• Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Wenn die Traurigkeit kein Ende findet............

  • Starter*in Starter*in Gelöscht 124942
  • Datum Start Datum Start
Es freut mich, wenn ich dir ein wenig helfen konnte. Ich bin selber Juristin bei einer großen Landesbehörde, kenne mich aber im Medizinrecht nicht aus. Das Rechtsgebiet finde ich allerdings hochinteressant, zumal mich auch medizinische Fragen interessieren und ich in meiner Jugend einige Jahre ehrenamtlich bei der Johanniter-Unfall-Hilfe war. Ich hatte im Laufe meines Berufslebens aber dann ganz andere juristische oder auch organisatorische Aufgaben.

Bei Links, auf die ich im Forum aufmerksam mache, achte ich immer darauf, dass sie aus seriösen Quellen stammen. Der Link, den ich eben hier eingestellt habe, enthält Informationen von Bundesministerien.

Du wirst auch dort nachlesen können, dass Behandlungsfehler ganz schwer nachzuweisen sind, aber auch Informationen entnehmen können, was in einer Patientenakte dokumentiert werden muss. Selber hast du als Ehemann der Verstorbenen auch ein Einsichtsrecht, aber überlege dir gut, ob dich das nicht zu sehr belasten würde. Deine Frau wird auch davon nicht wieder lebendig.

Nach meiner Einschätzung ist es wichtiger, dass du dich auf die Verarbeitung deiner Trauer konzentriert und auch darauf, wie du dich wenigstens zeitweise ein wenig ablenken kannst und unter Menschen kommst. Muss ja nicht stundenlang sein. Aber wenn man über viele Tage nur noch allein zu Hause sitzt und grübelt, kommen einem nicht immer die besten Gedanken. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.

Der Austausch hier im Forum tut dir bestimmt auch gut.

Ich wünsche dir jedenfalls von Herzen, dass es dir mit der Zeit besser geht und es doch ein paar Lichtblicke gibt.
Ja, die Einschätzung deiner Schilderungen sind sehr informativ für mich.
Der Anwalt hat ja alle
Akten Staatsanwaltschaft, Krankenhaus. Und hat ja alles ausgewertet. Und es bleibt wahrscheinlich eben dabei.
Die Standardaussage , Herzversagen.
Aber zum Herzversagen muss es ja erstmal gekommen sein.
Aber da werde ich wohl letztendlich mit Leben müssen und lernen.
Vielleicht bringt es die Zeit, aber überzeugt bin ich nicht so recht.,
 
Ich kenne mich selber auch nicht damit aus, aber wenn du einen Fachanwalt für Medizinrecht beauftragt hattest, müsste er dir sagen können, aus welchen Unterlagen man das ersehen kann.

Im Krankenhaus werden auf jeden Fall Akten geführt, wo auch protokolliert wird, wann was gemacht wurde. Wie häufig und wie detailliert, weiß ich nicht. Es gibt aber Richtlinien für so etwas. Vielleicht hast du Glück, und es schreiben hier auch Ärztinnen und Ärzte oder Krankenpfleger/innen (die vielleicht auch gerade Urlaub haben oder bereits im Ruhestand sind und Zeit für so was haben), die sich damit auskennen.

Aber am besten fragst du bei deinem Anwalt nach und lässt dir das erläutern. Vielleicht findet man auch durch Recherchen im Internet etwas.

Ich bin mir allerdings - das möchte ich dir nicht verschweigen - nicht sicher, ob du dir einen Gefallen damit tust, dass du hier immer weiter nachbohrst. Was ist, wenn du nichts findest?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Fachanwalt, der ja auch einen Ruf zu verlieren hat, hier unsorgfältig arbeitet. Und es macht deine Frau nicht wieder lebendig.

Das einzige, was ich mir vorstellen könnte, ohne den Fall zu kennen, wäre, dass deine Frau sich nachts im Schlaf, ohne es zu bemerken, erbrochen hat, nicht oder nicht bei vollem Bewusstsein war und dann erstickt ist, weil sie das Erbrochene eingeatmet hat. In dem Moment war womöglich keine Ärztin, kein Arzt und kein Pfleger bei ihr. Ich vermute auch, dass sie auf einer normalen Station lag, nicht auf einer Intensivstation oder einer Überwachungsstation. Vielleicht hatte sie auch keine Bettnachbarinnen, die vielleicht noch etwas hätten mitbekommen und das Personal alarmieren können. Oder die Bettnachbarinnen schliefen selber fest oder waren so krank, dass sie nichts mitbekommen bzw. nicht reagieren konnten.

