Der Streit geht darum, in welchem Ausmaß jeder einzelne verpflichtet werden soll oder darf, sich zuerst mal um seine eigene Versorgung zu kümmern, bevor der Staat ihm unter die Arme greifen "muß". Da liegen die Ansichten zwischen 0 und 100 %.
Richtig. DAS ist die eigentliche Frage!
Sie ist absolut grundlegend für persönliche Meinung zu einem Sozialsystem oder BGE.
Und ich glaube hier verstehen sich die Fronten nicht.
1) Es gibt den Selfmade-Man/Frau, der sein Leben lang gearbeitet hat, Familie, Kinder, vielleicht ein Haus erarbeitet, handwerklich geschickt und und und..... Die Generation meiner Großeltern war oft so. "Lieber auf Kaffee verzichten und den Teebeutel zweimal benutzen als soziale Hilfen Beantragen" war das Motto. Die Menschen haben teils noch den Krieg erlebt oder andere Krisen. Sie kennen Zeiten in denen der Staat selber pleite war und so wollen sich im Leben nicht auf selbigen verlassen. Sie haben nichts gegen ein Sozialsystem, aber es sollte nur im Notfall und nur ein Minimum abdecken.
2) Dann gibt es den Alternativen, Linken, Abgehängten, Idealisten oder Querdenker, der ein gemischtes Leben hat. Er war öfter mal arbeitslos, kennt Hartz 4 und sieht der Zukunft auch eher mit gemischten Gefühlen entgegen. Oft es es negativ eingestellt, glaubt die Welt ist ungerecht, das Vermögen ungerecht verteilt und man könne selber wenig aus eigener Kraft erreichen. Weil Menschen nach seiner Meinung so wenig selber können, sei es primäre Aufgabe des Staates alle Menschen zu versorgen - von sanktionsfreien Sozialleistungen bis hin zum BGE.
Beide Menschenbilder sollen nicht negativ klingen sondern sind oft Resultat verschiedener Lebenswege. Beide haben ihrer Meinung nach ein logisches und richtiges Weltbild.
Der eine glaubt an einen eigenverantwortlichen fleißigen emanzipierten Menschen, der ein freies Leben anstreben sollte.
Der Andere glaubt an Freiheit durch eine staatliche Grundversorgung.
Meiner Meinung nach funktioniert ein System nur mit ausreichend Menschen der Kategorie 1. Es braucht eine große Anzahl derer, die au keinen Fall soziale Hilfen oder nur ein BGE haben wollen. Es braucht Menschen, die arbeiten und Wertschöpfung betreiben, Unternehmen gründen, investieren, Risiken eingehen, Dinge erfinden und und und.....
Man stelle sich vor, es gäbe ein BGE und jeder hätte das Recht nicht zu arbeiten. Die Welt würde doch untergehen wenn zu viele Menschen nicht arbeiten würden. Aber noch lange davor würde uns andere Staaten links überholen, weil sie eben mehr Produktivität und weniger Sozialkosten hätten.
Natürlich müssen wir uns nicht mit Ländern aus Afrika und Asien vergleichen, wo teilweise zu Hungerlohn gearbeitet wird. Aber wir handeln mit diesen Ländern und wir wollen den günstigen Konsum.
Apple fertigt seine I-Phones in China, gekauft werden sie aber vor allem in den USA und Europa. Aber funktioniert das? Funktioniert ein System in dem die eine Hälfte der Welt zum Hungerlohn 90% der Podukte herstellt und die andere Hälfte ohne den Finger zu rühren 3 mal so viel bekommt wie ein chinesischer Arbeiter?
Es könnte gut sein, dass unser Sozialsystem dank der alternden Bevölkerung in Deutschland und der steigenden Produktivität in China auch ohne BGE immer schwerer zu schultern wird. Deutschland könnte massiv an Wohlstand verlieren.