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Trotz unterschiedlichem Bildungsstand Freundschaft möglich?

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malou.

Aktives Mitglied
Natürlich ist das möglich. Ich würde hier auch sagen, dass es eher mit Interessen und Tiefgang zu tun hat und weniger mit Bildung. Es gibt genug Menschen mit geringer(er) formaler Bildung, die aber dennoch sehr interessiert, kreativ, sozial intelligent und kulturell sind.

Mir ist z.B. aufgefallen, dass die Schule in vielen Bundesländern ein erheblich höheres Niveau hat oder allgemein etwas "strenger" zu sein scheint. Wenn ich mich mit einigen aus anderen Bundesländern unterhalte und sie wirken sehr intelligent und erwähnen dann nach einiger Zeit, dass sie gar kein Abitur haben, dann bin ich oft geschockt, weil ich bei diesen Menschen teilweise davon ausgegangen bin, dass es richtige "Nerds" sind und dass deren Abitur vermutlich viel besser war als meines. Auch in Österreich und der Schweiz ist das Niveau wohl allgemein viel höher, sodass viele auch ohne ein Abitur trotzdem ziemlich gebildet sind.

Ich erinnere mich an ein Mädchen aus Ostdeutschland, die davon geredet hat, dass die in der 7.Klasse "Faust" von Goethe hatten und dass sie sogar Teile daraus auswendig lernen mussten.
Bei uns hatte das nur unser Leistungskurs in der damals 13.Klasse, weil es hieß, dass das Werk ziemlich schwer sei und nur etwas für den Leistungskurs sei. Wir mussten nie irgendetwas daraus auswendig lernen und durften im Abitur sogar unsere Lektüren verwenden zum Nachgucken (inklusive Lektürenhilfe) und durfen uns Notizen in die Bücher machen mit Bleistift.
Auf der Realschule wird so richtige Literatur zum Interpretieren soweit ich weiß hier gar nicht gelesen. Im Abschlussjahrgang kommt oft etwas mit der Thematik 3.Reich oder DDR dran und sonst liest man eher Jugendbücher, wenn überhaupt.
Hatte mich letztens mit einer aus der 10.Klasse auf dem Gymnasium in der Nachhilfe unterhalten und die kannte Goethe und Schiller nicht d.h. sie kannte die Namen nicht einmal und meinte, dass sie die nie im Unterricht hatten und nie etwas von denen bisher gelesen hat. Oft sind diese Werke eher etwas für die Oberstufe.
Ich gebe Nachhilfe und einer meiner Schüler hatte Faust auch im Abitur und er scheiterte schon an Worten wie "Pfarrer", weil er die ganzen religiösen Begriffe und Anspielungen nicht kennt oder versteht (auch Worte wie fromm oder keusch fand er schwer). Den Abiturienten wurde das Werk mit einem Rap von Bushido veranschaulicht und eine zu benotende Klausur enthielt Fragen zu Rapper Bushido und seinem Leben und warum man ihn aufgrund seines Raps mit Faust gleichsetzen könne. Kein Witz.
Im Kontrast dazu gibt es in anderen Bundesländern einfach Realschüler, die da bezüglich der Mythologie noch weiter in die Tiefe gehen, während hier die Abiturienten im Leistungskurs schon mit einigen normalen Begriffen, geschichtlichem Kontext oder religiösen Anspielungen ihre Probleme haben und man mit Bushido kommen muss, damit es einfacher verstanden wird.