Es gibt aber ganz gewiss keine Richtlinie, die besagt, dass bei jeder Patientin, jedem Patienten nachts die ganze Zeit Pfleger/innen und Ärzt/innen neben dem Bett stehen müssen, damit sie bei unvorhersehbaren Notfällen sofort eingreifen können. Soviel Personal kann kein Krankenhaus vorhalten. Es wird Regeln geben, wie oft Visite ist, wie oft nachts nach Patienten gesehen werden und wie eine Station nachts besetzt sein muss. Und wer nach medizinischem Ermessen besonders überwachungsbedürftig ist, kommt auf die Intensiv- bzw. Überwachungsstation.

Man kann aber nicht jedes Restrisiko komplett ausschließen. Das kann niemand. Auch der beste Arzt, die beste Ärztin kann nicht garantieren, dass nach einer OP nicht doch Komplikationen auftreten, für die nach menschlichem und medizinischem Ermessen nur ein äußerst geringes Risiko bestand. Deshalb wird man ja vor der OP über mögliche Risiken aufgeklärt und muss zu dem Eingriff sein schriftliches Einverständnis erteilen. Und man kann auch nicht alle Patienten auf der Intensivstation unterbringen, wo permanent die Vitalfunktionen überprüft werden.

Von daher halte ich es gut für möglich, dass hier kein fahrlässiges Fehlverhalten des Krankenhauspersonals gegeben war.

Das, was deiner Frau widerfahren ist, scheint mir zum allgemeinen Lebensrisiko zu gehören. Es hätte auch zu Hause passieren können. Vielleicht hättest du es im Tiefschlaf nicht mitbekommen, oder es hätte zu lange gedauert, bis der Notarzt zur Stelle gewesen wäre.
So traurig es ist.
Wo ich im nachhinein für bete, das SIE nicht so schlimm gelitten hat.
Ich liege nicht weit vom KH und SIE stirbt mir da weg.
 
Jape, alles Nachgrübeln bringt nichts. Aber das ist wohl eine ganz normale Reaktion.

Ich habe mir jahrelang überlegt, hätte ich es verhindern können? Ich bin damals am Samstag Abend zu mir gefahren, und in dieser Nacht ist mein Freund am plötzlichen Herztod, wie die Obduktion ergab, gestorben.
Er hatte auch Ziehen im linken Arm die Tage vorher, wollte aber nicht zum Arzt.

Irgendwann wird das unwichtiger. Man muss lernen, mit dem Ist-Zustand zu leben.

Aber wie gesagt, das dauert sicher auch bei dir noch, weil du wohl auch noch immer in einem Schockzustand bist.
Es ist wie es ist.
Da werde ich wohl mit leben müssen, mehr schlecht als recht.
Natürlich bin ich noch im Schockzustand. Die Nachricht war ja mehr als ein Schock.
Vielleicht wird Die Zeit es bringen, aber welche Zeit ?
 
Aber da werde ich wohl letztendlich mit Leben müssen und lernen.
Vielleicht bringt es die Zeit, aber überzeugt bin ich nicht so recht.,
Es ist auch schwer, so etwas zu akzeptieren.

Weißt du, als meine Eltern starben, war ich vorbereitet und konnte mich allmählich von ihnen verabschieden. Mein Vater starb 1993 an Lungenkrebs, meine Mutter 2011, vier Monate nach einem schweren Schlaganfall, nach dem sie absolut nichts mehr konnte und nur noch im Pflegeheim gepflegt werden konnte. Das war alles schlimm genug, zumal ich auch noch eine psychisch schwerkranke und komplett krankheitsuneinsichtige Schwester habe.

Aber den Tod meines Partners im Mai letzten Jahres habe ich als noch viel schlimmer empfunden, weil alles so schnell ging innerhalb einer Woche. Er starb plötzlich und unerwartet, zwei Monate vor seinem 61. Geburtstag. Noch eine Woche vorher hatten wir sonntags einen kleinen Ausflug unternommen, bei dem es ihm normal gut ging. Ab Montag dann die Beschwerden, bei denen ich zwar schon meinte, er müsse jetzt mal endlich zum Arzt gehen, aber auch nicht ernsthaft mit einem tödlichen Verlauf gerechnet hatte. Ich dachte auch, wenn es jemandem wirklich schlecht geht, dann hat er doch selber so viel Angst vor dem Tod, dass er sich schnellstens zum Arzt oder ins KH fahren lässt und nicht noch tagelang überlegt und nach dem optimalen Arzt sucht.

