Ich denke auch, dass "Kinder" heutzutage vielen neuen Herausforderungen gegenüber stehen. Mal eine Gedankensammlung dazu (besteht nicht auf Vollständigkeit oder 100%ige Richtigkeit):
* Früher war es normal, dass die Mutter daheim blieb und sich um Kinder und Haushalt kümmerte. Heute gehen meist beide Eltern arbeiten -> Es fehlt die Zeit fürs Kind.
* Zumindest in der DDR (anderes kann ich nicht beurteilen) war es Standard, dass Grundschulkinder in eine Kindertagesstätte o.ä. gegangen sind - dort hatten sie Freunde, Grünflächen, Erzieher und keinen PC/Fernseher/Bildschirm. Man hat gelesen, gebastelt, gesungen, gespielt. Heute sind viele daheim (allein und/oder vorm Fernseher, PC, etc.) oder in den Aufenthaltsstätten werden Konsolen/PCs zur Freizeitgestaltung genutzt.
* Die Informationsflut steigt jedes Jahr. Das betrifft nicht nur Erwachsene, auch Kinder müssen von klein auf lernen, damit umzugehen (Internet, Medien, mehr Schulstoff, usw.). Das manche das nicht bewältigen können und darauf psychisch reagieren, kann ich mir gut vorstellen.
* Die Medien werden "offener". Das ist sowohl positiv als auch negativ. Gewalt und Sexualität wird bereits im Nachmittagsfernsehen ausgestrahlt - vor ein paar Jahren wäre das noch ein No-Go gewesen. Positiv ist die Offenheit, mit der Probleme angesprochen und diskutiert werden. Negativ ist dabei, dass dies häufig für Kinder absolut ungeeignet ist - sie werden trotzdem damit überflutet (und überfordert?).
* Die soziale Schere wird immer stärker - das wirkt sich ebenfalls in verschiedenen Bereichen auf die Kinder aus.
* Der Leistungsdruck und daraus resultierend das Konkurrenzdenken wird immer stärker. Erfolg zur Last von anderen - dieses Motto wird ja schon von der Politik demonstriert (Fallen mir spontan zwei aktuelle Beispiele ein...)
Ich habe das Gefühl, dass von Kindern heutzutage erwartet wird, dass sie ganz schnell erwachsen werden. Sie dürfen nicht mehr "Kind sein". (Ist mein persönliches Gefühl.) Einerseits werden sie stark von Eltern/Familie/Umfeld/Herkunft geprägt, andererseits haben sie Zugriff auf die Sitten, Bräuche, Religionen etc. der ganzen Welt und werden von der Globalisierung aufgefordert, sich selbst zu finden. Ich stell mir das so ein wenig wie einen großen Supermarkt vor (z.B. Kaufland, Marktkauf, Real): Ich habe eine Liste von Dingen, die ich kaufen muss, die ich teilweise nicht mal kenne. Ich stehe mitten in dem Laden, überall gibt es ganze Regale voller Lebensmittel und ich weiß gerade mal, wie ein Apfel aussieht. Ich weiß nicht, wo er liegt, was er kostet, wieviele Sorten es gibt, geschweige denn, wie die jeweils schmecken - und dann wird von mir gefordert, ich muss jetzt einen kaufen. Also was mache ich? Nehme ich einen wahlweise und bleibe dabei, weil ich Geschmack dran finde? Probiere ich alle ein Mal aus? Dann habe ich beim 5. schon wieder vergessen wie die ersten 3 waren oder habe verfälschte Erinnerungen. Habe ich überhaupt die Ressourcen/Möglichkeiten zum Ausprobieren? Und das war erst der Apfel! Jetzt muss ich auch noch Käse, Wurst, Brot... kaufen. (Ich hoffe, es ist halbwegs verständlich, was ich damit sagen möchte.)