Kurzer Höflichkeitsbesuch hie, einmal durchs Fenster winken da. Ansonsten ist für mich dieses Jahr gelaufen.
Um nicht missverstanden zu werden, ich unterstütze all diese Maßnahmen. Bin soweit geschichtlich bewandert, dass man sich in Zeiten der Seuche ohne wenn und aber der Behörde unterwerfen soll. Damit wir endlich aufhören, die seit der Antoninischen Pest immer gleichen kapitalen Fehler zu wiederholen.
Hat schon alles seine Richtigkeit und eigentlich ist es pervers, wenn für Weihnachten ein politischer Knicks gemacht werden muss. Mmn nach müsste die Infektionsrate in den nächsten 10 Tagen phänomenal sinken, damit die Lockerung halbwegs rational begründet werden könnte. Ist natürlich Unsinn, weil gerade dann müsste man dran blieben.
Aber so oder so ist es für mich gelaufen. Weil ich mich gelähmt fühle und lustlos wie so ein japanischer #hikikomori
Zu meiner Überraschung! Ich dachte, nicht anfällig zu sein. Im ersten Lockdown hab ich renoviert, dann begonnen, mich meinen vielen Interessen zu widmen und meinem cluster. Mit schönen Phasen, zum ersten Mal hab ich mit meinen Töchtern Abende lang Backgammon gespielt, ich absoluter Spielemuffel. Und habe das Glück von unbedenklichen, langen Feldwegen umgeben zu sein, für sportliche Betätigung. Aber es ist eigenartig, der Abendlauf oder sagen wir Laufschritt (denn habe ganz schön angesetzt) kann die Alltagsbewegung nicht kompensieren. Anfangs dachte ich: die tägliche Sitzerei sollte man doch problemlos auf diese Art kompensieren können. Aber nicht bei mir, kanns nicht erklären aber scheint so als würde mir die Variation fehlen. Die andere Gegend, mit anderen Häuserzeilen, U Bahn Treppen...Leben um sich herum. Das hat mich dann doch ziemlich frustriert und
ich hatte dann auch keine Lust mehr, im dunkeln an den immer gleichen Pappeln vorbeizulaufen. .Alles fällt mir immer schwerer. Eigentlich ist es ja ganz klar. Der Mensch braucht keine sportlichen Ausritte, sondern die Alltagsbewegung mit all dem Trouble. Sonst wären ja auch Häftlinge durchwegs glücklich mit ihren Sportangeboten. Da hab ich denke ich, auch dazugelernt. Zu den Fernsehdokus dachte ich immer: so begeistert der immer an den Hanteln pumpt und flicflacs durch die Zelle macht, gehts dem so schlecht auch wieder nicht. Jetzt ist mir klar geworden, so ist das alles nicht. Da stellt sich eine Lähmung ein, die freuen sich nicht auf den Basketball sondern zwingen sich zum Dribbling.
Für depressiv halte ich mich (noch) nicht, aber dieses Jahr rinnt so zäh an mir runter, dass mir das alles nichts mehr gibt. Aufs Verbot der sozialen Betätigung - ganz zu schweigen vom freiwilligen ängstlichen Rückzug vieler, der ja auch seine eigene Ausstrahlung hatte. Ist schon ein merkwürdiges Gefühl wie besonders weit ausholend manche Menschen um dich herum ausweichen, als hätte das Virus Rollschuhe. Man merkte, die mögen dich so richtig und freuen sich über deine Bekanntschaft, was ja auch Spuren an der Selbstwahrnehmung hinterlässt - folgte die innere Abkehr davon und Gleichgültigkeit. Als wäre das auch ein Muskel. Nach gestrichenem Urlaub und fehlendem sozialem Umgang bzw Reduktion deiner Mitmenschen auf das Format einer virtuellen Streichholzschachtel, hab ich den Muskel eben jetzt so richtig abgebaut. Bin zum Miesepeter mutiert.
Ja, die Jubelmeldung des Gesundheitsministers werde kommen, dann dürfen wir wieder und alles is wieder gut. Also so empfinde ich überhaupt nicht und kanns nimmer so recht glauben. Ich geh sicher nicht Ballons steigen lassen, sondern habe den Eindruck, dass ich mir das dann alles wieder
erneut aufbauen müsste wie ein Dreijähriger, der sich vor dem Kindergarten fürchtet. Unter Menschen zu gehen. Wahrscheinlich werde ich mich mit gelben Augen und Fischgesicht dazu zwingen und nach dem dritten "Hallo, wie gehts!" werde ich mich hinsetzen müssen. Erschöpft und reizüberflutet von der Überraschung, dass deren Köpfe doch viel größer sind als M&Ms und dreidimensional. Wir werden es das "Postcorona Jahr" nennen, in dem wir unter gesundheitsbehördlicher Anleitung Gruppenübungen machen werden. Seilziehen, Sackhüpfen, ...na möchtet ihr zwei nicht miteinander spielen? Schluß mit Geziere, hiemit ordne ich polizeilich an, ihr zwei wollt miteinander spielen und euch nach eurem Namen fragen! *grusel*
Aber zum Glück gibt es unabhängig von der Quarantäne doch immer noch gewohnte Beständigkeiten. Wie die verdammte dammte Weihnachtstraurigkeit.
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Berührendes Weihnachtslied von Georg Danzer
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