Es fällt mir immer wieder auf, dass sich der Wert steigert wenn man eine Familie hat... Ich komme aus einer ländlichen Gegend und solche Alleinlebende werden als "Übriggebliebene" bezeichnet. .... Ich finde es wird in der Gesellschaft als Makel angesehen, wenn man schon lange Single ist keine Kinder hat und noch dazu ein ruhiger Mensch ist... evtl auch weil viele nicht wissen, wie sollen sie mit mir "umgehen"....
Ich räume ein, dass viele Menschen so denken, im ländlichen Raum wahrscheinlich noch mehr als im städtischen. Meine Cousinen kommen auch aus ländlichen Gegenden, und die eine Cousine, die im Hinblick auf meine Lebensumstände so gern stichelt, hat auch nie woanders als in einem Dorf gelebt. Solche Leute akzeptieren Frauen oft nur mit "eigener" Familie. Wer keine hat oder "nicht mal" einen Partner, den glauben sie, nicht für voll nehmen zu müssen. Aber dass viele, vielleicht sogar die meisten Menschen so denken, heißt ja noch lange nicht, dass sie damit recht haben. Man darf sich diese Denkweise nicht zu eigen machen. Ich finde jedenfalls nicht, dass Menschen, die so denken, im Recht sind. Eher finde ich, dass sie keinen allzu weiten geistigen Horizont haben, intolerant und oberflächlich sind.
Überlege nur einmal, wie viele Frauen mit Partner du kennst, mit denen du niemals würdest tauschen wollen. Eine Partnerschaft
kann zu einer Steigerung des Lebensglücks und zu mehr Lebenszufriedenheit beitragen, ebenso Kinder - ein Naturgesetz ist dies aber nicht. Viele Menschen sind in ihrer Partnerschaft todunglücklich oder haben große Sorgen mit ihren kleineren oder auch erwachsenen Kindern. Was nützt eine Partnerschaft oder Familie, bei der nur die Fassade nach außen hin stimmt, aber wehe, man blickt hinter diese Fassade? Auf eine Ehe bzw. Familie, wie meine Eltern sie hatten, kann ich jedenfalls gut verzichten. Da hätte ich es selbst dann noch besser, wenn ich nach wie vor Single wäre.
Mir hat der christliche Glaube sehr geholfen, meinen Wert und auch den Wert anderer Menschen zu erkennen. Allerdings habe ich mich auch über Jahre und Jahrzehnte intensiv mit christlichen Autoren, u.a. Anselm Grün, Notker Wolf oder auch Phil Bosmans, beschäftigt. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es den Wert eines Menschen nicht steigert, wenn er Familie hat, und auch nicht schmälert, wenn er keine hat. So denken nur Menschen mit ihrem begrenzten Menschenverstand. Vor Gott sind alle Menschen gleich viel wert. Auch in den Evangelien habe ich nicht eine Textstelle gefunden, aus der zu schließen wäre, dass Menschen mit Familie von Gott oder Jesus Christus bevorzugt oder für wertvoller gehalten werden. Viele Menschen, bei denen Jesus eingekehrt ist (z.B. Zachäus der Zöllner), werden sogar eher als Single oder auch als Außenseiter der Gesellschaft dargestellt. Ob sie Familie hatten oder nicht, dazu schweigt sich die Bibel jedenfalls aus. Wohl deshalb, weil es in den Augen Gottes völlig irrelevant ist.
Die Hauptsache ist ohnehin, dass du zumindest in deinem tiefsten Inneren davon überzeugt bist, dass du nicht weniger wert bist als andere. Egal, was andere darüber denken.
Solche Möglichkeiten habe ich nicht, weil ich eben keine Kinder habe und auch nur einen normalen Beruf... Hätte ich wahrscheinlich die große Karriere gemacht ja dann würde ich das "vorweisen" können aber so...
Das, was man glaubt, "vorweisen" zu können, bringt einem in den Augen neidischer, vorurteilsbeladener Menschen aber auch nicht mehr Anerkennung. Ich habe zwar keine "große Karriere" gemacht, bin aber immerhin Volljuristin bei einer angesehenen Behörde und im Laufe meines Berufslebens auch dreimal befördert worden. Aber gerade das ist gewissen Cousinen ja ein Dorn im Auge und wird auch nur abgewertet. Das wäre selbst dann - sogar erst recht - nicht anders, wenn ich Behördenleiterin oder Spitzenpolitikerin oder gar Bundeskanzlerin wäre. Im Zweifel würden sie es als reine Kompensation dafür betrachten, dass ich nie geheiratet und keine Kinder habe. Nicht im Geringsten führt es zu mehr Wertschätzung und Respekt - eher im Gegenteil. Anderen wiederum (einer vermeintlichen früheren Schulfreundin z. B.) habe ich offenbar beruflich und gesellschaftlich noch zu wenig erreicht, als dass sie sich mit mir abgeben würden.
Im Übrigen hat man auch als Akademikerin Karrierenachteile, wenn man Dauersingle ist und keine Kinder hat. Die Vorgesetzten und Kollegen in akademischen Berufen sind nämlich nicht unbedingt weniger vorurteilsbeladen, nur weil sie vielleicht etwas gebildeter sind als der Durchschnitt. Hätte ich früher auch nicht für möglich gehalten. Dennoch heißt das noch lange nicht, dass man sich diese im Grunde primitive Denkweise auch selbst zu eigen machen muss. Man darf sich selbst nicht abwerten, nur weil andere es tun, die sich und ihre Lebensweise für den Nabel der Welt halten.
Ja und heute ist wieder so ein Tag da bin ich einfach traurig... weil ich Single bin und weil ich wenig Selbstbewusstsein habe, dies auch ausstrahle und somit wird man "angreifbar"
Morgen ist Montag, dann hast du wieder mehr Menschen um dich, und es geht dir wieder besser. Versuche, dich an den Wochenenden in den Zeiträumen, in denen du nicht bei deinen Eltern bist, mit irgendetwas Sinnvollem abzulenken. Ich habe immer gerne Biographien außergewöhnlicher Menschen gelesen. Viele von ihnen waren auch allein, wie z.B. Edith Stein. Man kann sich auch mit Hobbys, die man allein ausüben kann, ablenken, oder, indem man sich seine Lieblingsfilme als DVD oder Blue-ray ansieht. Da du auf dem Land lebst, kannst du vielleicht auch Tiere, z.B. einen Hund, halten. Das ist auch eine sinnvolle Beschäftigung, die ablenkt.
Oder du liest Lebenshilfeliteratur zum Thema Aufbau von Selbstwertgefühl. Ich kann die Bücher von Doris Wolf oder auch von Eva Wlodarek durchaus empfehlen. Solltest du ebenfalls religiös sein, könnte auch die Lektüre von Schriften oder Büchern entsprechender Autoren helfen. Oder falls du nicht religiös bist, findest du vielleicht eine andere weltanschauliche Richtung, die dir zusagt.
Hast du denn ein Hobby? Irgendetwas, was du in deiner Freizeit gern machst, wenn du Zeit hast, oder was du früher gern gemacht hast?