutet dein Ausbrechen aus dem, was du bisher so zielführend an Familie aufgebaut und geplant hast?
 
Hallo Fritzie!

Du gehst nicht zu weit, wenn Du nach der Rolle meines Vaters in meinem Leben fragst. Er hat mir Nähe und Geborgenheit gegeben. Auch wenn er für Außenstehende griesgrämig, laut und unfreundlich erschien, wusste jeder, der ihn näher kannte, dass das seine Art war seine Gefühle auszudrücken. Er hat mir mit kleinen Gesten gezeigt, wie sehr er mich geliebt hat, anders als meine Mutter, die auch heute noch keine Nähe zu lässt. Manches ist mir leider erst im Alter bewusst geworden. Ich vermisse ihn oft sehr und wünschte mir, er wäre da... nicht um mit ihm zu reden. Ich kann mich nicht erinnern ein ernsthaftes Gespräch mit ihm geführt zu haben? Und dennoch hab ich mich geborgen gefühlt und verstanden, wie bei keinem anderen Menschen. Andererseits kann ich mich auch daran erinnern, dass ich bei ihm, wie bei meiner Mutter immer um Anerkennung geringt habe?!

Vielleicht suche ich diese Nähe/Anerkennung, obwohl mein Mann im Grunde einige Dinge mit meinem Vater gemeinsam hat. Vielleicht ist es auch gerade das, was mich nun ausbrechen lässt!?!

Und wo ich stehe? Gute Frage. Ich hab das Gefühl, ich war im Leben bisher immer nur für andere da. Seit geraumer Zeit merke ich, dass ich anders als früher gereizt und tief enttäuscht bin, wenn ich das Gefühl habe, ausgenutzt worden zu sein. Denn wenn ich gebe, gebe ich aus ganzem Herzen. Mein Kollege hat mir mal an den Kopf geworfen, dass ich eine Erwartungshaltung hätte, die er nicht erfüllen könnte... mir war das so nie bewusst, aber ich denke, dass da was wahres dran ist. Vielleicht erwarte ich zu viel von meinem Mann, meiner Ehe, von mir?

Und Du liegst richtig, ich bin Anfang 30 und bisher ist es für mich eher ungewöhnlich mich und meine Gefühlswelt zu analysieren... mein Mann hatte am Anfang unserer Beziehung immer gesagt, ich soll nicht so viel Grübeln (man sieht mir das dummerweise an, wenn mich was bewegt 😉)... irgendwann hab ich es gelassen und mittlerweile glaube ich, dass das nun alles wieder hervorbricht.

Du machst auf mich den Eindruck einer Frau, die bisher sehr gerade ihren Weg gegangen ist, das, was sie wollte, erreicht hat und die es gewohnt ist, Verantwortung für sich, aber auch für andere zu übernehmen. Liege ich damit richtig? In so einem Leben ist vielleicht bisher nicht so viel Platz für "Nabelschauen" gewesen?

Das hast Du richtig erfasst... mein Kollege hat wohl Recht, wenn er sagt, ich sei leicht zu durchschauen. Schön, wenn er das so sieht, ich selbst bin für mich oft immer noch ein Buch mit sieben Siegeln.

Deinen "Prolog" zur Umbruchsphase finde ich interessant... andererseits auch beängstigend, wenn das in gewissen Abständen immer wieder auftauchen sollte 🙄

Und in so eine Zeit taucht also dieser Kollege auf und du verliebst dich in ihn. Er hat mehr erschüttert als nur dein sexuelles Begehren, nicht?

Ja, ich bewunderte ihn am Anfang vor allem um seine Freiheit. Tun und lassen zu können, was er möchte, ohne auf jemanden Rücksicht zu nehmen (nicht auf einen Partner, nicht auf die Familie). Er hat anders zu mir eine nicht so gradlinige Vita. Hat hier und dort seine Erfahrungen gesammelt. Ich hab ihn beneidet darum, dass er sich in der Woche mit Freunden zu Unternehmungen getroffen hat. Sich sexuell ausprobieren konnte, wenn er wollte. Ich hatte vor meinem Kollegen genau zwei Männer, mit denen ich sexuelle Erfahrungen gesammelt habe. Im Vergleich zu ihm, kam ich mir so bieder und langweilig vor. Ich hab das Gefühl, das klingt nach einer zweiten Pubertät 😛