Auch bei Menschen aus Österreich oder der Schweiz bin ich manchmal etwas erstaunt, wie belesen einige sind (und ernsthaft in ihrer Freizeit Bücher lesen) und dann sagen die ganz oft auch, dass sie kein Abitur haben. Hier ist man oft schon in der Oberstufe der Nerd der Klasse, wenn man vernünftige Sätze im Deutschen schreiben und lesen kann.
Auch das Wissen in Geschichte, das einige haben: Über irgendwelche Königshäuser und irgendwelche Schlachten und Eroberer und Kaiser und Jahreszahlen, die sie auswendig können. Das war bei uns nie so. Wir haben meistens Texte gelesen und darüber diskutiert in Geschichte und wer etwas seine Meinung schriftlich ausdrücken konnte, der hatte oft schon mindestens 13 Punkte (= 1-). Die Themen waren fast immer 3.Reich, Weimarer Republik, Französische Revolution oder Imperialismus und Industrialisierung. Ich kann mich ernsthaft an keine anderen Themen erinnern und irgendwelche Königshäuser, Schlachten oder Jahreszahlen hatten wir nie in Geschichte.

Was ich damit ausdrücken möchte: Manchmal kommen "Vorurteile" auch daher, wenn man sieht, wie wenig einige im Umfeld können oder wissen müssen und wie oft das noch für gute Noten im Abitur reicht und was für Menschen auf die andere Schulform kommen. Das waren in meiner Kindheit z.B. ganz oft die, die sich in der Grundschule nur mit anderen geprügelt haben und die andere bedroht haben. Also ganz schwierige Verhältnisse und extrem niedrige (soziale, emotionale) Intelligenz.

Das trifft aber nicht auf alle Regionen in Deutschland so zu und vor allem nicht auf alle Generationen.
Teilweise musste man in früheren Generationen wohl auch mehr können oder die Standards waren höher. Denn bei Menschen 40+ schätze ich auch sehr viele Realschüler als ziemlich gute Abiturienten ein und wundere mich immer wieder.

Da ich mit Schülern arbeite und aktiv an Schulen gearbeitet habe, kann ich ziemlich gut einschätzen, was momentan hier auf welcher Schulform verlangt wird. Ich hatte mit Realschülern gearbeitet und die konnten teilweise keine Unterlagen nach Datum sortieren, weil sie kein Datum lesen konnten und bei einem Datum "01.10.22" ernsthaft (!) gefragt hatten, ob das im Januar sei oder im März (!).
Einen Taschenrechner einschalten konnten sie auch nicht und sie sind nicht darauf gekommen, dass man auf "On" drücken muss und meinten dann, dass sie noch nie in der Schule mit einem Taschenrechner gearbeitet hätten.

Ich möchte nichts und niemanden abwerten und es hat immer auch seine Gründe. Oft hat es ja auch mit Verhältnissen und Hintergründen zu tun und viele holen im späteren Leben auch noch auf und hatten es nur in der Jugend schwer. Allerdings bin ich schon sehr Ansicht, dass zumindest in der heutigen Zeit und hier in dieser Gegend sowie in noch "einfacheren Bundesländern" es jeder zu einem Abitur schaffen kann, der es auch will und sich auch nur ein bisschen anstrengt und vielleicht die Prüfungsfächer klug wählt (und z.B. dann einfache Prüfungsfächer nimmt und andere Fächer abwählt, was hier möglich ist).

Das trifft aber nicht auf alle Regionen und Bundesländer zu und ist auch erst seit einigen Generationen so. In Süddeutschland hätte ich vermutlich auch nur einen mittelmäßigen Realschulabschluss :)
 

Sarnade

Aktives Mitglied
Allerdings bin ich schon sehr Ansicht, dass zumindest in der heutigen Zeit und hier in dieser Gegend sowie in noch "einfacheren Bundesländern" es jeder zu einem Abitur schaffen kann, der es auch will und sich auch nur ein bisschen anstrengt und vielleicht die Prüfungsfächer klug wählt (und z.B. dann einfache Prüfungsfächer nimmt und andere Fächer abwählt, was hier möglich ist).
Da hast du leider recht. Aber was nützt ein solches "Abitur", wenn das entsprechende Bildungsniveau gar nicht vorhanden ist? Die Leute sind nicht studierfähig und üben dann Berufe aus, für die früher der Abschluss der Volksschule gereicht hätte.

Realschulabsolventen in Süddeutschland haben heute in der Tat oft ein höheres Bildungsniveau als Abiturienten in Norddeutschland und NRW.

