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Schwieriges Verhältnis zu meiner alternden/kranken Mutter

Kathze

Mitglied
Grob gesagt fing es damit an, dass meine Mutter im November 2020 an Corona erkrankt ist. Sie war zu dem Zeitpunkt 76 Jahre alt, hatte wochenlang Fieber und hat sich davon nur schwer erholt, danach hatte sie 2021 eine Thrombose nach einer Impfung und letzten September dann erst einen kleinen Schlaganfall und etwa sechs Wochen später einen größeren.

Ich habe mich seit September um sie gekümmert und sie fast täglich besucht, aber es hat nach einer Weile angefangen mich ziemlich zu belasten und vor allem sind auf einmal viele alte Sachen in mir hochgekommen, mit denen ich nicht so gut umgehen kann und von denen ich dachte, dass ich das alles schon lange hinter mir gelassen hätte. Meine Mutter ist kein alltäglicher Charakter, sie hat ein ziemlich verrücktes Leben geführt und hat auch sicher ein paar narzisstische Züge, aber alles in allem halte ich sie nicht für einen schlechten Menschen, auch wenn sie manchen Fehler in ihrem Leben gemacht hat. Deshalb tut es mir auch oft leid, dass ich gerade in den letzten Wochen so einen Groll gegen sie entwickelt habe oder ich weiß auch nicht wie ich es genau nennen soll.

Nach nun monatelanger Reha kann sie sich mit einem Stock/einer Krücke behelfen, aber die eine Körperhälfte ist immer noch angeschlagen und sie kann schlecht allein leben, weil das Haus voller Treppen ist und sie bei einigen Belangen Hilfe benötigt. Mein Vater ist in ihrem Alter und ebenfalls gesundheitlich angeschlagen, weshalb ich schon mehrmals das Thema angesprochen habe, dass sie umziehen oder sich Hilfe suchen sollte. Mein Vater ist ein eher ruhiger und passiver Mensch, der sich ihr gegenüber nicht durchsetzen kann. Ich habe noch einen älteren Bruder, der immer der Liebling unserer Mutter war und einen jüngeren, der den Kontakt zu ihr vor Jahren schon abgebrochen hat. Mein älterer Bruder hat sich während der Zeit im Krankenhaus auch ganz besonders um sie gekümmert, aber da er Frau und Kinder hat, hat er irgendwann eine Grenze gesetzt und kann sie auch leider nicht bei sich aufnehmen. Dafür hatte unsere Mutter alles Verständnis. Wenn ich ihr sage, dass ich mich irgendwie wieder mehr um meine Arbeit und mein Privatleben kümmern müsste, dann ruft sie mich noch mitten in der Nacht an, weint und sagt, dass sie bald sowieso nicht mehr da ist. Oder sie ignoriert mich mit Absicht für Tage und geht nicht mehr an ihr Handy, so dass ich denke, dass wieder etwas passiert ist.

Nachdem sie den zweiten Schlaganfall hatte, hatte ich im Krankenhaus eine Panikattacke (ich habe seit einigen Jahren Probleme mit einer Angsterkrankung und Depressionen) und manchmal bekomme ich ehrlich gesagt schon Herzklopfen, wenn das Handy überhaupt geht. Es ist oft ein hin und her - manchmal schreibt und redet sie ganz liebevoll und dann hat sie wieder einen Einbruch. Es ist ja nicht so, als ob ich das nicht verstehen könnte, sie hat immer larger than life gelebt und hatte Glück, bis jetzt sehr fit zu sein. Aber ich habe das Gefühl, dass sie darauf besteht, dass ich mich um sie zu kümmern habe - was ich ja sowieso will, denn ich würde meine Eltern nicht ins Altersheim abschieben wollen, wenn es irgendwie anders möglich ist. Aber ich fühle mich mit alledem oft so allein und so, als ob ihr Schicksal vor allem daran hängt, was ich tue oder nicht tue.