Mittlerweile versuche ich das, was ich an ihm beneidet hab, selbst umzusetzen, gehe mit Freunden innerhalb der Woche aus, versuche generell - auch mit meinem Mann - wieder mehr zu unternehmen. Aber Rücksicht auf meine Familie muss ich weiterhin nehmen und das engt mich irgendwie ein. Ich habe noch zwei Halbgeschwister, aber als Nesthäckchen, bin ich irgendwie für meine Mutter verantwortlich, gehe regelmäßig mit ihr einkaufen, verreise ab und an mit ihr, weil sie es sich alleine nicht zutraut usw. Meine Geschwister haben ein noch schlechteres Verhältnis zu meiner Mutter und vertrauen darauf, wenn ich mich nicht melde, wird schon alles gut sein... dabei will ich doch gern mein eigenes Leben leben und mich nicht ständig um meine Mutter sorgen müssen!

Interessant, wie man vom Hundertstel ins Tausendstel geraten kann... für heute ist es genug, ich muss auch mal schlafen, wobei ich das seit gut zwei Wochen (seitdem mein Kollege ne Freundin hat) nicht mehr kann und ich fast seit der gleichen Zeit Rückenschmerzen hab... ich glaub eigentlich nicht dran, aber ich denke, dass das psychomatische Ursachen haben könnte 😕
 
Hallo ZwiespaltinPerson - gerade einen laaaaaaaangen Antworttext an dich herausgelöscht... ich laufe Gefahr, in die Rolle einer älteren "Lehrerin" zu schlüpfen, die ich nicht sein kann 🙂

Heute nur kurz, damit ich nicht unnütz "herumstochere", ok?

Du erwähntest die "zweite Pubertät". So ähnlich dachte/fühlte ich vor 3, 4 Monaten auch. Und es stimmte auch, sowas Ähnliches hat der andere Mann in mir damals ausgelöst, weil wir rumblödeln konnten, weil er sich von meiner Art nicht die Bohne einschüchtern ließ - ach, aus vielen Gründen, die ich hier im Einzelnen nicht aufführen will, sie würden zu weit führen. Mir hat das jedenfalls gezeigt, wo meine Sehnsüchte liegen. Und damit hatte ich die Möglichkeit herauszufinden, ob ich wirklich noch einmal eine "Pubertät" erleben will, so wie es meine Phantasie mir vorgegaukelt hat. Ehrlich gesagt: ich kenne Menschen, die Vergangenes "nachholen" wollen. Es scheint manchmal sogar zu funktionieren. Soweit ich das wahrnehme, ist so ein Nachholen aber irgendwie eine Falle, weil: man kann Versäumtes nie so nachholen, daß es "satt" macht, man gerät so schnell dabei in eine Art Endlosschleife - ich kenne eine erwachsene Frau über 40, die immer noch wie ein Teenager immer neue aufregende Typen kennenlernt, von großer Liebe schwärmt, in immer kürzeren Abständen immer neue Enttäuschungen erlebt - warum? Sie versucht das, was in ihrer Jugend nicht so gelaufen ist, immer wieder neu zu erleben. Aber das kann nicht funktionieren, weil: die Unbefangenheit, mit der man Dinge als Jugendlicher erlebt, ist ja durch verschiedenste Lebenserfahrungen schon nicht mehr da. Alles, was man später nachzuholen versucht, wird mit den Erfahrungen des Erwachsenen im Hintergrund probiert - ein erster Kuß ist nur einmal ein erster Kuß. Verstehst du, wie ich das meine?

"Rückwirkende" Erfahrungen oder der Versuch, eine Lebensphase nachzuholen, können nicht die eigentliche Sehnsucht stillen, weil der erwachsene Mensch, der sie zu machen versucht, ja schon andere Erlebnisse und Erinnerungen im "Gepäck" hat, die ihn nicht mehr so fühlen und handeln lassen, wie er es als Jugendlicher oder Kind gefühlt und gehandelt hätte. Und daraus folgt: die Sehnsucht wird nur gekitzelt - nicht befriedigt. Enttäuschung? Oder neuer Versuch? Nochmal verlieben, noch aufregender, noch neuer? Unruhe auf jeden Fall - in der eigenen Seele.