Man merkt ja recht schnell, wie gebildet jemand ist, sobald er oder sie den Mund aufmacht. Am formalen Abschluss allein würde ich es auch nicht festmachen. Es kommt schon darauf an, wo und mit welchen Fächern und Noten er erworben wurde. Sport als Abiturfach, um den Durchschnitt zu verbessern bzw. das Abitur überhaupt zu schaffen, kann ich nicht ernst nehmen. So etwas dürfte es gar nicht geben.
 
Zuletzt bearbeitet:

malou.

Aktives Mitglied
Es kommt schon darauf an, wo und mit welchen Fächern und Noten er erworben wurde. Sport als Abiturfach, um den Durchschnitt zu verbessern bzw. das Abitur überhaupt zu schaffen, kann ich nicht ernst nehmen. So etwas dürfte es gar nicht geben.
Wenn jemand später als Sportlehrer oder Polizist arbeiten möchte, dann kann das schon von
Vorteil sein.

Aber wir hatten damals auch welche, die eigentlich in allen Fächern schlecht waren und eine
fürchterliche Rechtschreibung hatten, aber dann irgendwie Kunst und Sport oder Türkisch und
Sport hatten und somit ihr Abitur geschafft hatten. Statt Deutsch oder Englisch konnten einige
mit entsprechendem Hintergrund eben auch Türkisch, Arabisch oder Islamische Religion als
Fach nehmen und da hatten diese dann plötzlich alles Einsen und Zweien.
Dann noch Sport und Kunst oder Chor (Singen) als Prüfungsfächer und schon hatten die ein gutes Abitur,
obwohl sie keinen vernünftigen Satz auf Deutsch schreiben oder argumentieren konnten.
 

Sarnade

Aktives Mitglied
Wenn jemand später als Sportlehrer oder Polizist arbeiten möchte, dann kann das schon von Vorteil sein.
Das Abitur soll aber den Nachweis über die Befähigung zum wissenschaftlichen Arbeiten erbringen und auf ein Universitätsstudium vorbereiten.

Mit körperlicher Leistungsfähigkeit hat das alles nichts zu tun, jedenfalls nicht vorrangig. Okay, mens sana in corpore sano.
Aber auch Unsportliche können überdurchschnittlich intelligent sein. Es gibt keine Korrelation zwischen Sportlichkeit und Intelligenz. Sportlichkeit gehört m.E. zu den Softskills. Schön, wenn man diese Begabung hat, aber mit Studierfähigkeit hat es nichts zu tun. Affen und Eichhörnchen können sehr gut klettern, Geparden oder auch Windhunde schnell rennen, Fische supergut schwimmen, und Vögel können sogar fliegen. Ich habe aber noch mit keinem dieser Tiere im Hörsaal gesessen. 😎 Auch nicht mit Lodda Matthäus...

Die Möglichkeit, Fächer wie Sport, Kunst und Musik im Abitur zu belegen, dient meines Erachtens nur dazu, Leute über die Abihürde zu hieven, die bestenfalls für die Realschule geeignet sind und noch in den 1950er oder 1960er Jahren das Abitur niemals geschafft hätten. Dasselbe gilt für das Fach Pädagogik/Erziehungswissenschaften, was in meinen Augen ein reines Laberfach ist. Ich habe es in der Oberstufe nach einem halben Jahr wieder abgewählt; denn das war mir wirklich zu blöd.

Ich hatte Deutsch, Englisch, Mathematik und Philosophie im Abitur, was im Hinblick auf das anschließende Jurastudium auch die richtige Wahl war.
 
Zuletzt bearbeitet:

malou.

Aktives Mitglied
Das Abitur soll aber den Nachweis über die Befähigung zum wissenschaftlichen Arbeiten erbringen und auf ein Universitätsstudium vorbereiten.
Als Sportlehrer muss man ebenfalls wissenschaftlich Arbeiten und universitär studieren.
In dem Studium lernt man ja auch Didaktik, Pädagogik und Anteile der Biologie.

