Das sehe ich bei vielen Situationen im Leben grundsätzlich auch so. Hier hätte ich mir an der Stelle der Tochter aber vermutlich eher eine authentische, spontane, emotionale, ehrliche Reaktion gewünscht, egal wie die dann konkret ausgesehen hätte. Also eine völlig unkontrollierte Explosion ist natürlich ein Extrem, aber ich glaube selbst die wäre mir lieber als ein ganz nüchternes, zurückhaltendes, diplomatisches "Pokerface".
Vermutlich spielt in meine Einstellung mit 'rein, dass ich in hoch emotional aufgeladenen Konfliktsituationen selbst ganz authentisch zurückhaltend bin und mir wichtig ist, meine Nachdenkzeit zu haben.
Mir entspricht das so, wer das nicht aushält, hat dann eben Pech gehabt.
Das ist bei mir nicht konstruiert.
Deswegen neige ich dazu, das auch so weiterzugeben.
In weniger emotionalen, ganz gewöhnlichen Konflikten, bei denen es mal rasselt, aber nicht so viel Potenzial zum dauerhaften Porzellanzerschlagen steckt, mache ich das auch nicht.
Aber diese Situation hier, die fand ich derart gefährlich, und zwar in beide Richtungen - also, es hätte auch gut sein können, dass die authentische Reaktion von Pulverkaffee gewesen wäre, das verlorene Kind völlig ohne Diskussion in die Arme zu schließen und jede Kritik unter den Teppich zu kehren - das hätte ich persönlich auch falsch gefunden.
Wutschnaubend auf den Tisch zu schlagen hätte ich persönlich auch falsch gefunden, dann wäre das gute Kind vermutlich aufgestanden und wieder gegangen.
Und ab da hätte Pulverkaffee sehr viel weniger Möglichkeiten gehabt, sich zu artikulieren und es wäre ihr von der Tochter natürlich auch direkt wieder als Vorwurf hingehalten worden.
Mit "ich muss darüber nachdenken, ich melde mich bei dir" setzt man auf jeden Fall ein Zeichen, dass man sich nicht blind und unterwürfig alles bieten lässt, es kann einem aber auch nicht zum Vorwurf gemacht werden.
Man muss Kindern auch vermitteln, dass Eltern keine Blitzableiter sind und das klaglos hinnehmen. Eltern sind auch Menschen und man darf ihnen einen gewissen Minimalrespekt entgegenbringen.