Was die alten Themen angeht - als sie ein paar mal nicht so bei sich war, da hat sie Sachen heraus gelassen, die wirklich verletzend waren. Mein Vater, mit dem sie jetzt zusammen lebt, war eigentlich eine Affäre und sie hat mir erst mit 17 Jahren die Wahrheit gesagt. Sie hatte damals einen Mann geheiratet, der vor allem gegen meinen jüngsten Bruder gewalttätig war, mich und meinen älteren Bruder hat er zwar nicht geschlagen, aber wir waren definitiv psychischer Gewalt ausgesetzt. Meine Mutter wurde ebenfalls von ihm geschlagen und ich habe ihr immer geglaubt, dass sie ihn nicht verlassen konnte, aber irgendwie kommen all diese Dinge gerade wieder hoch und nehmen mir manchmal regelrecht die Luft zum Atmen. Es klingt vielleicht seltsam, aber ich fühle mich dann in die Vergangenheit als Kind zurück versetzt und bekomme Angst.

Ich will mich auf der anderen Seite nicht wie eine "Memme" aufführen und denke mir manchmal, dass ich doch die Zeit nutzen sollte, die ich noch mit ihr verbringen kann - so schwierig gerade alles geworden ist, so furchtbar wäre es für mich, wenn sie einmal nicht mehr wäre und so wie sie abbaut, befürchte ich oft, dass es nicht mehr so weit her damit ist. 😥

Mir wäre es einfach lieb, wenn ich wüsste, dass sie gut versorgt ist und ich meine Emotionen ihr gegenüber besser in den Griff bekommen könnte.
 

cucaracha

Urgestein
Ich würde für deine Eltern Pflegekräfte über einen Träger besorgen, welche sich um deine Eltern 1 x täglich oder mehrmals wöchentlich in ihrem Haushalt kümmern.

Die Krankenkasse finanziert solche Einsätze, wenn alte Menschen sich nicht mehr alleine versorgen können.
Für meine Mutter habe ich auch solche Pflegekräfte.

Lass dich bei einem Pflegedienst beraten.

Schütze dich selber...
 
G

Gelöscht 125338

Gast
Morgen werde ich ausführlicher auf Deinen Bericht eingehen - Kathze.
Willkommen im Forum.
***
Jetzt möchte ich nur schnell dieses schreiben.
Meine Mutter war sehr schwierig. Herrisch, voller Vorschriften gegenüber ihren 3 Kindern. Egoistisch. Hauptsächlich an sich und ihren eigenen Vorlieben interessiert.
Einem meiner Brüder sagte sie, als ihr irgend etwas an ihm mißfiel: "Ich verstoße dich. Du bist nicht mehr mein Sohn."

Ich liebte sie nicht.
Dennoch, als sie mich - alt geworden - einmal fragte: "Und was hast DU mir vorzuwerfen", sagte ich: "Nichts."
Ich habe sie bis zu ihrem letzten Atemzug betreut.

Es war doch MEINE Mutter.
 
G

Gelöscht 125381

Gast
Was sie macht ist emotionale Erpressung (weinend anrufen, deine SMS extra nicht beantworten). Genau das gleiche habe ich auch durch. Lass dir das nicht länger gefallen.
 

Kathze

Mitglied
Ich würde für deine Eltern Pflegekräfte über einen Träger besorgen, welche sich um deine Eltern 1 x täglich oder mehrmals wöchentlich in ihrem Haushalt kümmern.

Die Krankenkasse finanziert solche Einsätze, wenn alte Menschen sich nicht mehr alleine versorgen können.
Für meine Mutter habe ich auch solche Pflegekräfte.

Lass dich bei einem Pflegedienst beraten.

Schütze dich selber...
Ja, das habe ich schon öfters angesprochen, schon, als es im Krankenhaus ersichtlich wurde, dass der letzte kein leichter Schlaganfall war und Folgeschäden mit sich bringen würde. Aber darauf reagiert sie ziemlich extrem, sie will das ausdrücklich nicht und meint, sie kann das schon alles allein. In der Realität klappt es aber nicht so gut und mein Vater muss vieles machen, aber er ist auch nicht mehr ganz fit und mein Bruder meinte mal, dass man nicht weiß, wer von beiden zuerst zusammen klappt. Mein Bruder hält sich ansonsten da aber bedeckt. Ich hatte es dann selbst in die Hand genommen und eine Frau gefunden, die einmal am Tag kommen könnte. Mit dem Resultat, dass meine Mutter ihr nicht mal die Tür geöffnet hat, als sie vorbei kam. Daraufhin hat sie dann auch fast zwei Wochen mit mir nicht geredet, sondern nur über andere verlauten lassen, was ich für ein kalter Mensch ich wäre.
 

