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Psychiatrie....wem hat es geholfen? Erfahrungen....

G

Gelöscht 114641

Gast
Was hattet Ihr denn für Krankheitsbilder und Therapien? Wenn ich fragen darf?
Gar keine. Ich fand es als Kind/Jugendliche so schrecklich mit meinen Eltern und Geschwistern, dass ich immer wieder meine Sachen gepackt habe um mich am Bahnhof Zoo niederzulassen. In solchen Fällen weiß sich unser Vater Staat nicht anders zu helfen als die Kinder/Jugendlichen dann einzusperren, da Straßenkinder in einem Land wie Deutschland natürlich undenkbar sind.
 
G

Gast2020

Gast
Ich persönlich habe sehr gute Erfahrungen mit der Psychiatrie gemacht.

Ich wurde vor drei Jahren wegen schweren Depressionen und Bulimie aufgenommen. Vorher hatte ich keine ambulante Therapie. Mir hat das ganze wirklich weiter geholfen und es hat erst den Grundstein gelegt, dass ich danach eine ambulante Therapie machen konnte. Auf die hätte ich mich nämlich ohne den Klinikaufenthalt nicht einlassen können. Ich war 3 Monate dort.

Mir hat extrem geholfen, dass es eine feste Tagesstruktur gibt. Ich habe zu dem Zeitpunkt eigentlich den ganzen Tag über nichts gemacht, konnte nicht zu meinem Studium gehen und war nur zuhause. Stationär hat man natürlich viel mehr Programm als ambulant und ich habe mich sehr gut aufgefangen gefühlt.

Ich habe auch starke Ängste gehabt, vor allem Einkaufen gehen und Telefonieren. Dafür habe ich keine Diagnose bekommen , es hat sich auch schnell verbessert, sobald ich in Behandlung war - wobei ich mir recht sicher war, dass das auch keine Angststörung war sondern ein "Nebenprodukt" von dem allgemeinen psychisch schlechtem Zustand, in dem ich mich befand.

Natürlich hilft es nicht jedem, auf meiner Station waren auch Patienten, denen das ganze nichts gebracht hat. Vielleicht kannst du dir ja mal eine Klinik persönlich anschauen? Man kriegt da ja schon einen recht guten Eindruck von dem Konzept dort.

Mittlerweile studiere ich seit 2 1/2 Jahren und ich habe auch einen Nebenjob. Ich habe nach dem stationären Aufenthalt aber auch noch tagesklinisch weitergemacht und dann ambulant. Es war also ein langer Weg, hat sich aber gelohnt. Ich möchte dir da wirklich Hoffnung spenden.

Ich nehme tatsächlich auch Medikamente, ich wurde aber NICHT dazu gezwungen. Es wurde mir vorgeschlagen, ich habe es erst abgelehnt und dann Wochen später doch danach gefragt.

Natürlich geht es mir nicht die ganze Zeit komplett gut, ich hatte auch zwischendurch noch Phasen, wo ich sehr hoffnungslos war. Aber ich bin nie wieder so weit unten angekommen, wo ich vor der stationären Aufnahme war.

Ich glaube, man kann gute oder schlechte Erfahrungen machen. Wenn du merkst, dass es nichts für dich ist, musst du ja auch nicht bis zum Ende bleiben. Wenn du noch Fragen hast, melde dich gerne.

Liebe Grüße und alles Gute!
 
G

Gelöscht 114642

Gast
@gast2020 okay, vielen dank...das hört sich gut an, deine ehemaligen Probleme erinnern mich stark an meine jetzigen... ich habe ja auch eine körperschemastörung....Ängste, schwere Depressionen.....

