Ich sehe es allerdings nicht als Pflicht, meinen Gegenüber als Persönlichkeit und Charakter zu betrachten. Es ist eine Wahl, die ich treffe. Und diese Wahl treffe ich aufgrund dessen, wie ich mit mir selbst umgehe.
So sehe ich es auch, Truth. Man kann nicht steuern, wen man anziehend findet, oder sich nicht aus vernünftigen Gründen heraus entscheiden sich in jemanden zu verlieben. Erotische Anziehung und verlieben sind unbewusste Impulse, die sich unserer direkten Einflussnahme entziehen.
Man kann aber vernünftig und verantwortungsbewusst mit sich und mit anderen umgehen. Wenn man sich verliebt hat und merkt, dass der andere Charakterzüge hat, die man nicht tollerieren will, kann man auf Abstand gehen.
Richtig! Bei mir gäbe es gleich ein paar satte Minuspunkte und Distanz.
Das ist die übliche Reaktion, die wir als angemessen und gut empfinden.
Ich mache mal den Advokat des Teufels: Warum eigentlich?
Direkt zu Fragen ist ja kein schlechter Charakterzug. Einerseits widerspricht es zwar unseren gesellschaftlichen Normen und Moralvorstellungen, man kann es als pietätlos und unangemessen empfinden, etc.
Andererseits ist eine direkte Frage zweifelsohne ehrlicher als wenn jemand sein eigentliches Anliegen hinter gesellschaftlich akzeptierten und taktisch geschickt formulierten Ritualen versteckt.
Man könnte argumentieren, dass es oberflächlich ist wenn Mann eine Frau nur wegen einem erotischen Interesse anspricht. Aber wie sollte man Eigenschaften wie Charakter, Pflichtbewusstsein, Gewissen, etc. denn erkennen, wenn man jemanden gerade erst anspricht? Das geht nicht. Wenn man ehrlich ist, wird im ersten Moment immer ein oberflächlicher Eindruck dahinter stecken, wenn man jemanden anziehend findet.
Die Frage wäre nun, was man von so einem oberflächlichen Eindruck zu halten hat. Warum finde ich eine Frau anziehend? Die Psychologie sagt, dass sich in den ersten Sekunden des Begegnens entscheidet ob man jemanden anziehend findet oder nicht - und die Psychologie sagt auch, dass dieser erste Eindruck meistens richtig ist.
Der Erste Eindruck ist also nicht oberflächlich, sondern kommt zustande, indem wir intuitiv eine Vielzahl von Eindrücken verarbeiten.
(Um einen Menschen richtig kennen zu lernen, braucht man übrigens in der Regel zwei Jahre, in denen man eine intensive Beziehung hat, sagt die Psychologie. Und das geht auch nur, wenn man im Moment der ersten Begegnung aus irgend einem Grund Kontakt aufgenommen hat - sonst kommt es ja garnicht erst zu einer Beziehung.)
Worauf man beim ersten Eindruck achtet, wird sicher von Mensch zu Mensch verschieden sein. Auf den Einen wirken mehr die Kurven einer Frau und auf den anderen mehr der Stil oder die Kultur, wieder andere achten auf beides gleich stark.
Kultur und Stil werden oft mit einem ebenfalls ausgeprägtem Chrakter assoziiert. Nun gibt es aber stilvoll gekleidete und kulturell interessierte Menschen, die einen ausgesprochen miesen Charakter haben. Die Schlimmsten davon sind auch noch in der Lage, ihren Charakter geschickt zu verbergen - und ernten oft im ersten Moment viel Sympathie und Anderkennung.
Was für den ersten Eindruck als verlässlich bleibt, sind im Grunde die Kurven und die erotische Anziehung, die uns unsere Instinkte vorgibt.
Es ist also garnicht so dumm, sich beim ersten Eindruck von der erotischen Anziehung leiten zu lassen - und die Charaktereigenschaften langsam im Laufe der Zeit zu prüfen. So gesehen, ist es eine Frage der individuellen Einstellung, was man bei der Kontaktaufnahme bevorzugt und was nicht. Man kann aber nicht sagen, dass eine direkte Kontaktaufnahme verwerflich, respektlos oder primitiv wäre.