Salome64
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Vielen Dank für Eure lieben und mitfühlenden Worte, das hilft mir sehr.
Ich glaube ja auch, dass sie mich auf ihre verkorkste Art irgendwie doch liebgehabt hat. Leider könnte ich nicht einmal sagen, dass ich sie geliebt habe. Sie ist mir mit den Jahren immer fremder geworden. Ich war vor drei Jahren an Brustkrebs erkrankt, das habe ich ihr nicht mal gesagt. Sie wusste, dass ich operiert wurde, aber ich sagte, es sei nur eine Zyste. Ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen macht und ich wusste auch, dass sie mich nur total verrückt machen würde. Aber seitdem wurde mir so richtig bewusst wie sehr mir eine Mutter gefehlt hat.
Das stimmt, ohne seine Hilfe wäre ich durchgedreht. Er kannte meine Mutter auch über 20 Jahre und hielt ehrlich gesagt nicht viel von ihr. Auch mit ihm hat sie Streit angefangen und unser Verhältnis hat er natürlich auch hautnah mitbekommen. Aber er hat es wirklich geschafft, größtenteils emotionslos und sachlich zu agieren. Das habe ich überhaupt nicht geschafft.Zuerst mal gratuliere ich Dir zu Deinem netten Mann , der mit anpackt und entscheidet , wenn es drauf ankommt.
Nein, aber sie hat mich in das Elend mit hineingezogen. Ich denke einfach, warum konnte sie nicht einmal sterben wie ein „normaler“ Mensch? Warum musste sie mir sogar dadurch noch Wut hinterlassen?Bei der Diagnose und dem Alter wäre sie ohnehin verstorben. Vielleicht ein paar Wochen später. Aber auch diese Gedanken sind müßig. Es war ihre Entscheidung, sie ist durch die Krankheit ja nicht unmündig geworden.
Und genau hat das niemand verstanden. Selbst meine Therapeuten und mein Psychiater haben mir immer wieder zum Kontaktabbruch geraten. Aber meistens kam sie irgendwann wieder an, so als wäre nichts gewesen. Bis zum nächsten Mal. Z. B. hatten wir auch Funkstille zu der Zeit als meine Oma (ihre Mutter) gestorben ist, nicht mal da hatten wir Kontakt. Sie hatte zu meiner Oma ebenfalls kein gutes Verhältnis, es war eigentlich wie bei uns. Es gab sogar mal einen Vorfall, wo meine Oma behauptete, meine Mutter hätte sie geohrfeigt, was diese aber bestritt. Bis heute weiß ich nicht, wer von beiden mich belogen hat. Ich könnte echt ein Buch schreiben, die ganze Familie war einfach nur toxisch und krank.Beim Lesen deines Beitrags wird so deutlich, dass ihr es nie einfach hattet und trotzdem hattet ihr immer weiter Kontakt zueinander. Ob das mal mehr oder mal weniger war oder nur telefonisch finde ich dabei gar nicht so ausschlaggebend, der Kontakt war da.
Ja, das war sie wirklich. Aber sie fand sich immer im Recht und ganz normal und hätte sich niemals Hilfe gesucht. Dass ich die Angststörung bekam und in Therapie ging nahm sie als persönlichen Affront. Ich glaube sogar, das war ihr größtes Problem.Deine Mutter war krank - in jeder Hinsicht, und konnte deshalb weder normal fühlen, denken noch reagieren.
Lass das Wechselspiel von Trauer und anschliessender Wut zu, so kannst Du Dich ablösen und befreien. Du darfst das.
