Schwierige Eigenschaft macht mir das Leben schwer

Eigentlich komme ich im Leben gut zurecht. Ich bin in einer glücklichen Beziehung, habe einen ansprechenden Job mit netten Vorgesetzten und Kollegen, verstehe mich sehr gut mit meiner Familie und habe einen tollen Freundeskreis.

Trotzdem gibt es da etwas, das mich immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Ich habe eine Eigenschaft an mir, mit der meine Mitmenschen nicht zurechtkommen. Wegen dieser Eigenschaft sind schon einige Beziehungen und Freundschaften zerbrochen, und auch auf ehemaligen Arbeitsstellen gab es Probleme.

Wenn ich mich auf einen bestimmten Menschen oder eine Sache oder ein Ereignis innerlich riesig freue und sich dann die Umstände quasi von einer Sekunde auf die andere zu meinen Ungunsten verändern, bin ich enttäuscht und neige leider dazu, meine Enttäuschung auf eine Art und Weise auszudrücken, mit der meine Mitmenschen nicht zurecht kommen. Wenn sich die Gegebenheiten plötzlich und unerwartet verändern, neige ich leider zu Überreaktionen und stoße meine Mitmenschen damit vor den Kopf. Von meiner Seite ist es generell nicht böse gemeint, wenn ich meine Enttäuschung äußere, aber viele andere Menschen reagieren sehr empfindlich darauf, sind dann sehr lange gekränkt und manche wenden sich sogar komplett ab.

Was kann ich machen, um in solchen Situationen gelassener zu reagieren bzw. meine Überreaktionen in den Griff zu bekommen?

Was genau sind "Überreaktionen"?

Auch wenn Du es natürlich nicht böse meinst, kann eine sehr heftige Reaktion auf unerwartete Ereignisse viele Leute vor den Kopf stoßen.

Woher kommt das Deiner Meinung nach, warst Du schon immer so, kannst Du das an etwas festmachen, was das ausgelöst haben könnte?

Was ich Dir raten kann: Tagebuch schreiben, aufschreiben, was genau Dich warum nervt. Und Meditationen zum Thema Gelassenheit bzw. allgemein Mediationen, um entspannter zu werden.

Unter diesen beiden Links findest Du etliche Videos bzw. Meditationen zu dem Thema.

Hallo,

ich kenne das so ähnlich auch. Magst du mal ein Beispiel für so eine Reaktion nennen? Was passiert da genau?

Was für mich selbst am besten funktioniert, ist mir selbst zu erlauben, die Enttäuschung an- und auszusprechen, aber dabei bei mir zu bleiben. Eben meine Gefühle benennen anstatt zu sehr in der Emotion zu agieren, z.B. zu sagen "ich bin traurig und enttäuscht" anstatt sowas wie "na toll, ist ja klar, dass du absagst, find ich schei*e". Das ist für andere Menschen auch nicht immer einfach, aber ich denke, dass ich das "darf" und ich erlaube mir selbst, auszudrücken, was in mir ist.

Dankeschön, dass ich euch die Zeit nehmt und auf mich eingeht .

Ja, ich war tatsächlich schon immer so. Vor ca. 15 Jahren habe ich die Diagnose ADHS bekommen. Diese Eigenschaft ist sehr typisch für ADHS-Betroffene, wenn auch das nicht jeder an sich hat.

Meistens passiert mir das, wenn ich mich gestresst/unter Zeitdruck fühle. Neulich auf der Arbeit war ich in der Situation, dass eine meiner Vorgesetzten mich gefragt hat, ob ich gerne einen höhenverstellbaren Tisch haben möchte. Ich habe mich über ihr Angebot gefreut und es dankbar angenommen. Sie hat den Verantwortlichen angeschrieben, wenige Tage später wurde der neue Schreibtisch geliefert.

Als der Handwerker mit dem Schreibtisch in mein Büro kam, meinte er zu mir, dass mein neuer Tisch nun da sei und ich jetzt 30 cm in der Länge verliere. Ich empfand schon meinen alten Schreibtisch als zu kurz (in früheren Jobs hatte ich immer längere Schreibtische) und bekam erst bei der Anlieferung gesagt, dass ich jetzt noch weniger Platz zur Verfügung haben werde. Weil es in der besagten Woche eh schon sehr stressig war, kam von mir ein entsetzter Kommentar in der Richtung: "Was? Wieso das denn?" Antwort Handwerker: "Weil uns niemand im Vorfeld gesagt hat, welche Größe der Tisch haben soll. Wenn uns keiner was sagt, bestellen wir immer die kleinstmögliche Größe." Ich dann enttäuscht: "Tja, ich hatte keine Ahnung, dass es bei uns Schreibtische in unterschiedlichen Größen gibt. Wenn mir das jemand im Vorfeld gesagt hätte, hätte ich natürlich eine Angabe gemacht."

Ich arbeite erst seit einem knappen Jahr in meinem Job und wusste wirklich nicht, dass man bei uns Schreibtische in verschiedenen Größen bestellen kann. Meine Vorgesetzte hat das Gespräch zwischen mir und dem Handwerker mitbekommen und war total gekränkt. Sie empfand mein Verhalten ihr gegenüber als nicht wertschätzend und undankbar und hat mich das tagelang spüren lassen. Dabei war das gar nicht böse von mir gemeint. Ich war einfach nur überrascht von der Situation und überfordert in dem Moment. Für mich war die Sache nach der Anlieferung abgehakt. Ich habe den Tisch angenommen wie er ist (auch wenn es wirklich schwer ist mit dem Platz) und war über die empfindliche Reaktion meiner Vorgesetzten sehr überrascht.