So in etwa stelle ich mir das vor. Das Problem dabei ist: wenn man nicht weiß, warum man so handelt, ist man den eigenen Wünschen und Sehnsüchten ausgeliefert. Ziemlich ungemütlich, vor allem, wenn der Teil, der ja erwachsen geworden ist, andere Wünsche hat: Familie zum Beispiel, ein gemeinsames Kind, Verbindlichkeit.

Mir geht es so, daß ich in dem Moment, wo ich erkenne, wo die Triebfeder für mein Handeln oder meine Gefühle ist, selbst entscheiden kann, ob ich mich von alten Wünschen verabschiede oder ihnen weiter nachhänge. Allerdings: kein "schneller Prozeß".

Kennst du den Film "Die Brücken am Fluß"? Einer der schönsten Filme, die ich kenne. Darin geht es um Liebe, natürlich. Aber auch um eine Entscheidung, um Abschied. Ich hab Rotz und Wasser geheult, als die Protagonistin sich gegen ein Leben mit ihrem Geliebten zugunsten ihrer Familie entschieden hat. Und doch - naja, war ja nur ein Film. Ich stelle mir vor, daß sie danach gut weiterleben konnte, mit sich im inneren Frieden. Davor aber stand eine Entscheidung.

Vielleicht war es nicht einmal wesentlich, daß sie sich für ihre Familie statt für ihren Geliebten entschieden hat, sondern: sie hat eine Entscheidung getroffen, die für SIE richtig war. Das gilt es wahrscheinlich herauszufinden. Ich meine: egal, wofür man sich entscheidet, die Basis dafür kann nur in einem selbst liegen. Eine Tanzmaus wird sich eher nicht für Ehemann und Kinder entscheiden, es sei denn, sie weiß, daß das ihrem tiefsten Sehnen entspricht. Dann aber wird das Loslassen anderer, ebenfalls vorhandener Wünsche vielleicht nicht mehr so unmöglich sein.


Und nun ist's doch nicht so kurz geworden. 😀
 
Hallo Fritzie,

auch für diese "kurze" Antwort danke ich Dir 😉

Ich verstehe, was Du mir damit sagen willst: Ich muss herausfinden, was es eigentlich ist, was ich suche und dann eine Entscheidung treffen.

Das wird momentan sicherlich dadurch erleichtert, dass mein Kollege heute eine Entscheidung getroffen hat... er will lieber nur noch kollegialen Kontakt, bis meine Gefühle sich seiner Meinung nach wieder normalisiert haben 😕 Wie es sich heute soweit entwickeln konnte, kann ich noch nicht abschließend rekapitulieren, ich habe das Gefühl, er hat einen Grund gesucht und nun eine Mücke zum Elefanten gemacht. Sei es drum, es wird sicherlich die richtige Entscheidung sein, für ihn jedenfalls... 🙁

"Die Brücken am Fluss" werde ich mir bei Gelegenheit mal zu Gemüte führen 🙂
 
Das wird momentan sicherlich dadurch erleichtert, dass mein Kollege heute eine Entscheidung getroffen hat... er will lieber nur noch kollegialen Kontakt, bis meine Gefühle sich seiner Meinung nach wieder normalisiert haben 😕 Wie es sich heute soweit entwickeln konnte, kann ich noch nicht abschließend rekapitulieren, ich habe das Gefühl, er hat einen Grund gesucht und nun eine Mücke zum Elefanten gemacht. Sei es drum, es wird sicherlich die richtige Entscheidung sein, für ihn jedenfalls... 🙁


Das ist schwer zu schlucken, oder? Wie geht's dir damit?
 
Danke der Nachfrage... natürlich nicht gut, aber ich kann es ja nicht ändern, sondern muss es - wie meine Gefühle - annehmen und akzeptieren. Bei ihm hörte sich der Kontaktabbruch nicht als was endgültiges an, dennoch glaube ich nicht in nächster Zeit an eine erneute Annäherung auf freundschaftlicher Ebene...
 
Mir geht es bescheiden 🙁

Mein Rücken hat mich die halbe Nacht nicht schlafen lassen, oder ist es doch eher der Umstand, dass der Kollege nun keinen Kontakt mehr möchte?