Kathze

Mitglied
Morgen werde ich ausführlicher auf Deinen Bericht eingehen - Kathze.
Willkommen im Forum.
***
Jetzt möchte ich nur schnell dieses schreiben.
Meine Mutter war sehr schwierig. Herrisch, voller Vorschriften gegenüber ihren 3 Kindern. Egoistisch. Hauptsächlich an sich und ihren eigenen Vorlieben interessiert.
Einem meiner Brüder sagte sie, als ihr irgend etwas an ihm mißfiel: "Ich verstoße dich. Du bist nicht mehr mein Sohn."

Ich liebte sie nicht.
Dennoch, als sie mich - alt geworden - einmal fragte: "Und was hast DU mir vorzuwerfen", sagte ich: "Nichts."
Ich habe sie bis zu ihrem letzten Atemzug betreut.

Es war doch MEINE Mutter.
Danke!

Ja, so sehe ich es ja auch. Sie ist und bleibt meine Mutter, und ich möchte ihr helfen. Ich weiß ja auch nicht, warum das gerade so hochkommt, denn ich dachte, ich hätte mit der Vergangenheit meinen Frieden gemacht.

Mir hat sie das übrigens einmal in den letzten Monaten gesagt, dass ich für sie gestorben bin. Das war, als ich ihr zum wiederholten Male ans Herz legen wollte, dass wir eine Hilfe für sie bräuchten. Ich will sie nicht drängen, und ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, zu ihr zu ziehen und sie zu pflegen, aber es lässt sich einfach finanziell und beruflich für mich nicht machen und ich bin auch sicher, dass sie es dann doch nicht wollte, wenn ich ihr zum Beispiel im Bad zur Hand gehen müsste. Nach ein paar Wochen hat es sich wieder etwas eingerenkt und wir haben wieder normal reden können, aber es hat mir sehr zugesetzt und so ähnlich geht es alle paar Wochen.
 

Kathze

Mitglied
Was sie macht ist emotionale Erpressung (weinend anrufen, deine SMS extra nicht beantworten). Genau das gleiche habe ich auch durch. Lass dir das nicht länger gefallen.
Ja, sie war schon immer etwas eine "Dramaqueen" und konnte auch immer schon etwas manipulativ sein (vor allem gegenüber meinem Vater), aber jetzt ist es ziemlich extrem geworden. Vielleicht hat es auch mit den Schlaganfällen zu tun, da soll es ja manchmal auch zu großen Wesensveränderungen kommen. Ich fühle mich tatsächlich emotional etwas erpresst - es gab Situationen, da hatte ich das Gefühl, ich bin dafür verantwortlich, dass sie weiter macht oder sich was antut und das ist wirklich schlimm.
 
Zuletzt bearbeitet:

cucaracha

Urgestein
Sie treibt mit dir ein recht mieses Spiel, sie nutzt dich aus und sie denkt dabei nicht an dich.
Das ist schon emotionale Misshandlung.

Meine Mutter wollte zuerst auch keine fremde Hilfe annehmen und machte die Tür nicht auf...letztendlich nahm sie dann die Hilfe doch an.

Zu deiner Mutter hätte ich (auch wenn es hart klingt) gesagt entweder nimmt sie die Hilfe von Pflegekräften an (weil du ansonsten überlastet bist) oder sie soll komplett allein mit allem klar kommen ohne deine Unterstützung und dann würde ich tatsächlich kalt werden und mich von ihr distanzieren.
 

flower55

Aktives Mitglied
Mir wäre es einfach lieb, wenn ich wüsste, dass sie gut versorgt ist und ich meine Emotionen ihr gegenüber besser in den Griff bekommen könnte.
Hallo,
schwierige Situation, ganz, ganz schwierig.