Polizist kann man ebenfalls dual studieren. Aber selbst in der Ausbildung hat man fast nur Abiturient*innen.

Außerdem gibt es sowas wie Sportmanagement oder Fitnessmanagement. Das kann man studieren und man hat mit Sport als Abiturfach höhere Chancen angenommen zu werden und kann dadurch seinen NC verbessern.

Hier gibt es momentan Aktionen, die sogar ermutigen, dass man nach dem Abitur nicht zwingend studieren muss oder soll und wenn wir einmal ehrlich sind: Inzwischen sind die NCs vor allem auf den beliebten Universitäten so hoch, dass viele, die ihr Abitur machen, sowieso nicht studieren können.

Weiterhin verlangen viele Ausbildungen inzwischen mindestens Abiturient*innen.

Übrigens: Sport als Abiturfach/LK hat auch Biologie als Inhalt z.B. Muskelfunktionen, Ernährung usw und man muss auch einen theoretischen Teil (Spielregeln) können. Es ist also nicht nur Sport an sich.

Die Möglichkeit, Fächer wie Sport, Kunst und Musik im Abitur zu belegen, dient meines Erachtens nur dazu, Leute über die Abihürde zu hieven, die bestenfalls für die Realschule geeignet sind und noch in den 1950er oder 1960er Jahren das Abitur niemals geschafft hätten.
Die Familien vieler Abiturient*innen haben da aber noch nicht in Deutschland gewohnt.

Es ist doch super, dass heute Menschen mit verschiedenen Hintergründen das schaffen.

Ich bin z.B. auf Schulen mit sehr vielen Schüler*innen mit Migrationshintergrund gewesen. Darunter einige, die noch nicht so lange in Deutschland sind und davor in Integrationsklassen waren.

Bei den wenigen "Deutschen" war es so, dass die Eltern oft kein Abitur hatten. In meinem Fall hatte mein Stiefvater gar keinen Schulabschluss. Meine Großeltern auch nicht.

Bei den meisten war es so, dass die das aus eigenem Antrieb noch machen wollten und die Eltern das gar nicht verstanden haben und nicht helfen konnten.

Hier kann man z.B. auf den Haupt- und Realschulen danach noch nach 13 Jahren sein Abitur machen.
Es gibt Gymnasien, auf denen man in 12 Jahren das Abitur macht und es gibt Haupt- und Realschulen, auf denen man, wenn man den Realschulabschluss geschafft hat, dann noch sein Abitur machen kann, nur etwas langsamer. Es ist das gleiche, zentrale Abitur.

Dasselbe gilt für das Fach Pädagogik/Erziehungswissenschaften, was in meinen Augen ein reines Laberfach ist. Ich habe es in der Oberstufe nach einem halben Jahr wieder abgewählt; denn das war mir wirklich zu blöd
Das gab es bei uns gar nicht. Wir hatten aber Jura und Psychologie als Wahlfächer, die ich aber beide aufgrund meines Stundenplans nicht wählen durfte, da sich das überschnitten hatte mit anderen Fächern von mir.

Ironischerweise hatte ich Klassenkameradinnen trotzdem mit Psychologie geholfen, obwohl ich es gar nicht hatte, weil ich aus Allgemeinwissen/Privatwissen vieles schon wusste (Pavlov etc), was die dort behandelt hatten.

Ich hatte Theaterunterricht auf der künstlerischen Partnerschule gewählt. Und dann gab es die Möglichkeit Türkisch oder Arabisch auf anderen Schulen zu wählen, aber nur, wenn man da schon Vorkenntnisse hatte, was bei mir nicht der Fall war.

Ich hatte Deutsch, Englisch, Mathematik und Philosophie im Abitur, was im Hinblick auf das anschließende Jurastudium auch die richtige Wahl war.
Ich habe freiwillig Deutsch und Englisch gewählt, was zufällig zwei Hauptfächer waren und ich nicht hätte wählen müssen sowie noch Philosophie freiwillig und Biologie mündlich und bin damit auch ohne Probleme ins Jurastudium reingekommen. Hatte aber das Fach gewechselt, da es mich nicht so interessiert hat. Fachlich fand ich es aber nicht schwer.

