Hallo Jule,
ich habe deinen Beitrag über Google gefunden und dachte mir, ich bin bestimmt nicht die Einzige, die so auf deinen "Hilferuf" aufmerksam wird. Deshalb möchte ich auch kurz von meiner Erfahrung berichten und wie ich damit umgegangen bin. Vielleicht hilft es jemanden anderen.
Vor ca. einem Jahr, meine Tochter war 16, habe ich eine benutzte Windel im Badezimmer gefunden. Da ich mit meiner Tochter alleine lebe, war die Besitzerin der Windel schnell ausgemacht. Ich nahm die Windel, bin in ihr Zimmer und habe ihr die Windel gezeigt. Es war ihr sichtlich peinlich und ich glaube, sie wäre am liebsten im Erdboden versunken. Dem ganzen Rumgedruckse auf meinen Fragen entnahm ich, dass sie die Windel nur zum Spaß getragen hat und sie das wohl auch öfters macht.
Als mir das bewusst wurde, war ich heilfroh, dass sie kein ernsthaftes Problem hat. In meiner Erleichterung habe ich ihr gesagt, dass ich damit kein Problem habe, also wenn sie mal ne Windel trägt, und bin aus dem Zimmer, da es ihr augenscheinlich sehr peinlich war und ich die Situation nicht noch komischer machen wollte, indem ich sie weiter löchere. Trotzdem musste ich in den darauffolgenden Tagen oft daran denken und ich bildete mir ein, meine Tochter geht mir aus dem Weg. Das stimmte mich traurig und eine innere Unzufriedenheit machte sich breit. Nach ca. 1er Woche fasste ich den Entschluss, noch mal mit meiner Tochter zu reden. Vorher machte ich mir Gedanken zu möglichen Gesprächsverlaufen und was ich bewirken möchte. Erste Priorität war, keinesfalls meine tolle Beziehung mit meiner Tochter zu riskieren. Die Zweite war, sie von den Windeln wegzubekommen. Am wenigsten wollte ich sie bei diesem "Hobby" unterstützen. Aber auch das habe ich als mögliches Szenario durchgespielt und war alle möglichen Gesprächsverläufe vorbereitet. Das kann ich nur jedem Raten, dem ein solches Gespräch bevorsteht.
Ich kann sagen, ich war echt aufgeregt und wusste kaum wie ich es ansprechen soll. Beim gemeinsamen Abendessen habe ich dann meinen Mut zusammengefasst und es angesprochen. Das Gespräch war eine Gradwanderung, einerseits wollte ich ihr nicht signalisieren, du MUSST aufhören, aber auch nicht "mach was du willst, ich unterstütze dich bei allem". Naja, im Gespräch stellte sich dann heraus, dass sie das wohl schon seit einer geraumen Zeit macht und sie es auch sehr gerne weitermachen möchte. Sie argumentierte, dass es nichts schlimmes sei, und sie auch nicht jeden Tag welche trägt. Außerdem würden das sehr viele machen, wie sie im Internet gelernt hat. Ich merkte, dass ihr das echt wichtig war und mir meine Argumente ausgingen, sie davon abzubringen. Also entschloss ich mich, sie dabei zu unterstützen. Willigte ein, dass zu akzeptieren und sie zu unterstützen, sofern sie auch ein paar Regeln akzeptiert: Nicht in der Schule tragen, niemanden davon erzählen, ihre Blase nicht in der Windel zu entleeren bzw. erst wenn sie länger angehalten hat usw. Da ich gerade in einer Situation war, in der sie mir wohl alles versprochen hätte, hab ich noch zwei weitere Regeln auferlegt: Zeugnisdurchschnitt unter 2,5 und nicht mit den Rauchen anfangen. Auch das willigte sie anstandslos ein. Ich fand das Gespräch wirklich sehr schön und ich hatte das Gefühl, dass es uns noch etwas näher zusammengebracht hat. Meine Tochter war wirklich glücklich!
In den darauffolgenden Tagen haben wir kein Wort mehr darüber verloren, aber meine Tochter war sichtlich gut gelaunt und es tat sehr gut, sie so glücklich zu sehen. Über das Windelthema wurde erstmal nicht mehr geredet. Hin und wieder bildete ich mir ein, eine unter ihrer Jeans zu sehen. Auch im Müll fand ich von Zeit zu Zeit Windeln. Irgendwie gewöhnte ich mich aber mehr und mehr daran....
Im Nachhinein bin ich sehr sehr froh über meinen Schatten gesprungen zu sein und sie habe "machen lassen". Es hat uns noch viel enger zusammengeschweisst. Windeln trägt sie nach wie vor phasenweise und ich habe mich absolut daran gewöhnt.
MamaJule, ich hoffe bei Ihnen ist es auch ähnlich gut verlaufen! Ich kann nur jedem Raten, Verbote sind nicht das richtige Mittel. Verständnis und Unterstützung sind das beste Mittel!
Laura