Wenn es so ist, ist es so und es ist völlig in Ordnung.
Sie kann sich nicht mehr selber helfen.
In einer Pflegeeinrichtung ist sie gut versorgt und es ist kein "abschieben".
Viele Jahre habe ich gedacht, dass solches ein "Abschieben" ist.
Heute jedoch weiß ich, sind die Familienstrukturen so, wie es erwähnt wird,
der Alltag wird dadurch sehr belastet, macht es auf die Dauer keinen Sinn,
sich alleine darum kümmern zu wollen. Der Groll etc. wird zunehmen und
es wird sich irgendwann zu einem Lebensteil mutieren, der nur aus
"Pflichtgefühl" heraus erledigt wird.
Ein häufigeres Zusammentreffen führt unweigerlich dazu, dass "Altes" wieder
hochkommt und diese Lebensphase dadurch nicht entspannter macht sondern
eher belastender.

Setz Dich für das ein, was Du möchtest. Deine Mutter ist eine eigenständige
Person; auch sie hat sich mit ihrer Situation auseinanderzusetzen und es wird,
ausgehend von Deinen Beiträgen, für sie kein einfacher Prozess; sie wehrt sich
dagegen.

Geh wirklich nur dann hin, wenn es sich für Dich stimmig anfühlt; nehm Dir für
diese Begegnung eine gemeinsame Zeit. Du wirst dadurch familiäre Verhältnisse
vorfinden, die "schwer mitzutragen" sind, da sie sich beide nicht mehr so gut
eigenständig versorgen können.
Lege das Telefon nachts neben dem Hörer, damit Du es nicht hörst und
zumindest gut schlafen kannst.
Dieser dadurch bedingten "Belastung" zu entrinnen, wird ganz schwer möglich
sein; ich halte es für wertvoll, dass Du aufgrund Deiner Lebensbiographie mit
Deinen Eltern eine gewisse Distanz einhälst und sie in ihrer Eigenständigkeit
läßt; nehm ihnen nicht zuviel ab, dadurch verlassen sie sich mehr und mehr auf
Deine Hilfe, je weiter ihre gesundheitlichen Beeinträchtigungen voran-
schreiten.
Es läßt sich für Deine Eltern nicht "erzwingen", eine Pflegekraft oder anderes
in ihre Wohnbereiche zu lassen; verweigern sie dieses, haben sie ausgehend von
ihrer Eigenverantwortung sich damit auseinanderzusetzen, was sie dadurch
selber leisten müssen ohne nach Dir greifen zu "wollen".
Setz Dich mit ihnen auseinander, dass Du nicht immer für sie sorgen kannst
und es an der Zeit ist, sich damit auseinanderzusetzen; rechne mit den Reaktionen
Deiner Mutter und versuch, soweit es Dir möglich ist, davor zu "schützen".
Das sind ganz, ganz schwierige Familienverhältnisse.
Es wird seine Zeit der Auseinandersetzungen brauchen und sie wird ihr
Bestes geben, sich dagegen zur Wehr zu setzen; gehe bei alledem innerlich
davon aus, dass sie in einer Pflegeeinrichtung gut aufgehoben ist.

Eine ähnliche Familiensituation ist mir über Jahre bekannt ausgehend von dem,
welche Erwartungshaltungen die Mutter hatte und wie sie sich gegenüber denen
in ihrer Familie "verhielt", die es liebevoll mit ihr gemeint haben.
Mittlerweile ist sie in einer Pflegeeinrichtung und fühlt sich dort wirklich sehr
wohl. Das habe ich nie für möglich gehalten und sie lieber trotz alledem "in
ihrer gewohnten Umgebung" gesehen. Sie spricht dort von ihrem eigenen
Zimmer und möchte mit denen Menschen zusammensein, mit denen sie auf
einer Station liegt.

Lasse Dich persönlich nicht zuviel davon herunterziehen, dass es ein
"Abweisen" ist aus den familiären Verhältnissen.

Die seelischen Belastungen werden für Dich nicht leichter werden; kümmere
Dich um Dich und sorge gut für Dich.
Es sind schwere Lebensphasen, die, gelebt in den Familienverhältnissen, wie
Du sie erwähnst, ihre Zeit und ihre Geduld brauchen.

alles Liebe
flower55
 

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