Hallo ihr,
so sehr ich mir auch wünsche, dass sich die Wogen glätten würden, aber das wird hier leider nichts mehr. Ich bin kein nachtragender Mensch und wäre bereit gewesen, mich mit dem Pärchen von nebenan an einen Tisch zu setzen und ein klärendes Gespräch zu führen. Doch was nutzt es, wenn der Vermieter meine Tochter und mich inzwischen hasst? Er wird keinen Rückzieher machen bei seiner Ansage, dass wir in spätestens einem halben Jahr hier weg sein müssen. Auch hat er ja gedroht, im Falle eines Prozesses Aussagen des Vormieters, der uns jahrelang terrorisiert hat, mit heranzuziehen.
Ich habe meiner Tochter eine klare Ansage gemacht und ihr sehr deutlich gesagt, dass sie sich absolut ruhig verhalten muss und keine Geräusche mehr von sich geben darf, egal ob lautes Gähnen oder laute Musik. Auch wenn die Nachbarn noch so sehr poltern oder trampeln. Sie hat mir hoch und heilig versprochen, sich daran zu halten.
Leider habe ich mich jetzt aber gezwungen gesehen, mich über das Pärchen zu beschweren. Ich habe gedacht, wenn ich bei ihnen klingele, wird der Konflikt eskalieren. Sie haben zum wiederholten Mal einen großen Sack voll mit Biomüll vor ihre Wohnungstür gestellt, wo er auch zwei Tage später noch stand. Klar, die Tonnen sind bei uns oft innerhalb weniger Tage randvoll gefüllt. Wir sind immerhin sieben Parteien, und die Tonnen werden alle zwei Wochen geleert. Nur kann das Treppenhaus nicht zum Müllabladeplatz werden, denn Geruchsbelästigung ist dann vorprogrammiert.
Da ich nicht den Vermieter anrufen wollte, habe ich mich bei der Hausverwaltung gemeldet. Dort zeigte man Verständnis für das Problem und sagte zu, sich darum zu kümmern. Am Telefon machte es auf mich den Eindruck, dass die Hausverwaltung über die Abmahnung informiert war. Der Ton war nicht besonders freundlich und man wies mich nicht darauf hin, dass ich den Vermieter informieren müsse. Wenigstens war der Müllsack abends, als ich nach Hause kam, verschwunden.
Ich bin jetzt natürlich sehr unter Druck bei der Wohnungssuche. Eine Freundin sagte mir, dass wir damit vor großen Problemen stehen, denn etwas Bezahlbares zu finden ist schwer. Es sei denn, es ist uns egal, wo wir landen. Natürlich ist mir die Problematik bekannt. Ich gucke jeden zweiten Tag im Internet nach Wohnungsangeboten und habe mich bei einer Wohnungsbaugesellschaft gemeldet.
Ich habe mich ein bisschen mit einer Kollegin angefreundet, der ich von dem Desaster erzählt habe. Sie sagte, dass es ihr sehr leid tue. Sie könne mir nicht helfen, eine neue Wohnung zu finden. Dafür machte sie mir vor ein paar Tagen ein Angebot. Sie ist jetzt im Krankenhaus, wurde am Rücken operiert. Nach den Feiertagen wird sie für drei oder vier Wochen in die Reha gehen. Sie hat angeboten, dass ich für diese Zeit mit meiner Tochter in ihrer Wohnung bleiben zu könnte, wenn ich die Situation hier nicht mehr aushalte.
Meine Kollegin sagte, dass sie volles Vertrauen zu mir habe und kein Problem damit, mir einen Schlüssel zu geben.
Ich war einerseits gerührt, aber andererseits auch total perplex. Wir verstehen uns zwar gut, kennen uns aber erst seit einem halben Jahr und haben uns in der Zeit dreimal privat getroffen. Zwischendurch hatte ich auch mal den Eindruck, dass ihr Interesse an unserem Kontakt nicht so groß ist. Oft bin ich diejenige, die sich bei ihr meldet.
Würdet ihr das Angebot mit der Wohnung annehmen?