Ich glaube, es ist unstreitig, dass sowohl du als auch deine Tochter einen Teil dazu beigetragen habt, dass die Situation jetzt so ist wie sie ist. Die Tochter hat zu laut Mucke gehört und noch lauter zu werden, um andere laute Geräusche zu übertönen zeugt auch bei dir nicht gerade von guter Streitkultur.
Tatsache ist aber auch, dass ihr euch in eurer Wohnung normal verhalten dürft - man darf auch mal aus einer anderen Wohnung hören, dass im Haus noch jemand wohnt. Heißt, man darf auch mal und auch häufiger mal laut lachen, ein Fenster ein bisschen lauter schließen, irgendwelche Geräusche machen, man muss nicht geräuschlos durch die Wohung schleichen.
Der Abmahnung hätte ich widersprochen. So einfach fliegt man aus einer Wohnung in Deutschland auch nicht raus. Statt mich zum Thema mit einem dafür überhaupt nicht zuständigen Arzt zu besprechen, hätte ich mir Unterstützung beim Mieterverein geholt. Wie hier schon jemand sagte ist das auch viel günstiger als ein freier Anwalt. Oder hast du eine Mietrechtschutzversicherung? Ansonsten zahlst du da nämlich jeden Pups extra. Anwälte sind teuer! Beim Mieterbund zahlst du einmal den Mitgliedsbeitrag und dann erledigen sie alles für dich. Die sind versiert, gut vernetzt und immer auf dem aktuellen Stand. Und sie sind bei Vermietern genau deshalb gefürchtet. Gut möglich, dass dein Vermieter plötzlich einen Rückzieher machen würde mit seinen Kündigungsplänen. Ob der Mieterverein nett ist kann dir doch latte sein. Sie sollen deine Interessen professionell vertreten, sich nicht mir dir anfreunden.
Es ist m. E. völlig egal, ob dein Vermieter eine Abmahnung geschickt hat. Ich hätte da gar nichts zugegeben, sondern einfach widersprochen, dass die Behauptungen nicht zutreffen. Vielleicht noch einen Eingeständnis, dass die minderjährige Tochter wohl mal - als sie alleine war - etwas lauter Musik gehört hätte. So sind Jugendliche nun mal, du wärst leider nicht da gewesen, hättest jetzt mit ihr gesprochen, es käme nicht mehr vor. Der Tochter hätte ich das dann schon vermittelt, so dass sie kapiert, dass in einem MFH das Prinzp gegenseitiger Rücksichtnahme gilt.
Lautes Gähnen. Tiergeräusche.. davon hätte ich mir erst gar nichts angenommen. Welcher Erwachsene bellt stundenlang oder schreit andauernd muh?! Das ist doch völlig gaga und unglaubwürdig. Es sei denn, sie hätte das Tourette Syndrom und einen Tic. Aber selbst solche Betroffenen werden in Deutschland mietrechtlich geschützt - und das ist auch gut so.
Es kann gut sein, dass du auf die Schnelle keine neue Wohnung findest. Daher würde ich mich absichern und doch noch zum Mieterbund gehen, damit du den Sachverhalt richtig einordnen kannst.
An deiner Konfliktfähigkeit solltest du allerdings tatsächlich arbeiten. Deine Reaktionen waren schon ziemlich niveaulos und du tätest dir grundsätzlich einen Gefallen, wenn du lernst, wie man sich auch in stressigen Situationen souverän behauptet ohne zu brüllen.. und manchmal auch einfach Dinge ohne Reaktion mal aushält.
Bedenke auch, dass du ganz unabhängig von diesem Sachverhalt ein Vorbild für deine Tochter bist und sie von dir lernt. Und das gilt eben auch in Sachen Streitkultur und Konfliktfähigkeit. Im Moment bist du allerdings kein gutes Vorbild.