Klassenkameradinnen von mir haben erfolgreich Jura studiert, obwohl sie Kunst, Religion und Biologie mündlich als Prüfungsfächer hatten.
 
G

Gelöscht 79650

Gast
Regt euch nicht auf, LisaLauraLola ist doch gar nicht mehr da und liest hier kein Stück mehr.
 

Sarnade

Aktives Mitglied
Klassenkameradinnen von mir haben erfolgreich Jura studiert, obwohl sie Kunst, Religion und Biologie mündlich als Prüfungsfächer hatten.
Erfolgreich bedeutet bei Jura ja schon, wenn am die Staatsexamina überhaupt besteht, wenn auch nur mit einem Ausreichend.
Die Scheine sind im Jurastudium schnell erschlagen. Erst in den Klausurenkursen unmittelbar vor dem 1. Staatsexamen schreibt man auf Examensniveau. Das dicke Ende, wo sich die Spreu vom Weizen trennt, kommt auch erst mit dem 1. Staatsexamen. Wer vorher schon abgebrochen hat, kann da gar nicht mitreden. Ich kenne auch viele, die über 6 Punkte schon in den noch relativ einfachen Übungsklausuren und -hausarbeiten nur selten hinauskamen und dann feststellten, dass Jura sie doch nicht so interessiert.

In der Fabel von Aesop erklärte der Fuchs die Trauben, die ihm zu hoch hingen, auch für sauer. 🦊🍇😎

Das Jurastudium ist so kinderleicht, dass 2022 im 1. Staatsexamen in NRW 36 %, in Niedersachsen 39 % der Examenskandidat/innen durchgefallen sind.

Aber beim Sportstudium und bei Pädagogik ist die Durchfallquote sicher genauso hoch. Wahrscheinlich noch viel höher... Obwohl beim Medizinstudium auch nur 10 % durchfallen.

In meiner Jahrgangsstufe belegten nur solche Leute Sport als Abiturfach, die ohne dieses Fach ihr Abi entweder gar nicht oder mit einer wesentlich schlechteren Note bestanden hätten, weil sie in Sprachen und auch in Mathe sowie in den naturwissenschaftlichen Fächern von überdurchschnittlichen, oft auch nur durchschnittlichen Leistungen weit entfernt waren. Gute Schüler, die auch noch gut in Sport waren, hätten das Fach niemals als Abiturfach gewählt, ebenso wenig ein Laberfach wie Pädagogik. Vielleicht als Grundkurs, ja, aber nicht als eines von den Fächern, in denen sie im Abitur geprüft werden wollten.

Die Gymnasien haben seit den 1970er Jahren kontinuierlich ihr Niveau gesenkt, damit möglichst viele Leute Abitur machen und studieren können. Wer eine gehobene Ausbildung machen will, z.B. eine Banklehre, oder die Meisterprüfung in einem handwerklichen Beruf anstrebt, für den sollte ein guter Realschulabschluss ausreichen. Und dann kann man sich immer noch weiterqualifizieren, ein Fachabitur ablegen oder was auch immer. Die meisten heutigen Gymnasiasten hätten ohnehin eher auf die Realschule als aufs Gymnasium gehört. Deshalb "studieren" heute viele Leute und machen "ihren" Bachelor, die kaum ihrer Muttersprache mächtig sind und Sätze ohne Punkt und Kommata bilden. Und diejenigen, die auf Fachhochschulniveau studieren und dann vielleicht in den gehobenen Dienst der Verwaltung gehen, betonen nach meiner Beobachtung viel mehr, dass sie studiert haben, als diejenigen, die ein anspruchsvolles Fach an einer "richtigen" Universität, möglicherweise noch einer Elite-Uni wie etwa Aachen, Tübingen, Berlin oder Bonn studiert haben.

