Liebe Community,
ich habe hier bereits einige Male über meinen Job als Betreuungskraft in einem Altenheim geschrieben.
In den vergangenen Monaten hatte ich im Großen und Ganzen den Eindruck, dass ich soweit gut zurecht kam - von ein paar schlechten Tagen abgesehen.
Leider bemerkte ich aber auch, dass mich manchmal ganz plötzlich richtig depressive Verstimmungen überkamen. Ich brachte das mit meinem Wunsch nach Freundschaften, Nähe und Geborgenheit in Verbindung. Ich gehe in meinem Job auf, fühle mich aber im Privatleben oft einsam. Hinzu kommen gesundheitliche Probleme. Bald kommt wahrscheinlich eine OP am grauen Star auf mich zu, wovor ich Angst habe und mich mit Mitte 40 noch viel zu jung fühle. Doch ich merke, wie sehr sich mein Sehvermögen verschlechtert hat.
Seit einigen Wochen habe ich Veränderungen im Verhalten von Kolleginnen mir gegenüber festgestellt. Dabei handelt es sich weniger um die Kolleginnen aus meinem Team, also den Betreuungskräften, sondern mehr um Pflegekräfte. Plötzlich werde ich kaum noch gegrüßt. Auch habe ich mir mal die Äußerung, ob ich "heute etwas sinnvolles tun" möchte, sehr zu Herzen genommen. Für mich klang das nach Abwertung meiner Leistung, denn ich finde, dass ich IMMER sinnvolles tue.
Jetzt kam einfach der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Am Freitag wollte ich dokumentieren, wurde aber sofort aus dem Programm rausgeschmissen. Ich fragte daher im Dienstzimmer nach, ob die entsprechende Pflegekraft gerade auch in dem Programm schreibe, was sie bejahte. Ich fragte freundlich, ob es ihr möglich sei, sich für 10 Minuten abzumelden, da ich bald Feierabend hatte. Sie sagte sehr pampig, nein, gehe nicht, da gerade eine Bewohnerin aus dem Krankenhaus entlassen worden sei. Als ich mich daraufhin abmelden wollte, schnauzte die Pflegekraft los, dass ich die Dokumentation endlich beenden solle, da sie immer aus dem Programm fliege. Ich antwortete mit einer gewissen Aggression, dass ich doch gar nichts mehr gemacht habe.
Gestern kam ich zur Arbeit und begrüßte die Bewohner, die im Aufenthaltsraum saßen, genauso wie eine Pflegekraft, die nicht grüßte. Ich dachte mir, ok, das kenne ich ja schon. Nachmittags fand im Haus ein Konzert statt und wir begleiteten die Bewohner dorthin. Irgendwann sagte eine Bewohnerin, sie fühle sich nicht gut und bat mich, sie zurück in den Wohnbereich zu begleiten. Ich machte mir Sorgen, weil sie starke Kopfschmerzen hatte und schlecht Luft bekam. Sie wurde vor kurzem als palliativ eingestuft. Ich begleitete sie zu ihrem Zimmer und sie sagte, sie würde sich hinlegen. Ich dachte mir, dass es sinnvoll sei, eine Pflegekraft zu informieren. Also sprach ich die Erstbeste an, die ich in einem Zimmer mit offener Tür sah. Ich sagte nur, dass ich Frau X nach oben gebracht habe, weil sie sich nicht wohlfühle. Darauf schnauzte mich die Kollegin an, dass ich doch sehe, dass sie gerade in der Pflege sei. Dabei hatte ich doch gar nichts davon gesagt, dass sie umgehend nach der Bewohnerin gucken solle!
Als ich wieder nach unten ging, konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Es war mir unangenehm, mich so vor den anderen Kolleginnen und den Bewohnern zu zeigen und so beschloss ich, kurz in den Garten zu gehen, um runterzukommen. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und kann mit Ungerechtigkeiten und Aggressionen nicht umgehen. Ich drehte eine Runde durch den Garten und sah dort leider die Heimleiterin. Da es mir zu blöd war, schnell die Flucht zu ergreifen, setzte ich mich kurz auf eine Bank. Sie ging dann an mir vorbei und würdigte mich keines Blickes!
Nach wenigen Minuten ging ich wieder zum Konzert, wo die Stimmung gut war. Ich spürte, dass ich schon wieder kurz davor war, loszuheulen. Um das zu verhindern, sang ich deshalb übertrieben die Lieder mit und klatschte wie die anderen laut. Es half mir zumindest, mich vom Weinen abzulenken.
Eine Mitarbeiterin vom sozialen Dienst sprach mich dann aber an und wollte wissen, was los sei. Ich sagte ihr daraufhin, dass mir das unfaire Verhalten der Pflegekräfte mir so zugesetzt habe. Ich habe mich nicht gewehrt, um Konflikte zu vermeiden. Sie versprach mir, die entsprechenden Personen darauf anzusprechen.
Heute habe ich ganz normal meinen Dienst gemacht und war erleichtert, dass keine der unkollegialen Mitarbeiterinnen Dienst hatte. Doch als ich Feierabend hatte und eine davon zur Arbeit kam, fing es in mir schon wieder an zu brodeln.
Ich weiß, dass es unprofessionell von mir war, am Arbeitsplatz zu weinen, aber ich bin auch nur ein Mensch mit Gefühlen.
Meine Fragen sind nun an euch:
Ist es euch auch schon passiert? Wie haben eure Kollegen oder Vorgesetzten darauf reagiert?
Meint ihr, es hat mit Antipathie der Heimleiterin gegen mich zu tun, dass sie mich im Garten einfach ignoriert hat? Oder wusste sie vielleicht nur nicht mit meinem Verhalten umzugehen?
Inzwischen frage ich mich, ob ich in dem Job überhaupt eine Zukunft habe.
Liebe Grüße
Aljona