Wie war denn das Behandlungskonzept bei dir?

lg van
 
G

Gast2020

Gast
Wie war denn das Behandlungskonzept bei dir?
Es gab bei uns damals einmal die Woche Einzeltherapie, das kam mir zu dem Zeitpunkt sehr wenig vor, aber da ich sehr instabil war, wäre ich in mehr Zeit auch nicht weiter gekommen. Auslegt war das ganze irgendwo zwischen Verhaltens- und Tiefenpsychologie würde ich sagen. :)

Die Gruppenangebote waren vor allem in die Richtung Ergotherapie. Es gab Handwerken (Körbe flechten, Specksteine schleifen, etc - lernen sich zu Beschäftigen, mit Frustration umzugehen, unter Menschen zu sein), gestalterische Ergotherapie (es wurde eine Aufgabe vorgegeben und man hat sie künstlerisch gestaltet) und die quasi eine Art Soziales Kompetenztraining (Wie nehmen andere mich wahr? Wie nehme ich mich wahr, wenn ich in einer Gruppe bin?)

Und dann gab es noch Bewegungsangebote und manchmal sowas wie kreatives Schreiben oder Entspanungsübungen.

Was ich auch als sehr hilfreich erlebt habe, war, dass mir aufgetragen wurde mich oft bei der Pflege zu melden, wenn es mir schlecht ging. Ich habe bis dahin immer in meinem Zustand des Leidens verharrt, bis ich es nicht mehr ausgehalten habe. Erst in der Klinik habe ich gelernt, mir schon Hilfe zu holen, bevor die Krise ihren Gipfel erreicht.

Dazu haben auch die Morgen- und Abendrunden beigetragen (Wie geht es mir morgens beim Aufstehen, wie verändert sich meine Stimmung über den Tag? Was ist heute mein Ziel? ) und auch in den Gruppentherapien hat man sehr viel reflektiert und gelernt, seine Bedürfnisse wahrzunehmen.

Du erzählst von Ängsten und Zwängen - wenn du stationär in eine Klinik gehst wird man vermutlich viel mit Expositionstraining arbeiten, das heißt: Sich seinen Ängsten stellen. Sich dem unangenehmen Gefühl stellen, wenn man die Zwänge nicht ausleben kann. Das heißt aber auch: Schritt für Schritt lernen, dass die Barrieren die einen von einem normalen Leben abhalten "nur" im Kopf sind. Und dass man sie überwinden kann. Hast du schon mal eine Therapie gemacht, abgesehen von den kurzen stationären Aufenthalten?

Insgesamt erlebe ich Therapie als weiterführend, man handelt ja ständig nach den Gedanken die man hat (ich habe Angst, also kann ich das nicht machen; ich muss das jetzt machen, sonst passiert etwas schlimmes) und hinterfragt das gar nicht. Wenn man das ganze mal mit professioneller Hilfe irgendwie aufschreibt und analysiert versteht man sich selbst viel besser.

Ich finde es auch recht wichtig, dass man sich nach der Klinik (falls du gehst - aber auch ansonsten wäre es meiner Meinung nach ratsam) zu einem ambulanten Therapeuten zu gehen. So schön es auch wäre, aber einmal ein paar Wochen in der Klinik heilen einen nicht für immer. Je mehr Handwerkzeug man noch an die Hand bekommt, desto besser.

Liebe Grüße und alles Gute. Ich hoffe, ich habe deine Frage richtig verstanden.
 
G

Gelöscht 114642

Gast
hallo gast2020,
vielen dank für deine Beschreibungen. 😊
okay, das hört sich supi an....
ich habe mal 4 Wochen DBT gemacht dann war ich auch noch in einer Tagesklinik, allerdings hatte mich das zu dem Zeitpunkt überfordert, da ich immer so viele soziale Probleme hatte und so ist es diesmal warscheinlich auch wieder.... ich muss mir ja eine neue Wohnung suchen, und weiß nicht wo oben und unten ist durch etliche Probleme.... Gericht, Anwalt, Probleme mit Ex, Sohn usw...

Ich würde mich wirklich gerne mal auf eine Therapie einlassen können, jedoch ist dies auch wieder schwierig.... und wenn es zu viel wird, bin ich in dissoziativen Zuständen gefangen und bekomme gar nichts mit...

Trotzdem macht mir dein Post etwas Hoffnung... danke

lg van
 

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