Von gewissen Halbgebildeten werden heutzutage die simpelsten Texte missverstanden, auch im Berufsleben. Ich finde diese Entwicklung sehr bedenklich. Kein Wunder, dass Deutschland im internationalen Vergleich immer schlechter abschneidet. Darüber, wie heute das Niveau auf Haupt- und Realschulen sein mag, wenn man von Ländern wie Bayern, Baden-Württemberg und evtl. noch Thüringen und Sachsen vielleicht einmal absieht, möchte ich lieber nicht weiter nachdenken.
 
Zuletzt bearbeitet:

malou.

Aktives Mitglied
Erfolgreich bedeutet bei Jura ja schon, wenn am die Staatsexamina überhaupt besteht, wenn auch nur mit einem Ausreichend.
Die Scheine sind im Jurastudium schnell erschlagen. Erst in den Klausurenkursen unmittelbar vor dem 1. Staatsexamen schreibt man auf Examensniveau. Das dicke Ende, wo sich die Spreu vom Weizen trennt, kommt auch erst mit dem 1. Staatsexamen. Wer vorher schon abgebrochen hat, kann da gar nicht mitreden. Ich kenne auch viele, die über 6 Punkte schon in den noch relativ einfachen Übungsklausuren und -hausarbeiten nur selten hinauskamen und dann feststellten, dass Jura sie doch nicht so interessiert.
Da ich zu diesen Klassenkameradinnen keinen Kontakt mehr habe, kann ich das nicht beurteilen,
aber ich weiß, dass extrem viele noch erfolgreich im Jurastudium waren, denen ich damals noch
in Deutsch und Englisch geholfen hatte, weil sie in diesen Fächern nicht so gut waren und
ihre Noten eben eher mit Kunst/Sport verbessert hatten.
Ich selbst habe im Sommersemester nur ein Übergangssemester besucht ohne Klausuren zu schreiben,
weil nur im Wintersemester mein damaliges Wunschstudium angeboten worden ist.
Ich kann mich hier also auch nicht zu den Klausuren oder Durchfallquoten äußern.

Außerdem kann man Jura auch auf Bachelor/Master studieren.
Das Staatsexamen gibt es soweit ich weiß nur noch in medizinischen Studiengängen
als Pflicht.

Viele meiner Klassemkameradinnen haben übrigens auch erfolgreich BWL studiert.
Da habe ich neulich sogar eine getroffen. Die hat die 13.Klasse noch einmal wiederholt,
weil sie das Abitur nicht geschafft hatte und ich hatte ihr auch noch Nachhilfe gegeben
und jetzt hat sie einen Master in BWL geschafft.

In meiner Jahrgangsstufe belegten nur solche Leute Sport als Abiturfach, die ohne dieses Fach ihr Abi entweder gar nicht oder mit einer wesentlich schlechteren Note bestanden hätten, weil sie in Sprachen und auch in Mathe sowie in den naturwissenschaftlichen Fächern von überdurchschnittlichen, oft auch nur durchschnittlichen Leistungen weit entfernt waren. Gute Schüler, die auch noch gut in Sport waren, hätten das Fach niemals als Abiturfach gewählt, ebenso wenig ein Laberfach wie Pädagogik. Vielleicht als Grundkurs, ja, aber nicht als eines von den Fächern, in denen sie im Abitur geprüft werden wollten.
Aber wo ist das Problem? Hauptsache man schafft sein Abi, oder?

Vielleicht haben einige den Luxus, dass sie maßgeblich darauf hinarbeiten, dass der Durchschnitt
besonders gut ist. Bei den meisten in meinem Umfeld und mit denen ich aufgewachsen und zur
Schule gegangen bin, war es so, dass vielen bis zum Ende nicht klar war, ob sie überhaupt das
Abitur schaffen würden. Einige hatten es dann auch nicht geschafft und haben wiederholt.

Hier war eben die Hürde "Abitur schaffen" und für viele eben als erste und einzige aus der Familie.
Bei mir eben immer extrem viele mit Migrationshintergrund und darunter einige, die erst wenige
Jahre in Deutschland waren und bei den "Deutschen" in der Minderheit eben oft "schwierige" und/oder ärmere Verhältnisse.