Und seither laufen bei mir auch phasenweise immer wieder diese Grübeleien ab:
  • Warum ist er in den elf Jahren, die wir zusammen waren, nie zum Arzt gegangen?
  • Warum war er nicht mal bereit, seinen Blutdruck mit meinem Gerät zu messen (ich bin selber wegen Bluthochdrucks in ärztlicher Behandlung und nehme auch Blutdrucksenker, mit denen ich bis jetzt gut eingestellt bin)?
  • Warum war ich genau in der Phase (und auch schon seit 2020) beruflich derart gestresst und belastet, dass ich vielleicht auch deshalb den Ernst der Lage verkannt und teils auch noch ungehalten reagiert habe?
  • Warum hatte er sich in den ganzen Jahren oft hypochonderhaft verhalten und über Wehwehchen wie Verstopfung geklagt, ohne zum Arzt zu gehen? Denn das dürfte mit der Hauptgrund dafür gewesen sein, dass ich die Gefahr vor seinem Tod nicht mehr richtig einschätzen konnte, zumal er es immer noch ablehnte, dass ich einen Arzt rief oder ihn in die Notaufnahme des nahegelegenen KH fuhr.
  • Warum nahm die einzige Ärztin, zu der zu gehen er bereit gewesen wäre, ausgerechnet zu dem Zeitpunkt keine neuen, ortsfremden Patienten mehr an? Ich werfe ihr das auch gar nicht vor. Sie hatte gerade erst sämtliche Patienten eines pensionierten Kollegen übernommen und konnte nicht noch beliebig viele andere Neupatienten annehmen. Und so, wie ich meinen Partner kenne, hatte er das bei dem Versuch einer Anmeldung auch nicht als dramatischen Notfall geschildert. Er hätte sich dann aber schnellstens um einen Termin bei einem anderen Arzt bemühen müssen (es gibt an meinem und auch an seinem Wohnort zahlreiche Internisten und Allgemeinmediziner!) oder sich von mir oder mit einem Taxi in die nahe gelegene Notfallambulanz bringen lassen (5 Minuten Autofahrt von meiner Wohnung aus, eher weniger!) oder notfalls auch 112 wählen sollen, zumal er die ganze Zeit, bis kurz vor seinem Tod, noch bei klarem Bewusstsein war. Das tat er aber alles nicht. Vor vielen Jahren hatte ich mal eine gynäkologische Auffälligkeit, die dringend der Abklärung bedurfte. Ich wohnte aber noch nicht lange an meinem jetzigen Wohnort und hatte hier noch keinen Frauenarzt. Damals bekam ich auch Absagen von mehreren Arztpraxen, die keine neuen Patienten mehr annahmen. Ich habe dann eben so lange herumtelefoniert, bis ich einen Gynäkologen fand. Aber diese Telefonate führte ich noch am selben Tag!
  • Warum hatte sich ein netter Rettungssanitäter, der nach Trennung von seiner Frau nur kurz hier im Hause wohnte, genau zu dem Zeitpunkt wieder mit seiner Frau versöhnt und war faktisch nicht mehr hier, sodass ich auch ihn nicht um Rat fragen konnte?
  • Warum war ein Kontakt, den ich zu einer ehemaligen Schulfreundin hatte, die selber Ärztin ist und sich z.B. auch mit Thrombosen auskennt, wieder eingeschlafen wegen ihres Desinteresses? Denn sie wohnt nur 25 km von hier entfernt - hätte sich die Freundschaft wiederbeleben lassen, hätte ich sie garantiert angerufen und um Rat gebeten.

Fragen über Fragen. Immer wieder überlege ich, ob mich eine Teilschuld trifft, weil ich nicht aufmerksam genug war und die Sache zwar ernst, aber nicht ernst genug genommen habe, um einfach hinter seinem Rücken den Notarzt zu rufen.

