G
Gelöscht 118297
Gast
Hallo Community,
seit einigen Tagen überlege ich, ob ich hier einmal einen Beitrag verfassen soll, weil ich selbst einfach nicht genau weiß, wie es weitergehen soll. Aus Gründen der Anonymität werde ich einige Informationen nur ungenau angeben.
Möchte auch keine endlos lange Nachricht verfassen (Nachtrag: ist doch etwas länger geworden), sondern komme gleich zum Punkt: Ich bin männlich, Anfang 20, momentan in einer Ausbildung in einem sozialen Beruf mit zusätzlichem Studium (noch ca. 1 1/2 Jahre), wobei ich nach einem gut abschlossenen Abitur Work&Travel gemacht und danach ein Studium begonnen habe, was ich aber im ersten Semester aufgrund einer geistigen Blockade abbrach. Daraufhin habe ich die jetzige Ausbildung begonnen.
Mein Problem liegt darin, dass ich nicht so recht weiß, was ich tun soll und auch keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Ich versuche etwas anzugehen und sofort fange ich an mich abzulenken. Zur Zeit mache ich ein Praktikum - und mir fällt es unfassbar schwer meinen Mentoren oder Klienten immer zuzuhören, oft vergesse ich auch sofort, was mir gesagt wurde, was im Nachhinhein natürlich schwierig zu erklären ist. Wenn ich überhaupt gerade den Kopf frei habe, um zuzuhören. Das geht/ging mir schon mein ganzes Leben lang so, aber außer weitermachen und Coping-Strategien überlegen, hilft da wohl nicht viel.
Eine Psychotherapie (Gesprächstherapie) mit Medikation mache ich schon seit über einem Jahr. Ich habe persönlich nicht das Gefühl, dass es mir wirklich hilft, aber einen anderen Therapieplatz zu bekommen, ist wieder mit Anstrengung verbunden, die ich mir momentan nicht zumuten möchte. Zudem verfolgt meine Therapeutin einen relativ freien Ansatz und fördert das eigenständige Arbeiten an Problemen - aber ich denke, ich bräuchte wohl eher eine Verhaltenstherapie. Nur finde ich den Ansatz meiner Therapeutin gut und weiß, dass ich im Endeffekt selbst aus dem Schlamassel kommen muss - auch bei der Verhaltenstherapie.
Die Therapie habe ich aus den gleichen Gründen begonnen, weswegen ich auch diesen Text schreibe: ich fühle mich ganz und gar ungenügend, um in dieser Welt zurechtzukommen und momentan fehlt mir auch die Kraft und Motivation, um das ausgleichen zu können. Also warum das alles antun? Ich bin auch der Ansicht, wenn ich jetzt meinen Weg noch einmal radikal ändere (Ausbildung abbrechen, was anderes anfangen), wird in Wirklichkeit nicht viel passieren und ich bin nur fortgerannt.
Ich habe meine Kindheit und Jugend sehr viel in Einsamkeit verbracht, schon von kleinauf habe ich gespürt, dass mir der Kontakt zu anderen nicht wirklich gut tut - oder zumindest nicht besser als die Zeit alleine vor dem Gameboy oder Computer zu verbringen. Dazu sei zu sagen, dass ich aus eher ärmeren Verhältnissen komme, mit Migrationshintergrund in einer sächsischen Kleinstadt aufgewachsen bin und laut einigen Tests meiner jetzigen Therapeutin auch ADS habe. Das wurde mir schon als Kind diagnostiziert, aber ich war in der Schule dann zu gut, deswegen wurde nichts weiter unternommen.
Mein Vater wurde noch vor meinem 10. Lebensjahr umgebracht... worüber ich bisher mit keinem meiner Freunde geredet habe, aber die engeren Bekannten wissen es schon - Kleinstadt halt. Da ich nie das Gefühl hatte, dass sie mir dabei helfen könnten und ich auch keine Lust habe in eine Schublade gesteckt zu werden. Seitdem ist meine Mutter also alleine für meine Schwestern und mich zuständig gewesen. Sie selbst hat Persönlichkeitsstörungen und Depressionen.
Mit 13-14 Jahren habe ich auch das Lesen für mich entdeckt, weswegen ich ab da meine Zeit auch eher in sinnvolle Aktivitäten wie Sport, Literatur, Ernährung und Persönlichkeitsentwicklung gesteckt habe, wodurch ich mich aber auch wieder von den anderen differenzierte und mich auch geistig weiter von ihnen entfernte. Mit 16 bin ich aktiv das Problem mit der ADS angegangen, habe wirklich viel kognitives Training gemacht, während Spaziergängen teilweise Vorträge gehalten, um auch beim Reden sicherer zu werden, Ratgeber gelesen. Das hat mich zu einem verkopften Menschen gemacht, aber es war durchaus ein Fortschritt, weil ich zuvor eben noch weniger vorzuweisen hatte.