Bis vor kurzem habe ich im Bildungssektor gearbeitet und finde es inzwischen doch schon etwas heftig, dass eben:

1. Schüler*innen der 10. Klasse Gymnasium noch nie von Goethe oder Schiller gehört haben und noch nie deren Werke gelesen haben.

2. Ich Schüler*innen der 10. Klasse Gymnasium im Unterricht erklären musste, was Verben, Nomen und Adjektive sind.

3. Ich Schüler*innen in der 10. Klasse Gymnasium erklären musste, wann man ß und wann man ss benutzt und dabei "Masse vs Maße" als Beispiel nahm und die Schüler*innen die Worte "Masse" und "Maße" beide nicht kannten und nicht verstanden haben und dieses Beispiel für große Verwirrung sorgte, weil diese beiden deutschen Worte nicht gekannt worden sind.

4. In der 12.Klasse Gymnasium (Abiturjahrgang) das Wort "Holocaust" als Fremdwort nicht bekannt ist und das Wort "Kommunismus" ebenfalls noch nie gehört worden ist mit der Erklärung: "Bei uns ist so oft Geschichte ausgefallen!"

5. In der 12.Klasse Gymnasium (Abiturjahrgang) das Werk "Faust" mit Bushido-Raps verglichen und erklärt werden muss, um überhaupt die grobe Story zu verstehen. Schüler haben schon Probleme mit christlichen Anspielungen und Worten wie: Pfarrer, fromm oder keusch oder kommen nicht darauf, dass die läutenden Glocken zu einer Kirche gehören. ("Ach so, bei Kirchen sind manchmal Glocken, stimmt!").
Allgemeinwissen bezüglich Geschichte oder Christentum oder Kultur fehlt ganz einfach.

Ich finde das schon schwierig.

Und diejenigen, die auf Fachhochschulniveau studieren und dann vielleicht in den gehobenen Dienst der Verwaltung gehen, betonen nach meiner Beobachtung viel mehr, dass sie studiert haben, als diejenigen, die ein anspruchsvolles Fach an einer "richtigen" Universität, möglicherweise noch einer Elite-Uni wie etwa Aachen, Tübingen, Berlin oder Bonn studiert haben.
Das mit den Fachhochschulen ist ein interessantes Thema, denn hier haben wir sehr viele private, teure Fachhochschulen. Auf einigen kann man auch Psychologie oder Medizin studieren.
Außerdem private Fachhochschulen für Berufe im Bereich Medien oder Kreatives, auf denen man dann Dreuhbuchautorin, Regisseurin, Designerin und dergleichen werden kann.
Die sind aber extrem teuer und kosten schon einmal über 700 € im Monat, während der Stundenplan extrem voll und starr strukturiert ist, sodass eigentlich keine Zeit zum Arbeiten nebenbei bleibt.

Hier sind es eher die Kinder reicherer, privilegierter Eltern, die auf solche Fachhochschulen gehen.
Man kann sie zwar auch mit "nur" Fachabi besuchen, aber die meisten, die dort studieren, haben
eigentlich auch Abitur, nur eben keine 1,0. Die studieren dann eben Psychologie oder Medizin auf
solchen "University of applied science" oder eben solche kreativen Berufe, in denen man auf den
Privatschulen dann die entsprechenden Kontakte knüpft und gleich passende Praktika vermittelt
bekommt.

Da ich aktuell auch auf eine Art "Privatschule" gehe (eher eine Weiterbildung), habe ich in
meinem Leben das erste Mal auch Kontakt mit Menschen, die wohl wirklich aus einem
privilegierten Umfeld kommen. Man merkt es eben unterschwellig, wenn diese nur
auf Privatschulen waren und sie sagen, dass die Eltern das bezahlt haben.

Das sind natürlich genauso Leute wie du und ich und wenn ich ehrlich bin, dann
sind die auch nicht zwingend "besser" oder "klüger" als Leute aus meinem Umfeld.