Aber letztlich muss ich mich auch fragen, warum mein Partner sich nicht in ärztliche Behandlung begeben hat. Er war doch selbst wenige Stunden vor seinem Tod noch bei klarem Bewusstsein. Nur er steckte doch in seinem Körper und konnte beurteilen, wie schlecht er sich tatsächlich fühlte. Er hatte sogar u.a. eine Ausbildung als Heilpraktiker abgeschlossen, da hat man doch auch etwas Ahnung von medizinischen Dingen. An den Tagen kurz vor seinem Tod, an denen er bei mir in der Wohnung war, hatte ich ihm sogar vorsichtshalber einen Geldbetrag hier gelassen, damit er sich, während ich bei der Arbeit war, ggf. mit dem Taxi in eine Arztpraxis oder ins KH hätte fahren lassen können. Aber er machte es nicht. Er ließ sich über eine Internetapotheke Schmerztabletten ins Haus schicken und surfte im Internet offenbar nach dem "idealen" Arzt. Und wenn ich abends von der Arbeit nach Hause kam und fragte: "Hast du denn jetzt einen Arzttermin vereinbart?", hieß es jedes Mal: "Nein." Deshalb hatten wir an dem Donnerstag vor seinem Tod ja sogar noch Krach.

Und dann denke ich auch wieder:
Warum werfe ich mir immer wieder vor, die akute Lebensgefahr nicht erkannt zu haben? Er als Betroffener, der doch am besten wissen musste, welche Beschwerden er hatte und wie intensiv sie waren, der auch auch durchaus eine gewisse medizinische Vorbildung hatte, hat sie doch selber nicht erkannt. Denn sonst hätte er sich doch bestimmt zu einem Arzt oder ins KH bringen lassen trotz seiner Vorbehalte und Ängste. Klar, da hätte er auch sterben können. Ohne medizinische Behandlung aber erst recht, wie man dann ja auch gesehen hat. Und er wusste ja auch , woran und in welchem Alter sein Vater gestorben war, und ich hatte es ihm an den Tagen vor seinem Tod auch noch mehrfach zu bedenken gegeben.

Aber nur, weil man vom Verstand her etwas einsieht, ist man vom Gefühl her noch lange nicht damit fertig.

Ich bin auch nur ein Mensch und habe mich vor seinem Tod nicht optimal und nicht perfekt verhalten. Ich habe die Gefahr verkannt. Mein Partner hat sich aber in der Situation auch selber nicht optimal verhalten.
Und im KH arbeiten eben auch nur Menschen, die nicht rund um die Uhr einen Patienten überwachen können, bei dem nach einer gelungenen Routine-OP vielleicht nur eine 1%ige Wahrscheinlichkeit für Komplikationen besteht, die zum Tode führen können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin nur ein Mensch und habe mich vor seinem Tod nicht optimal und nicht perfekt verhalten. Mein Partner hat sich aber in der Situation auch selber nicht optimal verhalten.

Ich verstehe gut, dass sich Menschen Vorwürfe machen, wenn der Partner verstirbt und meinen, sie hätten nicht genug getan und hätten vielleicht versagt, Sachen nicht erkannt.

Aber man kann sich nicht perfekt verhalten oder immer optimal, das ist ein Selbstanspruch, dem kein Mensch gerecht werden kann, weil kein Mensch nunmal perfekt sein kann. Man handelt immer so, wie man es in einem gegebenem Moment tun kann und man kann nicht alle Verantwortung für andere auf sich laden. Jeder Mensch, solange er dazu körperlich und geistig in der Lage ist, hat immer auch Selbstverantwortung. Manche Leute sind extrem uneinsichtig bzw. ängstlich was Ärzte betrifft und gehen partout zu keinem Arzt. Da kann man predigen und bitten, aber sie tun es nicht. Man kann sie nicht zwingen.
 
Es ist auch schwer, so etwas zu akzeptieren.

Weißt du, als meine Eltern starben, war ich vorbereitet und konnte mich allmählich von ihnen verabschieden. Mein Vater starb 1993 an Lungenkrebs, meine Mutter 2011, vier Monate nach einem schweren Schlaganfall, nach dem sie absolut nichts mehr konnte und nur noch im Pflegeheim gepflegt werden konnte. Das war alles schlimm genug, zumal ich auch noch eine psychisch schwerkranke und komplett krankheitsuneinsichtige Schwester habe.