Ja, ich habe mir immer eine „normale“ Familie gewünscht. Ich glaube, meine Trauer gerade dreht sich sogar tatsächlich um diese ganze versaute Zeit und um die Mutter, die ich mir gewünscht hätte. Trotzdem tut sie mir auch leid, aber sie hat eben nie an sich gearbeitet. Immer war ich die Schuldige an unserem Verhältnis, nie war ich gut genug. Mir wurde alles eingeredet, dies und jenes sei nie passiert, das hätte ich doch geträumt. Selbst dass mein Vater mich geschlagen hat, hat sie bestritten. Wir seien eine ganz normale Familie gewesen.Gegenwart und Zukunft sind wichtiger als diese traurige Vergangenheit. Trauern solltest Du höchstens um Deine versaute Kindheit, aber nicht um diese Mutter. Deine Eltern waren beide krank und haben sich gegenseitig verdient, aber Dich haben sie nicht verdient, Du hättest was besseres kriegen sollen als das.
Puh, bei diesen Worten fließen die Tränen…..Ich danke dir von ganzem Herzen dafür. Ich habe immer nur das Gegenteil gehört. Weißt du, ich habe bei der Beisetzung sogar selbst ihre Urne ans Grab getragen. Das wollte ich unbedingt. Ich trug sie mit beiden Armen umfasst, eng an meinem Körper. Der Bestatter fand das toll und sagte, das sei eine sehr schöne letzte Ehre für meine Mutter. Ich hoffe, sie hat es von irgendwo gesehen….. Zu Lebzeiten konnte ich sie nie umarmen, da war immer eine Sperre in mir.Deine Mutter ist nun erlöst und Du auch.
Das Gift ist erloschen.
Geniesse die Zeit, die Dir bleibt.
Und geniesse Dein restliches Leben ohne diesem Gift.
Du warst ihr übrigens eine gute Tochter.
Ich glaube ja auch, dass sie mich auf ihre verkorkste Art irgendwie doch liebgehabt hat. Leider könnte ich nicht einmal sagen, dass ich sie geliebt habe. Sie ist mir mit den Jahren immer fremder geworden. Ich war vor drei Jahren an Brustkrebs erkrankt, das habe ich ihr nicht mal gesagt. Sie wusste, dass ich operiert wurde, aber ich sagte, es sei nur eine Zyste. Ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen macht und ich wusste auch, dass sie mich nur total verrückt machen würde. Aber seitdem wurde mir so richtig bewusst wie sehr mir eine Mutter gefehlt hat.
Genau das ist es! Ich hatte ja sogar den sentimentalen Gedanken, dass nach dieser Geschichte sogar alles besser würde, wenn sie erstmal wieder fit und im Heim wäre. Das Heim war wunderschön, das hat sie selbst gesagt. Schöne Zimmer mit Balkon, sehr herzliches Personal, unten in der Halle, einer Art Atrium, stehen echte Bäume und es gibt einen tollen Garten mit Teich. Es wirkt mehr wie ein Hotel als ein Seniorenheim. Ich bin mir sicher, dass sie sich dort sehr wohlgefühlt hätte, aber richtig mitbekommen hat sie es wohl nur an ihrem letzten Tag.Ich für meinen Teil halte nichts von "bringt doch nichts".....Gefühle, diese törichten Dinger kommen und gehen nicht, wie man ihnen befielt und es bringt auch überhaupt nichts, zu verdrängen. Gerade das ist doch, was krank macht. Sie sind einfach da, die Gefühle mit aller Wucht. Ich finde alles sehr gut nachvollziehbar: Deine Wut, Verzweiflung, Ohnmacht, Schuldgefühle, Liebe....Deine Mutter hat Deine Hilfe gesucht, Dich dann wieder aggressiv weggestoßen. Eigentlich hat sie alles dafür getan, dass Du scheinbar Ambivalentes, Widersprüchliches in Dir hast. Ich muss oft daran denken, was mein Papa mal zu mir sagte. Bei der Beerdigung meines Onkel, seines Schwippschwagers, meinte er mal, dass das dieses Mal nicht so schlimm sei, weil das ja sein guter Freund war....Unausgesprochenes, Unversöhntes, das wird in solchen Situationen besonders schmerzhaft. Weil die Situation dann eingefroren ist, man kann nichts mehr klären....man muss auch die Hoffnung beerdigen, dass da irgendwas nochmal "normaler" wird.
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