Der körperliche Schmerz überdeckt zum größten Teil den seelischen. Leider bin ich nur gerade in einem Prozess in dem ich mich und meine Gefühle analysieren möchte, verstehen möchte, wieso ich mich verändert habe (oder vielleicht habe ich das gar nicht, nur meine Sichtweise) und nun werden diese Gedanken noch gefüllt mit der Frage nach dem WARUM!?

Warum will der Kollege auf einmal nur noch kollegialen Kontakt?! Weil er weiß, wie ich mich derzeit fühle und somit aus Rücksicht auf mich. Oder als Schutz für sich und sein neues Glück? Oder einfach, weil ich ihm nie was bedeutet habe und er jetzt jemand neues/anderes hat?

Ich weiß, ich frage zu viel nach dem warum, anstatt es einfach wie meine Gefühle anzunehmen und zu akzeptieren, aber wenn ich es nicht verstehe, kann ich es irgendwie nicht verarbeiten 😕

Ist es die Ablehnung, die mich nun kränkt, oder die Einsicht, dass er doch anders ist, als ich ihn gesehen hab?

Für mich und meine Gefühle wäre es meiner Ansicht nach besser gewesen, wir hätten den normalen Kontakt beibehalten. Meine Gefühle hätten sich mit der Zeit sicherlich verflüchtigt, allein deswegen, weil mir täglich vor Augen geführt würde, dass er nun glücklich mit seiner Freundin ist... und nun? Hänge ich in der Luft und weiß nicht wohin mit dieser aufkeimenden Verzweiflung. Einen Menschen loszulassen, von dem man ein Jahr lang alles wusste und den man doch wenigstens ein wenig in seinem Leben haben wollte.

Aber vermutlicht ist er weiser/vorausschauender, dass das nie gut gegangen wäre... er schreibt, dass es nicht endgültig sei, dass er für uns hofft, dass wenn meine Gefühle wieder im Lot sind, der Zeitpunkt erreicht ist, wo man unbefangen einen Blick zurück riskieren kann und in die Zukunft. Ich will daran glauben, aber der Pessimist in mir sagt mir, ich soll ihn einfach gehen lassen...
 
Hallo Zwiespalt in Person,

für den Moment nur so viel: ob deine Rückenschmerzen nun als "psychosomatisch" zu bezeichnen sind oder nicht - ich würd's einfach so interpretieren, wie es der gesunde Menschenverstand schon zu allen Zeiten getan hat, nämlich: du befindest dich in einer angespannten, emotionalen Lage, die sich nicht auf die Schnelle auflösen läßt - Folge: Muskelverspannung, eine angespannte Körperhaltung - die sich in Rückenschmerzen niederschlägt. Völlig normaler Vorgang - eine gute Massage oder Physiotherapie (Rückenschule u.ä.) könnte zumindest an der körperlichen Seite dieses Problems schon sehr viel Hilfe leisten.

Solltest du aus meiner Sicht sehr schnell angehen - laß dir Massagen verschreiben oder erkundige dich bei deiner Krankenkasse nach Rückenschule - Kurse oder was es so im Angebot gibt.

Weil: so wie sich die Seele auf körperliche Befindlichkeiten auswirkt, so wirken sich körperliche Schmerzen auf die Seele aus - es ist wie ein Kreislauf, der eng miteinander verknüpft ist. 🙂

Zu dem anderen: du empfindest es als Kränkung, daß er dich nun so zurückweist? Schließe ich daraus, daß deine Gedanken mehr um seine Motive kreisen, weniger darum, was er dir bedeutet, kreisen.


Aber vermutlicht ist er weiser/vorausschauender, dass das nie gut gegangen wäre... er schreibt, dass es nicht endgültig sei, dass er für uns hofft, dass wenn meine Gefühle wieder im Lot sind, der Zeitpunkt erreicht ist, wo man unbefangen einen Blick zurück riskieren kann und in die Zukunft. Ich will daran glauben, aber der Pessimist in mir sagt mir, ich soll ihn einfach gehen lassen...

Ich glaube, der "Pessimist" in dir ist ziemlich klug. Im Moment scheint es immer noch wichtiger in deiner Wahrnehmung zu sein, was er sagt und tut - aber was willst DU? Ist es nicht ganz egal, was er sagt und denkt und ob er deine Gefühle nun als im Lot empfindet oder nicht - was spielt das überhaupt für eine Rolle, so lange du nicht selbst entscheidest, was für dich das Richtige wäre?
 

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