Hallo ihr,
ich danke euch noch für eure Antworten.
Es tut mir leid, dass ich einige Wochen lang nicht darauf reagiert habe. Das lag einerseits daran, dass ich mich von euch - außer von Kolya - nicht so recht verstanden gefühlt habe. Andereseits war ich in den vergangenen Wochen richtig phlegmatisch. Ich bin zur Arbeit gegangen, hatte aber zuhause zu nichts Lust. Ich war gefangen in ständigen Grübeleien. Traurigkeit und Wut wechselten sich ab.
Auch ich habe versucht, das Verhalten der Pflegekräfte zu rechtfertigen. Sie stehen ständig unter Stress, und da kann einem schon mal ein falsches Wort rausrutschen oder man kann sich im Ton vergreifen. Auch mir ist das früher im Büroalltag schon mal passiert. Einmal hat eine Kollegin, mit der ich mich immer sehr gut verstanden hatte, mich anschließend nicht mehr gegrüßt. So wurde es für mich zur Selbstverständlichkeit, mich im Nachhinein für mein Anpampen zu entschuldigen...
Im Heim habe ich versucht, das Verhalten der Pflegekräfte zu verdrängen und habe mir nichts anmerken lassen. Auch habe ich den Fehler mal wieder bei mir gesucht und mir eingeredet, dass ich aus einer Mücke einen Elefanten gemacht habe. Ich habe mir gesagt, dass nur die alten Menschen für mich wichtig sein sollten und nicht irgendwelche gefrusteten Mitarbeiter.
Jetzt aber hat mich wieder etwas dermaßen verletzt, dass ich den Job am liebsten hinschmeißen würde!
Letzte Woche hatte ich das Mitarbeiterjahresgespräch mit meiner Vorgesetzten. Im Vorfeld hatte ich ein gutes Gefühl, denn meine Arbeitsprobe vor kurzem war in schriftlicher Form positiv bewertet worden.
Doch leider hörte sich das Ganze im Gespräch nicht positiv an! Meine Vorgesetzte störte sich plötzlich wieder an meinem ruhigen Wesen. Sie sagte, ich sei zwar immer noch der ruhende Pol im Team, aber das sei ihr insgesamt zu wenig. In der Arbeitsprobe sei ich auch "ein wenig lahm" rübergekommen, auch wenn ich mich bemüht habe, die Gymnastik durch ein paar witzige Sprüche aufzulockern. Besonders negativ sei ich ihr mal wieder bei der Karnevalsfeier aufgefallen. Sie habe den Eindruck, Karnevalsfeiern seien mir peinlich. Unser Job sei es aber nun mal, sich zum Affen zu machen.
Meine Aufgabe sei es jetzt, mir einen Träger zu suchen, der ein Seminar für ein Selbstsicherheitstraining anbietet!
Das fällt meiner Chefin nach zweieinhalb Jahren im Job ein?
Bisher war das in ihren Augen nicht nötig?
Dann fragte sie mich, ob sich privat bei mir etwas geändert habe. Ich sei nicht mehr so entgegenkommend, wenn es um die Abgeltung der Überstunden geht. Warum ich mir die Überstunden nicht mehr ausbezahlen lassen wolle. Ich antwortete, dass ich das doch schon einige Male gemacht habe. Ich möchte das aber nicht dauerhaft tun, weil ich aufstockend ALG II beziehe und mein Gehalt angerechnet wird. Sie meinte, das gehe nicht. Wenn ich nicht bereit dazu wäre, müsse ich den Wohnbereich wechseln, denn meine Kollegin und ich können uns viele freie Tage nicht leisten. Auch meine Kollegin sei nicht bereit, sich Überstunden auszahlen zu lassen.
Dabei ist das so unfair. Ich arbeite in einem Wohnbereich, wo wir nur zwei Betreuungskräfte sind. In den anderen Wohnbereichen sind überall drei Betreuungskräfte. Dort können Überstunden jederzeit in Freizeit abgegolten werden.
Ich fühle mich schlecht damit.
Warum soll ICH denn den Wohnbereich wechseln und nicht meine Kollegin?
Üblicherweise sind solche Versetzungen "Strafversetzungen", wenn es irgendwo Probleme gibt, egal ob mit Kollegen oder Bewohnern.
Meine Vorgesetzte wollte noch wissen, ob ich einen Partner oder Kinder habe. Ich antwortete, dass ich alleinstehend bin. Ihre seltsame Frage darauf war: "Ach herrje, sind Sie ganz allein auf der Welt?" Was sollte ich auf diese seltsame Frage antworten? Dass ich Eltern habe, die aber auch schon alt sind?
Ich bin sehr enttäuscht! Ich werde zu einem Seminar gezwungen und soll außerdem den Wohnbereich wechseln. Dabei tue ich alles, was ich für die Bewohner machen kann. Zu den Kollegen bin ich immer freundlich. Ich sage nie Nein, wenn ich mal länger bleiben oder früher zum Dienst kommen soll.
Kann es sein, dass man mich raushaben will oder will mich meine Vorgesetzte klein halten?
Eine Freundin ist der Ansicht, bei Mitarbeitergesprächen komme doch grundsätzlich auch Negatives auf den Tisch.
Mag stimmen, aber mir fehlte irgendein positiver Aspekt bei diesem Gespräch.
Wie seht ihr das?
Liebe Grüße,
Aljona