Innerlich sehne ich mich jedoch mit anderen gut zurechtzukommen und einfach ein schönes Leben zu führen, aber ich bin in (vor allem fremder) Gesellschaft immer angespannt, auch wenn ich das manchmal gar nicht richtig realisiere.
Ich habe das Gefühl, ich habe von der Natur und meiner Umwelt nicht die Fähigkeiten mitbekommen - vielleicht würde ich in einer anderen Verfassung anders denken, aber der Gedanke kommt mir seit Jahren immer wieder hoch. Ich würde gerne sozialer sein, an andere denken und für sie da sein, aber da stören mich oft die tanzenden Affen in meinem eigenen Kopf zu stark.
Am liebsten würde ich es entweder ganz beenden oder das ganze Selbstmitleid sein lassen und mich wirklich darum kümmern mir einen Freundeskreis aufzubauen, guten Hobbys nachzugehen, eine Freundin zu bekommen und auch beruflich erfolgreich zu sein; aber es ist alles zu viel, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, kann meine Gedanken nicht ordnen, habe das Gefühl ich werde ohnehin versagen, möchte es aber nicht, finde dennoch nicht die Kraft momentan. Verwahrlose. Erleichterung schaffe ich mir durch das Annehmen der Situation. Zumindest habe ich ein Dach über dem Kopf und verhungere nicht. Es ist seltsam, dass ich weiß, dass dieses ganze Konstrukt nur entsteht, weil ich die jetzige Situation und mich selbst ablehne, aber nicht damit aufhören kann - zumindest emotional.
Denke, das Herunterschreiben, hat mir schon ein bisschen geholfen. Zumindest ein kleines Erfolgserlebnis, weil ich den Text fertig habe :'-)
Bin für jeden konstruktiven Beitrag offen und dankbar Danke schon einmal im Voraus, wenn sich jemand die Zeit dafür nimmt, finde ich wirklich nicht selbstverständlich.
seit einigen Tagen überlege ich, ob ich hier einmal einen Beitrag verfassen soll, weil ich selbst einfach nicht genau weiß, wie es weitergehen soll. Aus Gründen der Anonymität werde ich einige Informationen nur ungenau angeben.
Möchte auch keine endlos lange Nachricht verfassen (Nachtrag: ist doch etwas länger geworden), sondern komme gleich zum Punkt: Ich bin männlich, Anfang 20, momentan in einer Ausbildung in einem sozialen Beruf mit zusätzlichem Studium (noch ca. 1 1/2 Jahre), wobei ich nach einem gut abschlossenen Abitur Work&Travel gemacht und danach ein Studium begonnen habe, was ich aber im ersten Semester aufgrund einer geistigen Blockade abbrach. Daraufhin habe ich die jetzige Ausbildung begonnen.
Mein Problem liegt darin, dass ich nicht so recht weiß, was ich tun soll und auch keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Ich versuche etwas anzugehen und sofort fange ich an mich abzulenken. Zur Zeit mache ich ein Praktikum - und mir fällt es unfassbar schwer meinen Mentoren oder Klienten immer zuzuhören, oft vergesse ich auch sofort, was mir gesagt wurde, was im Nachhinhein natürlich schwierig zu erklären ist. Wenn ich überhaupt gerade den Kopf frei habe, um zuzuhören. Das geht/ging mir schon mein ganzes Leben lang so, aber außer weitermachen und Coping-Strategien überlegen, hilft da wohl nicht viel.
Eine Psychotherapie (Gesprächstherapie) mit Medikation mache ich schon seit über einem Jahr. Ich habe persönlich nicht das Gefühl, dass es mir wirklich hilft, aber einen anderen Therapieplatz zu bekommen, ist wieder mit Anstrengung verbunden, die ich mir momentan nicht zumuten möchte. Zudem verfolgt meine Therapeutin einen relativ freien Ansatz und fördert das eigenständige Arbeiten an Problemen - aber ich denke, ich bräuchte wohl eher eine Verhaltenstherapie. Nur finde ich den Ansatz meiner Therapeutin gut und weiß, dass ich im Endeffekt selbst aus dem Schlamassel kommen muss - auch bei der Verhaltenstherapie.