@Binchy: Vielen Dank für den Tipp mit den Meditationen ! Um ehrlich zu sein, meditiere ich seit Anfang des Jahres jeden Morgen (das ist das Erste, was ich nach dem Aufstehen mache) und es tut mir auch wirklich sehr gut. Aber diese Eigenschaft zeigt sich trotzdem sporadisch mal bei mir, ich krieg das nicht ganz weg.

Na ja - in dem Fall mit dem Tisch lag der Fehler ja ganz klar bei deiner Vorgesetzen, die wohl den Fehler nicht einsah. Vielleicht war es ihr auch nicht bewusst, aber das war dann mangelnde Kommunikation bzw. ein Mißverständnis. Aber man kann den Tisch doch reklamieren und einen größeren bestellen. Meine Reaktion an der Stelle wäre sicherlich ähnlich wie deine gewesen.

Unter Überreaktion würde ich jetzt z.B. einen Wutausbruch, Rumbrüllen, mit Sachen werfen etc. verstehen, also eine sehr extreme und unangemessene Reaktion. Deine Reaktion mit dem Tisch war aber in meinen Augen nicht unangemessen, sondern eher das Verhalten Deiner Vorgesetzten.

Wir sind Menschen, wir haben Fehler, wir können niemals perfekt sein. Ich denke, dass es im Leben darauf ankommt, sich sehr gut kennenzulernen, an sich zu arbeiten und das, was veränderbar ist zu verändern und mit dem Rest leben zu lernen oder es, wenn möglich, abzuschwächen.

Deine Freunde werden ihre Fehler haben und solange Du nicht extrem überreagierst, müssen auch sie lernen, mit manchen Verhaltensweisen von dir umzugehen. Da würde ich mich auch nicht klein machen, sondern ihnen auch sagen, dass sie da etwas toleranter sein sollten.

Überreagiertundverzweifelt meinte:

Dabei war das gar nicht böse von mir gemeint.

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Darum ging es auch Deiner Vorgesetzten nicht, sondern darum, dass sie Dich als undankbar empfand. Hier hast Du also nicht genügend gesagt, damit man Dich besser versteht. Du kannst es noch bereinigen, indem Du Deiner Vorgesetzten ganz klar ausdrückst, wie froh Du über den neuen Schreibtisch bist, weil er Dir die Arbeit erleichtert und beispielsweise verhindert, Kreuzschmerzen zu bekommen, und weil es für Dich ja auch ein Privileg bedeutet, als Neue gleich in dieser Weise bedacht worden zu sein. Nur - und das fügst Du dann beiläufig hinzu -, ist der Platz leicht verringert, und das hätte Dich am Anfang etwas desorientiert oder so.
Verstehst Du? Deine Vorgesetzte war enttäuscht über die fehlende Anerkennung Deinerseits für ihre Nettigkeit Dir gegenüber.

Ja, das stimmt natürlich. Deine spontane Reaktion war Enttäuschung, verständlich, da der Tisch ja falsch bestellt wurde. Aber sicherlich hättest Du danach mit Deiner Vorgesetzen reden sollen, um zu erklären, dass die Idee toll war, aber dass der Tisch so nicht viel nützt.

Hm - vielleicht bist Du auch einfach nicht direkt genug - wäre das meine Vorgesetzte wüsste die , das mir der Tisch zu klein ist, wenn ich dann gefragt würde, ob ich einen höhenverstellbaren will, würde ich antworten , klar , wenn der größer ist ....weil das Problem mit dem zu kleinen Tisch hätte ich ja immer noch.

Ich denke mir immer klare Kommunikation erspart sowas , die redet von dem höhenverstellbaren Tisch - Du denkst an einen zu kleinen- bekommst einen noch kleineren - weil Du nicht explizit klarmachst der Tisch ist zu klein , nimmst Du Dich da aus falscher Höflichkeit zurück ?

Warum - Du darfst so sein wie Du bist - aber Du hast es verpeilt, Dein Problem mit dem eh schon zu kleinen Tisch, explizit zu kommunizieren, Deine Vorgesetzte die Tisch bestellt, ohne über die Größe ( so auch den Preis ) nachzudenken, ist für mich genauso kommunikativ mangelhaft.

Aber ist das wirklich einem Charakterzug oder einer Diagnose ADHS zugrunde zu legen ?
Vielleicht die Tatsache , das Du es nicht aussprichst, Deine Vorgesetzte genauso wenig , erkläre ihr den Sachverhalt , nichts geht über ne saubere Kommunikation.

Gut in so nem Zickenkriegheuchlerundfrauenmännerverstehendengesundveganem Weltretterbüro
bekommst Du damit Probleme, das sind die Künstler der leeren Sätze, gut in der Politik, der Wirtschaft wohl auch, da ist das wie Du Dich zu verhalten hast schon vorgegeben, der ungeschriebene Verhaltenskodex sozusagen, da hilft nur lernen und anpassen.