Mir fällt da eine auf, die offenbar kaum lebensfähig ist und die mit 21 noch ständig
weint, wenn ihr etwas nicht passt oder sie nicht im Mittelpunkt steht oder sich nicht
zehn Leute um sie kümmern (wirkt auf mich etwas wie eine Persönlichkeitsstörung).
Ich finde sie teilweise problematischer und noch weiter vom eigentlichen Leben
entfernt als die oben geschilderten Schüler*innen.

Die erzählt auch lang und breit, dass sie in UK auf einer so tollen Privatschule
war und was sie da alles gelernt und gemacht hat und wie elitär die war und
wie toll das alles war und Englisch sei ja ihre Muttersprache und sie habe da
ja auch dieses gemacht und das gemacht, aber Deutschland sei ja so ein
blödes Land und habe das alles nicht anerkannt und sie habe das
englische Abitur ja mit 1,0 abgeschlossen und Deutschland habe das nur
als Realschulabschluss angesehen.

Wer eben wirklich auf einer angesehenen Schule in England seine A-Levels
macht, bei dem wird das definitiv in Deutschland als Abitur angesehen.
Die war eben auf einer privaten degree mill und das Niveau zählt hier
in Deutschland eben als Realschule.

Sie habe dann ja aber auch noch das "Deutsche Abitur" gemacht und
das sei ja alles so blöde, weil man im deutschen Abitur ja Mathematik
und Naturwissenschaften machen müsse und die Lehrer seien ja alle
ungerecht und rassistisch zu ihr gewesen, weil sie Asiatin ist und daher
sei ihr Abitur ja so "schlecht" und "nur" 1,3 gewesen.

Habe dann auf Linked In herausgefunden, dass das kein "Deutsches Abitur"
war, sondern auch wieder eine private Fachschule mit Schwerpunkt Sprachen,
auf der sie ihr Fachabi mit Schwerpunkt Sprachen gemacht hat.
Nicht einmal vergleichbar mit einem deutschen Abitur, sondern so
eine privat bezahlte Fachschule.

Jetzt ist sie mit mir auf dieser Privatschule und ich habe noch nie in meinem
Leben eine so instabile Person gesehen, die bei allen Aufgaben ihre
Ausflüchte sucht und immer "krank" ist oder weint, wenn sie etwas
machen soll und die öfters lügt und Sachen etwas anders darstellt,
als sie sind. Ich bin ernsthaft schockiert.

Danach will sie wohl auch auf so eine private Fachhochschule "university of applied science".

Wir stellen fest: Privilegiertere und reichere schummeln sich eben mit "Privatschulen"
und mit "degrees" durch.
Wer aus ärmeren und schwierigeren Verhältnissen kommt, wählt eben einfachere
Fächerkombinationen oder braucht manchmal etwas länger und wiederholt mal
etwas oder macht später noch einen Abschluss nach.

Jeder versucht am Ende so gut es geht durchzukommen, aber wer aus ärmeren Verhältnissen kommt,
der kann eben nicht so einfach auf Privatschulen, sondern ist auf Stipendien angewiesen oder muss
eben etwas später noch seine Abschlüsse nachholen.
 

brandonf.

Aktives Mitglied
Da ist eine Freundschaft auf jeden Fall möglich. Es kommt doch auf gemeinsame Interessen an. Habe selbst studiert und zwei Examen und meine Freundin, nicht Ehefrau, sondern Freundin ist auf die Hauptschule gegangen, aber wir mögen beide dieselben Bands und gehen gerne essen oder auch einmal shoppen. Zwischen uns passt kein Stück Papier und was das normale Leben angeht, hat die so etwas wie eine Bauernschläue, mit der sie mich auch immer wieder „nass machen“ könnte. Ich mag und liebe sie sehr wie eine Freundin und ihr Bildungsweg geht mir am Hintern vorbei. Mein einziges Interesse ist: Sie soll immer gesund bleiben, damit wir ganz viel Zeit zusammen verbringen können!
 
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