Aber den Tod meines Partners im Mai letzten Jahres habe ich als noch viel schlimmer empfunden, weil alles so schnell ging innerhalb einer Woche. Er starb plötzlich und unerwarte, zwei Monate vor seinem 61. Geburtstag. Noch eine Woche vorher hatten wir sonntags einen kleinen Ausflug unternommen, bei dem es ihm normal gut ging. Ab Montag dann die Beschwerden, bei denen ich zwar schon meinte, er müsse jetzt mal endlich zum Arzt gehen, aber auch nicht ernsthaft mit einem tödlichen Verlauf gerechnet hatte. Ich dachte auch, wenn es jemandem wirklich schlecht geht, dann hat er doch selber so viel Angst vor dem Tod, dass er sich schnellstens zum Arzt oder ins KH fahren lässt und nicht noch tagelang überlegt und nach dem optimalen Arzt sucht.

Und seither laufen bei mir auch phasenweise immer wieder diese Grübeleien ab:
Warum ist er in den elf Jahren, die wir zusammen waren, nie zum Arzt gegangen?
Warum war er nicht mal bereit, seinen Blutdruck mit meinem Gerät zu messen (ich bin selber wegen Bluthochdrucks in ärztlicher Behandlung und nehme auch Blutdrucksenker, mit denen ich bis jetzt gut eingestellt bin)?
Warum war ich genau in der Phase (und auch schon seit 2020) beruflich derart gestresst und belastet, dass ich vielleicht auch deshalb den Ernst der Lage verkannt und teils auch noch ungehalten reagiert habe?
Warum hatte er sich in den ganzen Jahren oft hypochonderhaft verhalten und über Wehwehchen wie Verstopfung geklagt, ohne zum Arzt zu gehen? Denn das dürfte mit der Hauptgrund dafür gewesen sein, dass ich die Gefahr vor seinem Tod nicht mehr richtig einschätzen konnte, zumal er es immer noch ablehnte, dass ich einen Arzt rief oder ihn in die Notaufnahme des nahegelegenen KH fuhr?
Warum nahm die einzige Ärztin, zu der zu gehen er bereit gewesen wäre, ausgerechnet zu dem Zeitpunkt keine neuen, ortsfremden Patienten mehr an?
Warum hatte sich ein netter Rettungssanitäter, der hier im Hause wohnte, genau zu dem Zeitpunkt wieder mit seiner Frau versöhnt und war faktisch nicht mehr hier, sodass ich auch ihn nicht um Rat fragen konnte?
Warum war ein Kontakt, den ich zu einer ehemaligen Schulfreundin hatte, die selber Ärztin ist und sich z.B. auch mit Thrombosen auskennt, wieder eingeschlafen wegen ihres Desinteresses? Denn sie wohnt nur 25 km von hier entfernt - hätte sich die Freundschaft wiederbeleben lassen, hätte ich sie garantiert angerufen und um Rat gebeten.

Fragen über Fragen.

Aber letztlich muss ich mich auch fragen, warum mein Partnet sich nicht in ärztliche Behandlung begeben hat. Er war doch selbst wenige Stunden vor seinem Tod noch bei klarem Bewusstsein. Nur er steckte doch in seinem Körper und konnte beurteilen, wie schlecht er sich tatsächlich fühlte. Er hatte sogar u.a. eine Ausbildung als Heilpraktiker abgeschlossen, da hat man doch auch etwas Ahnung von medizinischen Dingen. An den Tagen kurz vor seinen, an denen er bei mir in der Wohnung war, hatte ich ihm sogar vorsichtshalber einen Geldbetrag hier gelassen, damit er sich, während ich bei der Arbeit war, ggf. mit dem Taxi in eine Arztpraxis oder ins KH hätte fahren lassen können. Aber er machte es nicht. Er ließ sich über eine Internetapotheke Schmerztabletten ins Haus schicken und surfte im Internet offenbar nach dem "idealen" Arzt. Und wenn ich abends von der Arbeit nach Hause kam und fragte: "Hast du denn jetzt einen Arzttermin vereinbart?", hieß es jedes Mal: "Nein." Deshalb hatten wir an dem Donnerstag vor seinem Tod ja sogar noch Krach.

