Man wird so eine Phobie nicht 'vererben' bzw. 'erben', aber gewisse Verhaltensweisen bekommt man in jungen Jahren eventuell vermittelt.
Mein Vater erscheint mir innerlich als ein sehr unsicherer Mensch, der es aber schafft, nach außen selbstsicher zu wirken. Nur geht er den Dingen gerne aus dem Weg (abgesehen von der Arbeitswelt, aber er ist eh lange schon pensioniert). Meine Mutter hat sich den Dingen stets gestellt, aber sie ist eine Person, die ihre Unsicherheit nicht verbergen kann.
Ich komme in der Hinsicht sehr nach meiner Mutter. Die beiden anderen Söhne meiner Eltern sind so gesehen eher nach meinem Vater geraten: Menschen, die einem was vormachen; nicht um einem zu schaden, aber sie machen einem was vor.
Da ich mich total schlecht verstellen kann, galt ich stets schon als der vermeintlich Schwache. Soziale Phobie wurde bei mir diagnostiziert, das Ganze wurde gar mit der Diagnose ängstlich-vermeidende PS unterstrichen. Ängstlich bin ich nach wie vor, aber am Vermeiden habe ich schon sehr gut gearbeitet. Und dann verliert auch die Angst viel von ihrem Schrecken.
Mögen die beiden anderen, mit denen ich aufgewachsen bin, ihre Bewältigungsstrategie fahren - glücklich wirken die nicht. Zu dem einen habe ich selbst keinen Kontakt mehr, zu dem anderen einen unwesentlichen. Beide habe ich aber - das ließ sich nicht vermeiden - in den letzten beiden Jahren ein paar mal gesehen. Nein, die wirken nicht glücklich.