Die Therapie habe ich aus den gleichen Gründen begonnen, weswegen ich auch diesen Text schreibe: ich fühle mich ganz und gar ungenügend, um in dieser Welt zurechtzukommen und momentan fehlt mir auch die Kraft und Motivation, um das ausgleichen zu können. Also warum das alles antun? Ich bin auch der Ansicht, wenn ich jetzt meinen Weg noch einmal radikal ändere (Ausbildung abbrechen, was anderes anfangen), wird in Wirklichkeit nicht viel passieren und ich bin nur fortgerannt.
Ich habe meine Kindheit und Jugend sehr viel in Einsamkeit verbracht, schon von kleinauf habe ich gespürt, dass mir der Kontakt zu anderen nicht wirklich gut tut - oder zumindest nicht besser als die Zeit alleine vor dem Gameboy oder Computer zu verbringen. Dazu sei zu sagen, dass ich aus eher ärmeren Verhältnissen komme, mit Migrationshintergrund in einer sächsischen Kleinstadt aufgewachsen bin und laut einigen Tests meiner jetzigen Therapeutin auch ADS habe. Das wurde mir schon als Kind diagnostiziert, aber ich war in der Schule dann zu gut, deswegen wurde nichts weiter unternommen.
Mein Vater wurde noch vor meinem 10. Lebensjahr umgebracht... worüber ich bisher mit keinem meiner Freunde geredet habe, aber die engeren Bekannten wissen es schon - Kleinstadt halt. Da ich nie das Gefühl hatte, dass sie mir dabei helfen könnten und ich auch keine Lust habe in eine Schublade gesteckt zu werden. Seitdem ist meine Mutter also alleine für meine Schwestern und mich zuständig gewesen. Sie selbst hat Persönlichkeitsstörungen und Depressionen.
Mit 13-14 Jahren habe ich auch das Lesen für mich entdeckt, weswegen ich ab da meine Zeit auch eher in sinnvolle Aktivitäten wie Sport, Literatur, Ernährung und Persönlichkeitsentwicklung gesteckt habe, wodurch ich mich aber auch wieder von den anderen differenzierte und mich auch geistig weiter von ihnen entfernte. Mit 16 bin ich aktiv das Problem mit der ADS angegangen, habe wirklich viel kognitives Training gemacht, während Spaziergängen teilweise Vorträge gehalten, um auch beim Reden sicherer zu werden, Ratgeber gelesen. Das hat mich zu einem verkopften Menschen gemacht, aber es war durchaus ein Fortschritt, weil ich zuvor eben noch weniger vorzuweisen hatte.
Innerlich sehne ich mich jedoch mit anderen gut zurechtzukommen und einfach ein schönes Leben zu führen, aber ich bin in (vor allem fremder) Gesellschaft immer angespannt, auch wenn ich das manchmal gar nicht richtig realisiere.
Ich habe das Gefühl, ich habe von der Natur und meiner Umwelt nicht die Fähigkeiten mitbekommen - vielleicht würde ich in einer anderen Verfassung anders denken, aber der Gedanke kommt mir seit Jahren immer wieder hoch. Ich würde gerne sozialer sein, an andere denken und für sie da sein, aber da stören mich oft die tanzenden Affen in meinem eigenen Kopf zu stark.
Am liebsten würde ich es entweder ganz beenden oder das ganze Selbstmitleid sein lassen und mich wirklich darum kümmern mir einen Freundeskreis aufzubauen, guten Hobbys nachzugehen, eine Freundin zu bekommen und auch beruflich erfolgreich zu sein; aber es ist alles zu viel, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, kann meine Gedanken nicht ordnen, habe das Gefühl ich werde ohnehin versagen, möchte es aber nicht, finde dennoch nicht die Kraft momentan. Verwahrlose. Erleichterung schaffe ich mir durch das Annehmen der Situation. Zumindest habe ich ein Dach über dem Kopf und verhungere nicht. Es ist seltsam, dass ich weiß, dass dieses ganze Konstrukt nur entsteht, weil ich die jetzige Situation und mich selbst ablehne, aber nicht damit aufhören kann - zumindest emotional.
Denke, das Herunterschreiben, hat mir schon ein bisschen geholfen. Zumindest ein kleines Erfolgserlebnis, weil ich den Text fertig habe :'-)
Bin für jeden konstruktiven Beitrag offen und dankbar Danke schon einmal im Voraus, wenn sich jemand die Zeit dafür nimmt, finde ich wirklich nicht selbstverständlich.