Und dann denke ich auch wieder:
Warum werfe ich mir immer wieder vor, die akute Lebensgefahr nicht erkannt zu haben? Er als Betroffener, der doch am besten wissen musste, welche Beschwerden er hatte und wie intensiv sie waren, der auch auch durchaus eine gewisse medizinische Vorbildung hatte, hat sie doch selber nicht erkannt. Denn sonst hätte er sich doch bestimmt zu einem Arzt oder ins KH bringen lassen trotz seiner Vorbehalte und Ängste. Klar, da hätte er auch sterben können. Ohne medizinische Behandlung aber erst recht, wie man dann ja auch gesehen hat. Und er wusste ja auch , woran und in welchem Alter sein Vater gestorben war, und ich hatte es ihm an den Tagen vor seinem Tod auch noch mehrfach zu bedenken gegeben.

Aber nur, weil man vom Verstand her etwas einsieht, ist man vom Gefühl her noch lange nicht damit fertig.

Ich bin auch nur ein Mensch und habe mich vor seinem Tod nicht optimal und nicht perfekt verhalten. Ich habe die Gefahr verkannt. Mein Partner hat sich aber in der Situation auch selber nicht optimal verhalten.
Und im KH arbeiten eben auch nur Menschen, die nicht rund um die Uhr einen Patienten überwachen können, bei dem nach einer gelungenen Routine-OP vielleicht nur eine 1%ige Wahrscheinlichkeit für Komplikationen besteht, die zum Tode führen können.
Ja, genau so ist es. Natürlich wirft das geschehene für mich nur Fragen auf.
Du hast vollkommen recht.
Bei meinen/unseren verstorbenen hat man es auch bei allen gewusst, das es geschah
Aber ich wurde ja vor unvollendeten Tatsachen gestellt. Von dem Schock habe ich mich ja bis heute noch nicht ansatzweise erholt.
Ich so etwas von niedergeschlagen.
Das ganze kann ausgehen wie es will, das wie und wo es geschehen werde ich wohl des Rest meines nicht vergessen.
Ich will nur hoffen das SIE nicht noch sehr gelitten hat.
 
Manche Leute sind extrem uneinsichtig bzw. ängstlich was Ärzte betrifft und gehen partout zu keinem Arzt. Da kann man predigen und bitten, aber sie tun es nicht. Man kann sie nicht zwingen.
Ja, so war das leider bei meinem Partner.
Als wir den Krach hatten, weil er nach vier Tagen Unwohlseins noch immer keinen Arzttermin gemacht hatte, sagte er aufgebracht zu mir (bevor er dann aus Wut nach Hause fuhr und auch davon nicht abzubringen war):
"Ich KANN nicht einfach zu irgendeinem Arzt gehen. Womöglich zwingt der mich dann noch zu einer Herzkatheteruntersuchung!"

Seine Cousine, eine ganz Liebe, meinte bei der Beisetzung zu mir: "Selbst wenn du gegen seinen Willen einen Notarzt oder Bereitschaftsarzt gerufen hättest - wer weiß, ob er nicht sogar dann eine Behandlung verweigert hätte? Es konnte ihn ja niemand dazu zwingen, sich ins KH bringen zu lassen."

Und wie gesagt: Selbst eine bloße Blutdruckmessung mit meinem Gerät lehnte er ab! Ich wusste am Ende wirklich nicht mehr, was ich davon halten und was ich noch tun sollte. Dann denkt man doch automatisch (auch in Anbetracht seines früheren hypochonderhaften Verhaltens): Dann kann es ja wohl so schlimm nicht sein. Ich habe das total falsch eingeschätzt. Und aus bestimmten Gründen, die er auch kannte, war ich auch beruflich noch total gestresst. Ich habe es nicht geschafft, optimal zu reagieren, und das werfe ich mir jetzt immer wieder vor und frage mich zeitweise sogar, ob ich mitschuld am Tod meines Partners bin.

Von daher kann ich auch verstehen, dass Jape vier Monate nach dem ebenso plötzlichen und unerwarteten Tod seiner Frau nicht von dem Gedanken loskommt, ihr Tod wäre durch ein anderes Verhalten des Krankenhauspersonals vielleicht vermeidbar gewesen.
 
Ja, es ist verständlich, dass man sich die schuld gibt. Aber das heißt nicht, dass man auch wirklich schuld hat. Und man handelt nicht immer optimal, das ist menschenunmöglich.

