Der Staat darf nicht töten?
An solchen Debatten stört mich immer das Gutmenschen-Ethos.
Das heißt, wir sind schon deshalb gegen die Todesstrafe, weil wir uns moralisch zu den Guten zählen möchten. Dabei wissen wir, dass das eigentlich nur ein Feigenblatt ist, und die Realität ganz anders aussieht.
Beispiel
Aus den USA kommen einige Film-Serien, in denen die Helden das Töten von Verbrechern grundsätzlich ablehnen. Sie empfinden sich als die Guten, die niemals töten. Töten tun immer nur die anderen. Solche Filme gelten als pädagogisch wertvoll.
Der Held bleibt seinem Grundsatz auch dann treu, wenn 100.000 Menschen in Lebensgefahr sind. Er würde also lieber Tausende sterben lassen, als seine weiße Weste zu beflecken.
Das zweite Dilemma besteht darin, dass der Held kein Problem damit hat, die Verbrecher lebenslang in Isolationshaft zu halten - kleine Käfige ohne Bewegungsfreiheit, ohne Sonnenlicht, ohne Rückzugsmöglichkeit oder Intimität, unter ständiger Beobachtung. Also pure Folter.
Zweites Beispiel
Würde eine deutsche Firma elektrische Stühle fertigen und in Länder mit Todesstrafe exportieren, gäbe es in Deutschland einen Aufstand. Es gibt aber keinen Aufstand, wenn Waffen nach Saudi-Arabien oder Jemen exportiert werden, mit denen Tausende von Menschen sterben.
Drittes Beispiel
Wir akzeptieren die Tötung unschuldiger Zivilisten bei Militäreinsätzen als Kollateralschäden.
Ein Oberst der Bundeswehr lässt Tanklaster bombardieren, es sterben fast 100 Menschen, z.T. Zivilisten.
Nato-Flugzeuge bombardieren Jugoslawien, mindestens 500 Zivilisten sterben.
Frau Merkel spricht sich konsequent gegen die Todesstrafe aus. Frau Merkel hat ebenso leidenschaftlich einen Irakkrieg gefordert. Dieser Krieg war nicht nur überflüssig und gefährlich, er wurde auf Grundlage gefälschter Beweise inszeniert.
Viertes Beispiel
Beim Massaker von Srebrenica sterben 8000 Menschen. UNO-Soldaten, die zum Schutz bereit stehen, schauen zu. Sie haben kein Mandat zum Eingreifen.