Dein Partner @Sarnade war unvernünftig und ich denke, er hatte große Angst vor dem Arzt, vielleicht weil er ahnte oder befürchtete, dass er was finden würde. Und Du bist keine Ärztin, Du konntest das alles nicht so einschätzen.

Ich denke auch, wie Du Jape es ja schon öfter schriebst, dass es wirklich die Zeit mit sich bringen wird, dann man irgendwann loslässt, dass man den Gedanken, man hätte schuld, hinter sich lassen kann.
 
Ja, so war das leider bei meinem Partner.
Als wir den Krach hatten, weil er nach vier Tagen Unwohlseins noch immer keinen Arzttermin gemacht hatte, sagte er aufgebracht zu mir (bevor er dann aus Wut nach Hause fuhr und auch davon nicht abzubringen war):
"Ich KANN nicht einfach zu irgendeinem Arzt gehen. Womöglich zwingt der mich dann noch zu einer Herzkatheteruntersuchung!"

Seine Cousine, eine ganz Liebe, meinte bei der Beisetzung zu mir: "Selbst wenn du gegen seinen Willen einen Notarzt oder Bereitschaftsarzt gerufen hättest - wer weiß, ob er nicht sogar dann eine Behandlung verweigert hätte? Es konnte ihn ja niemand dazu zwingen, sich ins KH bringen zu lassen."

Und wie gesagt: Selbst eine bloße Blutdruckmessung mit meinem Gerät lehnte er ab! Ich wusste am Ende wirklich nicht mehr, was ich davon halten und was ich noch tun sollte. Dann denkt man doch automatisch (auch in Anbetracht seines früheren hypochonderhaften Verhaltens): Dann kann es ja wohl so schlimm nicht sein. Ich habe das total falsch eingeschätzt. Und aus bestimmten Gründen, die er auch kannte, war ich auch beruflich noch total gestresst. Ich habe es nicht geschafft, optimal zu reagieren, und das werfe ich mir jetzt immer wieder vor und frage mich zeitweise sogar, ob ich mitschuld am Tod meines Partners bin.

Von daher kann ich auch verstehen, dass Jape vier Monate nach dem ebenso plötzlichen und unerwarteten Tod seiner Frau nicht von dem Gedanken loskommt, ihr Tod wäre durch ein anderes Verhalten des Krankenhauspersonals vielleicht vermeidbar gewesen.
Ja, genau so ist Das muss man sich einmal vorstellen. Wenn es wirklich so wäre.
Da bleibt mir fast die Luft zum Atmen stehen. Wenn ich nur daran denke
Ist ja meine Überschruft.
Wenn die Traurigkeit nicht endet.
 
Dein Partner @Sarnade war unvernünftig und ich denke, er hatte große Angst vor dem Arzt, vielleicht weil er ahnte oder befürchtete, dass er was finden würde. Und Du bist keine Ärztin, Du konntest das alles nicht so einschätzen.
Ja, das sagte auch der Lieblingsonkel meines Partners noch, der kürzlich am 4. Adventssonntag bei mir anrief.

Mein Partner hatte ja sonst keine nahen Verwandten mehr, und wir waren ja nicht miteinander verheiratet, sondern hatten "nur" eine Wochenendbeziehung. Deshalb ist er über 500 km entfernt auf einem kleinen Dorffriedhof begraben, in dessen Nähe sein fast 80-jähriger Onkel und dessen Frau wohnen. Sie können nicht im Alter noch dauernd 500 km weit reisen wegen des Grabes. Das sehe ich vollkommen ein. Ich werde aber vielleicht einmal jährlich dorthin fahren.

Sie waren auch bei der Beisetzung sehr nett zu mir, haben mir nicht den geringsten Vorwurf gemacht. Im Gegenteil: Sie bestanden darauf, dass ich einige Tage bei ihnen verbringe. Ich solle mir bloß kein Zimmer in einer Pension nehmen. Ich würde aus ihrer Sicht zur Familie gehören, sei ihnen sympathisch, und es sei ihnen ein inneres Bedürfnis, dass ich bei ihnen wohne. Total nett halt.
 
Zuletzt bearbeitet:

Anzeige (6)

Autor Ähnliche Themen Forum Antworten Datum
G Wenn man eine zweite Chance hätte Trauer 11
K Trauer nimmt kein Ende Trauer 4

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

      Du bist keinem Raum beigetreten.
      Oben